Abenteuer auf den Inseln: Nonnis Erlebnisse auf Seeland und Fünen. Jón Svensson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jón Svensson
Издательство: Bookwire
Серия: Nonni
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788711446119
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zum Ausflug geben werde, hielt ich es für ratsam, sein Haus auf einige Tage zu verlassen und in das gastliche Haus meines Landsmannes, des Herrn Professors Brynjúlfsson, hinüberzusiedeln. So hatte ich es ja vor meiner Kahnfahrt nach Schweden auch gemacht. Ich ging also zum Herrn Doktor Grüder hinein und sagte:

      „Ich nehme an, Herr Doktor, daß Sie nichts dagegen haben, wenn ich etwa auf eine Woche zum Herrn Professor Brynjúlfsson hinübersiedle. Er nimmt mich immer sehr gern auf.“

      „Gewiß habe ich nichts dagegen, mein lieber Nonni. Es ist sogar sehr vernünftig von dir, daß du vor deiner Abreise nach Frankreich deinen Landsmann besuchst. Das wird wohl auch dein Grund sein?“

      „Ja, Herr Doktor, das ist auch mit ein Grund“, antwortete ich ein wenig ausweichend.

      So konnte ich noch an demselben Tage zum Herrn Professor Brynjúlfsson hinüberziehen.

      Dort war ich ja ein alter Bekannter, und ich brauche daher nicht zu erzählen, mit welcher Freundlichkeit ich im Hause des Herrn Brynjúlfsson empfangen wurde, nicht nur vom Herrn Professor selber, sondern auch von seiner Frau und seiner Mutter und von der guten Hausmagd.

      Schon bei meiner ersten Begegnung mit dem Professor brachte ich mein Anliegen vor.

      Herr Brynjúlfsson fand meinen Plan sehr gut und stimmte ihm völlig bei.

      „Das wird eine vortreffliche und gesunde kleine Ferienreise für euch beide werden, und auch romantisch und abenteuerlich noch dazu. Prächtig, Nonni! Das ist etwas für zwei gesunde, frische und fröhliche Jungen, wie ihr es beide seid!“

      „Aber“, unterbrach uns die liebenswürdige Frau Professor, „deinen kleinen Freund Valdemar kennen wir noch gar nicht. Lade ihn doch morgen zu Mittag bei uns ein.“

      Ich war ganz selig über diesen Vorschlag und versicherte, daß Valdemar ein so lieber kleiner Junge sei, daß alle im Hause ihn gern haben würden, sobald sie ihn auch nur ein einziges Mal gesehen hätten.

      Am folgenden Vormittag lud ich ihn also ein. Seine Mutter sagte, es sei eine große Ehre für ihn, und gab sofort ihre Einwilligung.

      Bevor wir das Haus verließen, zog er noch seine allerschönsten Sonntagskleider an. Und so führte ich ihn in seinem feinsten Staat nach dem Hause des Herrn Professors Brynjúlfsson.

      Valdemar war so bescheiden und so fein, daß ihn alle gleich lieb gewannen.

      Am Nachmittag wurde noch manches überlegt, was den Ausflug betraf. Nützliche Ratschläge wurden uns gegeben. — Die Versorgung mit dem nötigen Reiseproviant wollte die Frau Professor allein auf sich nehmen. Jeder von uns sollte von ihr einen gepackten Rucksack bekommen.

      Den Revolver aber, der auf unserer Kahnfahrt nach Schweden so gute Dienste geleistet hatte, mußte Valdemar wieder von demselben Freunde wie damals leihweise erbitten. Nun hatten wir alles geordnet. Und dann wurde abgemacht, daß mich Valdemar nach vier Tagen bei Sonnenaufgang im Hause des Herrn Professors Brynjúlfsson abholen sollte.

      Die vier Tage waren bald um. Beim ersten Morgengrauen war ich schon aus dem Bette. — Auch Valdemar war pünktlich zur Stelle. Wir nahmen zusammen einen kräftigen Imbiß. Dann kam die liebe Frau Professor mit unsern beiden Rucksäcken. Sie waren zum Platzen mit Proviant vollgepackt. „Das wird für mehrere Tage reichen“, sagte sie. „Doch es ist nur aus Vorsicht, daß ich euch so vieles mitgebe. — Ich hoffe, daß ihr bald wieder zurück sein werdet.“

      „Das ist eine gute Vorsicht“, erwiderte ich ihr. „Es ist nämlich schwer, im voraus zu wissen, wie lange so ein Ausflug dauern wird. Es trifft dabei oft manches ein, das man nicht voraussehen konnte.“

