Interview: Manuela Schellenberger
FOTO SPEZIAL: SCHWARZWEISS UND SOFORTBILD
Wiener Platz – Nostalgie in Schwarz-Weiß | Der Viktualienmarkt – mit der Sofortbildkamera durch die gute Stube der Stadt
Zum Fotoscout
Im letzten Jahr hat mich meine Heimat München überrascht. Meine Aufgabe war es, neue Motive und Blickwinkel in einer Stadt zu finden, in der ich seit mehr als 40 Jahren lebe. Tagtäglich fahre ich durch die sich ständig verändernde Millionenmetropole. Die Wahrnehmung für das Besondere geht dabei leider etwas verloren. Zu vertraut sind so viele Ecken und Straßen, als dass sie im Alltag genauer betrachtet würden. Das galt es für dieses Buch zu ändern. Denn für mich war klar: Ein Buch, das Fototipps für München gibt, sollte nicht nur Postkartenmotive zeigen. Ich wollte unbedingt neue Motive und Blickwinkel in einer Stadt präsentieren, die bereits auf so viele Weisen abgelichtet wurde.
Ich begab mich an Plätze und an Orte, die ich zuvor nicht gekannt hatte. Oft war ich erstaunt, was man alles mit der Kamera entdeckt, wenn man sich Zeit nimmt, wenn Lichtstimmungen sich über die Jahreszeiten ändern oder der Bauboom das Gesicht der Stadt in wenigen Jahren drastisch verändert.
Die Stadt möchte ich aus der Sicht eines Fotografen zeigen, der sich sowohl für Technik- als auch für Natur- und Architekturmotive begeistert. Denn München bietet Fotografen einen fast unerschöpflichen Fundus an Motiven. Ob zur Blauen Stunde in der Innenstadt auf der Suche nach dem mystischen München, in den königlichen Parkanlagen Nymphenburgs an romantisch-verklärten Winterabenden oder beim Thema »Mobilität«: Fotografen können in München Wochen verbringen und doch jeden Tag Neues entdecken, spannende Themen fotografieren und dabei viel über die bayerische Lebensart lernen.
Für dieses Buch habe ich meist thematisch fotografiert. Das fokussiert den Blick, erleichtert aber auch die Wahrnehmung. Dieses Vorgehen hat mir auch geholfen, Klischees und Stereotypen zu vermeiden, die bei der Aufgabenstellung »München fotografieren« schnell mit im Boot sind. Sie werden in diesem Buch also weder Lederhose, noch Dirndl, noch irgendwelche anderen Insignien »traditioneller« bayrischer Lebensart finden. Und wenn ich Sie auch zu dem einen oder anderen Standard-Fotospot führe, möchte ich Ihnen vor allem die weniger bekannten Ecken Münchens zeigen, damit Sie diese Stadt auch einmal anders (und vielleicht sogar neu) entdecken.
Weil der Platz in diesem Buch nicht ausreichte, finden Sie einige zusätzliche Touren unter www.dpunkt.de/muenchen_fotografieren unter »Zusatzmaterial« als PDF zum Herunterladen.
QR-CODES HELFEN IHNEN BEIM NAVIGIEREN
Damit Sie möglichst schnell zu den beschriebenen Orten gelangen, haben wir Ihnen zu jeder Location einen QR-Code an den Seitenrand gesetzt. Wenn Sie den mit Ihrer Smartphone-Kamera scannen, öffnet sich Google Maps, und Sie können sofort dorthin navigieren (probieren Sie aus, ob Ihre Smartphone-Kamera den Code direkt liest, oder ob Sie eine QR-Code-Reader-App benötigen).
In München gibt es nur wenige Orte, die heruntergekommen oder gar verlassen sind. Zu begehrt ist der Platz in der Stadt, als dass man ihn brachliegen ließe. Als Urbexer und Lost-Places-Fotograf wird man hier also nicht unbedingt glücklich. Dennoch gibt es auch Altes und Rostiges zu entdecken – meist in den Details. Man muss nur etwas genauer hinschauen als an vielen anderen Orten in Deutschland.
