Soulmates: Ruf des Schicksals. J.L. Langley. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: J.L. Langley
Издательство: Bookwire
Серия: Soulmates
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958235281
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du hast doch gesagt, dass wir uns unsere Gefährten nicht aussuchen. Dass Gott das macht. Woher weißt du dann, dass mein Gefährte nicht Haare wie Sonnenschein und Augen wie der Himmel hat?«

      Lena verdrehte die Augen und stieß einen Seufzer aus. »Weil Gott uns sowas nicht antun würde, Chay.« Die letzte Kartoffel war geschält und Lena wollte gerade zum Kühlschrank gehen, als sie wie angewurzelt stehen blieb.

      »Chayton Montgomery Winston. Was habe ich dir über das Teilen mit Tieren gesagt?«

      Chays Augen strahlten sie an. Sein Blick wanderte zur Hauskatze hinüber, deren Schnurrhaare mit Kuchenteig verklebt waren, und dann wieder zurück zu seiner Mutter. »Du hast gesagt, ich darf nicht mit Roscoe teilen, Mommy. Von Fluffy hast du nichts gesagt.«

      Kapitel 1

      »Doktor Winston?«

      Chay setzte gerade den letzten Stich bei Mrs. Prestons Katze Bitsy und sah erst zu seiner Sprechstundenhilfe auf, als er fertig war. »Ja, Cheryl?«

      »Der Wildhüter ist hier. Er hat einen Wolf dabei und möchte mit Ihnen reden. Er sagt, es ist dringend.«

      Was in aller Welt konnte Frank Red Hawk wollen? Für gewöhnlich lieferte er die verletzten Tiere nur hier ab und ging dann wieder. »Okay, ich bin gleich da.« Er bedachte Tina, seine Assistentin, mit einem Lächeln. »Kannst du das hier fertig machen?«

      Tinas braune Augen zwinkerten ihn über den Mundschutz hinweg an. »Kein Problem, Boss.«

      Chay ging nach draußen, konnte sich aber nicht verkneifen, über ihre Überschwänglichkeit zu schmunzeln. Tina liebte ihre Arbeit. Sie hätte die komplette Operation allein durchgeführt, wenn er sie gelassen hätte. Er wusch sich und ging dann zum Empfang.

      Der Wildhüter tigerte unruhig auf der anderen Seite des Tresens auf und ab und nagte an seiner Unterlippe. Verdammt. Irgendetwas schien absolut nicht in Ordnung zu sein. Chay ging um den Tresen herum.

      Frank stürmte regelrecht auf ihn zu. Er packte ihn bei den Schultern, beugte sich zu ihm vor und flüsterte, sodass nur Chay es hören konnte: »Chay, ich hab einen Wolf aufgelesen. Einer deiner Assistenten hat ihn in einen Raum gebracht. Aber ich muss mit dir reden.« Bedeutungsvoll hob er eine Augenbraue und sah sich um. Als sein Blick auf Cheryl traf, räusperte er sich. »Können wir in dein Büro gehen?«

      »Na klar. Hier entlang.« Chay führte den älteren Mann in sein Büro und schloss die Tür hinter sich. Er durchquerte den Raum und setzte sich auf die Kante seines Mahagonischreibtisches. »Was ist los, Frank?«

      »Der Wolf ist einer von uns, Chay. Ich war heute Morgen draußen, weil jemand Wilderer gemeldet hatte. Ich hab mehrere Patronenhülsen gefunden, bevor ich ein Winseln gehört habe. Da lag ein Wolf in der flachen Senke nördlich des Reviers von unserem Rudel. Also bin ich zurück und habe mein Betäubungsgewehr geholt. Ich habe abgedrückt, bevor mir klar wurde, dass es ein Werwolf ist. Aber die Sache ist die, Chay: Der Wolf gehört nicht zu unserem Rudel. Er ist weiß. Ich mein sein Fell… er hat weißes Fell und ist ziemlich klein… vielleicht ein Teenager.«

      Mit Daumen und Zeigefinger zupfte Chay an seiner Unterlippe. »Warum haben die Wilderer ihn nicht mitgenommen?«

      Frank zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Ich schätze, sie haben es mit der Angst zu tun bekommen.«

      »In welcher Verfassung ist der Wolf?«

      »Er hat eine Kopfverletzung, sieht aber nicht allzu ernst aus. Eine Kugel konnte ich nicht entdecken. War wohl nur ein Streifschuss. Du weißt selbst, wie übel die bluten können, aber es sieht nicht besonders tief aus. Der Schädel wurde mit ziemlicher Sicherheit nicht verletzt, aber der Blutverlust ist wahrscheinlich groß genug, um die Rückverwandlung ziemlich schwierig zu machen.«

      Chay nickte. Das klang plausibel. Obwohl es auch an der Orientierungslosigkeit liegen könnte. Die Verwandlung zurück in Menschengestalt würde die Wunden schließen, aber ein Kopftreffer konnte das Bewusstsein trüben und man musste sich für die Rückverwandlung ziemlich konzentrieren.

