Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
Скачать книгу
immer schwärmen. Jetzt hab’ ich auch noch das Glück, die legendären Kochkünste der Pfarrköchin auszuprobieren.«

      *

      Er verließ die Praxis und betrat die Straße. St. Johann lag im Schein der Nachmittagssonne. Ulrich Bernhard spazierte durch die Straße, und was er sah, gefiel ihm.

      Hier müßt’ man eigentlich richtig Urlaub machen, dachte er. Net nur ein paar Tage, sondern gleich ein paar Wochen.

      Gleichzeitig wußte er, daß es zur Zeit nicht dazu kommen würde. Dazu waren er und seine Frau viel zu sehr in ihren Berufen eingespannt und froh, wenn es ihnen gelang, sich ein-, zweimal im Monat in ihr Haus, am Starnbergersee zurückzuziehen. Die Woche über bewohnten sie eine Penthauswohnung in München. Von dort war es näher zur Praxis und Universität. Ein paar Jahre noch, dann wollte der berühmte Arzt sich zur Ruhe setzen – auch wenn er wußte, daß es ihm nur schwer gelingen würde, untätig zu sein. Dazu war er viel zu wißbegierig, und sein Forscherdrang trieb ihn immer wieder dazu an, Neues zu entdecken, um kranken Menschen zu helfen und ihre Not zu lindern.

      Nachdem er einen ganz ausgiebigen Spaziergang unternommen hatte, zog seine Neugier ihn zur Kirche hinüber. Ulrich Bernhard wollte endlich erfahren, was das eigentlich für ein Mann war, der immer wieder Thema der Gespräche wurde, die er ab und an mit seinem jungen Kollegen führte.

      Bewundernd blieb er auf der Schwelle stehen und sah auf die Pracht, die sich ihm bot. Dann ging er langsam durch das Kirchenschiff, bis zum Altar hinunter. Der Arzt drehte sich um, als er hinter sich Schritte vernahm.

      Das mußte er sein!

      Professor Bernhard hätte ihn erkannt, auch wenn Pfarrer Trenker keinen Priesterkragen getragen hätte. Aber auch Sebastian wußte sofort, wen er da vor sich hatte.

      »Professor Bernhard, nehm ich an?«

      »Ja, Hochwürden, ich freu’ mich, endlich Ihre Bekanntschaft zu machen«, nickte der Arzt und reichte ihm die Hand.

      »Die Freud’ ist ganz auf meiner Seite«, antwortete der Geistliche und zeigte auf eine Kirchenbank. »Setzen wir uns doch.«

      Ungezwungen nahmen sie Platz und plauderten. Es war, als hätten sie schon unzählige Male zusammengesessen. Sie waren sich auf Anhieb sympathisch. Das Gespräch drehte sich in erster Linie um Florian Brunner. Sebastian bedankte sich für Ulrich Bernhards Engagement.

      »Das war doch selbstverständlich«, winkte der Arzt ab. »Es ist ja meine Aufgabe genauso, wie die Ihre, für die Menschen da zu sein.«

      Natürlich ließ der Seelsorger es sich nicht nehmen, den Besucher durch die Kirche zu führen und ihm alles zu erklären.

      »Haben S’ denn schon ein bissel was von uns’rem Dorf gesehen?« erkundigte er sich später.

      »O ja, und ich muß sagen, es ist wunderschön«, schwärmte der Professor. »Ich muß unbedingt mal mit meiner Frau herkommen.«

      Die beiden Männer standen wieder draußen.

      »Wir seh’n uns ja heut’ abend«, freute sich Sebastian. »Vielleicht können wir dann eine Bergtour verabreden, wenn S’ Lust dazu haben?«

      »Unbedingt, unser gemeinsamer Freund, der Dr. Wiesinger, erzählt immer davon, wie gern’ Sie aufsteigen. Ich wollt’ Sie ohnehin bitten, mich einmal mitzunehmen.«

      Schon am nächsten Tag war es soweit. In aller Herrgottsfrühe holte Sebastian den Arzt ab. Sie stiegen über die Kachlachklamm auf und wanderten weiter, auf die Streusachhütte.

      »Ein erhebender Moment«, sagte Ulrich Bernhard, als sie den Gipfel erreichten. »Dafür dank’ ich Ihnen von ganzen Herzen, Hochwürden, und würd’ mich gern’ revanchieren. Haben S’ morgen vormittag ein paar Stunden Zeit?«

      »Freilich, Zeit hätt’ ich«, nickte der gute Hirte von St. Johann. »Aber, was haben S’ denn vor?«

      Der Professor lächelte geheimnisvoll.

