EQUALIZER. Michael Sloan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Sloan
Издательство: Bookwire
Серия: Equalizer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354616
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etwas passiert. Etwas, das dafür gesorgt hat, dass du uns verlassen hast. Was war es? Und erzähl mir nicht den üblichen Scheiß, wie das ist geheim, oder das musst du nicht wissen

      »Nichts Bestimmtes. Nur ein paar kleine Dinge. Die haben sich angesammelt.«

      Sie stand auf.

      »Ich könnte gerichtlich erwirken lassen, dass du dich uns nicht nähern darfst.«

      Wieder dieser sachliche Ton, als würde sie vorschlagen, dass sie zusammen essen gingen.

      »Dafür müsstest du wissen, welchen Namen ich benutze. Das tust du nicht. Du müsstest wissen, wo ich wohne. Das tust du nicht. Und das wirst du auch nicht. Wenn wir aus dem 21 Club gehen, dann gehst du einfach direkt wieder dahin zurück, wo du warst, bevor du mich im Regen auf diesem Schulhof gesehen hast.«

      »Und wo gehst du hin?«

      »Das ist egal. Ich bleibe dir aus dem Weg.«

      »Das ist ein Versprechen, das du bisher offensichtlich nicht halten konntest. Jetzt könnte es noch schwerer sein.«

      »Weil wir uns gesehen und geredet haben?«

      »Ja. Ist es jetzt schwerer?«

      »Ja«, sagte McCall.

      Sie zog ihren Regenmantel an. »Bleib aus unseren Leben weg, Robert. Komm nicht wieder zu der Schule. Sitz nicht im Starbucks rum und schau unserem Sohn zu. Das ist gruselig. Soweit es mich angeht, bist du derselbe Mann, der uns aus irgendeinem Grund verlassen hat. Es ist zu gefährlich, mit dir zusammen zu sein.« Dann in ruhigerem Ton: »Aber es war sehr schön, dich mal wiedergesehen zu haben.«

      Sie nahm ihre Tasche und verließ das Restaurant.

      McCall trank den Scotch aus. Er legte das Geld auf den Tisch, nahm seinen Mantel und schüttelte beim Gehen ein paar Hände am Eingang.

      Der Mann auf dem letzten Stuhl am anderen Ende des Bar Room Restaurant sah zu, wie McCall ging, zahlte schnell seine Rechnung und folgte ihm. Er war ziemlich sicher, dass er nicht bemerkt worden war.

      McCall hatte ihn gesehen, sobald er sich in der Lounge des 21 Club mit Cassie hingesetzt hatte. Er ging die 52nd Street entlang und schlug gegen den Regen den Kragen hoch. Er schätze, dass sein Verfolger vermutlich hundert Meter oder so hinter ihm war.

      McCall mischte sich unter die Menge vor dem Winter Garden Theater, wo das Stück MAMMA MIA! gerade Pause hatte. Er ging nach drinnen, durch die Lobby, ins Theater, den linken Gang entlang und durch eine Tür neben der Bühne. Backstage war er im Gewimmel der Schauspieler und zum hinteren Bühneneingang wieder draußen, bevor der alte Wachmann überhaupt hochgesehen hatte.

      McCall joggte ans Ende der Gasse hinter dem Theater und drehte sich dann erst um. Niemand kam nach ihm aus dem Bühneneingang.

      Ablenkung.

      Magier taten es ständig. Sie brachten einen dazu, in die andere Richtung zu schauen, während die Magie woanders passierte. Ich mische diese Karten mit der rechten Hand, damit du nicht siehst, wie ich deine Karte in der linken verstecke.

      McCall hatte es darauf angelegt, seinen Verfolger abzuschütteln, der ihm zu Fuß vom 21 Club gefolgt war. Er hatte den 65er Pontiac Lemans nicht bemerkt, der vom Parkplatz auf der anderen Straßenseite vom 21 Club gefahren war. Er hatte nicht gesehen, wie er hinter ihm den Broadway entlanggefahren war. Als er in der Menge der Theaterbesucher verschwunden war, die vor dem Winter Garden rauchten, waren die Männer im Pontiac näher an McCall gewesen als sein Verfolger. Sie hatten gesehen, wie er den Zuschauerraum betrat. Der Fahrer dachte sich schon, dass er nicht auf demselben Weg wieder rauskommen würde. Er hatte fälschlicherweise angenommen, McCall habe den Pontiac bemerkt. Er bezweifelte, dass McCall sich hinsetzen und den zweiten Akt des Stücks ansehen würde, auch wenn er selbst es vor einem Jahr gesehen hatte und es super fand. Ein paar Leute, die das sorgenfreie Leben in einem Tropenort genossen, während draußen auf der Straße das Leben brutal war. Aber die Musik war eingängig und man konnte nicht anders, als diese gottverdammten Lieder mitzusummen, wenn man aus dem Theater ging.

