Wanderführer Pfalz: 35 Touren abseits des Trubels in Rheinebene, Pfälzerwald & Nordpfälzer Bergland. Matthias Wittber. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Matthias Wittber
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783734320354
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href="#fb3_img_img_b650ca6f-1b2e-5c91-8622-181fc1c6eb05.jpg" alt="image"/> Klettersteig/Steig mit Sicherung image Wasserfall image Randhinweispfeil image Maßstabsleiste image

      Wie ein Geisterschloss ragt die Burg Trifels aus den Talnebeln empor.

      Der englische Schriftsteller Daniel Defoe schrieb im Jahre 1709 über die Pfalz: »Diese Gegend ist der allerschönste Teil des Deutschen Reiches … ihre Hänge sind mit Rebstöcken bedeckt … ihre Ebenen und Täler sind reich an Korn und Früchten«.

      Defoe schrieb natürlich nicht an einem Reiseführer, sondern wollte seinem König die Aufnahme protestantischer Flüchtlinge aus der Pfalz empfehlen. Bemerkenswert aber, dass diese Zeilen in einer Zeit entstanden, als sich die Pfalz von den Zerstörungen und Plünderungen des Pfälzischen Erbfolgekrieges noch nicht vollständig erholt hatte.

      Heute leben wir in friedlichen Zeiten und die Pfalz ist immer noch eine Attraktion. Allerdings eine, die sich (leider) auf zu wenige Höhepunkte beschränkt. Die Deutsche Weinstraße, der Bad Dürkheimer Wurstmarkt als größtes Weinfest der Welt, das Hambacher Schloss als Wiege der deutschen Demokratie und der Trifels als Symbol ehemaliger Reichsherrlichkeit sind sicherlich die größten Glanzpunkte. Aber man sollte die Pfalz nicht nur auf zwei bekannte Burgen und das rebenreiche Rheintal verkürzen.

      Zur Pfalz gehören eben auch das Pfälzer Bergland, die Westpfälzische Moorniederung, der Donnersberg, das Zellertal, der Westrich, der Bienwald und natürlich der Pfälzerwald – zusammen mit dem Gebiet der Oberrheinischen Tiefebene eine beeindruckende Fläche und ein großes Wandergebiet.

      Der Schwerpunkt der beschriebenen Touren liegt darin – wie der Buchtitel schon sagt – den Lesern wenig bekannte Pfade und Wege abseits des Trubels näherzubringen. Auch wenn wir auf weniger bekannten oder gar vergessenen Pfaden unterwegs sind – es lässt sich dazu immer etwas erzählen oder ein historischer Bezug herstellen. Auf die Fehden der letzten Ritter wird in diesem Buch ebenso eingegangen wie auf die Frage, welchen Weg die Bauernhaufen im Jahr 1525 von Nußdorf aus wohl eingeschlagen haben. Wege, die schon Kelten und Römer benutzt haben, sind in diesem Buch genauso zu finden wie Touren rund um historische Klöster oder zu weniger bekannten Burgen. Auf allen Wanderungen wird klar, dass die Pfalz schon in alter Zeit Siedlungs-, Durchgangs- und leider auch Kriegsgebiet war. Aber damals wie heute gilt: Der wahre Reichtum der Pfalz liegt in der stillen und abwechslungsreichen Landschaft.

      Lassen Sie uns deshalb bei allen Wanderungen die Worte von Daniel Defoe im Gedächtnis behalten und mit jedem Blick in die Landschaft bestätigt wissen!

      Viel Freude beim Wandern in der Pfalz wünscht Ihnen

      Matthias Wittber

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      Durch die Fenster der Burgruine Frankenstein erhaschen wir einen Blick auf die Gleise der Bahnlinie Kaiserslautern–Neustadt/Weinstraße (TOUR 13).

      Reichsburgen und Herrscher

      Mit dem Begriff »Pfalz« verbinden wir heute eine Region in Südwestdeutschland, Teil des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Im Mittelalter waren die Pfalzen Standorte oder Stützpunkte für die damals im Reichsgebiet umherziehenden Könige oder Kaiser. Zu den Kaiserpfalzen gehört etwa die Barbarossaburg in Kaiserslautern. Das Wort Pfalz selbst leitet sich aus dem Lateinischen palatium ab und wurde über das Alt- und Mittelhochdeutsche schließlich zum Wort Pfalz umgeformt; in den Übersetzungen anderer Sprachen für Rheinland-Pfalz, etwa im Englischen »Rhineland-Palatinate« lebt der lateinische Begriff fort.

