Begegnungen mit Bismarck. Robert von Keudell. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Robert von Keudell
Издательство: Автор
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Жанр произведения: Историческая литература
Год издания: 0
isbn: 9783806242683
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beide Mächte beide Herzogtümer militärisch besetzen, die Stände aber nur durch gemeinsamen Beschluß beider Regierungen einberufen werden.

      In einem Rundschreiben an unsere Vertreter in Deutschland und im Auslande legte er dar, daß Oesterreich planmäßig den Krieg herbeiführen wolle. Der am 1. Juni beim Bundestage eingebrachte Antrag sei beleidigend in der Form, vertragswidrig im Inhalt. Der König habe noch im Mai einen von unparteiischer Seite gemachten Vorschlag zu direkter Verständigung bereitwillig entgegengenommen, der Vorschlag sei aber in Wien gescheitert; und aus authentischer Quelle seien dem König Auslastungen kaiserlicher Minister mitgeteilt worden, wonach dieselben den Krieg um jeden Preis begehrten, teils in der Hoffnung auf Erfolge im Felde, teils um über innere Schwierigkeiten hinwegzukommen, ja selbst mit der ausgesprochenen Absicht, den österreichischen Finanzen durch preußische Kontributionen oder durch einen ehrenvollen Bankerott zu Hilfe zu kommen.

      Am 5. Juni brachte der Staatsanzeiger den Artikel des Vertrages vom 16. Januar 1864, in welchem die beiden Mächte sich zugesagt hatten, über Schleswig-Holsteins Zukunft nur in gemeinsamem Einverständnisse zu bestimmen.

      Am Bundestage folgte unsererseits eine ausführliche Entgegnung auf den österreichischen Antrag.

      Allen deutschen Regierungen übersandte Bismarck am 10. Juni den Entwurf eines Umrisses der künftigen Bundesverfassung. Der Hauptinhalt war: Ausschluß Oesterreichs, Teilung des Oberbefehls über das Bundesheer zwischen Preußen und Bayern, Bundesmarine, Parlament aus Volkswahlen nach allgemeinem Stimmrecht, Vertrag zwischen Deutschland und Oesterreich.

      Dem Herzog von Koburg schrieb Bismarck bei Uebersendung dieses Schriftstückes:

      … „Die in dem Entwurfe enthaltenen Vorschläge sind nach keiner Seite hin erschöpfend, sondern das Resultat der Rücksicht auf die verschiedenen Einflüsse, mit denen kompromittiert werden muß intra muros et extra. Können wir sie aber zur Wirklichkeit bringen, so ist damit immer ein gutes Stück der Aufgabe, das historische Grenznetz, welches Deutschland durchzieht, unschädlich zu machen, erreicht, und es ist unbillig, zu verlangen, daß eine Generation oder sogar ein Mann, sei es auch mein allergnädigster Herr, an einem Tage gutmachen soll, was Generationen unserer Vorfahren Jahrhunderte hindurch verpfuscht haben. Erreichen wir jetzt, was in der Anlage feststeht, oder Besseres, so mögen unsere Kinder und Enkel den Block handlicher ausdrechseln und polieren.

      „Ich habe die Skizze zunächst Baron Pfordten mitgeteilt; er scheint mit allem Wesentlichen einverstanden, nur nicht mit Artikel I, weil er meint, daß Bayerns Interesse Oesterreichs Verbleiben auch im engeren Bunde fordere. Ich habe ihm mit der Frage geantwortet, ob und wie er glaubt, daß die übrigen Artikel oder irgendetwas Aehnliches auf einen Bund anwendbar seien, welcher Oesterreich zum Mitgliede hat …

      „Daß der vorliegende Entwurf den Beifall der öffentlichen Meinung haben werde, glaube ich nicht; denn für den deutschen Landsmann genügt im Allgemeinen die Thatsache, daß jemand eine Meinung ausspreche, um sich der entgegengesetzten mit Leidenschaft hinzugeben; ich begnüge mich mit dem Worte qui trop embrasse, mal étreint“…

      In einigen Teilen Deutschlands gaben jetzt die Volksvertretungen Mißbilligung der partikularistischen Politik ihrer Regierungen zu erkennen; so in Darmstadt, Nassau, Kassel, Hannover; aber in Sachsen, Bayern und Württemberg schien leidenschaftlicher Haß gegen Preußen vorherrschend.

      32General von Manteuffel.

      33Die nach 1815 von den deutschen Burschenschaften als Panier des Deutschen Reichs angenommene und 1848 als solches ziemlich allgemein anerkannte schwarz-rot-goldene Fahne (s. a. oben S. 23) wurde 1867 durch die schwarz-weiß-rote ersetzt.