      Die Frau Professor lachte. Dann drohte sie mir mit dem Finger: „Du kleiner Abenteurer, sorge dafür, daß du mir nicht zu lange ausbleibst!“

      Jetzt sollten uns die Rucksäcke angeschnallt werden. — Zuerst nahm aber die Frau Professor uns beide nacheinander vor und prüfte sorgfältig vom Kopf bis zu den Füßen, ob auch alles an unsern Kleidern und Schuhen in Ordnung sei. Wenn sie unsere Mutter gewesen wäre, hätte sie es nicht aufmerksamer und liebevoller machen können. Sie schaute auch unser Taschengeld nach, ob wir genügend hätten, und da sie meinte, daß Valdemars Geldbeutel ein bißchen leicht sei, steckte sie ihm noch ein paar Silbermünzen hinein.

      Jetzt nahmen wir die Rucksäcke auf den Rücken. — Sie waren ziemlich schwer. Um uns aber zu trösten, sagte die Frau Professor: „Macht euch nur keine Sorge. Ihr werdet mit jedem Tag leichter bekommen!“

      Dann machte sie mich darauf aufmerksam, daß oben in meinem Sack ein winzig kleiner Topf mit etwas Salbe sei. „Die ist gut gegen wehe Füße“, sagte sie.

      „Ist das aber eine Ausrüstung!“ rief der Herr Professor lachend aus, als wir zum Abschiednehmen vor ihm standen. „Man sollte fast meinen, ihr wolltet halb Europa durchwandern!“

      „Wenn wir das nur dürften!“ rief ich lachend aus, „wir würden es sicher tun. Wir haben uns aber vorgenommen, die Insel Seeland auf unserer Wanderung nicht zu verlassen.“

      „Na, sie ist auch groß genug für euch. Sie ist ja weit über hundert Kilometer lang und fast ebenso breit. Da habt ihr Platz genug, um euch ein paar Tage herumzutummeln.“

      4. Bei Elefanten und Affen

      Wir gaben nun allen die Hand, und nachdem jeder uns gute Reise und viel Vergnügen gewünscht hatte, eilten wir die Treppe hinunter und verließen das Haus des Professors Brynjúlfsson.

      Eine gute halbe Stunde mußten wir durch die Straßen der Stadt gehen, bevor wir das Land erreichen konnten.

      Es war später geworden, als wir gemeint hatten. Von einem hohen Turme schlug die Uhr acht Schläge. So viel Zeit hatten uns das Frühstück und die letzten Vorbereitungen genommen.

      Frisch und munter eilten wir aber voran. Viele Leute schauten uns verwundert nach. Einmal begegneten wir zwei Arbeitern. Auch sie beguckten uns neugierig, und der eine sagte:

      „Wo wollen die beiden wohl hin?“

      „Wahrscheinlich nach Amerika“, erwiderte der andere und schaute uns schmunzelnd an.

      „Nach Amerika! nach Amerika!“ wiederholten wir beide lachend.

      „Das meint er sicher unserer Rucksäcke wegen“, bemerkte Valdemar.

      Als wir einige Minuten später an einer Gruppe kleiner Schuljungen vorbeigingen, blieben auch diese stehen und schauten uns mit großen Augen an.

      „Wollt ihr mit?“ rief ihnen Valdemar zu.

      „Wohin?“ fragten die Jungen.

      „Nach Amerika“, riefen wir beide munter zurück — eher als Echo der vorher von den Arbeitern ausgesprochenen Worte denn als Antwort auf die Frage der Jungen.

      Die kleinen Schüler waren sprachlos und schauten uns lange staunend nach.

      Unser erstes Reiseziel war ja gerade nicht Amerika, sondern die berühmte Stadt Roskilde, die in alter Zeit die Hauptstadt des ganzen Landes gewesen war. Roskilde aber liegt gut dreißig Kilometer westlich von Kopenhagen, dem Innern der Insel zu.

      Eine breite, schöne Landstraße führt dorthin, und diese wollten wir beim Verlassen der Stadt erreichen.

      Wir wußten, daß sie auf dem Frederiksberg an der Westgrenze der Stadt ihren Anfang nimmt.

      Den Frederiksberg mußten wir also zuerst ersteigen.

      Nach etwa zwanzig Minuten erreichten wir den Fuß des Berges.

      Rasch eilten wir hinauf.

      Als wir oben angekommen waren, sahen wir die schöne Roskilder Landstraße vor uns liegen. Sie war breit und kerzengerade und dehnte sich durch blühende Wiesen und fruchtbare Felder weit hinaus.

      „So geht es bis nach Roskilde“, sagte Valdemar.

      „Wie schön ist die Gegend hier“, rief ich aus und hielt einen Augenblick im Gehen inne, um