Adular (Band 2): Rauch und Feuer. Jamie L. Farley. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jamie L. Farley
Издательство: Bookwire
Серия: Adular
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783038961550
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im Kerker sitzt, aber es wäre zumindest ein Anfang, nicht?«

      Elanor warf Arik einen hilflosen Blick über die Schulter zu. »Eintausend für die Information. Dreitausend, wenn Ihr ihn zum Treffen mitbringt.«

      »Und dann? Denkt Ihr, ich stehe daneben und sehe zu, wie Ihr ihn tötet?« Die Schattenklinge lachte bellend. »Oder dass Ihr es überhaupt mit ihm aufnehmen könnt? Verflucht, Ihr scheint dümmer zu sein als der Dreck unter meinen Fußnägeln.«

      Elanor starrte beharrlich in die Dunkelheit unter seiner Kapuze. »Wenn Ihr davon überzeugt seid, dass Euch keinerlei Gefahr droht, spricht doch nichts dagegen, einzuwilligen, oder? Dann bekommt Ihr einen Haufen Gold und könnt Euch noch köstlich über uns amüsieren.«

      Immer noch grinsend strich sich die Schattenklinge über den Bart. »Und was ist, wenn dieser Dunkelelf nicht mehr lebt?«

      Ihr Mund wurde trocken. Wusste er etwas? War er es vielleicht gewesen, der Dûhirion getötet hatte? Elanors Atem beschleunigte sich. Erneut sah sie zum Heiler zurück.

      »Dann bringt uns seine Leiche«, antwortete Arik entschlossen. »Zu wissen, dass der Mörder ihres Vaters tot ist, wird meiner Freundin auch Genugtuung verschaffen. Nicht wahr?«

      Die Waldelfin nickte betäubt.

      »Schön. Warum nicht?« Grem zuckte mit den Schultern und lachte wieder. »Gebt mir eine Woche Zeit, um mich nach ihm umzuhören und ihn davon zu überzeugen, den Spaß mitzumachen!«

      »Und gebt uns zwei Wochen Zeit, um das Gold aufzutreiben! Dann treffen wir uns wieder hier um die gleiche Zeit.« Elanor hatte ihre Fassung zurückgewonnen und schlug in die ausgestreckte Hand ein, um den Handel zu besiegeln. Sie löste die beiden Goldbeutel, in denen sich je zweihundertfünfzig Goldkronen befanden, und reichte sie an den Assassinen weiter.

      Der Zwerg wiegte sichtlich zufrieden die Beutel in den Händen. Jetzt konnte sie erkennen, dass sein Mund von Narben zerfurcht war. »Ich werde Euch nicht enttäuschen. Ihr mich hoffentlich auch nicht. Ihr würdet es bitter bereuen.« Nach der letzten Drohung kehrte das freundliche Lächeln auf seine Lippen zurück. Er verneigte sich tief. »Gehabt Euch wohl, Frau Eleniel!« Fröhlich winkte er Arik und Ivorien zu. »Und auch Ihr, namenloser Freund und namenlose Sklavin. Wir sehen uns bald wieder.« Er machte kehrt und schlenderte pfeifend aus der Tür.

      Einige Sekunden verstrichen, bis Elanor es wagte, aufzuatmen. Zittrig strich sie sich mit beiden Händen übers Gesicht. Ein leichtes Kitzeln auf ihrer Haut verriet ihr, dass Arik die Illusion von ihr genommen hatte. Ivorien erschien an ihrer Seite und legte ihr die Hand auf die Schulter.

      »Wir haben es geschafft. Du warst großartig, Elanor«, lobte Arik erleichtert.

      »Ihr ebenfalls«, sagte die Waldelfin leise. »Vielen Dank, dass ihr bei mir seid.«

      Ivorien vollführte einige Gesten, stoppte mitten in der Bewegung und schüttelte dann den Kopf. Sie ließ die Hände sinken und begann von Neuem. Was auch immer sie zuvor hatte mitteilen wollen, sie schien es sich anders überlegt zu haben. Sie warf Arik einen bittenden Blick zu und dieser nickte.

      »Sie fragt, ob und wenn ja welche Teile deiner Geschichte wahr sind«, übersetzte der Magier.

      »Es ist alles frei erfunden«, antwortete die Waldelfin. »Meine Eltern sind gestorben, als ich noch ein kleines Mädchen war. Dûhirion war allerdings wirklich in Orlean, als die Grauwölfe angegriffen haben.«

      »Mhm«, machte Ivorien.

