Jesus von Nazaret. Jens Schröter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jens Schröter
Издательство: Bookwire
Серия: Biblische Gestalten (BG)
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783374050451
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dem, was der historischen Rückfrage standhält, und der Legende, die sich schon im Neuen Testament um die Person Jesu gebildet hat, ohne beides auseinanderzureißen. Für die frühen Christen gehörten das historische Geschehen und seine Deutung durch das Glaubenszeugnis untrennbar zusammen. Historischer Forschung geht deshalb es um ein Jesusbild, das den Zusammenhang zwischen den historischen Ereignissen und ihren Deutungen nachvollziehbar werden lässt. Dies ist auch das Anliegen des vorliegenden Buches.

      Eine Jesusdarstellung kommt nicht ohne einen Überblick über zentrale Fragestellungen und Positionen der Forschung aus. Bei einem Buch von diesem Format kann es sich dabei nur um eine Skizze handeln. Wer in neuere Werke der Jesusforschung schaut – etwa in das monumentale Opus von John P. Meier, das auch nach drei Bänden und über 2000 Seiten noch nicht abgeschlossen ist, oder in das nicht minder eindrucksvolle Werk von James D.G. Dunn mit einem Umfang von über 1000 Seiten1 -, dem steht vor Augen, auf wie vieles hier verzichtet werden musste. Auf diese und weitere Jesusbücher der zurückliegenden Jahre, die bei der Abfassung der vorliegenden Darstellung stetige Begleiter waren und mit denen die Diskussion aus Raumgründen oft doch nur implizit geführt werden kann, sei darum nachdrücklich hingewiesen.2

      Ich widme das Buch dem Andenken meines Vaters. In philologischen Fragen sachkundig, in der Theologie ein interessierter und engagierter Laie, hat er mich immer wieder in Diskussionen verstrickt, die über die exegetische Fachwissenschaft hinausreichten. Dabei wurde mir deutlich, dass eine Beschäftigung mit Jesus erst dann zu ihrem Ziel gelangt, wenn sie dazu beiträgt, seine Bedeutung für die Gegenwart zu erhellen. Dass ich meinen Versuch, die Person Jesu nachzuzeichnen, nicht mehr mit ihm diskutieren kann, schmerzt mich. Die Widmung sei dafür ein kleiner, unzulänglicher Ersatz.

      Marlies Schäfer, Sekretärin des Instituts für Neutestamentliche Wissenschaft an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig, und Friederike Gerlach, studentische Mitarbeiterin an meinem Lehrstuhl, haben das Manuskript sorgfältig gelesen und Vorschläge zur Präzisierung etlicher Formulierungen unterbreitet. Friederike Gerlach hat zudem viel Material für die Erarbeitung von Teil C beschafft, der sich mit der Wirkung Jesu beschäftigt. Nur ein Bruchteil davon konnte in die Darstellung eingehen. Beiden sei für ihr Engagement und Mitdenken herzlich gedankt.

      Ein Dank geht schließlich an Frau Dr. Annette Weidhas von der Evangelischen Verlagsanstalt für die freundliche und sachkundige Betreuung des Manuskripts.

Leipzig/Berlin, März 2005 Jens Schröter

      VORWORT ZUR 2. AUFLAGE

      Die erste Auflage dieses Buches ist auf viel Interesse und Wohlwollen gestoßen. Bei zahlreichen Vorträgen auf fachwissenschaftlichen Tagungen, Pastoralkollegs und in Kirchgemeinden ergaben sich zudem immer wieder Gelegenheiten, Ansatz und Thesen des Vorgelegten zu diskutieren. Dafür bin ich ebenso dankbar wie für die vielen schriftlichen Reaktionen, die ich auf das Buch erhalten habe.

      Dass nunmehr eine zweite Auflage erforderlich wird, ist nicht zuletzt ein Zeichen für das wieder verstärkt wahrzunehmende Interesse an der Person Jesu und dem, was sich historisch und theologisch über sein Wirken und Geschick aussagen lässt. Diese Diskussion gehört zu den faszinierendsten Gebieten theologischer Forschung und reicht weit darüber hinaus in die Gebiete der Archäologie, Philosophie, Kunst- und Frömmigkeitsgeschichte. Dass sie zunehmend auch außerhalb der theologischen Fachwissenschaft auf Interesse stößt, ist in besonderer Weise ermutigend und erfreulich. Es zeigt, dass die Geschichte Jesu auch in der Gegenwart nichts von ihrer Faszination eingebüßt hat, sondern nach wie vor Fragen nach Sinn und Ziel, Hoffnung und Trost menschlichen Lebens in sich aufzunehmen vermag. Die Jesusforschung ist deshalb ein Gebiet, bei dem akademische Theologie und christliche Lebensgestaltung in unmittelbaren Kontakt miteinander treten und sich gegenseitig befruchten.

