Die Stimme des Königs. Brad Huebert. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Brad Huebert
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783862567096
Скачать книгу

      Es ist ein Buch über das Reich Gottes, und wenn Jesus über das Reich Gottes lehrte, dann hat er dabei die traditionellen Gliederungen und Aufrisse vermieden. Er hat keine langen, aufgeblähten Abhandlungen ausgearbeitet oder eine Drei-Punkte-Predigt rausgehauen. Wenn er über das Reich Gottes lehrte, dann waren seine Methoden dabei herrlich einfach. Entweder demonstrierte er seine Macht – und praktizierte das, was die Leute sehen sollten – oder er regte ihre Phantasie durch provozierende Geschichten an, die unter die Haut gingen und die Zuhörer zwangen, die Wahrheit Bissen für Bissen durchzukauen. Er verwendete Gleichnisse.

      Und das war letztlich auch der Grund, weshalb die Idee, die ich gern vermitteln und in einem Buch niederschreiben wollte, ebenfalls nur als Geschichte funktionieren konnte. Gott wollte, dass ich ein Gleichnis schreibe, das vollgepackt ist mit schönen, einprägsamen Bildern.

      Kurz nachdem ich mir selbst in den Hintern gebissen hatte – und zwar mehrfach –, warf ich acht Jahre Arbeit in den Papierkorb und fing noch einmal von vorn an. Die Geschichte schrieb sich dann quasi innerhalb von ungefähr zwei Wochen wie von selbst. Ehrlich gesagt, bin ich selbst gespannt, wohin das alles führt, und deshalb habe ich auch keine symbolhafte »Jedermann«-Figur erfunden, mit der Sie sich identifizieren können. Die Geschichte handelt von mir, von Brad Huebert. Der Protagonist der Geschichte bin ich also selbst. Ja, viele der Offenbarungen, die die Hauptfigur in meiner Geschichte erlebt, stehen für Momente grundlegender Kämpfe und Triumphe, die sich in meinem Leben tatsächlich ereignet haben. Ich hoffe, dass ich mich beim Schreiben stetig weiter verändere – und dass Sie, während Sie miterleben und zuschauen, wie ich mich verändere, sich ebenfalls verändern.

      Wenn ich Ihnen noch einen Rat mit auf den Leseweg geben darf: Lesen Sie das Ganze mehr als nur ein Mal, weil es viel durchzukauen und zu verdauen gibt. Ich glaube, diese Geschichte eignet sich auch gut für Kleingruppen. Dort kann man dann im Gespräch in die Praxis übersetzen, was das Gelesene für den ganz normalen Alltag bedeutet. Und ja, dieses Buch soll tatsächlich Ihren Lebensstil verändern. Ich glaube, dass genau das auch geschehen wird, wenn Sie es zulassen.

      Und noch ein Letztes: Weil ich derjenige bin, der diese Geschichte schreibt, nehme ich mir die »künstlerische« Freiheit, mich an einem eher unwesentlichen Punkt so richtig auszutoben, nämlich in Bezug auf meinen Namen und meine Familiensituation, um die Geschichte passend zu machen. Ich finde zwar, dass Brad ein ganz anständiger Name ist, aber ganz unter uns: Ich habe mir an dieser Stelle eigentlich immer etwas mehr Pathos gewünscht.

      Von jetzt an bin ich deshalb ... Ivan. Das klingt doch schon ganz anders, oder? Irgendwie mittelalterlich. Es heißt, dass Menschen, die ihr Leben durch eine epische Linse betrachten, es als erfüllter und befriedigender empfinden. Dem stimme ich voll und ganz zu, und deshalb werde ich Sie auch genau dorthin mitnehmen.

      Das Beste daran, die Wahrheit in Form einer Geschichte zu erzählen, besteht darin, dass ich Ihnen tatsächlich zeigen kann, was Jesus meiner Meinung nach bedeutet, was er schenkt und tut, ohne dabei seitenweise theoretische Erklärungen niederschreiben zu müssen. Ich kann Sie einfach bei der Hand nehmen und den Schleier der Welt lüften, wie sie aussehen könnte, wenn Sie die feuchtkalte Schwelle des Fleischlichen überschreiten und mit den Augen des Glaubens schauen könnten. Und vielleicht, ganz vielleicht, werden Ihnen ja wirklich die Augen geöffnet, während wir das gemeinsam tun, und für uns beide wird nichts je wieder so sein, wie es einmal war.

      Wäre das nicht phantastisch?

      KAPITEL 1

      Basileia

      In den drei Stunden, seit Monica mit dem silbernen Kleinbus der Familie rückwärts von der Garagenauffahrt gefahren war, hatte Ivan zwei komplett sinnfreie Fernsehshows angeschaut, die Arbeitsflächen in der Küche gewischt, eine halbe Orange gegessen, den Rasen hinterm Haus gemäht, vier Absätze eines Artikels über Wander-Seelöwen gelesen, den Kühlschrank nach irgendwelchen genießbaren Resten abgegrast und wäre auch mindestens ein Dutzend Mal beinahe niedergekniet, um sein Leben Jesus zu übergeben. Er war bereits seit langem das, was viele Leute als christlich bezeichnen würden, aber schon allein beim Gedanken, sein Leben ganz und gar Jesus auszuliefern und sich auf ihn einzulassen, brach ihm der Schweiß aus.

