Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740975739
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bis zu allen brennenden Bündeln reichen, aber die in der Nähe würde der Altbauer damit löschen können.

      Der Rauch nahm noch zu, als das Wasser auf die Flammen traf, und reizte seine Lungen. Er hustete und hatte Tränen in den Augen. Aus der Ferne hörte er die Sirenen der Einsatzwagen, und in der Dunkelheit zuckten die Blaulichter.

      Die Wehr aus St. Johann war zuerst zur Stelle. Mit gewohnter Routine bekämpften die Männer das Feuer. Dann trafen auch die Wagen aus den beiden anderen Dörfern ein.

      Max Trenker hatte das Tanzvergnügen verlassen, als der Alarm kam. Er informierte seinen Bruder, der schon vor dem Revier stand, als der Polizist angelaufen kam. Jetzt kümmerte sich der Bergpfarrer um Hubert Hirschler, der mit rußgeschwärztem Gesicht und tränenden Augen auf der Bank vor dem Haus hockte.

      »Es war der Gruber«, stieß der Altbauer hervor.

      »Ich weiß«, nickte Sebastian. »Wir haben ihn falsch eingeschätzt. Er ist gefährlicher, als wir dachten. Als der Alarm, auf dem Hirschlerhof sei ein Feuer ausgebrochen, auf den Saal kam, hatten die Männer der Wehr sofort das Tanzvergnügen verlassen. Allerdings bekamen viele überhaupt nichts davon mit. Die meisten Gäste hatten ohnehin nichts mit der Feuerwehr zu tun, und die Nachricht war im Lärm untergegangen.

      Allerdings hatte jemand Vinzent und Klara informiert.

      »Was ist mit Franzi?« fragte Klara, als ihr Mann sich durch die Tanzenden drängte und sie an der Hand mitzog.

      »Laß sie«, gab er zurück. »Sie erfährt noch früh genug, was geschehen ist.«

      *

      Das junge Paar hatte von der kurzen Aufregung nur wenig mitbekommen. Franzi und Thomas wußten nur, daß es irgendwo brannte und die Feuerwehr sich schon auf den Weg gemacht hatte. Sie standen an der Sektbar und schauten sich verliebt an.

      »Ich kann es noch gar nicht glauben«, sagte Thomas zu ihr.

      Die Bauerntochter lächelte.

      »Bis gestern wußten wir noch gar nix voneinander«, erwiderte sie.

      Er gab ihr einen Kuß.

      »Wie lang’ bleibst’ du eigentlich?« fragte sie.

      Thomas hatte die Frage sehr wohl verstanden und auch schon darauf gewartet.

      »Wollen wir einen Augenblick hinausgehen?« schlug er vor. »Hier drinnen versteht man ja kaum sein eigenes Wort.«

      Franzi nickte und folgte ihm auf die Straße. Vor dem Saaleingang standen oder spazierten andere Besucher des Tanzabends. Drinnen war es nicht nur laut, sondern auch recht heiß. Hier draußen fanden die Leute ein wenig Erfrischung und Abkühlung.

      Sie gingen ein Stück die Straße hinunter. Thomas überlegte, wie er seiner neuen Freundin erklären konnte, warum er überhaupt nach St. Johann gekommen war. Es war ja keine gewöhnliche Urlaubsreise gewesen, die ihn hierher geführt hatte.

      »Also«, fragte sie noch einmal, »wann mußt du wieder fort?«

      Sie lachte, noch bevor er etwas sagen konnte.

      »Ist dir eigentlich klar, daß wir überhaupt nix voneinander wissen?« stellte Franzi fest. »Ich hab’ keine Ahnung, woher du eigentlich kommst, oder was du beruflich machst.«

      Sie strahlte ihn dabei an.

      »Aber eigentlich ist mir das auch ziemlich egal«, fügte sie hinzu. »Ich weiß nur, daß ich dich schrecklich gern’ hab’.«

      Ein Paar kam die Straße heraufgeschlendert. Die beiden hatten ihren Spaziergang wohl noch weiter ausgedehnt. Franzi erkannte ihre Freundin, die in Begleitung eines jungen Burschen war.

      »Du bist hier?« fragte Carola erstaunt.

      »Warum net?« entgegnete die Bauerntochter.

      Die beiden sahen sie merkwürdig an.

