Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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Ihr wart doch mal zusammen, und alle haben geglaubt, daß ihr einmal heiraten würdet. Nachdem du dann verschwunden bist, hat sie den Wolfgang Enzinger genommen.«

      Der junge Mann schluckte.

      »Und der ist tot? Davon hab’ ich ja gar nix gewußt…«

      Xaver legte ihm die Hand auf die Schulter.

      »Ich weiß ja net, warum sie damals net mit dir gegangen ist«, meinte er. »Aber was da auch immer war, Thomas, jetzt gehts ihr net gut und sie braucht Hilfe. Man munkelt bereits, daß ihr nix and’res übrig bleibt, als den Hof zu verkaufen, wenn net bald ein Wunder geschieht.«

      Er deutete zum Hof hinüber.

      »Schau, hier kannst net bleiben, so gern Vater dich auch einstellen tät. Aber da ist eine junge Bäuerin in Not.«

      Er zuckte die Schultern.

      »Vielleicht könnt das jetzt net nur eine Rettung für Christel Enzinger sein…«

      Thomas sah ihn fragend an.

      »Was meinst damit?«

      Xaver grinste.

      »Mensch, bist wirklich so schwer von Begriff? Ihr wart doch mal ein Paar. Vielleicht leben die alten Gefühle wieder auf. Überleg doch mal. Was könnt euch Besseres passieren?«

      Thomas Brenner schaute nachdenklich vor sich hin.

      Daß Christel inzwischen verheiratet sein könnte, damit hatte er schon gerechnet. Schließlich waren sie damals im Streit auseinander gegangen. Daß sie inzwischen Witwe war, bedauerte er. Was mußte sie alles durchgemacht haben, in all den Jahren!

      Aber würde sie ihn wirklich als Knecht einstellen?

      Von dem, worauf Xaver spekulierte, wollte er gar nichts wissen. Bestimmt empfand sie nichts mehr für ihn. Sonst hätte sie kaum einen anderen Mann geheiratet.

      Trotzdem, er spürte, daß die junge Frau ihm nicht nur leid tat. Da war noch immer etwas, tief in seinem Herzen zumindest wollte er ihr seine Hilfe anbieten. Wenn sie ablehnte – gut, dann konnte er nichts daran ändern.

      »Hautpsache, sie jagt mich net gleich davon…«

      Xaver grinste.

      »Heut, auf die Nacht, bleibst erstmal hier. Und morgen fahr ich dich rüber. Einverstanden?«

      Thomas Brenner nickte. Als er später in der Kammer lag, die man ihm auf dem Kärnerhof zur Verfügung gestellt hatte, fand er trotz des anstrengenden Tages, der hinter ihm lag, keine Ruhe. Immer wieder sah er das Gesicht des jungen Madls vor sich, dem einst seine ganze Liebe gegolten hatte.

      Auf einem Fest hatten sie sich gesehen und rettungslos ineinander verliebt. Drei Jahre waren sie unzertrennlich. Trotz der Widerstände in ihrer Familie, die diese Verbindung als nicht standesgemäß betrachtete, hatte Christel zu ihm gehalten.

      Doch als er sie dann fragte, ob sie bereit wäre, mit ihm zu gehen, da zeigte sich, daß er wohl doch zuviel von ihr forderte.

      Thomas wußte, daß sie sehr an ihrer Heimat hing. Und immer noch hoffte sie, daß die Eltern ihrer Liebe zu ihm ihren Segen gaben. Selbst einen Eintritt in die Firma des Vater schlug sie vor, damit Thomas das Brauereihandwerk von der Pike auf lernen könne, um das Unternehmen später einmal mit ihr zusammen zu führen.

      Doch da hatte er vehement abgelehnt.

      »Ich bin Bauer«, sagte er. »Und das bleibe ich.«

      Ein Wort gab das andere. Er liebe sie nicht mehr, behauptete Christel, und ihre Liebe sei nicht stark genug, ihm zu folgen, beharrte er auf dem Standpunkt. Als er ihr schließlich ein letztes Ultimatum stellte, ließ die junge Frau es verstreichen, und Thomas ging für lange Zeit fort.

      Jetzt lag er in seinem Bett, ließ die Vergangenheit Revue passieren und dämmerte mit banger Erwartung dem nächsten Tag entgegen.

      *

      »Es geht um Christel, net wahr?«

      Maria Hofer sah den Geistlichen ängstlich an.