      Elanor rieb sich die Stirn. Der Schmerz ließ etwas nach. »Ich muss irgendwie das Gold auftreiben. Das waren meine gesamten Ersparnisse. Zweitausendfünfhundert Goldkronen … so viel Gold würde ich nicht einmal in drei Jahren verdienen.«

      »Wir werden eine Lösung finden«, versicherte der Heiler. »Sobald Nara zurück ist, berufen wir eine Versammlung der Weißen Feder ein. Es gibt sicherlich einige Mitglieder, die dir Gold leihen können. Ich verspreche dir, dass Nara und ich …«

      Elanor schüttelte den Kopf. »Ich kann euer Geld nicht annehmen, Arik. Was ist mit deiner Klinik? Und den Dunkelelfen in den Aschegruben? Sie brauchen es dringender als ich. Da ich Malachit ohnehin bald verlassen muss, werde ich wohl mein Haus verkaufen und sämtliche Besitztümer. Bis auf ein paar Kleinigkeiten. Das sollte mir genug einbringen.«

      Arik sah unentschlossen aus. Er tauschte einen Blick mit Ivorien, die mit den Schultern zuckte. »Wir finden eine Lösung«, sagte er abermals. »Jetzt ist erst einmal wichtig, dass Dûhirion ein würdiges Begräbnis bekommt.«

      Elanor schwieg.

      »Es ist spät und du siehst sehr müde aus«, sagte Arik sanft. »Ich werde dich nach Hause begleiten.«

      »Das musst du n...«, murmelte Elanor.

      »Ich will aber«, unterbrach der Heiler.

      Ivorien verabschiedete sich von ihnen. Sie besaß ein Haus in der Aschegrube, das sie freiwillig bezogen hatte, obwohl die Weiße Feder ihr andere Möglichkeiten angeboten hatte. Die Dunkelelfin hatte zu verstehen gegeben, dass sie von dort aus am besten Informationen beschaffen und gleichzeitig den anderen Einwohnern helfen konnte.

      Arik und Elanor blickten ihr noch kurz hinterher, ehe sie sich auf den Weg zu einem der Tunneleingänge machten.

      Sie waren kaum eine Viertelstunde gegangen, als sie an einer Taverne vorbeikamen. Musik, Gelächter und der scharfe Geruch von Alkohol wehten aus dem beleuchteten Gebäude auf die Straße. Eine Gruppe von vier waldelfischen Männern lungerte vor der Taverne herum. Sie unterbrachen ihr lautstarkes, fröhliches Gespräch, als Elanor und Arik an ihnen vorbeikamen.

      »Wen haben wir denn da?«, lallte der Erste.

      »Unsere Dunkelelfenhure«, rief der Zweite ausgelassen und hob den Humpen. »Und seht, sie hat einen neuen Freier dabei!«

      »Einen Menschen? Dachte, die treibt es nur mit Dunkelelfen«, brummte ein Dritter. »Wartet … ist das nicht … dieser Heiler? Ihr wisst schon. Der die Klinik betreibt, in der gute Medizin an Grauhäute verschwendet wird.«

      Elanor sah nicht zurück, beschleunigte ihre Schritte lediglich. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass Ariks Finger sich unruhig regten.

      »Hey, Heiler«, schrie der Erste. »Steigst du auch mit ihr ins Bett? Wie ist sie? Lohnt es sich?«

      »Wahrscheinlich teilen sie sich heute Nacht eine Grauhaut«, johlte der Dritte und verschüttete überschwänglich etwas von seinem Getränk. »Viel Spaß.«

      Die Waldelfin warf Arik einen Seitenblick zu. Er starrte stur geradeaus, sein blasses Gesicht wie versteinert. Das Verhalten der Männer sollte sie wütend machen. Doch Elanor fühlte nichts. Da war nur eine nagende Leere in ihr.

      Die Stimmen der Männer verklangen und der Rest des Weges verschwand hinter einem undurchsichtigen Grauschleier, der sich über ihre Sinne legte. Vielleicht war es die Müdigkeit, die alles verschwimmen ließ. Anfangs kämpfte sie dagegen an, zwang sich, wach und aufmerksam zu bleiben. Doch irgendwann verlor sie diesen Kampf und versank in erschöpfte Lethargie.

      Erst als sie sich plötzlich im Inneren ihres Hauses wiederfand, erwachte sie daraus.

      »Elanor?« Ariks Stimme.

      Die Waldelfin blinzelte verwirrt. Er musterte sie besorgt, Falten standen auf seiner Stirn. Er schien sie nicht das erste Mal angesprochen zu haben. »Verzeih, was sagtest du?«

      »Ich fragte, wie du dich fühlst«, entgegnete er.

      Elanor streifte ihren Umhang ab und legte ihn über einen Stuhl. »Tut mir leid«, murmelte sie und drehte ihren Anhänger zwischen Daumen und Zeigefinger. »Ich bin müde, Arik.«

      Der Heiler nickte. Den dunklen Ringen unter seinen Augen zufolge ging es ihm ähnlich. Seit sie Arik kannte, war er mager und sah übernächtigt aus. Es kam ihr vor, als hätte sich sein Zustand in den letzten Tagen verschlechtert. Möglicherweise war es Einbildung oder