Waypoint FiftyNine
ISBN 978-3-945230-50-3
1. Auflage, Allmersbach im Tal 2020
Cover: Christine Schlicht
Satz und Layout: Tanja und Marc Hamacher
Lektorat: Tanja und Marc Hamacher, Günther Kienle und Jörg Fuchs Alameda
Druck: Winterwork, Borsdorf
© 2020, Leseratten Verlag, Allmersbach im Tal
www. leserattenverlag.de
Der Leseratten Verlag ist Fördermitglied beim PAN Phantastik-Autoren-Netzwerk e.V. Weitere Infos unter: www.phantastik-autoren.net |
|
Vorwort der Herausgeber
Dieses Buch ist anders. Es ist eine Anthologie, kein Zweifel, doch es ist auch ein Roman, der sich über die erste bis zur letzten Zeile erstreckt und alle darin enthaltenen Kurzgeschichten miteinander verwebt. Wir Herausgeber finden daher den Begriff Romanthologie am passendsten.
Auch dieses Vorwort ist anders. Statt schnöde zu berichten, wie das Buch entstand, möchten wir durch die folgende Szene schildern:
Wie alles begann – damals, in der Zukunft.
Raumschiff Kiemeda
Im Frühling 2270, irgendwo in der Milchstraße
Jörg: Was sagen die Sterne, werter Kollege?
Legt die Beine auf die Steuerkonsole.
Günther: Im Index kann ich das blöde Planetensystem nicht finden.
Jörg: Hättest besser mich die Lesung organisieren lassen.
Günther: Wärest du nicht im Suff auf zwei Bierbrunnen durch die Bar geritten, würdest du das auch. Aber du musstest dich ja absetzen – wieder mal.
Jörg: Ben Hur wäre blass vor Neid geworden. In der letzten Runde habe ich sogar Cap Sierenmoser abgehängt.
Günther: Kein Wunder. Nova hat ihn aus der Luft gepflückt, bevor er einen weiteren Bashtheaner umnieten konnte. Jetzt lass mich weitersuchen.
Jörg: Nüchtern warst du aber auch nicht mehr. Versprichst einer Silmoranerin eine Lesung und kritzelst die Wegbeschreibung auf einen Bierdeckel.
Günther: Mach dir lieber Gedanken, was du unseren außerirdischen Fans über unsere Kneipe sagen möchtest. Die haben große Erwartungen nach der Blutigen Welten-Anthologie.
Jörg: Ich könnte erzählen, wie wir zum Waypoint FiftyNine gekommen sind.
Günther: Da reichen fünf Wörter aus: Wir haben es uns ausgedacht.
Jörg: Boah, bist du wieder langweilig.
Günther: Hm. Soll ich mit dem ComicCon 2018 in Stuttgart anfangen, wie Marc mich gefragt hatte, ob ich nicht eine Idee zu seiner nächsten Anthologie liefern könnte?
Jörg: Und die ganzen Lorbeeren einheimsen.
Günther: Quatsch! Ich hätte natürlich auch die zahllosen Skype-Sessions erwähnt, in denen wir gemeinsam unser Konzept geschmiedet haben.
Jörg: Hört sich ja total spannend an.
Gähnt.
Günther: Was erwartest du? Wir können ja schlecht was erfinden.
Jörg: Warum nicht? Wir sind schließlich Autoren. Lass uns doch eine Rahmengeschichte schreiben. Erlebt von zwei coolen Typen, die in einem geilen Raumschiff unterwegs sind.
Günther: Du meinst jetzt nicht wirklich uns.
Jörg: Wer wäre sonst so bekloppt, zum Tantiemenversaufen durch Raum und Zeit zu reisen?
Günther: Über die Rahmengeschichte reden wir noch. Ich suche jetzt dieses verdammte System.
Nachdem die Frage nach dem Ursprung des Buches geklärt ist, möchten wir unseren Dank aussprechen. An die fleißigen TestleserInnen Vanessa, Sarah, Steffi, Petra und Jonny für ihre konstruktive Kritik. An Chris für das Cover. An Tanja für die oft unbesungenen Taten des Verlagslektorats und des Satzes. Und schließlich an Marc, dass er ermöglicht hat unser Herzensprojekt umzusetzen und uns dabei alle künstlerischen Freiheiten gelassen hat. Er hatte keine Ahnung, was auf ihn zukam.
Die Herausgeber, im Sommer 2020
Günther Kienle und Jörg Fuchs Alameda
Am Ende der Milchstraße – Durstige Helden
(Ein Abenteuer von
Günther Kienle und Jörg Fuchs Alameda)
»Zum Glück schreibst du besser, als du fliegst.« Jörg rieb sich den angeschlagenen Kopf und zeigte vorwurfsvoll auf den Monitor, der die Bilder der Heckkamera ihres Raumschiffes übertrug. Das Muster der Landefüße hatte sich in den Boden des Hangars gefräst. »Und das, obwohl wir die Kiemeda schon zum hundertsten Mal durchs All jagen? Du wirst es wohl nie lernen.«
Günther schaltete die Triebwerke aus. Nachdem der letzte Schub der Steuerdüse verhallt war, hörte man Jörg stöhnen. »Jetzt stell dich nicht an.« Günther sah zu ihm herüber und grinste. »›If you can walk away from a landing, it’s a good landing‹, sagte mein Fluglehrer immer.«
»Du hattest einen Fluglehrer?«
Günther schnallte sich ab. »Weißt du, das Waypoint FiftyNine ist die einzige Kneipe der Galaxis, die man auch über Dimensionsschleusen erreichen kann. Jeder Sumpfplanet ist mit dieser Station verbunden. Und was machen wir? Reisen mit unserem Raumschiff an. Nur weil dem Herrn Fuchs Alameda sonst schlecht wird. Eins sag ich dir: Zurück fliegst du!«
»Mach dich locker, Mann, wir sind doch angekommen!« Mürrisch tippte Jörg auf dem Bordcomputer herum. »Gina, Infos zur Kneipe.«
Das Hologramm eines Polizisten baute sich vor ihnen auf. Er hob die Mütze zum Gruß und ließ dann die Muskeln auf seinem freien Oberkörper spielen.
Entsetzt löste Jörg die Gurte und sprang von seinem Sessel auf. »Hey, wo ist unsere Gina geblieben?«
Günther knurrte. »Schon vergessen? Unsere Frauen hatten letzte Woche ihren Mädelsabend und du hast ihnen unser Raumschiff aufgedrängt.«
Das Hologramm blickte genervt von einem zum anderen. »Kann ich jetzt anfangen?«
»Aber wenn wir Magic Mike haben …« Jörg schluckte schwer. »Wer fliegt dann meine Tochter?«
»Gina Wild, schätze ich. Da hat deine Steffi wohl versäumt, die Speicherchips wieder zu tauschen.«
Jörg fiel bleich in seinen Sitz zurück. »Au Backe! Gina hat sie bestimmt nicht zur Schule gebracht, so bekloppt wie wir sie programmiert haben. Das gibt Ärger!«
»Wegen ein paar Tagen weniger Mathe? Jede Fünfzehnjährige würde dich dafür feiern.«
»Stimmt.« Jörg wandte sich Mike zu. »Na wird’s