Dr. Daniel Staffel 9 – Arztroman. Marie Francoise. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marie Francoise
Издательство: Bookwire
Серия: Dr. Daniel Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740951320
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Stirn zog sich in unwillige Falten. »Ist das denn nötig? Ich meine, so toll ist es für dich in dieser Klinik ja nun auch wieder nicht. Eine ambulante Behandlung wäre doch viel sinnvoller, dann könntest du wenigstens zu Hause sein – in deiner gewohnten Umgebung.«

      Bevor Nikola zu einer Antwort kam, wandte sich Kai mit wütendem Gesichtsausdruck an Ivo, der noch immer im Raum stand.

      »Wollen Sie nicht endlich gehen?« herrschte er ihn an. Dabei kam ihm zugute, daß Nikola seinen unfreundlichen Ton nicht hören und in diesem Moment auch sein Gesicht nicht sehen konnte. »Falls Sie es noch nicht begriffen haben – meine Verlobte und ich wollen ungestört sein.«

      Ivo preßte die Lippen zusammen. Der Kerl war ihm auf Anhieb unsympathisch! Allerdings besagte das eigentlich nicht viel. Im Moment wäre ihm wohl jeder Mann an Nikolas Seite unsympathisch gewesen. Gestern hatte Ivo es noch nicht wahrhaben wollen, doch jetzt gestand er sich ein, daß er sich auf den ersten Blick in Nikola verliebt hatte. Seit der Begegnung mit ihr hatte er kein einziges Mal mehr an Anne gedacht.

      Ivo hätte Kai gern etwas Unhöfliches an den Kopf geworfen, doch die Tatsache, daß Nikola sein Gesicht sehen konnte und in der Lage war, von den Lippen abzulesen, hielt ihn davon ab. Demonstrativ wandte er sich der jungen Frau zu und reichte ihr mit besonderer Herzlichkeit die Hand.

      »Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen.«

      Nikola lächelte. »Die Freude war ganz auf meiner Seite, Herr Kersten.«

      Kai bebte vor Zorn, und kaum war er mit Nikola allein, da wandte er sich ihr wieder zu.

      »Ich will nicht, daß du diesen Mann noch einmal siehst«, bedeutete er ihr.

      Nikola schüttelte den Kopf. »Du mußt wirklich nicht eifersüchtig sein, Kai. Ich habe mich doch nur mit ihm unterhalten.«

      »Von deiner Seite mag es ja durchaus harmlos sein«, entgegnete Kai und zauberte dabei einen besorgten Ausdruck auf sein Gesicht. »Du weißt ja auch, daß ich dir grenzenlos vertraue, aber du bist unerfahren, was Männer betrifft. Dieser Kerl hat es faustdick hinter den Ohren, das habe ich ihm auf den ersten Blick angesehen. Vermutlich hat er irgendwie herausbekommen, wie reich du bist, und nun versucht er, dich und dein Geld…«

      Nikola hielt seine Hände fest, so daß er den angefangenen Satz nicht mehr beenden konnte. Wieder schüttelte sie den Kopf und lächelte dabei.

      »Ich liebe dich, Kai«, bedeutete sie ihm dann. »Ivo Kersten ist mir sympathisch, aber ich liebe nur dich.«

      Kai war wieder beruhigt, doch sein Vorsatz, Nikola schnellstens aus dieser Klinik herauszuholen, hatte sich durch diese Begegnung nur noch verstärkt. Seine Verlobte kam hier mit zu vielen Menschen zusammen… zu vielen Männern. Wären sie schon verheiratet, dann wäre das nicht ganz so tragisch gewesen, denn dann würde ihm der Forster-Reichtum schon gehören, aber so…

      Sicher, Nikola liebte ihn, und er konnte gut genug den glücklichen Verliebten heucheln, so daß sie nicht mißtrauisch wurde. Trotzdem sollte er allmählich zusehen, daß ihr Verlöbnis demnächst im Hafen der Ehe endete. Erst dann würde er an ihr Vermögen herankommen. Er könnte seinen elenden Job an den Nagel hängen und an einem Testament arbeiten, in dem er und Nikola sich gegenseitig als Alleinerben einsetzen würden. Danach könnte Nikola dann einen bedauerlichen Unfall haben…

      Der Plan war wirklich perfekt. So perfekt, daß Kai lächeln mußte, was Nikola auf sich bezog und ihm zärtlich über die Wange streichelte. Sanft zog Kai sie in seine Arme. Sein Lächeln wurde dabei fast dämonisch. Er fühlte, wie sich Nikola allmählich versteifte und sich dann von ihm löste. Sie lächelte noch, doch ihre Augen blickten sehr ernst.

      »Du bist müde«, vermutete Kai. »Ruh dich ein bißchen aus. Ich werde inzwischen mit Dr. Daniel sprechen, ob man die Behandlung nicht auch ambulant durchführen kann.«

      »Ich fühle mich hier in der Klinik sehr wohl«, entgegnete Nikola, doch Kai winkte ab.

