Adular (Band 2): Rauch und Feuer. Jamie L. Farley. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jamie L. Farley
Издательство: Bookwire
Серия: Adular
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783038961550
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Kette.

      Hastor liebte es, seine Opfer zappeln zu sehen. Ob er diesem sturen Esel ein gewimmertes Flehen um Gnade entlocken konnte, wenn er noch wartete? Während er das glühende Ende des Brandeisens langsam wieder an das Gesicht des Dunkelelfen heranführte, schwang die Tür zur Folterkammer auf.

      Verärgert sah der Hochelf über die Schulter. Er hatte ausdrücklich jegliche Störung untersagt. Allerdings war es kein niederer Assassine und kein verirrter Folterknecht, der die Kammer betrat, sondern Gildenmeister Taremia höchstpersönlich.

      Obwohl Hastor gemäß Umbras Gesetzen in der Rangordnung über ihr stand, konnte er ihr die Unterbrechung seines Verhörs am ehesten verzeihen.

      »Entschuldigt meine Störung.« Sie warf dem Dunkelelfen lediglich einen kurzen Blick zu. »Hastor, es gibt etwas, was Eurer Aufmerksamkeit bedarf.«

      Der Hochelf ließ die Kette los, und Nummer Siebenunddreißig fiel zu Boden. Wenn Taremia sich dazu herabließ, die Botin zu spielen, musste sie von einem der anderen Obersten geschickt worden sein. Das wiederum hieß, dass Grem endlich mit den erhofften Informationen angekommen war.

      »Verstehe. Ich werde mich gleich auf den Weg machen«, sagte Hastor und steckte das Brandeisen zurück in die Glut. »Die Grauhaut kann wieder in ihre Zelle. Glück gehabt, Nummer Siebenunddreißig. Du darfst dein Augenlicht behalten. Zumindest bis morgen.«

      Die Hochelfin schnipste mit den Fingern und öffnete ein magisches Portal, das ihn auf direktem Weg in ihr Arbeitszimmer bringen würde. Hastors Identität als Oberster von Umbra musste geheim bleiben. Niemand außer Taremia und Nummer Siebenunddreißig wussten, dass er hier und ein Teil der Gilde war. Und das sollte auch so bleiben.

      Der Hochelf trat durch das Portal und fand sich einen Wimpernschlag später im Büro des Gildenmeisters wieder. Er war froh, den Gestank des Kerkers losgeworden zu sein.

      Ein Zwerg mit schütteren blonden Haaren, das an den Schläfen ergraute, erwartete ihn. Der dichte Bart reichte ihm bis zum Bauch, er verdeckte die zahlreichen Narben, die sich auf dem Unterkiefer, dem Kinn und dem Hals befanden. Hastor jedoch wusste, dass sie da waren. Einzig auf den Lippen, die einigermaßen von der Gesichtsbehaarung befreit blieben, waren die Narben für jeden sichtbar.

      »Hastor«, rief Grem mit einer Stimme, die an einen Erdrutsch erinnerte. Grollend, gewaltig und viel zu laut. Freudig breitete er die Arme aus. »Mein guter alter Freund. Wie geht es dir?«

      »Hervorragend. Danke der Nachfrage«, erwiderte Hastor, wich der ungewollten Umarmung mit einem Schritt nach hinten aus. Der stechende Geruch von billigem Alkohol stieg ihm in die Nase. »Wie ich sehe, bist du immer noch der Alte.«

      Auf den zerfetzten Lippen des Zwergs bildete sich ein verzerrtes Grinsen. »Wer sollte ich sein, wenn nicht ich?«

      Hastor würde nie verstehen, warum Grem selbst anderen Gildenmitgliedern diese aufdringliche Heiterkeit vortäuschte. Wenn er Auftraggeber damit in Sicherheit wiegen wollte, konnte er das tun. Aber innerhalb der Gilde, besonders im Gespräch mit einem anderen Obersten, wäre professionelle Ernsthaftigkeit angebracht.

      »Was hast du für mich, Grem?«, fragte der Hochelf.

      Der Zwerg musterte Taremias Sessel hinter dem mächtigen Schreibtisch. Für einen kurzen Moment zuckte ein Bild vor Hastors innerem Auge auf. Er sah Grem in dem Sessel sitzen, weit zurückgelehnt und mit den schmutzigen Stiefeln auf dem Tisch. Sie beide wussten, dass das der Hochelfin gar nicht gefallen würde. Und glücklicherweise hatte auch Grem genug Respekt vor ihr, um ihren geschätzten Schreibtisch nicht zu verschmutzen. Es genügte schon, dass er mit seinen dreckverkrusteten Stiefeln den roten Teppich besudelt hatte, der sich wie eine Blutlache über dem Boden ausbreitete.

