Die kleine dreiköpfige Familie blieb dicht beisammen, zusammengehalten durch das feste Band ihrer Hände. Die Angst verlieh ihren Füßen Geschwindigkeit, ließ sie über Wurzeln und Stämme hinwegeilen und den Schmerz ignorieren, der in ihren Lungen brannte.
Endlich erreichten sie den Fluss. Er war an manchen Stellen tief, das wusste Sirany. Sein Strom führte direkt aus dem Wald hinaus, parallel zur Feuerfront. Die einzige Möglichkeit, sich retten zu können.
Keiner der drei zögerte lange. Sie stürzten sich in den Fluss, eilten bis zu seiner Mitte und wateten von dort am Ufer entlang. Das Feuer tobte nun seitlich und hauchte den Menschen seinen heißen Atem entgegen.
Je weiter sie gingen, desto tiefer wurde der Fluss. Das Ufer wurde steiler, türmte sich höher vor ihnen auf und schirmte sie dadurch immer mehr von den brennenden Bäumen ab.
Anfangs hatte das Wasser Sirany nur bis zur Wade gereicht, schließlich bis zum Oberschenkel, zur Hüfte … und jetzt zerrte die Strömung so heftig an ihr, dass es sie von den Füßen riss. Neben ihr verlor erst ihre Mutter, dann ihr Vater den Halt und die Strömung trug sie fort, vorbei an heulenden Feuerstürmen, zerberstenden Bäumen und stinkenden Büschen.
Und dann, auf einmal, war es vorbei. Sie waren der Flammenhölle entkommen. Der Fluss hatte sie geradewegs durch das Herz des brennenden Waldes geschwemmt und sie am äußeren Rand wieder ausgespuckt, hinein in eine Flussmündung, die nicht mehr von Bäumen umgeben war.
Nass und erschöpft, wie sie waren, zogen sie sich ans trockene Ufer und starrten den brennenden Wald an. Der türmte sich wie ein riesiges, rot glühendes Ungeheuer vor ihnen auf. Aus seinem Mund stieg grauer Rauch auf und verdunkelte die Sonne.
Sirany und ihre Eltern zögerten lange hinaus, zurück ins Dorf zu gehen. Der Weg war lang und möglicherweise gefährlich. Nach weiteren Stunden war der Lärm des Heeres verschwunden, das Klirren der Waffen und das Wiehern der Pferde fort. Es war weitergezogen.
Also ging es für die kleine Familie zurück, quer durch den Fluss, gegen die Strömung, vorbei an rauchender Asche und toten, verbrannten Tieren. Als sie in ihr Dorf kamen, sah es dort nicht viel besser aus.
Einige Häuser brannten lichterloh, die Scheune zum Beispiel und auch die Mühle. Andere waren nur noch verkohlte, rauchende Ruinen.
Schweigend standen die drei da. Sirany und Aileen hatten Tränen in den Augen und doch konnten sie sich nicht abwenden. Ihre Lebensgrundlage, das, wofür sie so hart gearbeitet hatten, ging langsam und unaufhaltbar in Rauch auf.
Viele Stunden später gesellten sich die nächsten Überlebenden zu ihnen. Sie sagten nicht viel, standen nur da und beobachteten die tanzenden Flammen. Fast alle weinten. Gleichzeitig erfüllte sie auch eine große Erleichterung, noch am Leben zu sein.
Allmählich fragte sich Sirany jedoch, wie sie die nächsten Jahre in solch einem barbarischen Land überleben sollte. Sie erkannte ihre alte Heimat kaum noch wieder. Was kam noch auf sie zu? Was würde geschehen, wenn Elendar sie nicht mehr rechtzeitig warnen konnte?
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