Waypoint FiftyNine. Sandra Florean. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sandra Florean
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783945230503
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ins Metall ritzen«, drohte Jörg und streckte seine Grillzange in die Höhe.

      Blitzartig fuhr eine Stange aus der Wand und die zwei Elektroden, die daran befestigt waren, piksten in seinen Hintern. Es knisterte.

      »Auhuhuhuhutsch!« Zwischen den Zähnen seiner Grillzange zuckten Blitze, sodass es beinahe wie ein echtes Laserschwert aussah. Im Takt dazu stotterte Jörg: »Dadada ist keiheihein Kreuheuheureuz!«

      Günther sah erschrocken zu seinem Freund.

      Die KI lachte. »Da habe ich doch glatt vergessen, das Leuchtsignal anzuschalten. Sorry.« Auf dem Boden erschien ein rotes Kreuz. An der Wand daneben surrten und blinkten Hunderte von Sensoren und Lämpchen. Schließlich öffnete sich eine Klappe. »Die Laserschwert-Grillzange und sonstige Waffen bitte hineinlegen.«

      Jörg gehorchte. Die Klappe schloss sich und eine drahtige Metallhand übergab ihm einen Pfandchip.

      »Nicht verlieren. Damit bekommst du beim Verlassen der Bar dein Spielzeug zurück – wenn du brav bist.«

      »Seit wann duzen wir uns?«, fragte Jörg.

      Security-Jack setzte eine pikierte Stimme auf. »Ich möchte euch darauf aufmerksam machen, dass ihr euch in einer Kneipe befindet, und nicht auf einer Kostümparty!«

      Günther entdeckte eine Kamera an der Decke und sprach in sie hinein: »Aber wir sind doch gar nicht verkleidet.«

      »Ach ja? Ihr seht aber aus wie Gandalf und Frodo.«

      Jörg lief rot an. »Günther, halt mich zurück! Sonst reiß ich dem die Kamera raus!«

      »Super Idee!« Beide klatschten sich ab und lachten.

      »Ohne Leiter?«Jetzt lachte die KI. »Der war gut, garstiger, kleiner Hobbit.«

      »Räuberleiter?«, fragte Günther und grinste Jörg an – zumindest für exakt zwei Sekunden.

      Die KI knipste die gelben Lampen aus und tauchte den Raum in ein bedrohliches Rot. Hinter den Wänden surrte es unheilvoll, so als würden sich elektrische Bauteile aufladen.

      Jörg wurde nervös. »Du bist die größte Zicke der Milchstraße, Jack. Lass uns einfach rein, dann erzählen wir es keinem.«

      »Vergiss es«, sagte Günther. »Mein alter Commodore 64 hatte schon mehr Grips als dieser im Raum verbaute, aufgeblähte Taschenrechner.«

      »Da muss ich widersprechen. Durch ultraschnelle Quantentechnologie bin ich so intelligent wie ein Gehirn von der Größe des Universums.«

      »Na ja«, antwortete Jörg, »da ist auch verdammt viel Vakuum im Universum.«

      »So wie in euren kleinen Spatzenhirnen!«

      Aus allen Ecken und Enden schossen Spieße heraus. Vor den ersten konnten sie noch ausweichen, dann wurden sie erfasst und nicht mehr losgelassen. Es knisterte wie Tannenreisig in einem Lagerfeuer. Günther und Jörg zappelten im Takt der Stromstöße, als würden sie einen neuen Clubtanz für das Waypoint FiftyNine einstudieren.

      Das innere Schott der Station öffnete sich unverhofft. Eine baumlange Asiatin im lindgrünen Arbeitsoverall füllte den Ausgang.

      »Jack. Schluss damit!«

      »Nur noch fünf Minuten. Dann sind sie gar.«

      Die eindrucksvolle Erscheinung packte Günther und Jörg am Nacken und zerrte sie energisch aus dem höllischsten Waffencheck des Universums. Die Stromschläge schienen ihr nichts auszumachen.

      »Spielverderberin«, rief Security-Jack ihr hinterher. Dann schloss sich das Schott.

