Eight Ball Boogie. Declan Burke. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Declan Burke
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960540694
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Art von Ermittlung ist es denn?«

      »Eine ganz normale Routineermittlung. Und bis die abgeschlossen ist, darf ich Ihnen nichts sagen.«

      »Wenn Sie mir nicht sagen, was los ist, muss ich wohl das Schlimmste annehmen. Bei meiner Vorstellungskraft könnte das ziemlich riskant für Sie werden.«

      Er tat weiterhin unerbittlich.

      »Ich sagte doch, es ist alles nur Routine.«

      Ich setzte alles auf eine Karte.

      »Weil es kein Selbstmord ist?«

      »Wer sagt denn, dass es kein Selbstmord ist?«

      »Niemand. Ist es Selbstmord?«

      Seine Wangen flammten rot auf.

      »Verarschen Sie mich nicht, Rigby. Gehen Sie mir aus den Augen, verdammt.«

      Ich schüttelte geduldig den Kopf.

      »In Wahrheit wollen Sie doch, dass ich bleibe, Tom. Damit Sie mich im Auge behalten können, damit Sie hören können, was ich sage. Tun wir so, als wäre dies ein hübsches kleines Stelldichein mit Kerzen und Wein, und im Hintergrund spielt ein Zigeuner auf der Geige.«

      Er murmelte irgendwas, das keine Vokale hatte. Ich blieb sachlich.

      »Es ist nur ein Job, Tom. Sie tun Ihren, ich tue meinen. Ich brauch bloß ein paar Antworten und fertig, dann ist meine Arbeit getan und ich bin weg.«

      Er gab keine Antwort, sondern starrte über die Rennbahn hinweg zum anderen Ufer des Sees, dorthin, wo die Schneegrenze wäre, falls es mal schneien sollte. Ich machte ihm keinen Vorwurf. Wenn die Sonne schien, war die Aussicht zusätzliche zwanzig Riesen wert, die das Haus so nötig hatte wie einen zweiten Swimmingpool.

      »Wie wäre es hiermit, Tom? Ich erzähle Ihnen, was Sie schon wissen, und wenn ich was auslasse, dann helfen Sie mir auf die Sprünge.«

      »Warum sollte ich das tun?«

      »Ich bekomme ja so einiges mit. Vielleicht weiß ich was, das Sie nicht wissen.«

      »Das ist ziemlich riskant, Rigby. Ich könnte Sie drankriegen, weil sie wichtige Informationen zurückgehalten und damit den Gang der Ermittlungen behindert haben.«

      »Nicht behindert, umgeleitet, würde ich eher sagen, Tom.«

      Er warf einen Blick hinter sich zu dem zivilen Streifenwagen, einem blauen Mondeo, der neben dem Haus geparkt war, und sagte mit rauer Stimme: »Also, was weiß ich?«

      »Sie wurde vor einigen Stunden tot aufgefunden – von jemandem, den wir noch nicht kennen. Die Kehle von einem Ohr zum anderen durchgeschnitten, der Schnitt ging so tief, dass die Wirbelsäule beinahe durchtrennt wurde. Ihre Unterwäsche war noch intakt. Koks auf dem Couchtisch, was bedeutsam sein könnte oder auch nicht. Die Fingerabdrücke auf dem Messer – einem Steakmesser mit gezackter Klinge – stammen von ihr. Na, wie mache ich das?«

      Er machte wieder ein miesepetriges Gesicht.

      »Sie haben den Toaster und das Kuscheltier vergessen.«

      »Hier in dieser Luxusgegend begeht doch niemand Selbstmord. Und wer bitte durchtrennt sich fast die Wirbelsäule, während er sich den eigenen Hals aufschlitzt?«

      »Imelda Sheridan.«

      »Blödsinn. Wer ist der Hauptverdächtige?«

      »Jetzt Sie, weil Sie so viel darüber wissen.«

      »Ich und die halbe Stadt, Tom. Hat sich alles schon herumgesprochen. Wie geht’s denn ihrem Ehemann?«

      Diese Andeutung gefiel ihm gar nicht.

