Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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Doktor war, und feststand, daß er wieder gesund werden würde«, bekannte Lisa. »Als ich dann am Abend mit Sepp telefonierte, war er immer noch so erleichtert, daß er weinen mußte.«

      Florian Brunner lächelte.

      »Ja, der Sepp ist ein wirklicher Freund. Davon gibt’s net viele auf der Welt. Wenn ich ihn net kennengelernt hätt’, dann wär’ mein Leben ärmer gewesen...«

      »Ich hab’ ja gar net gewußt, daß du so eine hohe Meinung von mir hast«, ließ sich plötzlich eine Stimme vernehmen.

      Die zwei Madeln sahen erstaunt auf, Florian hingegen grinste breit, als der Freund durch die hintere Gartenpforte kam.

      Ines Förster sprang auf und flog in seine Arme.

      »Du..., du bist’s wirklich?« stammelte sie ungläubig.

      »Aus Fleisch und Blut«, rief Sepp Villinger und preßte sie an sich. »Ich hab’s net mehr ausgehalten, Ines. Ich mußt’ einfach herkommen und dich in den Armen halten!«

      Während die beiden sich endlich küßten, sah Lisa Florian an, der schmunzelnd die Szene betrachtete.

      »Du hast’s gewußt?«

      »Klar«, lachte ihr Liebster. »Ich hab’ doch heut’ morgen mit ihm telefoniert und ihm gesagt, daß er herkommen soll. Die ganze Zeit hab’ ich dann überlegt, wie ich die Ines erreichen kann, und wollt’ schon in ihrer Firma anrufen. Aber dann ist sie ja praktisch von selbst gekommen.«

      Er zog sie in seine Arme.

      »Wir müssen doch zusammen überlegen und planen, wie die Doppelhochzeit gefeiert werden soll.«

      Lisa küßte ihn glücklich. Sie mochte Ines, und Sepp, der Florians bester Freund war, sollte auch ihr ein guter Freund werden.

      Schließlich gingen die zwei Paare gemeinsam zur Kirche hinüber. Sich an den Händen haltend, standen sie vor dem Altar, und in ihrer Vorstellung war das Gotteshaus bis auf den letzten Platz gefüllt. Pfarrer Trenker vollzog die Zeremonie und dann gab es ein großes Fest, zu dem alle Verwandten und Freunde eingeladen worden waren.

      »Das wird der schönste Tag in uns’rem Leben«, flüsterte Lisa und schaute ihren Bräutigam strahlend an.

      Sepp hielt seine Ines ganz eng an sich gedrückt.

      »Ich kann’s gar net mehr abwarten«, sagte er leise.

      Als sie dann wieder zum Pfarrhaus zurück gingen, stand fest, daß es eine Hochzeit werden würde, wie sie St. Johann noch nie gesehen hatte.

      Sophie Tappert wartete bereits mit dem Mittagessen. Die Haushälterin schaute immer wieder ungeduldig auf die Uhr.

      »Wo Hochwürden bloß bleibt«, murmelte sie. »Er ist doch sonst immer pünktlich.«

      Sebastian war am Vormittag aus dem Haus gegangen, Professor Bernhard hatte ihn abgeholt. Auch Max hatte keine Ahnung, wohin die beiden Männer gegangen waren.

      »Weiß von Ihnen jemand, wohin Hochwürden wollte?« fragte Sophie Tappert, als sie schließlich die Suppe servierte, weil sie nicht mehr länger mit dem Essen warten konnte.

      Die Frage war an Lisa und Florian gerichtet. Während das Madel den Kopf schüttelte, nickte der junge Mann.

      »Ja, der Professor ist mit ihm nach Waldeck gefahren«, erzählte er. »Er hat eine Überraschung für den Herrn Pfarrer.«

      »Eine Überraschung? Was denn für eine Überraschung?« wollte die Haushälterin wissen.

      Florian Brunner berichtete, was Professor Bernhard ihm verraten hatte. Die Augen der Pfarrköchin weiteten sich vor Entsetzen, als sie es hörte. Was sie sich in ihrer Phantasie ausmalte, war ja hundertmal schlimmer, als das, was sie befürchtete, wenn Hochwürden auf Bergtour war...

      Zur selben Stunde befand der Bergpfarrer sich in mehreren tausend Metern Höhe. Er saß neben Ulrich Bernhard und ließ seinen Blick schweifen.