      »Ist sie krank?«

      Sebastian schüttelte den Kopf, wollte sie schnell beruhigen.

      »Nein, machen S’ sich keine Sorgen, gesundheitlich geht’s ihr gut«, antwortete er. »Aber Sie haben recht, der Grund meines Besuches ist tatsächlich Ihre Tochter.«

      »Bitt’ schön, Hochwürden, setzen S’ sich«, bat die Hausherrin.

      Sie setzten sich in eine gemütliche Besucherecke, und Maria Hofer blickte erwartungsvoll.

      »Was ist denn mit ihr?«

      »Wie ich schon sagte, gesundheitlich hat sie keine Probleme«, erklärte er. »Aber finanziell geht’s sehr schlecht. Seit ihr Mann tot ist, hält sie sich und den Hof grad’ so über Wasser. Die Ernte im letzten Jahr fiel deshalb schlecht aus, weil die Christel die meiste Arbeit allein machen muß. Einen weiteren Knecht einzustell’n, dazu fehlt ihr das nötige Geld, und der Leopold ist viel zu alt, um noch so zu schaffen wie früher. Aber die Christel will ihn natürlich net entlassen. Dazu hat sie ein viel zu gutes Herz.«

      Maria Hofer kramte in der Tasche ihres teuren Kostüms nach einem Taschentuch. Tränen rannen ihr über die Wangen, während sie den Worten des Geistlichen lauschte.

      »Wissen S’, Hochwürden«, sagte sie, nachdem sie die Tränen abgewischt hatte, »ich hab’ immer bedauert, daß es zum Bruch zwischen uns und der Christel gekommen ist. Wie oft hab’ ich gebetet, mein Mann möge ein Einsehen haben und ihr die Hand zur Versöhnung reichen.«

      Sie schluchzte wieder auf.

      »Wir haben doch nur dieses eine Kind! Aber mein Mann – so liebevoll er als Gatte auch sein mag – ist gewohnt, daß alles nach seiner Pfeife tanzt. Was er net will, das will er dreimal net. Ich wag schon gar net mehr, von der Christel zu reden anzufangen, damit er net explodiert. Sie hätte sich alles selbst zuzuschreiben und muß seh’n, wie sie wieder da heraus kommt. So waren doch seine Worte, net wahr?«

      »So in etwa«, bestätigte Sebastian.

      »Was soll denn jetzt werden?«

      Maria Hofers Frage klang wirklich verzweifelt.

      »Christel braucht Hilfe«, antwortete der Geistliche. »Net nur finanzieller Art. Auch ein Knecht muß her, der zupacken kann. Aber das ist net alles. Vor allem braucht sie die Liebe ihrer Eltern. Solang sie die net hat, ist all ihre Mühe vergebens.«

      Christels Mutter rang verzweifelt die Hände.

      »Wenn ich nur wüßte, wie ich meinen Mann umstimmen könnt«, rief sie. »Glauben S’ mir, Hochwürden, lieber heut, als morgen würd ich zu meiner Tochter eilen und sie in die Arme schließen. Aber Ernst – er würd mir nie verzeihen, wenn ich ihm in den Rücken fiele…«

      Sie erhob sich und ging an den kleinen Schreibtisch, wo sie eine Schublade aufzog und ein Scheckheft herausnahm.

      »Sei’n S’ so gut und bringen der Christel den Scheck von mir«, bat sie. »Viel ist’s net, aber mir sind in finanzieller Hinsicht auch die Hände gebunden. Ich weiß zwar noch net, wie ich ihm die Ausgaben dieser Summe erklären soll, aber mir wird schon was einfallen. Sagen S’ der Christel, es kommt von Herzen, und daß ich an sie denk.«

      Der Bergpfarrer nahm den Scheck und steckte ihn ein.

      »Das will ich gern tun, Frau Hofer«, nickte er. »Aber Sie sollten sich überlegen, ob es sich net lohnt, sich aus dem übermächtigen Schatten Ihres Mannes zu lösen.

      Damit will ich Sie beileibe net auffordern, daß sie ihn verlassen sollen. Aber ein bissel mehr Selbständigkeit in Ihren Entscheidungen sollten S’ schon haben. Dann wird’s Ihnen auch leichterfallen, den Kontakt zu Ihrem Kind wieder aufzunehmen.«

      Christels Mutter begleitete ihn an die Tür.

      »Ich nehm’s mir zu Herzen«, versprach Maria Hofer. »Und ganz will ich