      »Zu Hause hast du es viel bequemer«, behauptete er, dann stand er auf und verließ das Zimmer, bevor Nikola zu einer erneuten Erwiderung ansetzen konnte.

      Traurig blieb die junge Frau zurück. Sie verstand einfach nicht, weshalb sie sich in Kais Armen überhaupt nicht mehr entspannen konnte… warum sie gerade in diesen zärtlichen Momenten an jene schrecklichen Minuten denken mußte, die ihr ganzes Leben so jäh zerstört hatten.

      *

      Als Kai Horstmann ohne anzuklopfen in Dr. Daniels Büro trat, wußte der Arzt schon, was ihn erwarten würde. Nun ja, im Grunde hatte er es vorher gewußt und sich bereits auf Kais Besuch eingestellt.

      »Warum wollen Sie meine Verlobte hierbehalten?« fragte Kai rundheraus und verzichtete auch diesmal auf eine Begrüßung.

      »Guten Tag, Herr Horstmann«, grüßte Dr. Daniel demonstrativ, doch Kai nahm diese versteckte Kritik an seinem Verhalten überhaupt nicht zur Kenntnis, was den Arzt allerdings auch nicht mehr sonderlich erstaunte. »Bitte, nehmen Sie Platz.«

      »Sie haben meine Frage nicht beantwortet«, entgegnete Kai ärgerlich.

      »Und Sie verfügen nicht einmal über die primitivsten Anstandsformen«, konterte Dr. Daniel. Er hatte es langsam satt, das ungehobelte Verhalten des Mannes hinzunehmen. »Man betritt einen Raum nicht, ohne vorher anzuklopfen, und man grüßt, bevor man sein Anliegen vorbringt.« Er ließ diese Worte auf Kai wirken, dann setzte er hinzu: »Nun zu Ihrer Frage. Fräulein Forster und ich haben übereinstimmend beschlossen, die nötige Behandlung stationär hier in der Klinik durchzuführen. Sie fühlt sich wohl in dieser Umgebung, und ich kann auf diese Weise kontrollieren, wie die Behandlung anschlägt, ohne daß Ihre Verlobte für die nötigen Untersuchungen ständig zu mir in die Praxis kommen muß. Auf diese Weise ist jedem geholfen.«

      »Vor allem Ihrem Geldbeutel«, entgegnete Kai herausfordernd, doch auch damit konnte er Dr. Daniel nicht aus der Fassung bringen.

      »Ich habe Ihnen schon mal gesagt, daß für mich das Wohl meiner Patienten weit vor irgendwelchen finanziellen Aspekten rangiert«, entgegnete Dr. Daniel mit schier unerschütterlicher Ruhe.

      Kai überging die Bemerkung des Arztes.

      »Wie würde es aussehen, wenn meine Verlobte auf eigenen Wunsch die Klinik verlassen möchte?« wollte er wissen.

      Dr. Daniel lächelte ein wenig. »Sie scheinen zu vergessen, daß Fräulein Forster auf eigenen Wunsch hier ist. Ich habe sie zu keinem Zeitpunkt gezwungen zu bleiben. Das wäre in diesem Fall auch absolut unnötig.«

      »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß Nikola freiwillig im Krankenhaus bleiben will. Vermutlich haben Sie Ihr eingeredet, es wäre gefährlich für sie, die Klinik zu verlassen. Meine Verlobte ist taubstumm, da würde es Ihnen leichtfallen…«

      »Sie ist taubstumm, aber deswegen nicht dumm«, fiel Dr. Daniel ihm energisch ins Wort. »Hören Sie, Herr Horstmann, ich weiß nicht, wie deutlich ich es Ihnen noch sagen muß: Ihre Verlobte will bis zum Abschluß der Behandlung hierbleiben. Ist das denn wirklich so schwer zu verstehen?« Er schwieg kurz. »Im übrigen finde ich das Verhalten von Fräulein Forster auch sehr vernünftig. Sie muß gegen ihre Infektion Antibiotika bekommen. Dabei haben sehr viele Menschen unter unangenehmen Nebenwirkungen zu leiden. Wenn sich Ihre Verlobte nicht wohlfühlen würde – sie wäre ja nicht einmal in der Lage zu telefonieren. Hier in der Klinik braucht sie im Zweifelsfall nur auf den Knopf zu drücken, der die Stationsschwester alarmiert, und schon kann ihr geholfen werden.«

      Kai kochte vor Wut, weil er gegen dieses Argument nichts ausrichten konnte.

      »Das ist doch alles nur üble Panikmache!« hielt er Dr. Daniel vor. »Ich habe auch schon Antibiotika nehmen müssen und hatte unter ein bißchen Übelkeit und Durchfall zu leiden, na und? Das habe ich auch ohne Krankenhausaufenthalt überlebt.« Sein Gesichtsausdruck wurde abweisend. »Gleichgültig, was Sie sagen – ich werde meine Verlobte schon davon überzeugen, daß sie zu Hause mindestens ebensogut aufgehoben sein wird wie hier.«

      Er drehte sich auf dem Absatz um und verließ Dr. Daniels Büro genauso wie er gekommen