      Die Neuauflage des Buches erscheint im Wesentlichen unverändert. Es wurden lediglich einige Tippversehen getilgt und wenige Titel aus der seither erschienen Literatur ergänzt. Eine grundsätzliche Auseinandersetzung wäre mit dem im Jahr 2007 erschienenen Jesusbuch Joseph Ratzingers, des gegenwärtigen Papstes Benedikt XVI., erforderlich gewesen. Da dies jedoch die hier vorgelegte Darstellung sprengen und zu einem gesonderten Exkurs oder Anhang hätte führen müssen, wurde darauf verzichtet. Verwiesen sei stattdessen auf die Stellungnahmen katholischer und evangelischer Neutestamentler in dem von Thomas Söding herausgegebenen Band: Das Jesusbuch des Papstes. Die Antwort der Neutestamentler, Freiburg 2007.

Berlin, Mai 2009 Jens Schröter

      VORWORT ZUR 6. AUFLAGE

      Das Erscheinen der ersten Auflage dieses Buches liegt inzwischen mehr als zehn Jahre zurück. Seither hat es fünf Auflagen und eine Übersetzung ins Englische erlebt.1 Dabei wurden Fehler beseitigt und gelegentlich Aktualisierungen vorgenommen. Nachdem auch die 5. Auflage ausverkauft war, erschien eine grundlegendere Überarbeitung sinnvoll und notwendig.

      Die Jesusforschung hat sich seit dem ersten Erscheinen dieses Buches in mehrfacher Hinsicht weiterentwickelt. Neue Gesamtdarstellungen zur Person Jesu sind erschienen,2 Veröffentlichungen archäologischer Funde in Galiläa haben das Bild dieser Region des Wirkens Jesu weiter präzisiert,3 Handbücher geben weitgespannte Überblicke über die verschiedenen Bereiche der Jesusforschung.4 Alle diese Publikationen haben auf ihre Weise die Diskussion über den historischen Jesus und seine Bedeutung für den christlichen Glauben bereichert. Die vorliegende, neu bearbeitete Auflage hat von diesen Arbeiten dankbar profitiert.

      Der Charakter des Buches ist der gleiche geblieben wie in den früheren Auflagen. Das Format der Reihe »Biblische Gestalten« ist darauf angelegt, die jeweilige biblische Figur so zu präsentieren, dass die Darstellung auch für Nicht-Fachleute zugänglich ist. Bei einer Jesusdarstellung ist das besonders wichtig, weil sich historische Begründung und gegenwärtige Verantwortung des christlichen Glaubens in Diskursen über die Person Jesu von Nazaret wie in einem Brennglas bündeln. Nicht zufällig ist die Jesusforschung deshalb ein Feld, das seit dem Entstehen von Aufklärung und historisch-kritischer Geschichtswissenschaft nicht nur die christliche Theologie intensiv beschäftigt, sondern auch darüber hinaus Interesse findet – in angrenzenden Disziplinen wie Geschichtswissenschaft, Archäologie und Philosophie, in den christlichen Kirchen und in der Öffentlichkeit. Die vorliegende Jesusdarstellung will deshalb nicht nur zum exegetischen und historischen Fachdiskurs beitragen, sondern auch zu einer methodischen und hermeneutischen Reflexion über die Aneignung von Wirken und Geschick Jesu in der Gegenwart.

      Der Text des Buches wurde für die Neuauflage insgesamt durchgesehen. Dabei wurden an zahlreichen Stellen sprachliche und inhaltliche Veränderungen vorgenommen. Des Weiteren wurde neuere Literatur eingearbeitet, wodurch das Literaturverzeichnis gegenüber den früheren Auflagen noch einmal angewachsen ist. Dabei gilt nach wie vor, dass bei einem Thema wie dem hier behandelten nicht Vollständigkeit, sondern eine sinnvolle Auswahl von Sekundärliteratur das leitende Prinzip sein muss.

      Grundlegender überarbeitet wurden die Teile A. 2 (»Ein Blick in die Forschungsgeschichte«) und A. 3 (»Das historische Material«). In der Darstellung der Forschungsgeschichte wurde der mit dem Begriff »Erinnerung« verbundene geschichtshermeneutische Zugang etwas eingehender erläutert. Dieser hat das Konzept des hier vorgelegten Jesusbuches von Beginn an geprägt. Angesichts der Diskussion über diesen Begriff in den zurückliegenden Jahren erschien es jedoch sinnvoll, einige grundlegende Bemerkungen zu dem damit verbundenen Konzept anzubringen. Auch der Abschnitt zum historischen Material wurde aktualisiert. Bei den »Überresten« wurden Ergänzungen angebracht, zudem wurden aktuelle Publikationen zu den apokryphen Texten eingearbeitet.

      Eine gründlichere Revision hat auch der Exkurs zu Synagogen und Wohnhäusern in Galiläa (B. 1.2) erfahren. Dies wurde notwendig, weil sich die Forschungslage gegenüber der