Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Harvey Patton
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745214369
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die Energie deiner Geistesblitze lieber in Muskelkraft um, du wirst sie noch brauchen. Kaiakan ist ein besserer Ruderer als wir alle.«

      Sie wechselten die Plätze und ruderten weiter. Stunden vergingen, dann hob Kaiakan die Hand. »Da vorn – eine Insel, Mensch Taff!«, sagte er.

      Sein Sehvermögen musste phänomenal sein, denn Caine brauchte sein Fernglas, um den vagen Schemen am Horizont zu erkennen. Sein Vorhandensein gab der Crew neuen Auftrieb, die sehr unter den sengenden Strahlen der Sonne litt. Sie erreichten die Insel gegen Mittag, waren jedoch enttäuscht. Sie war nur klein und vollkommen von Urwald überwuchert, nirgends gab es einen als Anlegestelle geeigneten Platz.

      Taff krauste die Stirn, denn ihm war etwas aufgefallen, ohne dass er sofort zu sagen vermochte, was. »Die Vögel!«, rief er plötzlich triumphierend aus und wies auf die Scharen in der Luft. »Es sind ausgesprochene Landvögel, sie kommen von Norden und fliegen auch wieder dorthin. Der Nordkontinent ist jedoch noch weit entfernt, also muss es weiter vorn mindestens eine große Insel geben! Weiter, Freunde, der Zufall scheint pünktlich zur Stelle zu sein.«

      *

      Eine Viertelstunde später waren sie am Ziel. Das Eiland war groß, aber sie brauchten nicht lange zu suchen. Bald schon stießen sie auf einen kleinen Naturhafen, und dort hatten zwei Boote der Letho-Dimonds angelegt. Sie waren jedoch verlassen, von den Insassen war weit und breit nichts zu sehen.

      »Wir gehen ebenfalls an Land und suchen sie«, bestimmte der Commander. Sie sprangen aus dem Boot und sahen sich um, die Waffen schussbereit. Nirgends war ein Lebewesen zu entdecken, nur Scharen von Vögeln flogen lärmend zwischen dem flachen Strand und der Wildnis umher, die gleich dahinter begann.

      »Da – schwarze Spiegel!«, sagte Dorit plötzlich verwundert.

      Acht dieser Artefakte waren in einem Halbkreis vor den Booten ausgelegt, seine Öffnung wies nach innen. Die Crew starrte sie misstrauisch an, aber Kaiakan meldete sich zum Wort.

      »Eine magische Figur, Frau Dorit«, erklärte er. »Sie soll die Geister bannen, die diese Insel bewachen. Dieser Zauber wird immer vorgenommen, wenn unsere Leute das erste Mal ein fremdes Land betreten.«

      »Stimmt, hier sind die Letho-Dimonds ja nie zuvor gelandet«, stellte Taff fest. »Es sind also acht Männer, dazu unsere drei Entdecker vom Brain-Team. Sie scheinen also fündig geworden zu sein, aber das soll mich nicht davon abhalten, ihnen später die passenden Worte zu sagen. Nur ein kurzer Anruf, und wir hätten uns keine Sorgen zu machen brauchen.«

      »Da ist eine Spur«, sagte Lars Gunnarsson, »sie führt in den Urwald hinein. Folgen wir ihr, Taff?«

      »Keine Frage«, gab Caine zurück und setzte sich in Bewegung. Die Eingeborenen hatten mit Messern einen Pfad in das Dickicht geschlagen, so dass die sieben Personen gut vorankamen. Nach einer Viertelstunde lichtete sich der Dschungel und gab den Blick auf einen niedrigen stumpfen Bergkegel frei, der nur spärlich bewachsen war. Auf ihn – und auf ein massives, quadratisch angelegtes Bauwerk, das sich auf seiner Kuppe befand!

      »Wie eine Götterburg«, sagte Mitani fast andächtig. »Taff, dieses Gebäude kann unmöglich von den Letho-Dimonds errichtet worden sein. Wir haben eine Spur der Dimonids gefunden!«

      Taff nickte. »So muss es sein, meine schwarze Perle. Richtig wohl wird mir jedoch erst sein, wenn wir auch unsere Wissenschaftler unversehrt aufgefunden haben. Diese uralten Bauwerke haben es meist in sich, wie wir oft genug erfahren mussten.«

      Das Gebäude musste tatsächlich uralt sein, seine Mauern waren moosbedeckt und mit efeuähnlichen Rankenpflanzen bewachsen. Es war ein schmuckloser großer Kasten, etwa hundert Meter im Geviert und dreißig Meter hoch, mit einem flachen Dach. In halber Höhe gab es eine Reihe von rechteckigen Fensteröffnungen, an seiner Basis ein offenes, etwa acht Meter breites und hohes Tor. Über dem Berg lag eine unnatürlich anmutende Stille, weder Vögel noch andere Tiere waren zu sehen.

