Am Ende sterben wir sowieso. Adam Silvera. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Adam Silvera
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783038801191
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nett zu sein – hellhäutig, braune Augen, braune Haare, ein Nasenpiercing und ein strahlendes Lächeln. Ich öffne die Nachricht.

      Wendy Mae G. (02:02 Uhr): hi mateo. cooler buchgeschmack. wette du hättest jetzt gern ’nen tarnzauber gegen den tod, stimmts??

      Sie meint es sicher gut, aber mit ihrem Profil und dieser Nachricht versetzt sie mir eher Nadelstiche, als mir aufmunternd auf den Rücken zu klopfen, wie ich gehofft hatte. Aber ich will nicht unfreundlich sein.

      Mateo T. (02:03 Uhr): Hey, Wendy Mae. Danke, du hast auch einen coolen Buchgeschmack.

      Wendy Mae G. (02:03 Uhr): scorpius hawthorne 4ever … wie gehts dir?

      Mateo T. (02:03 Uhr): Nicht so toll. Ich will mein Zimmer nicht verlassen, weiß aber, dass ich hier rausmuss.

      Wendy Mae G. (02:03 Uhr): wie war der anruf? hattest du angst?

      Mateo T. (02:04 Uhr): Ich hab leichte Panik gekriegt – eigentlich sogar deutlich mehr als nur leichte, um ehrlich zu sein.

      Wendy Mae G. (02:04 Uhr): lol. du bist echt witzig. und total süß. deine eltern sind bestimmt auch voll fertig, oder?

      Mateo T. (02:05 Uhr): Nimms mir nicht übel, aber ich muss jetzt los. Gute Nacht noch, Wendy Mae.

      Wendy Mae G. (02:05 Uhr): was hab ich denn gesagt? warum redet ihr toten typen nie mit mir?

      Mateo T. (02:05 Uhr): Nicht so wichtig. Aber meine Eltern können gar nicht fertig sein, weil meine Mutter schon lange tot ist und mein Vater im Koma liegt.

      Wendy Mae G. (02:05 Uhr): und woher soll ich das wissen?

      Mateo T. (02:05 Uhr): Steht in meinem Profil.

      Wendy Mae G. (02:05 Uhr): okay, wie auch immer. hast du dann sturmfrei? eigentlich sollte ich meine jungfräulichkeit an meinen freund verlieren, aber ich wollte vorher noch üben und dachte, du könntest mir vielleicht dabei helfen.

      Ich schließe den Chat, während sie eine weitere Nachricht tippt, und blockiere sie sicherheitshalber. Ich kann ihre Unsicherheit zwar nachvollziehen, und sie und ihr Freund tun mir leid, falls es ihr gelingen sollte, ihn zu betrügen, aber ich kann keine Wunder vollbringen. Es sind noch andere Nachrichten eingegangen, diesmal mit Betreff:

      Betreff: Tüte gefällig?

      Kevin und Kelly. 21 Jahre. Männlich.

      Bronx, New York (6 Kilometer entfernt).

      Todgeweiht? Nein.

      Betreff: Mein Beileid, Mateo (schöner Name)

      Philly Buiser. 24 Jahre. Männlich.

      Manhattan, New York (5 Kilometer entfernt).

      Todgeweiht? Nein.

      Betreff: Sofa zu verkaufen? Guter Preis?

      J. Marc. 26 Jahre. Männlich.

      Manhattan, New York (1 Kilometer entfernt).

      Todgeweiht? Nein.

      Betreff: Sterben ist scheiße, was?

      Elle R. 20 Jahre. Weiblich.

      Manhattan, New York (5 Kilometer entfernt).

      Todgeweiht? Ja.

      Ich ignoriere Kevins und Kellys Nachricht; kein Interesse an Dope. Ich lösche J. Marcs Nachricht, weil ich das Sofa nicht verkaufen werde, das Dad irgendwann wieder für seinen Mittagsschlaf am Wochenende brauchen wird. Ich antworte Philly – weil seine Nachricht als Erste reinkam.

      Philly B. (02:06 Uhr): Hey, Mateo. Wie gehts?

      Mateo T. (02:08 Uhr): Hey, Philly. Ist es erbärmlich, wenn ich sage, ich komm schon klar?

      Philly B. (02:08 Uhr): Nee, ich kann mir vorstellen, dass es hart ist. Bin nicht gerade scharf auf den Tag, an dem der Todesbote bei mir anruft. Bist du denn krank oder so? Ganz schön jung fürs Sterben.

