Des Bootes Dampfrauch hinter mir.
Trolhätta's Donnerfälle reden
Von dir, geliebtes Kind, von dir!
Verzweifelt stürzt mit wildem Schäumen
Ein ganzer See dem Meere zu:
So riß nach langen Hoffnungsträumen
Dein Tod mein Leben aus der Ruh'.
Hier steh' ich in der Wellen Brandung,
Und sehne mich, und suche dich,
Und find' im Strudel keine Landung;
Ach, Tod und Nacht umbrausen mich!
Und deiner Mutter muß ich denken:
Wie diese Fichten hängt ihr Mut,
Die sich in ew'gem Thaue tränken
Mit Haupt und Wurzel in der Flut. –
Doch sieh! es funkeln alle Wellen,
Und plötzlich glüht der Hain in Pracht,
Der Abendsonne Stralen quellen
Zurück aus Schwarzwaldwassernacht.
Und dräng' ein Augenwink vom Himmel
Nicht auch ins finstre Herz hinab?
Er spielt im Wogenstaubgewimmel,
Er perlt im Thau auf einem Grab.
Ein Kranz
Aus des Ufers Maiengrün
Pflückt das Kind Vergißmeinnicht.
Fröhlich sieht der Bach es blühn,
Wie's die Frühlingskrone flicht.
Kommt die Krankheit, färbt es bleich,
Legt es auf die Todtenbahr,
Führt die Seel' ins Schattenreich,
Die voll Blumentraumes war.
Die Vergißmeinnicht' im Kranz
Hatten Zeit nicht zu verblühn,
Thauen auf dem Sarg in Glanz,
Den man senkt ins Maiengrün.
Allgegenwart der Geliebten1
Dort, wo durch zartes Rebengrün
Ein schmaler Steig sich bahnet,
Der Blumen holdes Niederblühn
Mich an die Blüh'nde mahnet:
Wo vor dem engen Rasenplatz,
Die Erde sich entfaltet,
Und mit dem vollen Lebensschatz
Der schöne Sommer waltet:
Dort ist mir so die Ferne nah
Im tausendfachen Bilde,
Hier in dem Quell, als Blume da
Erscheint sie im Gefilde.
Als Morgenwolke wiegt sie sich
Im Aether mir entgegen,
Und eine Thräne netzet mich
Aus ihrem Aug' im Regen.
Es ist mir der Geliebten Geist,
Der in dem Vogel singet,
Der in des Stromes Welle kreis't,
Die Zweig' als Licht durchdringet;
Es ist ihr heil'ger Athem nur,
Der in dem West mir fächelt,
Und lächelt mir die schöne Flur:
Ist Sie's nur, die mir lächelt.
Ich werfe mich aufs weiche Moos
In gläubig süßem Drange,
Da wird der kalten Erde Schoos
So warm, wie ihre Wange.
Dann lüft' ich manches Liebeswort
Vor den verschwiegnen Fluren,
Ein herzlich Lied belebt mir dort
Die schweigenden Naturen.
Nach Ihr gestaltet sich die Welt,
Was will ich von der Menge?
Für mich hat dieß vergeßne Feld
Verständlichere Klänge.
Ich lasse dir den Lärm, den Spott,
Lebendiges Gewimmel!
Mir hebt das Herz ein stiller Gott
In einen sel'gen Himmel!
Fußnoten
1 Die nachfolgenden Gedichte dieser I. Abth. fehlen in den spätern Ausgaben von 1838, 1846 u. 1851.
An die Wände einer Bergkapelle angeschrieben
Wie die Heiligen, die dich bewohnen,
Selig heiter steht dein milder Bau,
Wie herabgesenkt aus bessern Zonen
Adelst du die abgeschiedne Au.
Unter dir das irdische Gewimmel,
Ueber dir des Himmels ew'ge Ruh;
Und du schwebest zwischen Erd' und Himmel,
Lächelst freundlich beiden zu.
Einen Platz nur hast du von der Erde
Aufgenommen in dein still Gebiet,
Einen, dessen traurige Geberde
Jede lebensfrohe Menge flieht.
Wo die schwarzen Kreuze deutend stehen,
Wo der Boden ahnungsvoll sich schwellt,
Willst du tief ein ernstes Feld besäen,
Für den Himmel, nicht die Welt.
Lieblich blicket nach dem Feld der Leichen
Aus den Fenstern dein Marienbild,
Und ich flehe zu der Lebensreichen:
Mir auch lächle, Jungfrau, zart und mild!
Vielen hast du Trost und Heil geboten,
Und gelindert manchen herben Schmerz:
Bist du eine Pflegerin der Todten,
Wecke denn mein sterbend Herz!
Liebeskrank wird Liebe nur es heilen:
Deine Liebesüberschwenglichkeit
Kannst du sie mit einer Jungfrau theilen,
Hold wie du, und züchtig und geweiht?
Gieb ihr nur von deiner, deiner Liebe,
Schenk'