      Die Pranken jeweils auf eine der Schultern gelegt, sah die Frau auf Jörg und Günther hinab. »Was habt ihr beiden Herzchen mit Jack angestellt? Die Nummer mit dem Kreuz zieht er sonst nur bei Cosplayern ab.«

      »Wir mit ihm?«, rief Jörg. »Dem gehören die Schaltkreise initialisiert.«

      »Danke«, sagte Günther und streckte seine Hand zum Gruß aus. Die Erleichterung, dass die Mittfünfzigerin ihre Rechte von seiner Schulter nahm, währte nur kurz. Sie hatte einen Griff, der einen terranischen Schraubstock an die Materialgrenzen gebracht hätte. Mühsam bewahrte er sein Lächeln. »Hallo, ich heiße Günther.«

      »Nova Kazumi.«

      »Du kennst Jack?«, fragte Jörg.

      »Ich arbeite hier.« Nova packte seine Hand und drückte zu.

      Jörg stöhnte und sackte in die Knie. »Dann möchten wir uns bei dir bedanken und gleichzeitig über diesen Guantanamo-Jack beschweren.«

      »Für Beschwerden ist der hier zuständig.« Nova klopfte sich auf ihren Oberschenkel. Aus einer der Taschen des Overalls ragte ein gewaltiger Schraubenschlüssel. »Das ist Mr. Wrench, der Konfliktbeauftragte des Waypoint FiftyNine

      Günther und Jörg wichen unwillkürlich einen Schritt zurück.

      »Ach!«, sagte Günther. »Beschwerde ist so ein hartes Wort. Und zahlen die Leute nicht Unsummen für so eine Reizstrom-Therapie? Also ich fühle mich jetzt richtig erfrischt.«

      Jörg nickte eifrig. »Geradezu wie neugeboren. Wir sind hier, um ganz friedlich ein paar Bierchen zu zischen.«

      Nova zog den Schraubenschlüssel. Jörg und Günther stockte der Atem. Doch zu ihrer Erleichterung zeigte sie damit in den Korridor. »Da geht’s zu Virginio.«

      »Aha«, sagte Günther. »Und wer ist das?«

      Nova sah überrascht auf ihn herab. »Na, Vier Finger

      »Ich hab aber schon zehn Nasenbohrer.« Jörg lachte über seinen eigenen Witz, während Günther ihm bedeutete, still zu sein.

      »Aber keine mexikanischen. Du willst saufen und kennst nicht den Barkeeper of the year?«, entgegnete Nova.

      Jörg zuckte mit den Schultern.

      Nun sah sie Günther an. »Noch nie gehört von Virginio Vier Finger Ramirez?«

      Günther schüttelte den Kopf.

      Wieder deutete sie mit dem Werkzeug nach vorne. »Dann wird es Zeit, das zu ändern. Die Station ist ringförmig aufgebaut und die Bar liegt im Zentrum. Da hinten kommt ihr zum Steg, der euch vom Außensektor in die Mitte führt.«

      »Wo kann ich für kleine Jungs?«, fragte Günther.

      »Das Klo muss ich erst mal reparieren. Ein Beteigeuzaner hat im Streit versucht, seinen amphibischen Freund runterzuspülen. Jetzt sitzt der Batramorphier fest und der halbe Raum steht unter Wasser.« Ohne eine Antwort abzuwarten stapfte sie in die entgegengesetzte Richtung davon.

      Jörg und Günther folgten schweigend dem angegebenen Korridor. An einer Kreuzung bogen sie in den Zwischengang ab, über den sie vom Ring ins Zentrum der Station gelangten. Das Schott am Ende der Verbindung mündete in die Bar.

      Zwei einsame Gäste saßen an zwei der zahlreichen Tischchen. Einer schien zu dösen und der andere starrte sein Getränk an. Günther musterte den halbdunklen Raum. Jörg stürmte an die Bar.

      Zwischen der langen Theke und dem verspiegelten Flaschenregal erwartete ihn ein mittelgroßer Mann mit wachem Blick. Sein Dreitagebart stand im Kontrast zu einem weißen Hemd und einer schwarzen Fliege. Auf der Brusttasche klemmete ein dezentes Schild, dass den Namen des Barkeepers zeigte: Virginio.

      »Was darf es denn sein?« Seine Stimme hatte einen leicht spanischen Akzent.

      »Una cerveza para mi amigo y para mí«, rief Jörg freudestrahlend.

      »¿Qué tipo de acento es ese

      »Äh«, sagte Jörg. »Pils?«

      Virginio schmunzelte. »Zahlt ihr bar? Auf meinem Display steht, bei Jack wurde in den letzten Minuten nichts eingetauscht.«

      Günther trat neben Jörg. »Geht auf den Leseratten Verlag. Wir