Gedichte. Gustav Schwab. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gustav Schwab
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783849635954
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grellen Saal!

      O Wandrer, was dein Herz erhellt,

      Such's nicht im Kerzenstral!

      Und doch – was fesselt mich denn hier?

      Warum verweil' ich gern?

      Was wird es ruhig still in mir

      Wie unter Mond und Stern?

      Ach, in dem brausenden Gewühl,

      Wund von der Lüge Schmerz,

      Fand plötzlich ich ein ernst Gefühl,

      Ein Wahrheit spendend Herz.

      Wie mitten in dem dürren Sand

      Ein Quell dem Waller springt,

      Wie er sich von der Felsenwand

      Aus Dorn die Rose ringt:

      So perlt aus einem Auge klar

      Mir frische Lebensflut,

      So quillt von ros'gem Lippenpaar

      Mir Geistes Duft und Glut.

      Mir ist, als hätt' in Einsamkeit

      Ich betend mich erquickt,

      Und Engelshand giebt mir Geleit,

      Daß mich kein Trug umstrickt.

      Aus den erfüllten Hallen fort

      Wandr' ich hinaus ins Feld,

      Sie waren mir ein stiller Port,

      Hab' Dank, du große Welt!

      9. Rückblick

      Mit zwanzig leichten Lenzen

      Lag ich in diesem Wald,

      Und seh' ihn heute glänzen

      In gleicher Lichtgestalt!

      Es duften seine Würzen

      Und seine Bäche stürzen,

      Ja, nimmer wird er alt.

      Mit rüst'gen Mannesschritten

      Geh' ich noch durch ihn hin,

      Ich bin an Willen, Sitten,

      Ich bin der Alt' an Sinn;

      Und dennoch muß ich sagen,

      Ich muß mit Schmerzen klagen,

      Daß ich ein Andrer bin!

      Die Buchen und die Eichen,

      Mit Wurzeln tief und breit,

      Sie waren meines Gleichen,

      Was wußt' ich von der Zeit?

      Gleich diesen Felsenquadern

      Fühlt' ich in allen Adern

      Getrost Unsterblichkeit.

      Wohl bin ich jetzt ein Andrer,

      Bin kein Gewächs des Hains;

      Ich bin ein flücht'ger Wandrer,

      Und denke nur an Eins:

      Daß ich wie Windeswehen

      Durch diesen Wald muß gehen –

      O kurzer Traum des Seins!

      10. Heimkunft

      Jetzo steh ich vor dem Thale,

      Das der Dunst nicht mehr verhüllt,

      Das sich, eine blanke Schale,

      Bis zum Rand mit Sonne füllt.

      Bin aus ihm gleich einem Diebe

      Durch der Nebel Nacht entflohn;

      Komme jetzt voll Heimatliebe

      Her, wie der verlorne Sohn.

      Und dort winkt's aus hellen Fenstern,

      Arme, Köpfe kreuzen sich.

      Keine Schaar von Nachtgespenstern!

      Traute Blicke grüßen mich.

      Mutter, Kinder! was sind Blüten

      Gegen euch, was Berg und Wald?

      Schätze giebt es hier zu hüten;

      Wieder wandr' ich nicht so bald.

      Jüngster Knabe, komm und funkle

      Mich mit schwarzen Augen an:

      Wie das Erdenleben dunkle,

      So ein Stral macht sich noch Bahn.

      Alle künftigen Geschicke

      Des bewegten Vaterlands

      Les' ich hier in diesem Blicke,

      Dieser Kinderaugen Glanz.

      Wachse rüstig, lieber Knabe!

      Vieles wartet wohl auf dich.

      Doch als Greis am Wanderstabe

      Siehst du Schöneres, denn ich!

      Heuernte

      Heuernte, schönste Zeit im Jahr,

      Der Wald längst grün und doch noch klar,

      Die Blumen ganz im Blühn,

      Die Saat noch hoffnungsgrün.

      Grün hängt die Frucht im dichten Baum,

      Halb ausgebildet, halb noch Traum;

      Still steht des Lebens Flucht

      Noch zwischen Blüt' und Frucht.

      Nur erntereif das flücht'ge Gras,

      Und frisch und duftig selber das.

      Wohl, wenn's an's Welken geht,

      Dem, der so süß verweht!

      Die Luft noch nicht zu wild durchschwirrt,

      Nur hier und dort ein Käfer irrt;

      Im Grillchen kichert nur,

      Im Vogel jauchzt Natur.

      Vorüber schwebt ein geist'ger Duft,

      Ein Aether durch den Dampf der Luft!

      Ist's Engelsodem? Nein!

      Es ist der blühnde Wein!

      O Mensch, genieße dieser Zeit,

      Und athme sie, wie Ewigkeit;

      Leg' dich am Quell ins Heu,

      Erbau' dein Traumgebäu!

      Geschwind, eh dich ein Tropfen weckt,

      Eh dich ein Blitz, ein Donner schreckt,

      Denn auch der Wonne Born,

      Wallt plötzlich auf in Zorn.

      Dann sä't sein Korn der Hagel aus,

      Der Sturm bricht Aeste sich zum Strauß,

      Der Bach