      Nein, er glaubte, dass McCall einen anderen Ausgang benutzen würde, vermutlich den Hinterausgang des Theaters. Er lenkte den Pontiac neben einen Hydranten. Man musste die Augen offenhalten, wegen der Cops. Er wollte keinen Strafzettel kriegen oder schlimmer, mit auf die Wache genommen werden, weil irgendein abgehalfterter Cop ihn erkannte. Er hatte eine saubere Weste und einen gewissen Ruf, aber nicht in diesem Viertel.

      Sie wurden fünf Minuten später belohnt, als er McCall auf der 8th Avenue sah. Er war die 50th entlang zur 7th Street gegangen. Ein Segen. Sie hätten ihm nicht die 8th runter folgen können; der Verkehr ging Richtung Uptown. McCall war nach Downtown unterwegs. Es regnete immer noch in Strömen, die Sicht war erheblich eingeschränkt und der Fahrer erwartete, dass er sich in einem Türeingang unterstellen würde, bis der Wolkenbruch ein wenig nachließ, oder dass er die U-Bahn nehmen würde, aber das tat er nicht. Er ging einfach weiter. Der Pontiac folgte ihm. Der Fahrer hatte ein wenig Probleme beim Steuern, aber er kam schon klar, danke der Nachfrage.

      McCall überquerte den Broadway an der 44th Street und ging weiter. Block um Block, Richtung Village, bis er die Broome Street kreuzte. Sie hätten ihn da beinahe verloren, denn ein Wagen von der Straßenreinigung kam aus einer Gasse direkt vor ihnen. Der Fahrer umrundete ihn. Wieso holten die eigentlich um die Zeit den Müll ab? Er brauchte einen Moment, um sein Ziel wiederzufinden, aber er war immer noch auf dem Broadway. Dann steuerte er schließlich nach links in Richtung Grand Street. Dann direkt nach rechts auf die Crosby Street. Der Fahrer bog um die Ecke. Vor ihm blieb sein Ziel vor einem dreistöckigen Klinkerbau stehen. Der Fahrer parkte in zweiter Reihe. Er musste nicht lange warten. Durch die regenüberströmte Windschutzscheibe sah er, wie sein Ziel den Schlüssel benutzte, um ins Gebäude zu kommen. Er brauchte ein paar Sekunden, um die Treppen hochzusteigen – er war sicher, dass da drin kein Aufzug war –, und das Licht ging in einem der Fenster im dritten Stock an. Vermutlich das Wohnzimmer. Er wusste, dass die Apartments in diesen alten Ziegelsteinbauten renoviert worden waren. Einige wirklich geschmackvoll. Schon bald würde er das Innere der Wohnung im dritten Stock sehen.

      Hinter ihm rutschten die beiden Brüder auf den Rücksitzen hin und her, weil es ihnen unbequem war. Big Gertie wog 160 Kilo und hatte sich mehr oder weniger in den Wagen gefaltet. Vermutlich gefiel ihm diese kleine Stadtrundfahrt im Schneckentempo ganz und gar nicht. Aber das war in Ordnung. Die Nacht war ein voller Erfolg gewesen.

      J. T. wusste, wo Bobby Maclain arbeitete.

      Nun wusste er auch, wo er wohnte.

      Das Büro lag im Dunkeln. So mochte es Kontrolle. Er war erschöpft. Sie waren um 6:30 Uhr mit einem Flug von Turkish Airlines vom International Airport Scheremetjewo in Moskau losgeflogen und in Dulles in D. C. um 19:30 Uhr gelandet. Er war um etwa 20:30 Uhr bei dem Gebäude in Virginia angekommen. Er saß am Schreibtisch, der Bildschirm des Mac leuchtete im Schatten. Ein diskretes Klopfen an der Tür und seine Chefassistentin kam herein. Ihr Name war Emma Marshall; sie war Britin, Ende 20, bildhübsch, versuchte jedoch, diese Tatsache hinter einer getönten Brille zu verstecken. Die blonden Haare hatte sie etwas streng zurückgebunden und sie kleidete sich konservativ, stets mit einem Männerhemd und langem Rock, um ihre umwerfende Figur zu kaschieren, womit sie umwerfend erfolglos war. Sie hatte einen verdrehten Sinn für Humor, aber im Moment war die Lage im Büro ein wenig angespannt.

      Sein Büro war in einem unscheinbaren Gebäude in einem Bürokomplex in Hemdon, Virginia. In Langley war es nicht als Außenstelle verzeichnet. Es war nirgendwo verzeichnet. Offiziell existierte die »Company« gar nicht. Es handelte sich um sechs achtstöckige Gebäude, die alle gleich aussahen, auf einem sorgfältig gepflegten Gelände. Das Gebäude von Kontrolle war das letzte in dem Industriegebiet, am nächsten am Highway. Man kam zu seinem Büro, indem man in den sechsten Stock eskortiert wurde, durch ein paar winzige Büros hindurch. Sein Büro war das einzige auf dem Stockwerk, das ein Fenster hatte. Nicht weit davon befand sich ein Einsatzraum, der von 40 Analysten besetzt war, die an Computerbildschirmen saßen. Vor ihnen zwei große Leinwände, auf der einen sah man Konfliktherde in verschiedenen Ländern auf der ganzen Welt, auf der zweiten