      »Dieser Kasten sieht alles andere als einladend aus«, sagte Luca unbehaglich. »Zudem ist weder von den Eingeborenen noch von den Wissenschaftlern etwas zu sehen. Wer weiß, was uns darin erwarten mag.«

      »Es sind die klügsten Hühner nicht, die ungelegte Eier begackern«, knurrte Taff Caine. »Mit einer Anlage des Drajur haben wir es hier jedenfalls nicht zu tun, also dürften sich etwaige Gefahren in Grenzen halten. Gehen wir hinauf, dann werden wir bald klüger sein.«

      Auch jetzt waren noch die Überreste einer steinernen Treppe zu erkennen, die den Berg hinaufführten. Die Crew folgte ihnen, Kaiakan kam zögernd hinterher. Dann hatten sie das große Tor erreicht und sahen in eine riesige Halle, die fast das ganze Unterteil des Bauwerks einnahm. Die Sonne schien genau hinein, und die Fenster unter der Decke spendeten weiteres Licht. Dass es in dem Raum relativ dunkel war, wurde durch die riesigen schwarzen Spiegel bewirkt, die alle vier Wände fast restlos bedeckten.

      »Da sind sie!«, stieß Orvid Bashkiri aus und wies auf die elf Personen im Mittelpunkt der Halle. »Unser Brain-Team und die Eingeborenen – aber was ist mit ihnen los?«

      Diese Frage war sehr berechtigt. Die elf Personen saßen in der Mitte der Halle auf dem Steinboden und regten sich nicht. Sie reagierten auf keinen Anruf, es schien, als wären sie paralysiert. Worauf das zurückzuführen war, ließ sich leicht erraten.

      »Sie stehen unter dem Einfluss der Spiegelwände«, sagte Taff mit finsterer Miene. »Und das schätzungsweise einen ganzen Tag lang! Wir müssen sie herausholen, von selbst werden sie sich nicht aus diesem Bann lösen können. Es fragt sich nur, wie, denn jeder von uns, der hineingeht, dürfte gleichfalls diesem Einfluss erliegen.«

      »Wir könnten die Wände zerstören«, schlug Luca vor und hob den Handlaser, aber der Kommandant winkte energisch ab.

      »Das auf gar keinen Fall, denn wir wissen nicht, was wir dadurch auslösen können. Es kann zu einem Energierückschlag kommen, der die Hilflosen tötet, vielleicht sogar zu einer starken Explosion. Nein, wir müssen einen anderen Weg finden, bei dem sie nicht gefährdet werden.«

      »Lass mich hineingehen, Taff«, schlug Mitani vor. »Ich binde mir ein Seil um, mit dessen Hilfe ihr mich gegebenenfalls wieder herausholen könnt. Vielleicht geschieht mir nichts, vielleicht gerate ich auch in Trance und kann euch dann sagen, was es mit der Halle auf sich hat.«

      Caine zögerte, aber das Mädchen holte bereits ein dünnes Kunststoffseil aus der Tasche und knüpfte es um ihre Körpermitte. Schließlich gab er seine Zustimmung, denn das Vorhaben schien wirklich ohne großes Risiko zu sein. Luca Ladora ergriff das freie Ende des Seiles, und Mitani ging langsam in den Raum hinein.

      »Ich komme mit, Frau Mitani«, sagte Kaiakan plötzlich und lief ihr nach, ehe ihn jemand aufhalten konnte. Das Mädchen lächelte ihn an und ergriff seine Hand. »Ich spüre nichts«, rief sie zurück, als sie etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten. »Vielleicht muss man sich längere Zeit hier drin aufhalten, ehe die Wirkung der Spiegel einsetzt.«

      »Hoffen wir es!«, murmelte Taff skeptisch und starrte wie die anderen angestrengt in das Halbdunkel der Halle. Mitani und der Junge erreichten die Gruppe, blieben vor ihr stehen, und dann geschah etwas, mit dem keiner mehr gerechnet hatte: Mit einer blitzschnellen Bewegung löste das Mädchen das Seil von ihrem Körper.

      »Nicht, Mitani!«, schrie Caine alarmiert auf, aber es war bereits zu spät. Hilflos musste die Crew zusehen, wie sie und der Junge sich zu den anderen auf den Boden setzten, um ebenfalls in einen Zustand der Bewegungslosigkeit und Nicht-Ansprechbarkeit zu versinken.

      Mein Spiegel!, schoss es Taff durch den Kopf. Hastig holte er ihn hervor, hielt ihn vor sich hin und stürmte in die Halle hinein.

      *

      Ein Wispern und Raunen klang in ihm auf, etwas schien nach seinem Bewusstsein zu greifen und sich seines Geistes bemächtigen zu wollen. Über das schwarze Oval des Handspiegels wanderten in hektischer Folge chaotische bunte Muster, zwischen denen immer wieder verzerrt sein eigenes Gesicht erschien. Der auf ihn abgestimmte kleine Spiegel schien aber wirklich imstande zu sein, den Einfluss der Kristallflächen an