Die vier Lupen und das gestohlene Lied. Eva Bartholomé. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eva Bartholomé
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960743927
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würde er das Lied nicht klauen. Wenn, dann nur wegen seiner Erfolglosigkeit, denn in letzter Zeit sind wirklich extrem wenige Lieder von ihm gekauft worden. Trotzdem ist er in manchen Häusern wirklich sehr beliebt und die Presse führt viele Interviews mit ihm. Ich glaub so oder so nicht, dass er der Täter ist. Es passt einfach nicht, würde ich sagen.“

      Freddy nickte und stimmte ihr zu. „Ja, Jenny hat recht, ich glaube auch nicht, dass er es war. Und wenn ich etwas glaube, dann …“

      „... stimmt das immer“, beendeten seine Freunde den Satz wie aus einem Munde.

      „Ja, ja“, beteuerte Toni, „schon gut.“

      Eine kurze Zeit war alles still. Die vier Lupen dachten allesamt nach, sprachen kein Wort und gaben auch sonst keinen Laut von sich. Das einzige Geräusch, was sie hörten, war das Herzklopfen ihrer Freunde und das Zwitschern der Vögel, die oben in den Kronen der Bäume saßen und ihre Liedchen pfiffen.

      Toni brach die Stille. „Ich würde vorschlagen, Freddy und Sophie gehen jetzt zu Mozart. Freddy kann auf dem Weg bei der Frittenbude was bestellen und Sophie kann sich Infos holen. Da Sophie und ich am besten über Wolfgang Derbe Bescheid wissen, sollte einer von uns zu ihm gehen, das erledige ich dann mit Jenny. Einverstanden?“

      Die Befehle von Toni wurden nie abgelehnt. Alle nickten wortlos und Sophie und Freddy richteten sich auf.

      „Tschau“, winkte Freddy den beiden anderen noch zu, dann verschwanden sie.

      Jenny und Toni saßen schweigend da. Wenn Blicke töten könnten, dann wäre Toni jetzt schon mehrmals gestorben.

      „Gehen wir“, schlug Toni vor. Gemeinsam warteten er und Jenny an der Bushaltestelle, die gleich in der Nähe war.

      „Ich hab das nicht so gemeint, du weißt schon, die Sache vorhin mit dem Spiegel, ich wollte dich nur necken“, entschuldigte sich Toni, doch Jenny ignorierte ihn. „Hey, wir müssen jetzt zusammenarbeiten, es geht hier um Beethovens Lied, nicht um uns“, versuchte Toni es erneut. Er wusste, dass Jenny ihm die Stichelei noch nicht verziehen hatte. Es kam zu einer kurzen Pause, dann entschied sich Jenny. „Hast recht. Also denk jetzt nicht, ich rede mit dir, weil ich nicht wütend auf dich bin.“

      Etwas erleichterter seufzte Toni. „Okay“, murmelte er, und bis der Bus kam, herrschte wieder Stille.

      Im Bus setzten sie sich einander gegenüber und Jenny schaute unentwegt aus dem Fenster, während Toni seine Knie anstarrte.

      „Wir sind da“, raunte er Jenny zu und sie stiegen aus. „Ziegelstraße 15“, erklärte Toni. „Da wohnt er. Ah, hier ist es ja.“

      Etwas aufgeregt klingelten die beiden und ein wenig zitternd schritten sie durch die Tür, als diese geöffnet wurde.

      „Guten Tag“, schallte eine Männerstimme durch das Treppenhaus.

      „Hallo“, erwiderte Toni.

      Als er und Jenny an der Tür angekommen waren, schauten sie einem mittelgroßen, mitteldicken, mittelblonden Mann in die moosgrünen Augen.

      „Guten Tag.“ Jenny lächelte.

      „Du wieder?“, fragte Herr Derbe erstaunt.

      Jenny nickte freundlich.

      Nachdem die beiden auf seine Geste hin in die Wohnung gegangen waren, führte Wolfgang Derbe sie ins Wohnzimmer, ließ sich auf einen Sessel fallen und seufzte. „Setzt euch“, murmelte er, woraufhin Jenny und Toni es sich auf dem Sofa bequem machten.

      „Nun, Sie sind Herr Wolfgang Derbe, wenn ich das richtig verstehe“, stellte Toni fest, worauf der Mann nickte. „Wo ist denn Ihre Frau?“

      „Sie ist einkaufen“, erklärte Herr Derbe. „Wird wohl bald wieder da sein.“

      Toni fuhr fort: „Sie wollten von Herrn Beethoven die Noten des Liedes Für Elise kaufen, stimmt das?“

      Wieder ein Nicken.