      Mateo T. (02:09 Uhr): Stimmt, ich bin gesund. Und ich hab Panik davor, wie es sein wird, aber gleichzeitig hab ich auch Angst, mich irgendwie selbst zu enttäuschen, wenn ich nicht rausgehe. Ich will auf keinen Fall die Wohnung verpesten, wenn ich hier drin sterbe.

      Philly B. (02:09 Uhr): Dabei kann ich dir helfen, Mateo.

      Mateo T. (02:09 Uhr): Wobei?

      Philly B. (02:09 Uhr): Ich kann dafür sorgen, dass du nicht stirbst.

      Mateo T. (02:09 Uhr): Das kann keiner.

      Philly B. (02:10 Uhr): Ich schon. Du scheinst ein cooler Typ zu sein, der es nicht verdient zu sterben, deshalb solltest du zu mir kommen. Es muss ein Geheimnis bleiben, aber ich habe das Mittel gegen den Tod in meiner Hose.

      Ich blockiere Philly und öffne Elles Nachicht. Aller guten Dinge sind drei.

      RUFUS

      02:21 Uhr

      Aimee geht auf mich los und drängt mich gegen den Kühlschrank. Eigentlich versteht sie keinen Spaß, wenns um Gewalt geht, weil ihre Eltern übel verknackt worden sind, nachdem sie einen kleinen Lebensmittelladen ausgeraubt und den Besitzer und seinen zwanzigjährigen Sohn verletzt haben. Allerdings wird Aimee auch nicht gleich im Knast landen, wenn sie mich hier rumschubst.

      »Guck ihn dir an, Rufus. Was hast du dir dabei gedacht, verdammt noch mal?«

      Ich weigere mich, Peck anzuschauen, der an der Arbeitsplatte lehnt. Schon als er reingekommen ist, konnte ich sehen, welchen Schaden ich angerichtet habe: Ein Auge ist zugeschwollen, ein Schnitt an der Lippe, getrocknetes Blut auf den Beulen am Kopf. Jenn Lori steht neben ihm und drückt ihm Eis an die Stirn. Sie kann ich auch nicht anschauen, weil sie so enttäuscht von mir ist, Abschiedstag hin oder her. Tagoe und Malcolm stehen schweigend neben mir, nachdem Jenn Lori und Francis den beiden schon einen Anschiss verpasst haben, weil sie mitten in der Nacht noch mit mir losgezogen sind, um Peck zusammenzuschlagen.

      »Na, jetzt bist du plötzlich nicht mehr so mutig, was?«, fragt Peck.

      »Halt’s Maul.« Aimee fährt herum und knallt ihr Handy auf die Arbeitsplatte, sodass alle zusammenzucken. »Und bleib gefälligst hier.« Sie stößt die Küchentür auf, und Francis steht nicht ganz zufällig neben der Treppe, er versucht etwas mitzukriegen, sich aber gleichzeitig zurückzuhalten, um keinen Todgeweihten beschämen oder bestrafen zu müssen.

      Aimee zieht mich am Handgelenk ins Wohnzimmer. »Und? Der Todesbote ruft an und du denkst, das gibt dir das verdammte Recht, einfach plattzumachen, wen du willst?«

      Vermutlich hat Peck ihr nicht gesagt, dass ich ihm schon die Seele aus dem Leib geprügelt hab, bevor der Anruf kam. »Ich …«

      »Was?«

      »Es bringt nichts zu lügen. Ich hatte es auf ihn abgesehen.«

      Aimee tritt einen Schritt zurück, als wäre ich ein Monster, das jeden Moment auf sie losgehen könnte, was mich echt fertigmacht.

      »Hör zu, Ames, ich bin einfach ausgerastet. Schon bevor der Todesbote mir diese Handgranate in den Schoß geworfen hat, hatte ich das Gefühl, keine Zukunft zu haben. Meine Noten waren immer scheiße, ich bin schon fast achtzehn, ich hab dich verloren und war kurz vorm Durchdrehen, weil ich nicht wusste, was ich tun sollte. Ich hab mich wie der totale Versager gefühlt und Peck hat so ziemlich genau das gesagt.«

      »Du bist kein Versager«, sagt Aimee und zittert leicht, während sie auf mich zukommt, jetzt ohne Angst. Sie nimmt meine Hand und wir setzen uns auf das Sofa, wo sie mir gesagt hat, sie würde von Pluto wegziehen, weil ihre Tante genug Kohle hätte, um