      Der Zwerg lehnte sich rücklings gegen den Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich habe einen Namen.«

      »Nichts weiter als das? Dafür musste ich das Verhör unterbrechen? Ich hatte gehofft, du würdest mir den Aufenthaltsort der Rebellen bringen.«

      »Ich bin ihnen auf der Spur.« Grems Blick schweifte über die hohen Bücherregale, die an allen vier Wänden des Raumes standen. »Das Problem ist, dass sie sich nicht alle an einem Ort aufhalten, Hastor. Sie sind mal hier, mal dort. Einzelne lassen sich fangen, aber an die Wurzel des Problems müssen wir uns herantasten. Keine Sorge, wir werden diese Grauwölfe schon finden. Trotzdem denke ich, dass der Name, den ich für dich habe, dich brennend interessiert.«

      Hastor massierte sich mit der einen Hand die Stirn und bedeutete ihm mit der anderen weiterzusprechen. Wenn Kaiser Galdir endlich das Problem der Rebellen ernst nehmen würde, hätte er wesentlich mehr Ressourcen, auf die er zurückgreifen könnte.

      »Wusstest du, dass dein Gefangener Dûhirion eine Affäre hat?«

      Das weckte tatsächlich Hastors Interesse. Der Hochelf blickte wesentlich aufmerksamer zu Grem.

      Dieser grinste selbstgefällig. »Offenbar nicht. Er steigt regelmäßig mit einer Waldelfin ins Bett.«

      Hastor fühlte sich, als hätte er eine Schabe im Mund, die er nicht ausspucken konnte, weil sie sich an seiner Zunge festhielt. Es würde ihm nicht im Traum einfallen, mit einer Dunkelelfin zu schlafen. Das Bordell in Malachit, das ausschließlich dunkelelfische Huren beiden Geschlechts beherbergte, war für seinen Geschmack auch zu gut besucht. »Bezahlt er sie dafür? Ist sie blind, zu hässlich, um etwas Besseres zu bekommen, oder schlichtweg dumm?«

      Grem zuckte mit den Schultern. »Weder noch, soweit ich beurteilen kann. Die Gute wäre hübsch, wenn man Elfen mag. Mein Fall sind sie nicht.«

      »Zu wenig Körperhaar?«, spottete Hastor.

      Der Zwerg schnaubte. »Du weißt einen gut gepflegten Damenbart einfach nicht zu schätzen.«

      »Nein, weiß ich tatsächlich nicht. Wie hast du von dieser angeblichen Affäre erfahren?«

      Grem legte seinen breiten Zeigefinger an die Lippen und grinste ominös. »Ich habe zuverlässige Quellen.«

      »Und wer ist diese Quelle?«, fragte Hastor weiter.

      Der Zwerg schüttelte den Kopf. »Geheimnisse müssen bewahrt werden, Löwe. Insbesondere in einer Assassinengilde. Vertrau mir! Die Person, von der ich meine Informationen erhalten habe, würde es nie wagen, mich zu belügen.«

      Für einen kurzen Moment konnte Hastor hinter die heitere Fassade seines Gegenübers blicken. Da war die kaltherzige Härte, die Grem geschickt hinter seiner gespielten Freundlichkeit verbarg.

      »Gut.« Hastor nickte knapp. »Dann will ich dir glauben. Wer ist die Waldelfin, mit der Siebenunddreißig eine Affäre hat?«

      Grem lächelte wieder. Aus dem berechnenden Assassinen wurde mit einer kleinen Geste ein schelmischer Junge. »Ihr Name ist Elanor Loracas. Sie ist eine Schneiderin in Malachit und arbeitet bei ihrem Onkel Faredir.«

      Hastor hatte viel Gutes von der Schneiderei Loracas gehört, war aber nie selbst Kunde gewesen. Für seine Kleidung hatte er einen eigenen Schneider.

      Wie konnte es dazu kommen, dass eine gewöhnliche Waldelfin, die einem einfachen Handwerk nachkam, sich auf einen Assassinen einließ?

      »Der Name Loracas ist mir bereits untergekommen.« Hastor zuckte mit den Schultern. »Aber ich hoffe, du hast mehr als das für mich. So verwerflich ich diese Affäre auch finde, ist es mir ziemlich egal, ob und wen die Grauhaut vögelt.«

      Selbst wenn es sich bei dieser Affäre um einen Verstoß gegen Umbras Gesetze handelte. Nummer Siebenunddreißig hatte schon genug Probleme, dass dieser kleine Faktor seine Misere auch nicht mehr vergrößerte.

      Grem hob belehrend den Zeigefinger. »Noch ist es dir egal, mein Freund. Noch.«

      Der Hochelf fasste sich wieder an die Stirn. »Grem, du strapazierst meine Geduld erheblich.«

      »Die Waldelfin ist schwanger. Von ihm.«

      Hastor zog die Brauen hoch und ließ seine Hand sinken.

      In der Bevölkerung hielt sich