      „Wie läuft das Geschäft?“, erkundigte sich Toni.

      „Nun, nicht schlecht“, erwiderte Herr Derbe. „Es ist allerdings für einen Monat geschlossen. Wie jeden März, da hole ich neue Produkte und so, wenn ihr versteht, was ich meine.“

      „Ja, das verstehen wir“, lächelte Jenny.

      Toni warf ihr einen kurzen Blick zu, dann ging es weiter: „Wo waren Sie denn heute zwischen 14:30 Uhr und 15 Uhr?“

      „Ich war hier. Hab etwas aufgeräumt.“

      „Gibt es hierfür Zeugen?“

      Derbe lachte. „Nein, meine Frau war während der Zeit bei ihrer Freundin Greta.“

      „Greta und weiter?“

      „Greta Elfine.“

      „Vielen Dank, es wäre schön, wenn wir später noch einmal wiederkommen dürften, falls noch Fragen offen sind.“

      „Klar doch.“

      Jenny und Toni verabschiedeten sich und Herr Derbe führte sie zur Tür. Als sie aus dem Treppenhaus auf die Straße kamen, wurden sie fast auf die andere Straßenseite geblasen, denn es wehte ein heftiger Wind. Beide zogen sich die Kapuzen über die Köpfe, blieben vor dem Haus stehen und Toni wählte Sophies Nummer. „Frau Derbe soll um 14:30 Uhr bis 15 Uhr bei einer gewissen Greta Elfine gewesen sein. Check das bitte mal. Was gibt es bei euch?“

      „Herr Mozart gibt das mit dem Gerichtsvorfall zu. Aber er behauptet, deswegen keine Wut auf Beethoven zu haben, da Beethoven ja einfach nur die Wahrheit gesagt hatte. Und Mozart sagt, dass er nur noch wenig Erfolg hat, hätte er uns ja schon erzählt.“

      „Okay, ruf an, wenn du was hast“, waren Tonis letzte Worte, bevor er auflegte.

      „Und jetzt?“, fragte Jenny.

      „Hmm … Was denkst du? Wer ist der Täter?“, stellte Toni die Gegenfrage.

      „Keine Ahnung. Wie sollen wir jetzt den Täter finden?“ Toni schwieg und zuckte nach einer kurzen Pause die Schultern. „Ich weiß auch nicht“, murmelte er leise, während der Wind ihm ins Gesicht blies.

      „Wir können einfach nur hoffen, dass Sophie und Freddy was herausfinden“, meinte Toni hoffnungsvoller.

      Jenny nickte nur wortlos und machte eine Handbewegung in Richtung Bushaltestelle. Toni verstand und die beiden warteten ungeduldig auf einen Bus. Als er kam, seufzten sie beide, bezahlten und saßen sich wieder gegenüber. Diesmal musterte Jenny das Abteil, welches vielen, vielen Leuten eine Sitzgelegenheit bieten musste, da um diese Zeit Arbeitsschluss war. Kritisch betrachtete das Mädchen eine Frau mit einem Regenschirm, eine ältere, kräftigere Dame ohne Sitzplatz, einen jungen Mann mit Unterlagen unterm Arm, ein kleines, quengelndes Mädchen mit seinem großen Bruder, der abwesend aus dem Fenster schaute. Ein dicklicher Mann mit Anzug und Krawatte starrte mit verzweifeltem Gesichtsausdruck ins Leere und ein Mädchen, welches Jenny auf 16 schätzte, machte sich mithilfe eines kleinen Handspiegels zurecht.

      Auch Toni versuchte, auf andere Gedanken zu kommen, spielte mit seinem Handy herum, fotografierte „die schöne Aussicht“, wie man die Geschäftsstraßen wohl kaum nennen konnte, und schaute sich ältere Bilder an.

      An ihrem Geheimplatz angekommen klingelte plötzlich Jennys Handy. Freddy war dran. „Hey, Jenny, kannst du mir einen Burger bestellen, ihr seid doch gerade an unserm Platz, oder? … Okay, danke, Sophie ruft dann gleich noch Toni an, sie hat was rausgefunden“, sprudelte er los.

      „Okay, Freddy, extragroß, wie immer, richtig?“, lachte Jenny.

      „Ja, genau, du bist ein Schatz“, bedankte er sich und legte auf.

      Jenny spurtete zum Laden, und kurz bevor sie mit einem extragroßen Burger wiederkam, klingelte Tonis Handy. „Hey, Sophie“, begrüßte er seine Kollegin etwas schlapp.

      „Hallo,