Vom Berge
Wir treten aus dem hohen Wald,
Vom Morgenlicht erhellt:
In sonnenfreundlicher Gestalt
Grüßt uns die weite Welt.
Was leuchtet dort im hellen Stral?
Das ist das Felsenschloß.
Ahnst du, mein Herz, den hohen Saal?
Ahnst Ritter schon und Roß?
Was blinket aus dem tiefen Thal?
Das ist der alte Fluß.
Ahnst du die Nixen ohne Zahl,
Der Nymphen lust'gen Gruß?
Was glänzt im Nebel dort wie Gold?
Das ist ein Städtchen gar.
Ahnst du die Mägdlein schmuck und hold,
Mit krausem Lockenhaar?
Das Felsschloß, das ist öd' so sehr,
Kein Ritter haust mehr dort;
Wohl rauscht der Fluß, doch ist er leer,
Die Nymphen all' sind fort.
Doch in die Stadt da ziehn wir ein,
Die ist ganz voll und hell.
Gegrüßet seid, ihr Jungfräulein,
O kommt ans Fenster schnell!
Auf ein Paar gestickte Rosen
Nach Blumen trugen wir Verlangen,
Doch lag der Winter auf den Aun:
Da seid ihr lieblich aufgegangen,
Fast wie ein Wunder anzuschaun.
Doch ist's kein Wunder mehr zu nennen
Für den, der eure Saat belauscht;
Er sah die Himmelsröte brennen,
Aus der sich euer Glanz berauscht.
Es nahte sich an jedem Morgen
Still eine ros'ge Gärtnerin,
Die stellte früh, mit leisen Sorgen,
Vor euer weiches Beet sich hin.
Sie streut' in tausend lichten Fädchen
Den Samen auf den weißen Grund,
Und Morgenrot ergoß das Mädchen
Auf euch von Wangen und von Mund.
Und leuchtend über Mund und Wangen
Ergossen auf die kleine Hand
Zwei Sonnen, freundlich aufgegangen
Den holden Schimmer unverwandt.
Und auch den zarten Fingerspitzen
Entquoll so leise Kraft und Licht
Und zückte mit geheimen Blitzen
Durch euer rotes Angesicht.
So seid ihr in dem seltnen Scheine
Zu solcher Frühlingsglut gediehn:
So hell und himmlisch lächeln keine,
Auf die nur ird'sche Sonne schien.
O Morgenrot, o lichte Sonnen!
Glückselig wer in eurem Glanz
Den ew'gen Frühling sich gewonnen,
Den ewig blüh'nden Rosenkranz!
Das Wort der Liebe
O aller Berge Quellen,
Tönt mit berauschten Wellen
Vernehmlich durch die Luft!
O aller Thäler Bäume,
Säuselt mir leise Träume,
Und sendet süßen Duft!
Es sollen alle Sinne
Der Freude werden inne,
Die heut mein Herz begeht,
In allen Farben, Tönen
Lebe das Wort der Schönen,
Das mir im Geiste steht!
Der Liebe Wort, das zitternd
Und inniglich erschütternd
Durch meine Seele dringt,
In ew'gen Wiederhallen
Hör' ich es rings erschallen,
So daß es nie verklingt.
Und wenn die Quellen schweigen
Und wenn die Bäume neigen
Ihr Haupt in welker Zier;
Im Herzen ewig klingen,
Blühen und lieblich singen
Wird doch das Wort von Ihr.
Gesang der fliehenden Griechen von Parga
Als ihre Stadt von den Engländern an die Türken übergeben ward.
(1819.)
Frei aus dem Neugriechischen.
Männer.
Unser Schwert liegt auf der Erde,
Wie ein ausgelöschter Blitz.
Fern vom unterjochten Herde
Birg' uns, Meer! in deinem Sitz.
Aber, wenn wir nun zerschellen
Am verborgnen Felsenriff:
Laß' uns deine bittern Wellen
Treiben an kein englisch Schiff!
In den Hafen würd' es laufen,
An des Feindes Uebermut
Unsre Leichen zu verkaufen,
Wie jetzt unser Haus und Gut!
Frauen.
Grüne Lorbeern, frische Rosen!
Nicht mehr werdet ihr gepflückt,
Nicht mehr unsre freudelosen
Häupter je mit euch geschmückt.
O ihr Vögel in den Hainen!
Bach! und Wind! Mit eurem Klang
Wird sich fürder nicht vereinen
Unsrer hellen Stimme Sang.
Ach, der Lieder Ton muß hassen
Und der Blumen Ueberfluß,
Wer, wie wir, auf ewig lassen
Seiner Väter Boden muß.
Greise.