Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch). William Shakespeare. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Shakespeare
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075833631
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Krieger müde machen.

       Wir liegen still indes, bewahren uns

       In Ruh wehrhaften Stand und Munterkeit.

      Brutus.

       Den bessern Gründen müssen gute weichen.

       Das Land von hier bis nach Philippi hin

       Beweist uns nur aus Zwang Ergebenheit,

       Denn murrend hat es Lasten uns gezahlt.

       Der Feind, indem er durch dasselbe zieht,

       Wird seine Zahl daraus ergänzen können

       Und uns erfrischt, vermehrt, ermutigt nahn.

       Von diesem Vorteil schneiden wir ihn ab,

       Wenn zu Philippi wir die Stirn ihm bieten,

       Dies Volk im Rücken.

      Cassius.

       Hört mich, lieber Bruder!

      Brutus.

       Erlaubt mir gütig! – Ferner müßt Ihr merken,

       Daß wir von Freunden alles aufgeboten,

       Daß unsre Legionen übervoll

       Und unsre Sache reif. Der Feind nimmt täglich zu;

       Wir, auf dem Gipfel, stehn schon an der Neige.

       Der Strom der menschlichen Geschäfte wechselt;

       Nimmt man die Flut wahr, führet sie zum Glück;

       Versäumt man sie, so muß die ganze Reise

       Des Lebens sich durch Not und Klippen winden.

       Wir sind nun flott auf solcher hohen See

       Und müssen, wenn der Strom uns hebt, ihn nutzen;

       Wo nicht, geht unser schwimmend Gut verloren.

      Cassius.

       So zieht denn, wie Ihr wollt; wir rücken selbst

       Dem Feind entgegen nach Philippi vor.

      Brutus.

       Die tiefe Nacht hat das Gespräch beschlichen,

       Und die Natur muß frönen dem Bedürfnis,

       Das mit ein wenig Ruh wir täuschen wollen.

       Ist mehr zu sagen noch?

      Cassius.

       Nein. Gute Nacht!

       Früh stehn wir also morgen auf, und fort.

      Brutus.

       Lucius, mein Schlafgewand! (Lucius ab.) Lebt wohl, Messala!

       Gute Nacht, Titinius! Edler, edler Cassius,

       Gute Nacht und sanfte Ruh!

      Cassius.

       O teurer Bruder,

       Das war ein schlimmer Anfang dieser Nacht.

       Nie trenne solcher Zwiespalt unsre Herzen,

       Nie wieder, Brutus.

      Brutus.

       Alles steht ja wohl.

      Cassius.

       Nun, gute Nacht!

      Brutus.

       Gute Nacht, mein guter Bruder!

      Titinius und Messala.

       Mein Feldherr, gute Nacht!

      Brutus.

       Lebt alle wohl.

      (Cassius, Titinius und Messala ab.)

       Lucius kommt zurück mit dem Nachtkleide.

      Brutus.

       Gib das Gewand, wo hast du deine Laute?

      Lucius.

       Im Zelte hier.

      Brutus.

       Wie? Schläfrig? Armer Schelm,

       Ich tadle drum dich nicht; du hast dich überwacht.

       Ruf Claudius her und andre meiner Leute,

       Sie sollen hier im Zelt auf Kissen schlafen.

      Lucius.

       Varro und Claudius!

      Varro und Claudius kommen.

      Varro.

       Ruft mein Gebieter?

      Brutus.

       Ich bitt euch, liegt in meinem Zelt und schlaft;

       Bald weck ich euch vielleicht, um irgendwas

       Bei meinem Bruder Cassius zu bestellen.

      Varro.

       Wenn's Euch beliebt, wir wollen stehn und warten.

      Brutus.

       Das nicht! Nein, legt euch nieder, meine Freunde. –

       (Die beiden Diener legen sich nieder.)

       Vielleicht verändert noch sich mein Entschluß. –

       Sieh, Lucius, hier das Buch, das ich so suchte;

       Ich steckt es in die Tasche des Gewandes.

      Lucius.

       Ich wußte wohl, daß mein Gebieter mir

       Es nicht gegeben.

      Brutus.

       Hab Geduld mit mir,

       Mein guter Junge, ich bin sehr vergeßlich.

       Hältst du noch wohl die müden Augen auf

       Und spielst mir ein paar Weisen auf der Laute?

      Lucius.

       Ja, Herr, wenn's Euch beliebt.

      Brutus.

       Das tut's, mein Junge.

       Ich plage dich zuviel, doch du bist willig.

      Lucius.

       Es ist ja meine Pflicht.

      Brutus.

       Ich sollte dich

       Zur Pflicht nicht über dein Vermögen treiben;

       Ich weiß, daß junges Blut auf Schlafen hält.

      Lucius.

       Ich habe schon geschlafen, mein Gebieter.

      Brutus.

       Du tatest recht und sollst auch wieder schlafen.

       Ich will nicht lang dich halten; wenn ich lebe,

       Will ich dir Gutes tun.

       (Musik und ein Lied.)

       Die Weis ist schläfrig – Mörderischer Schlummer,

       Legst du die blei'rne Keul auf meinen Knaben,

       Der dir Musik macht? – Lieber Schelm, schlaf wohl,

       Ich tu dir's nicht zuleid, daß ich dich wecke;

       Nickst du, so brichst du deine Laut entzwei;

       Ich nehm sie weg, und schlaf nun, guter Knabe.

       Laßt sehn! Ist, wo ich aufgehört zu lesen,

       Das Blatt nicht eingelegt? Hier, denk ich, ist's. (Er setzt sich.)

       Der Geist Cäsars erscheint.

       Wie dunkel brennt die Kerze! – Ha, wer kommt?

       Ich glaub, es ist die Schwäche meiner Augen,

       Die diese schreckliche Erscheinung schafft.

       Sie kommt mir näher – Bist du irgendwas?

       Bist du ein Gott, ein Engel oder Teufel,

       Der starren macht mein Blut, das Haar mir sträubt?

       Gib Rede, was du bist.

      Geist.

       Dein böser