      »Sie sind ein kranker Typ, Rigby.«

      »Ja, im Endstadium. Wurde er schon verhört?«

      »Warum sollte er verhört werden?«

      »Aus Boshaftigkeit. Um Überstunden zu machen. Weil er ein mieser Drecksack ist. Suchen Sie sich was aus.«

      »Nehmen wir mal an, wir hätten ihn verhört. Welche Fragen hätten wir gestellt?«

      »Wo er war, als es passiert ist. Oder wäre das zu persönlich?«

      »Selbstmord ist kein Sport für Zuschauer, Rigby.«

      »Sie kennen doch die Statistiken, Tom. Die Menschen bringen sich um, wenn sie jung sind. Und sie war wie alt? Anfang Fünfzig? Sie hat ein großes Haus mit einem Tennisplatz. Geht mit Prada und Louis Vuitton spazieren, um uns zu beeindrucken. Ihr Ehemann steht gut mit dem Parteivorsitzenden, und wenn er es verkackt, kann er immer noch Unfallopfer zu Zivilklagen überreden. In der Klatschspalte taucht sie nur dann nicht auf, wenn die Journalisten streiken, die Kinder sind schon groß, der Junge hat sein Medizinstudium geschafft, die Tochter rettet den Regenwald, gesegnet seien ihre Baumwollsocken.«

      Ich kam wieder auf den Punkt: »Warum also sollte Imelda Sheridan Selbstmord begehen?«

      »Geld ist eben nicht alles. Vielleicht war sie depressiv.«

      Das gefiel mir nicht. Kilfeather war zu sachlich, das bedeutete, ich war auf dem Holzweg.

      »Vielleicht fürchtete sie ja, Weihnachten würde ausfallen. Wer hat sie denn nun gefunden, Tom?«

      »Darf ich nicht sagen, Rigby.«

      »Meine Güte, Tom …«

      Die Stimme hinter mir klang so unwirsch wie ein Zementmischer, der gerade Deutsch lernt.

      »Kilfeather?«

      Er schaute nicht mal auf mich herab. Aber ich schaute hoch in ein breites Gesicht, das von dünnem blonden Haar gekrönt wurde. Der Anzug saß ein bisschen zu knapp, aber sogar ein Zirkuszelt wäre noch eine Nummer zu klein gewesen. Er hatte ein Kinn wie Desperate Dan, und auf seinem Brustkorb hätte ein Hubschrauber im Sturm landen können. Der Geruch von abgestandenem Whiskey schlug mir entgegen, scharf wie Benzin. Und man konnte nur für ihn hoffen, dass er besoffen gewesen war, als er seinen Kamelhaarmantel erstanden hatte.

      Kilfeather riss sich zusammen.

      »Jawohl, das ist richtig. Und Sie sind Brady, richtig?«

      »Wenn ich außer Dienst bin. Jetzt gerade Detective Brady. Und wer ist dieses Arschloch?«

      »Ein Schreiber von der Lokalpresse. Nennt sich Rigby.«

      »Und was macht er hier?«

      »Schnüffelt rum.«

      »Echt jetzt, Sherlock? Wieso ist er hier?«

      Kilfeather zuckte mit den Schultern und streckte die Brust raus, um Brady zu verdeutlichen, dass er sich nicht gerne ausfragen ließ. »Wieso sind wir hier? Er hat davon gehört und dachte, es gibt vielleicht was Interessantes zu sehen.«

      »Hat er es in der Stadt gehört?«

      »Wahrscheinlich.«

      »Von wem?«

      Kilfeather hob die Schultern.

      »Woher zum Teufel soll ich das wissen?«

      »Dann finden Sie es zum Teufel heraus, oder ich zitiere Sie in meinem Bericht. Was haben Sie ihm erzählt?«

      Kilfeather kochte vor Wut, seine Wangen wurden knallrot. Er spuckte ein einziges Wort aus: »Nichts.«

      »Dafür haben Sie aber eine ganze Weile gebraucht.«

      »Er glaubt, sie hat sich nicht umgebracht. Ich hab ihn korrigiert.«

      »Korrigiert … was heißt das denn?«

      »Dass es sich um eine laufende Ermittlung handelt und die Anzeichen auf Selbstmord hindeuten. Das wusste er auch schon vorher.«

      Brady spuckte aus und zerrte seinen Gürtel ein Stück höher.

      »Das nächste Mal schicken Sie ihn zu mir. Nein – das nächste Mal buchten Sie ihn einfach ein.«

      »Jawohl,