      Der berühmte Arzt hatte bis zum letzten Moment verschwiegen, worin seine Überraschung bestand, allerdings hatte Sebastian eine leise Ahnung, als sie sich dem Nachbarort näherten.

      »Ich komm’ ja nur selten zum Fliegen«, erzählte der Pilot, als sie die Maschine bestiegen hatten. »Allerdings ist’s Vorschrift eine bestimmte Anzahl Flugstunden im Jahr zu absolvieren. Deshalb fand ich’s eine gute Idee, net mit dem Auto von München aus herzukommen.«

      Interessiert verfolgte der Geistliche die weiteren Vorgänge. Es dauerte eine Weile, ehe Ulrich Bernhard die Instrumente überprüft hatte und um Starterlaubnis bitten konnte. Dann fuhr die Maschine langsam an, wurde schneller und hob schließlich ab. In Minuten hatte sie die Flughöhe erreicht, und der Arzt steuerte die Cessna in Richtung St. Johann.

      »Die Überraschung ist Ihnen geglückt«, freute sich Sebastian.

      Tief unter ihnen lag sein Dorf. Er konnte die Häuser erkennen, seine Kirche, das Pfarrhaus. Sie überflogen die Berge. Die Landschaft schaute aus, als gehöre sie zu einer Spielzeugeisenbahn. Ulrich Bernhard ging etwas tiefer, jetzt konnte Sebastian die Almspitzen deutlich sehen, sogar die Menschen, die vor den Sennerhütten saßen. Manche von ihnen winkten dem Flugzeug zu.

      »Gefällt’s Ihnen?« fragte der Arzt.

      »Ja, sehr«, nickte der Geistliche. »Ich hab’ geglaubt, die Bergwelt wie meine Westentasche zu kennen. Aber von hier oben ist ja noch viel mehr zu entdecken.«

      Er sah den Arzt und Piloten an.

      »Dafür dank’ ich Ihnen, recht herzlich, Herr Professor.«

      Der Mann hinter dem Steuerknüppel erwiderte der Blick. Dann reichte er dem Seelsorger die Hand.

      »Ich heiße Ulrich.«

      Pfarrer Trenker lächelte und erwiderte den Händedruck.

      »Sebastian.«

      Beinahe drei Stunden flogen sie. Vom Wachnertal, bis zum Achsteinsee, zurück, in Richtung Garmisch Partenkirchen und weiter, bis sie fast das Allgäu erreichten. Als sie dann wieder landeten, lag ein wunderschönes Erlebnis hinter Sebastian. Allerdings machte er auch ein nachdenkliches Gesicht, was Ulrich nicht verborgen blieb.

      »Hoffentlich erfährt meine Haushhälterin nie, was wir heut’ unternommen haben«, erklärte Sebastian lachend.

So hart kann ein Herz nicht sein

      »Feierabend, endlich!«

      Die attraktive Frau, die diesen Stoßseufzer von sich gab, sah Michael Lindner auffordernd an.

      »Hast’ noch Lust, auf ein Bier im ›Bräustübl‹?« fragte Hanna Rendel. »Es ist doch so ein schönes Wetter.«

      Michael schüttelte bedauernd den Kopf.

      »Geht leider nicht«, antwortete er. »Du weißt doch, ich muß Lena aus dem Kindergarten abholen.«

      Die dunkelhaarige Kollegin runzelte die Stirn. Immer das Kind, dachte sie ärgerlich. Dann hatte sie eine Idee.

      »Was hältst denn davon, wenn wir deine Tochter gemeinsam abholen und dann zu mir fahren«, schlug sie vor. »Ich koch’ uns was Schönes zum Abendessen, und später können wir draußen, im Garten, spielen.«

      Der junge Mann mit dem markanten Gesicht hatte seine Mappe gepackt und den Computer abgedeckt.

      »Das ist lieb gemeint, Hanna, aber leider unmöglich. Du weißt doch, daß heut’ mein letzter Arbeitstag ist. Morgen fahren Lena und ich in die Ferien. Da gibt’s noch einiges vorzubereiten, und die Kleine muß früh ins Bett.«

      Hanna biß sich auf die Lippen. Natürlich wußte sie, daß Michael ab morgen Urlaub hatte. Deshalb ja auch der Versuch, ihn noch einzuladen. Ihr eigener Urlaub würde erst in zehn Tagen beginnen. Hanna fragte sich, wie sie es aushalten sollte, ihn so lange nicht zu sehen.

      »Schad’«, sagte sie. »Wo soll’s denn überhaupt hingeh’n?«