      Frank lehnte sich in dem großen Ledersessel vor Chays Schreibtisch zurück. Er krallte sich so fest ins Polster, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. »Ich mache mich gleich auf den Weg zur Reservatspolizei. Danach erstatte ich John Carter Bericht.«

      Chay nickte. John Carter war der Alpha ihres Rudels. Von solchen Dingen musste er unterrichtet werden. »Ja, mach das. Ich hab ein ungutes Gefühl dabei. Wir können verdammt noch mal keine Wilderer in unserem Revier gebrauchen. Dass letzte Nacht Vollmond war, macht es umso beunruhigender.«

      »Ja, das war auch mein Gedanke.«

      »Gut. Ich sehe dann besser mal nach meinem neuen Patienten.« Chay stieß sich von der Tischkante ab und reichte dem Wildhüter die Hand.

      Frank schüttelte sie. »Vielen Dank, Doc. Halt mich auf dem Laufenden, wie unser kleiner Patient sich macht.«

      »Mach ich, Frank.« Chay öffnete die Tür und begleitete Frank in Richtung Ausgang. Am Empfang machte er Halt. »Cheryl, wo ist der Wolf, den der Wildhüter reingebracht hat?«

      »Untersuchungsraum vier, Dr. Winston. Tommy hat ihm einen Maulkorb angelegt, aber er steht ziemlich neben sich. Ich bezweifle, dass er einen braucht.«

      »Gut. Ich seh mal nach ihm.«

      »Dr. Winston?«

      Chay drehte sich um. »Ja?«

      »Bob McIntyre hat angerufen und bittet Sie, ins Reservat rauszukommen, um seine neue Stute anzusehen. Er glaubt, sie könnte trächtig sein.«

      Er nickte und warf einen Blick auf seine Uhr. Es war fast Mittag. Heute war sein kurzer Arbeitstag, also würde er um 12:30 Uhr Schluss machen. Er ließ seinen Blick durch den leeren Wartebereich schweifen, ehe er sich wieder an Cheryl wandte. »Haben wir heute noch Termine?«

      Sie sah im aufgeschlagenen Kalender vor sich nach. »Nein. Wenn nicht noch jemand reinkommt, sind wir für heute fertig.«

      »Okay. Dann dreh schon mal das Schild auf Geschlossen und ruf dann Bob an. Sag ihm, ich schaue auf dem Nachhauseweg bei ihm vorbei.«

      »Jawohl, Sir.«

      Chay verließ den Empfang. Da war noch ein Wolf, um den er sich kümmern musste.

      Er bog gerade um die Ecke, als Tina aus dem OP kam. »Hey, Chay. Bitsy erholt sich gerade.«

      Sie hob die Hand und Chay schlug ein. »Gut gemacht, Tina. Du kannst für heute Schluss machen. Aber ruf vorher bitte noch Mrs. Preston an und sag ihr, dass es Bitsy gut geht und sie morgen früh abgeholt werden kann.«

      Tina zwinkerte und joggte zum Empfang hinüber. »Alles klar, Chay. Ich seh dich dann morgen.«

      »Oh, und Tina?«

      Sie wirbelte so schnell herum, dass ihr dunkler Pferdeschwanz ihr ins Gesicht schlug. Sie blinzelte und strich ihre Haare zurück. »Ja?«

      »Vergiss bitte nicht, dass du heute die Fünf-Uhr- und die Mitternachts-Schicht hast, um nach den Tieren zu sehen.«

      »Klar, ich werd da sein. Kommst du heute noch mal rein?«

      »Ja, um halb vier und um acht. Immerhin hatten wir heute drei Operationen. Tommy bleibt die ganze Nacht über hier.«

      »Okidoki. Bis dann, Chay.«

      »Bis dann, Tina.« Er lächelte ihr hinterher, als sie sich zum Gehen umwandte. Dann setzte er seinen Weg zu Untersuchungsraum vier fort.

      Plötzlich spürte er, wie seine Eckzähne in seinem Zahnfleisch zu drücken begannen und seine Fänge wuchsen.

      Was zur Hölle…?

      Je näher er dem Raum kam, desto merkwürdiger reagierte sein Körper. Ein Gefühl der Euphorie überkam ihn, wie Schmetterlinge im Bauch, aber doch nicht ganz. Es lag nicht an seinen Nerven. Blut schoss in seinen Penis und seine Sicht verschwamm, als er nach dem Türknauf griff. Er kniff die Augen zusammen,