      Die Königspfalzen dienten in erster Linie der Unterkunft der Herrscher und deren umfangreichen Gefolge. Sie waren aber nicht unbedingt befestigt; dies waren dann die Reichsburgen. Einige dieser mittelalterlichen Reichsburgen werden auf in diesem Buch beschriebenen Wanderungen erreicht – etwa die Ramburg, die Burg Lindelbrunn oder die Burg Meistersel. Die Reichsburg Trifels können wir in ihrer heutigen Gestalt auf der Wanderung zum Hohenberg bewundern. Sie hatte eine besondere Bedeutung, da dort zu verschiedenen Zeiten des Mittelalters die Herrschaftszeichen der Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches aufbewahrt wurden. Neben dem Reichsapfel und der Reichskrone waren dies u. a. das Reichsschwert, das Reichskreuz oder die Heilige Lanze. Heute können wir einen Teil dieser Reichskleinodien als Nachbildungen auf der Burg Trifels bewundern.

      Im Mittelalter war die Pfalz eine der wichtigen Regionen des Reiches. Es dominierten die Adelsgeschlechter der Salier und der Staufer. Der Staufer Friedrich I., auch Barbarossa genannt, ließ ab 1152 auf einer salischen Burg eine Kaiserpfalz errichten. Die Stadt erhielt später dann den Namen Kaiserslautern. Ein weiterer Staufer, Heinrich VI., veranlasste, dass der gefangengenommene englische König Richard Löwenherz auf die Burg Trifels bei Annweiler gebracht wurde; dieser wurde erst gegen die Zahlung eines immensen Lösegelds wieder freigelassen. Die Barbarossaburg in Kaiserslautern ist längst zerstört, aber die Stadt nennt sich heute noch Barbarossastadt. Zahlreiche Namenslehnungen (Barbarossafest, Kaiserberg etc.) halten die Erinnerung an den großen Staufer wach.

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      Immer wieder überraschen den Wanderer die wunderbaren Wälder in der Pfalz.

      Die Pfalz als Wandergebiet – Wege, Hütten, Rittersteine

      Selten findet man in deutschen Landschaften eine derartige Vielfalt an Wanderwegen. Im Pfälzerwald etwa gibt es von schmalen Wanderwegen, die sich durch den Wald schlängeln, bis zu breiten Forstwegen unzählige Varianten. Im Bereich der Oberrheinischen Tiefebene herrschen im Bereich der Weinberge die befestigten Weinwirtschaftswege vor; teilweise gibt es auch schöne Wanderwege entlang von Feldrainen. Das Pfälzer Bergland wie auch der Westrich wiederum werden durch die dauernde Abwechslung von befestigten und unbefestigten Wald- und Feldwegen gekennzeichnet. Der Wegboden ist im Pfälzerwald oft durch den Buntsandstein beeinflusst, manchmal findet man als Untergrund reinen Sand vor.

      Willkommene Anlaufpunkte auf unseren Wanderungen sind die Pfälzerwald-Verein-Hütten. Diese findet man nicht nur im Pfälzerwald, auch im Donnersberggebiet oder dem Westrich gibt es solche Einkehrpunkte. Insgesamt verzeichnet der Verein mehr als 100 Hütten. Viele Hütten sind bewirtschaftet, teilweise kann dort auch übernachtet werden. Die Öffnungszeiten richten sich meist nach deren Lage; abgelegene Hütten sind meist nur am Wochenende und an Feiertagen geöffnet, während andere auch während der Woche geöffnet haben. Meist werden die Hütten von Ortsgruppen des Vereins bewirtschaftet; teilweise sind die Hütten aber auch verpachtet. Angeboten werden meist Pfälzer Spezialitäten; die Preisgestaltung ist in den von ehrenamtlichen Helfern bewirtschafteten Hütten günstig; in den verpachteten Hütten nicht viel teurer. Ebenfalls im Pfälzerwald, in der Rheinebene und im Bienwald vertreten sind Häuser der Naturfreunde. Diese bieten kulinarisch Ebenbürtiges, sind aber meist an stärker frequentierten Standorten zu finden.

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      Nummerierte Rettungspunkte erleichtern die Standortfeststellung