      34Moritz Busch erzählt (Unser Reichskanzler, Bd. I, S. 200), Bismarck habe am Abend des 25. dem Erblandmarschall von Bülow-Gudow bei einer Fahrt auf dem See mitgeteilt, was geschehen würde, wenn die Huldigung nicht ohne jede Störung erfolgte. Ich kann diese Angabe weder bestreiten noch bestätigen. Obwohl in demselben Hause wie der Minister einquartiert, habe ich von dessen Wasserfahrt nichts erfahren. Gewiß ist, daß er am Morgen des 26. auch die zweite Eidesformel mit nach der Kirche genommen hat.

      35Roman von Adalbert Stifter.

      36Die Gemahlin des Obersten von Schenck geb. von Luck.

      37General Manteuffel citierte mitunter den Wallenstein, den er fast ganz auswendig wußte, und ist hier mit der Bezeichnung „Der Friedländer“ gemeint. Ich hatte mich erboten, wenn er es wünschte, ganz Schleswig zu bereisen, um mit allen Beamten zu sprechen und ihm für alle in nächster Zeit wahrscheinlich bevorstehenden Anstellungen Vorschläge zu machen, welche dann in Berlin genehmigt werden würden. Zedlitz schrieb mir sehr erfreut über diesen Gedanken, Manteuffel aber besorgte, daß eine solche Reise seinem Ansehen im Lande Eintrag thun könnte; und deshalb unterblieb sie.

      38General Manteuffel.

      39Arthur von Wolff, damals Rat im Ministerium des Innern, später Oberpräsident von Sachsen, zuletzt Präsident der Oberrechnungskammer.

      40Blanckenburg.

      41Sybel (IV S. 247; 251) meint, die Erbitterung gegen Bismarck sei in Wien durch die völlig unbegründeten Gerüchte hervorgerufen worden, daß er in Biarrits ein Bündnis gesucht und in Paris den Abschluß einer österreichischen Anleihe zu hindern sich bemüht habe, welche später unter geheimer Billigung des Kaisers zustande kam. Ich zweifle, ob diese Gerüchte für sich allein die entscheidende Wendung der kaiserlichen Politik hätten bewirken können.

      42In Bezug auf Bucher spricht Friedjung (S. 181) auch die Vermutung aus, daß dieser auf die Entscheidung Bismarcks für das allgemeine Wahlrecht eingewirkt habe. Das Staatsministerium hatte sich aber schon im September 1863 dafür ausgesprochen, während Bucher erst im November 1864 eintrat. Ueberhaupt hat er meines Wissens niemals einen Versuch gemacht, gesprächsweise dem Chef eine Ansicht nahezubringen. In späteren Jahren pflegte er, wenn nach seiner Meinung der Reichskanzler sich in einem faktischen oder juristischen Irrtum befand, eine kurze Denkschrift einzureichen. Des Sprechens war er wenig gewöhnt. Am 19. April 1866 schrieb er mir, der täglich durch sein Arbeitszimmer kam, ich möchte doch dem Chef für die künftige Reichsverfassung eine gewisse Bestimmung vorschlagen, die vielleicht den Ring der Opposition brechen könnte. Er war, bei eminenten Fähigkeiten und Kenntnissen, wortkarg und verschlossen; aber, soviel ich aus vereinzelten Aeußerungen entnehmen konnte, stand er in den letzten Jahrzehnten seines Lebens demokratischen Anschauungen sehr fern und suchte das Heil des Gemeinwesens in möglichster Stärkung der Autoritäten.

      43Friedjung (I S. 215 bis 222) weist aus dem italienischen Generalstabswerk über den Krieg von 1866 nach, daß die italienische Armee im April nicht nur durch die gewöhnliche Rekrutenaushebung, sondern auch durch andere Maßregeln, namentlich durch Einbehaltung der höchsten Altersklasse, verstärkt worden sei, was der österreichische Generalstab in Rechnung gestellt habe (S. 216). Dennoch ist auch nach seiner Meinung der Beschluß, die österreichische Südarmee mobilzumachen, eine verhängnisvolle Uebereilung gewesen. Graf Mensdorff hat dagegengestimmt (S. 221, 222).

      44Bernhardt (Aus meinem Leben, Bd. VI, S. 318) erwähnt eine Aeußerung Max Dunckers, der damals vortragender Rat beim Kronprinzen war, an Bennigsen, Bismarck habe dem Könige vorgeschlagen, ein „liberales Ministerium“ zu berufen. Diese vermutlich auf denselben Vorgang zu beziehende unbestimmte Angabe scheint mir weniger glaubhaft als Oppenheims genaue Erzählung dessen, was ihm der Minister selbst gesagt hatte.

      45Mir wurde das am 1. Juni wegen der Indemnitätsnachsuchung getroffene Uebereinkommen am 13. Juli (im Hauptquartier Czernahora) zufällig bekannt durch einen mir zum Entwurf der Antwort übergebenen Brief des Finanzministers an den Chef.

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