Wenn Sie nur wenig Zeit haben, um auf einen Fotoausflug zu gehen, empfehle ich Ihnen, einige bekanntere Orte anzusteuern oder nach Ihrem Interessengebiet zu fotografieren. Sind Sie Technikfreak, gehen Sie in die BMW Welt, das MVG Museum oder schauen Sie sich das U-Bahn-Netz an. Lieben Sie Architektur, dann besuchen Sie das Olympiagelände mit seinem einzigartigen Zeltdach. Studieren Sie Lichtstimmungen und besuchen Sie interessante Orte zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten. Sie werden erstaunt sein, wie sich die gleichen Motive wandeln und mit dem Lichteinfall verändern.
München ist eine grüne Stadt. Auch als Naturfotograf werden Sie auf Ihre Kosten kommen. Machen Sie sich zur Aufgabe, Natur- und Stadtfotografie zu verbinden, etwa am Ufer der Isar, im Alten Botanischen Garten oder in den vielen Parkanlagen.
In der Fotografie hat sich in den letzten Jahren technisch viel getan. Systemkameras machen konventionellen Spiegelreflexkameras starke Konkurrenz. Doch noch drastischer ist der Wandel durch die Kameras in Smartphones spürbar. In vielen Situationen reichen diese handlichen Alternativen aus, um spontan gute Bilder zu machen, sofern genug Licht vorhanden und nicht zu viel Bewegung mit im Spiel ist.
Zahlreiche Bilder in diesem Buch sind mit dem Smartphone aufgenommen und anschließend mit diversen Apps bearbeitet worden. Das liegt vor allem daran, dass ich oft mit dem Rad in der Stadt unterwegs bin und dabei nicht vorrangig auf Motivsuche bin. In den letzten Jahren hat das Smartphone fotografisch bei mir viele Sympathiepunkte gesammelt. Doch letztendlich geht nichts über die Qualität eines mit der Spiegelreflexkamera aufgenommenen Bildes. Kein anderes Kamerasystem bietet so viele Möglichkeiten, auf düstere Lichtsituationen oder schwierige Perspektiven zu reagieren. Also scheuen Sie sich nicht, ein paar Kilo Kameraausrüstung mitzuschleppen, wenn Sie eine Tour planen. Die Ergebnisse werden für sich sprechen.
ZWEI TIPPS ZUR FORTBEWEGUNG
Ich möchte Sie ermutigen, sich für die einzelnen Touren aufs Fahrrad zu setzen, denn so habe ich selbst auch die Stadt Tag um Tag erfahren. Es gibt mehrere Leihfahrradanbieter in München – zum Beispiel auch die MVG (Münchener Verkehrsgesellschaft) selbst, die im Stadtgebiet viele Leihstationen unterhält (https://www.mvg.de/services/mobile-services/mvg-rad.html).
Wenn Sie Touren zu Zielen außerhalb der Stadt unternehmen (zum Beispiel die Tour Dachauer Moos – in der verlorenen Landschaft ab Seite 82 oder die Tour Flughafen München – Flugzeuge spotten ab Seite 73), kaufen Sie sich am besten ein MVV-Tagesticket, das für U- und S-Bahn gilt.
WAS KOMMT IN DIE TASCHE?
Mit dieser Frage beginnt jede der Touren in diesem Buch, und mit der Antwort möchte ich Ihnen unnötige Schlepperei ersparen. Meistens ist ein Weitwinkel- und ein Teleobjektiv mit von der Partie, manchmal auch ein Stativ.
Dass Sie immer Ersatz-Akkus und -SD-Karten dabeihaben sollten, versteht sich von selbst – die werde ich also nicht extra erwähnen.
Doch egal, mit welcher Ausrüstung oder an welchen Plätzen Sie in München unterwegs sein werden,