      »Lassen S’ sich überraschen, Hochwürden...«

      *

      Lisa und Florian verlebten in diesen Tagen Stunden voller Glückseligkeit. Die dunklen Schatten, die über dem jungen Glück gelegen hatten, waren verflogen, als hätte es sie nie gegeben.

      Sie unternahmen ausgedehnte Spaziergänge, oder saßen an einem schönen Plätzchen und schmiedeten Zukunftspläne. Lisas Eltern waren natürlich erstaunt gewesen, als die Tochter am Sonntag morgen zu Hause angerufen und mitgeteilt hatte, daß sie noch in St. Johann bliebe. Es hatte mehrerer klärender Telefonate bedurft, ehe das Ehepaar Kramer den Sachverhalt verstanden hatte. Jetzt waren sie auf die Rückkehr der Tocher gespannt, und darauf, den zukünftigen Schwiegersohn kennenzulernen.

      An diesem Tag hatten die beiden nach dem Frühstück das Pfarrhaus verlassen und einen Einkaufsbummel gemacht. Jetzt saßen sie in dem kleinen Eiscafé und labten sich an einer Tasse Cappuccino. Florian war in aufgeräumter Stimmung. Immer wieder machte er geheimnisvolle Andeutungen und sprach von einer Überraschung. Allerdings wollte er nicht verraten, was das war.

      »Eigentlich hat’s weniger mit dir zu tun«, verriet er. »Aber ich denk’, daß du dich darüber genauso freuen wirst, wie jemand and’rer.«

      Dabei sah er immer wieder auf seine Uhr, als wartete er auf etwas oder jemanden.

      Die nette Bedienung hatte die Getränke wirklich gerade serviert, als Lisa aus dem Fenster schaute.

      »He, das ist doch Ines«, rief sie und klopfte an die Scheibe.

      Das Madel draußen war stehengeblieben. Lisa winkte, und Ines Förster kam herein. Sie sah irgendwie bleich und traurig aus.

      »Bist’ etwa krank?« erkundigten Lisa und Florian sich nach der Begrüßung.

      Die junge Frau hatte sich gesetzt.

      »Ich hab’ mir heut’ freigenommen«, gestand sie. »Seit dem letzten Sonntag geht’s mir gar net gut...«

      »Du vermißt den Sepp, was?« fragte Florian.

      Ines nickte.

      »Sehr!«

      »Komm, trink’ auch einen Cappuccino, der muntert dich wieder auf«, lud Lisa sie ein.

      »Nee, lieber eine Schokolade«, meinte das Madel. »Mit ganz viel Schlagsahne obendrauf. So’n richtigen Seelentröster.«

      Jetzt konnte sie doch noch lachen und entschied sich, in Anbetracht der Kalorien, die ein Berg Schlagsahne hatte, aber für einen Milchkaffee.

      »Mit dem Sepp hat’s mich richtig erwischt«, gestand sie. »Wenn er bloß net so weit weg wär’...«

      Florian schmunzelte.

      »Ich verrat’ kein Geheimnis, wenn ich dir sag’, daß es den Sepp genauso erwischt hat«, sagte er. »Jedesmal, wenn ich mit ihm telefonier’, klagt er mir sein Leid.«

      Wieder schaute er auf die Uhr.

      »So«, meinte er, »ich glaub’ wir sollten langsam zurückgeh’n. Ist ja schon bald Mittag.«

      Ines Förster wollte sich verabschieden, doch der junge Mann hielt sie zurück.

      »Komm’ doch noch mit ins Pfarrhaus«, meinte er. »Wenn dir ohnehin langweilig ist, dann kannst’ genausogut mit uns im Pfarrhaus sitzen.«

      Das sah das Madel ein und ging mit ihnen. Sophie Tappert stellte ihnen Saft und Gläser auf den Tisch, und Lisa sah erstaunt auf, als Florian der Haushälterin hinterher lief und mit ihr tuschelte.

      »Habt ihr schon Hochzeitspläne geschmiedet?« fragte Ines.

      »Wir tun nix and’res«, strahlte Lisa. »Am liebsten möcht’ ich natürlich hier in der Kirche heiraten. Florian ist einverstanden, allerdings wird das noch eine ziemliche Organisiererei, die ganze Verwandschaft hierher zu schaffen und unterzubringen.«

      Sie trank einen Schluck Saft.

      »Na