Abenteuer auf den Inseln: Nonnis Erlebnisse auf Seeland und Fünen. Jón Svensson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jón Svensson
Издательство: Bookwire
Серия: Nonni
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788711446119
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regte sich, und die Sonne leuchtete in ihrem schönsten Glanze.

      „Ja, Nonni“, brach Valdemar aus, „Dänemark ist ein schönes Land!“

      „Das sagte auch deine Mutter, Valdemar. Und auch ich glaube, es ist eins der schönsten Länder der Welt.“

      „Und denk dir, Nonni, dies ist nur der Anfang unserer Wanderung.“

      „Es wird eine Überraschung nach der andern geben, ich bin arg gespannt darauf.“

      Während wir so dastanden und miteinander plauderten, da auf einmal fuhren wir beide zusammen. . . .

      Ein furchtbares Gebrüll ertönte plötzlich aus nächster Nähe. . . . Es schien von einem Garten zu kommen, der rechts am Wege lag und durch eine hohe Mauer von uns getrennt war.

      Ich ergriff meinen kleinen Freund beim Arm und frug ihn erschrocken: „Was kann denn das sein, Valdemar?“

      „Du brauchst nichts zu fürchten, Nonni“, sagte der Kleine. „Das ist der Zoologische Garten.“

      „Der Zoologische Garten, in dem so viele Tiere sind? Ja, aber kann man da ohne Gefahr hineingehen, Valdemar?“

      „Ganz ohne Gefahr, Nonni. Ich bin öfters drinnen gewesen.“

      „Es ist aber merkwürdig, daß ich diesen seltsamen Garten noch nie gesehen habe.“

      „Bist du wirklich nie im Zoologischen Garten gewesen, Nonni?“

      „Nein, nie!“

      „Dann müssen wir jetzt unbedingt hinein. Da gibt es sicher allerhand zu sehen!“

      „Meinst du, daß man uns hineinläßt?“

      „Wenn wir bezahlen — ganz gewiß.“

      „Oh, dann nur hinein. Wir haben ja Geld genug.“

      Valdemar, der den Eingang kannte, führte mich eine kurze Strecke Weges bis zu einem schönen Eingangstor. Dort kaufte er zwei Eintrittskarten, und gleich darauf waren wir drinnen.

      Es war ein höchst überraschender Anblick für mich:

      Eine ganze Stadt! Straßen und Stege, schöne Alleen, Rasenplätze und Blumenbeete, kleine Seen und Teiche und — seltsame Häuserreihen.

      Da standen wahre Paläste für die Fürsten und Könige der Tierwelt, für Elefanten, Löwen, Tiger, Panther und Hyänen —, daneben kleine Hütten und Käfige für das Volk der Füchse und Hündchen, Hasen und Kaninchen und für eine Menge kleiner Geschöpfe aus allen möglichen fremden Ländern. Auf den kleinen Seen und Teichen schwammen Vögel mit märchenhaftem Aussehen, von denen ich nicht einen kannte. Einige standen unbeweglich am Ufer auf einem einzigen, ungeheuer langen Bein!

      Mein Staunen wollte kein Ende nehmen. Wir wanderten von Haus zu Haus, von Hütte zu Hütte und schauten uns die Bewohner der Märchenstadt an. Einige empfingen uns freundlich und munter und schienen unsern Besuch gern zu haben. Andere warfen uns grimmige Blicke zu und knurrten und heulten, wenn wir zu nah an sie herankamen.

      „Sie sind ja ganz wie die Menschen“, sagte ich zu Valdemar, „die einen gut, die andern bös.“

      Plötzlich sahen wir uns einem mächtigen Gebäude gegenüber. Wir gingen näher zu ihm hin und blieben vor dem Eingangstor stehen. Es war ungewöhnlich hoch und breit, dieses Haus, und darüber war in großen Lettern zu lesen: „Elefanthuset“. Valdemar packte mich sofort beim Arm und rief mir zu:

      „Hier sind die Elefanten, Nonni. Da müssen wir hinein.“

      „Ja, das müssen wir unbedingt“, erwiderte ich. „Einen Elefanten habe ich noch nie in meinem Leben gesehen.“

      An der Pforte kamen wir an einer Frau vorbei, die neben einem Tische saß. Auf dem Tische lagen eine Menge Brote.

      „Wollen die jungen Herren nicht ein wenig Brot für den Elefanten mitnehmen?“ rief die Frau uns freundlich zu, als wir eben eintreten wollten.

      Wir nahmen gleich ein paar Stückchen Brot von dem Tische und gaben ihr den verlangten Preis.