      »Ja…, weißt du denn net…?«

      »Was? Was soll ich wissen?« rief Franzi, die plötzlich beunruhigt war. »Ist was passiert?«

      »Ja, du meine Güte!« rief Carola Mittlerer. »Auf eurem Hof hat’s gebrannt!«

      Das Madl war wie vom Schlag getroffen. Es taumelte einen Moment, und hätte Thomas nicht geistesgegenwärtig zugegriffen, wäre Franzi umgefallen.

      Carola sah sie bestürzt an und nahm sie in die Arme.

      »Wo sind denn deine Eltern?«

      »Ich weiß net. Ich hab’ sie net mehr geseh’n.«

      Thomas nahm ihren Arm.

      »Komm«, sagte er, »ich bringe dich nach Hause.«

      Er sah Carola an.

      »Wartest du bitte einen Moment?« bat er. »Ich hole nur schnell meinen Wagen.«

      Franzis Freundin nickte. Thomas rannte zur Kirche. Er hatte sein Auto dort an der Straße abgestellt. Seit er einmal vergessen hatte, den Ersatzschüssel einzustecken und er deshalb einen langen Fußmarsch machen mußte, trug er ihn jetzt immer bei sich. Er setzte sich hinter das Lenkrad und fuhr los.

      Carola und ihr Freund halfen ihm, Franzi ins Auto zu setzen.

      »Wo müssen wir lang?« fragte er.

      Die Bauerntochter schien sich wieder gefangen zu haben.

      »Erst mal geradeaus«, antwortete sie. »Immer die Straße zum Dorf hinaus und dann nach links abbiegen.«

      Thomas fuhr, so schnell es ihm möglich war. Insgeheim beglückwünschte er sich, an diesem Abend nicht mehr als ein Glas Wein getrunken zu haben.

      Nach einer Weile kam ihm die Gegend bekannt vor, und dann stieg plötzlich ein fürchterlicher Verdacht in ihm auf…

      In der Dunkelheit vor ihm tauchten Lichter auf. Er fuhr an den Seitenrand und ließ drei Feuerwehrautos passieren. Franzi starrte die Fahrzeuge mit entsetzter Miene an.

      »Das Feuer scheint gelöscht zu sein«, murmelte sie. »Hoffentlich sind meine Eltern schon daheim, und hoffentlich ist Großvater nix passiert!«

      »Sag’ mal, wie heißt ihr eigentlich mit Nachnamen?« fragte Thomas, der die böse Ahnung einfach nicht abschüttelnd konnte.

      Aber Franzi reagierte gar nicht darauf. Sie saß neben ihm und hatte die Hände zu Fäusten geballt.

      »Das war bestimmt dieser gemeine Kerl« stieß sie hervor. »Dieser Gruber! Er macht uns das Leben zur Hölle, wegen einer Sache, die vor über fünfzig Jahren geschehen ist. Hoffentlich wird er bald gefaßt!«

      Thomas hatte einen dicken Kloß im Hals, den er kaum hinunterschlucken konnte. Er fuhr wortlos weiter und konnte keinen klaren Gedanken fassen.

      Ausgerechnet das war geschehen, womit er nie in seinem Leben gerechnet hatte – sein Vater führte gegen Franzis Familie einen Kreuzzug.

      Gegen die Familie des Mädels, in das er sich verliebt hatte!

      O Gott, stöhnte er innerlich auf, wie soll das bloß enden!

      Sie erreichten den Hof. Der Sohn von Franz Gruber hatte auf der Straße geparkt. Noch immer roch es nach Rauch, die nassen Strohballen waren gelöscht und auseinandergerissen worden. Es stank erbärmlich.

      Auf dem Hof standen mehrere Personen. Erst als sie näherkamen, erkannte Thomas den Pfarrer und dessen Bruder. Bei ihnen standen Vinzent und seine Frau, sowie der Altbauer.

      Franzi lief zu ihren Eltern und warf sich weinend der Mutter in die Arme. Klara strich ihr tröstend über den Kopf.

      »Es ist ja nix weiter passiert«, sagte sie.

      Vinzent hatte inzwischen Thomas erkannt.

      »Aber es hätt’ mehr passieren können!« rief er aufgeregt. »Wenn das Feuer auf das Haus übergegriffen hätte, könnt’ der ganze Hof abbrennen.«

      Er