Zu wissen, dass ich Dasda liebte, reichte mir daher völlig. Außerdem begegneten wir einander häufig und fuhren grundsätzlich gemeinsam aufs Land. Bei den anderen Wesen war ich bereits berühmt und man gratulierte Dasda natürlich allseits zu solch besonderer Freundin. Ich erkannte das an dem Bellen, das sie lachen nannten. Ab und zu wagte sogar das eine oder andere Wesen, seine Krallen nach mir auszustrecken. Das ließ ich mir aber nicht gefallen. Der einzige, der mich berühren durfte, war Dasda. Vielleicht hätte mich sein Weibchen auch berühren können, denn es war sein Teil, es schaute wie er und dachte wie er und ein gleicher Gott sprach aus ihr von Liebe. Von Liebe zu ihm und auch zu mir und zu der Linde, die mein Lieblingsbaum war. Doch sein Weibchen war gar nicht oft in seiner Nähe. Wir begegneten einander meist nur, wenn es ihn in seiner Höhle besuchte und ich die beiden dann vom Fenster aus beobachtete, wie sie abwechselnd schwammige Geräusche von sich gaben. Langweilige Beschäftigung.
»Ich will dir einen Namen geben, meine Schöne«, eröffnete mir Dasda eines Tages.
»Was willst du mir denn damit geben, wo ich doch nichts brauche außer Proviant ab und zu«, fragte ich zurück.
»Der Name sagt, wie einzigartig du für mich bist«, antwortete er feierlich.
»Das wissen wir doch bereits. Und du bist auch für mich das einzige Wesen deiner Art, das ich so sehr mag«, ergänzte ich schmeichelnd.
»Mit deinem Namen kann ich dich rufen und erkennen«, erklärte er.
»Dein Gott ruft mich aus dir heraus und wir erkennen einander immer, immer«, entgegnete ich, ahnend, dass er mich in seine komplizierte Welt der tausend Begriffe und Regeln zwängen wollte. Vielleicht meinte er es sogar gut, doch es war nicht gut für mich.
»Ich nenne dich Negrita mia« verkündete er froh, trotz meiner Einwände. Sein Gott ließ mich wissen, dass ihm diese Namensgebung wichtig war, darum schlug ich vor:
»Gut, mit ›Mia‹ bin ich einverstanden«.
Er lächelte und drückte mich ein bisschen. Zwar hatte ich inzwischen viele Begriffe und Gewohnheiten der Wesen kennengelernt, aber die Sache mit dem Drücken verstand ich nicht ganz. Es wirkte wie kämpfen oder einengen auf mich. Aber egal, andere Wesen, andere Sitten.
»Wie willst du mich nennen, meine schöne Mia«, fragte er mich von Kopf zu Kopf, nicht von seinem inneren Gott zu meinem inneren Gott.
»Du heißt ›Dasda‹, um dich von den anderen unterscheiden zu können. Ihr schaut nämlich alle gleich aus im Gegensatz zu uns«, antwortete ich.
Er lachte laut auf.
»Bin ich denn nicht einzigartig für dich?« fragte er und tat so, als sei er gekränkt. Ich sah ihn lange an und ließ dann die Ewigkeit in mir sprechen:
»Du bist meine Liebe, meine Ewigkeit, ein Teil meiner so großen Freude«, ließ ich ihn mit dem Ausdruck meiner ganzen Würde wissen. Er schwieg ergriffen.
Am Abend saß ich dann nach dem großen Jubel hoch oben auf der Baumkrone meines Nachtquartiers, umgeben von allen anderen meines Schwarms. Diese Gemeinschaft war schön. Zufrieden und glücklich wollte ich gerade die Augen schließen, als jemand näher an mich heranrückte. Es war ein Herr, den ich kaum kannte und der für gewöhnlich nachts auf einem anderen Zweig saß.
»Deine Nähe würde mir gut tun. Darf ich hier bleiben?« fragte er mich.
»Gerne« antwortete ich und horchte auf meinen Gott in mir. Der schien aber bereits zu schlafen, jedenfalls konnte ich nicht erkennen, ob mir die Nähe des Herrn auch gut tun würde. Er rückte noch etwas heran, denn es pfiff kalter Wind durch die Baumkronen. Ich rückte auch näher heran, wenn schon, denn schon. Und als ich seinen Gott pochen spürte, wusste ich, dass dies die erste von allen restlichen gemeinsamen Nächten sein würde.
Wie sehr ich mich freute und wie sehr mir Dasda gratulierte und wie glücklich der Herr an meiner Seite blieb, ist dann eine neue Geschichte.
Ohne Worte
»Das Wort ist Fleisch geworden«,
um die Wörter zu überwinden,
um sogar die Worte zu überwinden.
Erst, wenn in mir alles schweigt,
wenn da nur unnennbare Stille ist,
wenn selbst das Schweigen nicht mehr ist,
das uns ja doch nur als Gegenteil
des Redens und des Denkens erfüllt,
erst in der unnennbaren Stille,
kann ich mich finden lassen.
Es findet mich die Liebe,
die mich längst in Armen hält.
Nun weiß ich, dass ich in der Liebe aufgehe,
vergehe, in sie eingehe,
hinab sinke, hinauf schwebe,
ganz in ihr bin und sie in mir ist.
Die unnennbare Stille erzählt es mir.
Sie verrät mir ein Geheimnis:
mal ist sie im Plätschern des Baches,
mal ist sie im fallenden Laub,
mal ist sie im Krähenschwarm
und immer ist sie im tiefen See deiner Augen.
Ping-pong
Tischtennis geht nur
ping-pong, ping-pong…
Gehen geht nur
rechts – links, rechts – links…
Atmen geht nur
ein – aus, ein – aus…
Austausch geht nur
du – ich, ich – du…
Küssen geht nur
Mund zu Mund,
gewollt von beiden.
Lieben geht nur
du zu mir, ich zu dir,
wir als ein Weg
mit viel Landschaft.
Der Strich
Mir begegnete neulich ein Strich,
der sich elegant vor mir verneigte.
Er gab vor, mehr zu sein, als ein Punkt.
Da wollte ich ihn umarmen,
doch er wich mir aus.
Ein Punkt rief nach mir
und warf dem Strich den Ball zu.
So entstand die Fläche,
vor der ich tanzte und mich spiegelte
in dieser Scheinwelt.
Als die Fläche mir zulächelte,
wurde ich Teil von ihr.
So entstand der Körper.
Wir sind Körper miteinander,
ein Quader, in dem viel Platz hat
und der schön klingt,
wenn er hohl ist.
Dann