      Dann gingen wir hinein.

      Welch eine Überraschung für mich! Das riesengroße Tier stand gelassen an seinem Platze und schaute die Eintretenden mit gutmütigen Blicken an.

      Ein paar Leute, die in seine Nähe getreten waren, reichten ihm fortwährend Brot. Mit seinem langen Rüssel, den er beständig wie einen Arm nach allen Seiten hin ausstreckte, nahm der Elefant die angebotenen Gaben dankbar an, die kleinen wie die großen, und steckte sie sofort in das gewaltig große Maul, das sich unmittelbar hinter dem Rüssel befand.

      Ich ging näher heran und stellte mich gerade vor das Tier hin.

      Als es die Brötchen in meiner Hand sah, langte es mit dem Rüssel danach und wollte sie mir wegschnappen. Ich hielt sie aber fest und reichte ihm jedesmal nur kleine Teile davon.

      Valdemar, der neben mir stand, tat das gleiche. Wir hatten den größten Spaß an dem gutmütigen Riesen und wurden immer zutraulicher zu ihm.

      Schließlich gingen wir so weit, daß wir das große Tier freundschaftlich neckten. Wir packten ab und zu den Rüssel und hielten ihn einige Augenblicke fest. Auch versteckten wir Steinchen in der hohlen Hand und reichten ihm diese statt Brot. Der gutmütige Elefant ließ sich unsern Spaß eine Zeitlang ruhig gefallen. Aber dann zahlte er uns alles heim durch einen Streich, der nicht ganz angenehm für uns war. Wir bekamen nämlich den Einfall, ihm die Brotstücke nicht mehr mit der Hand zu reichen, sondern sie auf unsere Mützen zu legen und sie ihm so anzubieten. Eine Weile nahm er das Brot ganz ruhig von unsern Mützen, wie er es vorher aus der Hand genommen hatte.

      Valdemar trug eine Matrosenmütze. Sie war schön rund und hatte oben einen großen Knopf.

      Ein Stückchen Brot nach dem andern wurde auf die Mütze gelegt, um von unserem großen Freunde sofort mit einer feinen Bewegung seines schlanken Rüssels abgeholt zu werden.

      Ganz unerwartet stieß Valdemar plötzlich einen Schrei aus: der Elefant hatte die Mütze des Kleinen fest gepackt, steckte sie ohne lange Umstände tief in seinen Rachen hinein und fuhr darauf ruhig fort, weitere Brotstücke von den Leuten entgegenzunehmen.

      Valdemar schrie verzweifelt: „Meine Mütze, Nonni, meine Mütze!“ Der Elefant warf uns schalkhafte Blicke zu, behielt aber die Mütze im Rachen und schien sogar zu probieren, sie mit den Zähnen zu zerkauen. Auf die Hilferufe des kleinen Valdemar kam bald der Wärter aus seinem Zimmerchen herausgesprungen, und als er erfahren hatte, was geschehen war, ging er rasch zum Elefanten hin, steckte den Arm in den Rachen des Tieres und holte die Mütze Valdemars heraus. Sie war zu unserem großen Erstaunen noch ziemlich unbeschädigt.

      „Er hat nur einen Spaß machen wollen“, sagte der Wärter lächelnd und gab dem kleinen Valdemar die Mütze zurück. „Er tut das oft, wenn ihn übermütige Burschen necken.“

      Die Leute lachten. Valdemar aber wurde verlegen und ein wenig rot im Gesicht.

      „Hast du ihm etwas getan?“ fragte ihn der Wärter, der seine Verlegenheit merkte.

      „Ich habe ein wenig Spaß mit ihm machen wollen“, antwortete Valdemar.

      „Das habe ich mir gedacht“, sagte der Wärter, „du bist nicht der erste, an dem unser Elefant sich rächt.“

      Wir zogen nun beide zur Tür hinaus, und der Elefant schaute uns vergnügt kauend nach.

      „Da haben wir schon unser erstes Abenteuer“, sagte ich zu meinem kleinen Freunde, als wir aus dem Elefantenhaus hinausgekommen waren, „und das war ja recht lustig.“

      „Es ist wahr, Nonni“, antwortete Valdemar. „Es wäre aber doch unangenehm für mich gewesen, wenn der Elefant meine Mütze aufgefressen hätte.“

      Valdemar hatte sich bald von seinem Schrecken erholt, und während wir durch die Wege und Stege des schönen Gartens wanderten, wurde uns die Geschichte mit dem Elefanten zur frohen Erinnerung.

      Wir