      Er schaute auf die Uhr. Noch achtundsechzig Stunden waren von dem Wochenende übrig. Monica und Sarah waren zu Monicas Eltern gefahren, damit er einmal etwas Zeit für sich hatte, um nachzudenken und mit Gott ins Reine zu kommen. Als sie es so geplant hatten, war ihnen dieses Arrangement ausgesprochen sinnvoll vorgekommen. Aber jetzt, wo seine beiden Mädels weg waren, vermisste er sie schrecklich und hatte mittlerweile alle Ablenkungsstrategien zum Einsatz gebracht, die ihm eingefallen waren. Wahrscheinlich war es wirklich sinnvoll, einmal etwas länger ungestört Zeit für sich allein zu haben, aber im Haus war es sehr viel behaglicher und wärmer, wenn Monica und Sarah da waren.

      Er nahm ein gerahmtes Foto in die Hand, auf dem sie alle drei zusammen abgebildet waren. Es war letzten Sommer am Meer aufgenommen worden. Ivan lächelte wehmütig. Auf dem Bild standen sie zu dritt an einem blau gestrichenen Bootssteg, Arm in Arm – aber Monica und Sarah hatten etwas, das er nicht hatte. Sogar die Kamera hatte das aufgedeckt und eingefangen. Ihre Wärme und dieses Strahlen, das von tief innen kam, das wollte er auch – diesen klaren, einfachen Glauben, diese Freude –, aber das bedeutete, dass er sich jetzt hinknien und es hinter sich bringen musste. Nein, keine Ausflüchte mehr: Es wurde Zeit. Er rutschte vom Sofa, ging auf dem Wohnzimmerteppichboden auf die Knie und schloss die Augen. Er war wild entschlossen, sich nicht von der Stelle zu rühren, bis er es hinter sich gebracht hatte.

      Ein gewaltiger Seufzer, der ihn selbst schaudern ließ, entfuhr ihm, als er endlich das Gebet sprach. Es kam herausgesprudelt wie perlender Wein, der einen widerspenstigen Korken aus der Flasche herausdrückt. »Ich kapituliere, Herr Jesus. Und die Antwort ist Ja. Ich stehe dir ganz zur Verfügung.«

      Während er sprach, fanden die herumwirbelnden Bruchstücke seines halbherzigen Glaubens einander und nahmen Gestalt an. In seinem Innern verschob sich etwas, rückte zurecht, sprang an und wurde lebendig – und das alles gleichzeitig. Sein Herz gehörte jetzt dem König. Das spürte er, und es bedeutete zugleich, dass ihn jetzt mit seinen beiden Mädels noch etwas mehr verband – etwas ganz Besonderes. Er musste sie unbedingt anrufen.

      Ivan öffnete die Augen und sah sich nach dem Telefon um. Das Licht hatte sich irgendwie verändert, genau wie die Luft. Ein fremdartiger Hauch strich an ihm vorbei. War es eine Brise?

      Wo war er?

      Ihm blieb vor Überraschung die Luft weg, denn er kniete auf einer prachtvollen Steinbrücke, die sauber und schneeweiß im Sonnenschein erstrahlte. Die Brücke erstreckte sich über mehr als einen Kilometer und überspannte eine schroffe Schlucht. Er stand genau in der Mitte, am höchsten Punkt des majestätischen Brückenbogens. Eine kalte, eckige Turmspitze ragte in den Himmel über ihm empor, und direkt vor ihm fiel in einem sanften Gefälle die Brücke wieder ab, bis sie schließlich auf eine Mauer traf, die eine strahlende Stadt auf dem Berg umgab. Schweißperlen rannen ihm vom Haaransatz aus herunter und brannten in seinen Augen.

      Wo um alles in der Welt war er?

      Als er sich umdrehte, sah er am anderen Ende der Brücke noch eine weitere Stadt liegen, die pechschwarz war und völlig in drückende Düsterkeit gehüllt. Giftige Rauchwolken waberten widerlich stinkend wie geflügelte Kreaturen darüber und umkreisten sie wie Geier. Es sah so aus, als wäre die Stadt voller Menschen, die nur noch auf den Tod warteten, ein Anblick, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ.

      Die Brücke zwischen den beiden Städten war starr und unbeweglich, aber Ivan machte trotzdem nur kleine zögerliche Schritte in Richtung der hellen, strahlenden Stadt. Die sanfte Brise bewirkte, dass um ihn her eine düstere, öde Stille herrschte. Er hatte nicht das Gefühl, an einem Ort zu sein, sondern es kam ihm vor wie eine Stelle zwischen Orten. Die einzigen Geräusche, die zu hören waren, stammten von seinen eigenen schlurfenden Schritten, von seiner Zunge, die immer wieder leise schmatzend seine Lippen befeuchtete, und von seinem knurrenden Magen.

      Die Stadt sah aus wie eine auf den goldenen Berg geklebte, prächtig verzierte Hochzeitstorte. Tausend leuchtend grüne Fahnen