Traumprotokolle. Christof Wackernagel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christof Wackernagel
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783866747807
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Zeichen auf Paprika, wir bedanken uns • in einem Hochhaus droht eine Überschwemmung, einige liegen schon tot oder ohnmächtig in den Fluren rum, und ich sehe, wie durch den Flur hinten um die Ecke schon das Wasser reinläuft, was, wenn es steigt, keine Chance mehr ließe, mich aber komischerweise nicht sehr beunruhigt, bis ich ein Fenster sehe, es aufreiße und einen tief unten liegenden Hof sehe und sage: »da kann das Wasser doch rauslaufen!«, alles ist also halb so wild, und als ich in einem Ständer unter anderem Schmuck von Nata sehe, den wir schon aufgegeben haben, stecke ich noch ein wenig ein und denke: »wird sie sich drüber freuen« – woraufhin ich die Nicht-Deutschen unten in der Kantine suche, wo auch keine Überschwemmung ist!, aber sie sind weg, und ich denke: »sind wohl alle vor den langweiligen Deutschen geflohen« –

      – in einem Laden bekomme ich eine Plastikpistole und gehe draußen auf einer matschigen Bergstraße, die noch gebaut wird; eine sehr breite Kerbe im Berg, neben der es steil und tief runtergeht, es ist Nacht und weiter vorne kommen mir Leute entgegen, etwa auf der Höhe der Straße, auf der sie so weit schon ausgebaut ist, dass der Abhang neben ihr betoniert ist und ein Geländer schon gebaut ist, ansonsten ist alles planierte Erde; zwei aus der Gruppe der Entgegenkommenden küssen sich, eine Frau wendet sich ab, und als wir der Gruppe begegnen, hängt einer gerade am Abgrund, nur noch mit dem Oberkörper auf Straßenhöhe, aber ungefährlich, ich will mal sehen, wie tief es runtergeht, traue mich aber nicht ganz bis an den Rand, und dann sehe ich eine Frau, die sich da, wo das Geländer aufhört, ganz am Rande des Abgrundes am letzten Rest/Ende des Geländers festhält und weit hinausbeugt, und sie ruft: »macht’s doch, macht’s doch auch!«, mehrmals und lässt sich fallen; an dieser Stelle sehe ich erst, wie tief der Abgrund ist, und gehe weiter – erst viel später höre ich den Aufschlag –

      – beim Hörspielforum sind unglaublich viele Leute, und alle reden durcheinander, plötzlich strecken fast alle den Finger, wie in der Schule, zum Melden, und ich lege mich mit einem Idioten an, der sich wichtig macht und den ich an die Füße trete, woraufhin er hinfällt und sein Bein nicht blutet, sondern wässert, was aber dann nicht an mir liegt, und ich gehe raus, zu dem Fluss, der hohes Ufer hat, ich will rüber, und allein durch die Einstellung der Optik schaffe ich es, abzuheben und zu fliegen, schwebe erstmal hoch über dem Fluss und seinen schönen felsig-erdigen Ufern, fliege dann in einem weiten Bogen wieder zurück und weiß, dass ich entweder auf Trip bin oder es träume, jedenfalls steuern kann, was ich sehe, wodurch die Landschaft immer schöner wird, absolut wunderbar und ich weiß, dass es die Zukunft ist, die ich unter mir sehe, einzelne, verschiedenartige Gebäude in grün-brauner, hügeliger Landschaft, Funkmasten zur Kommunikation, und es ist so großartig schön, so überwältigend, dass ich das Glücksgefühl nicht mehr ertrage, nicht mehr aushalte und im Schwarz aufwache, nur ein paar Jalousienstreifen Licht sehe, wahrscheinlich liege ich im Graben neben der Straße, und ich war ohnmächtig, ich komme kaum hoch, bin noch benommen und suche Nata, die mich wohl auch schon vermisst und sich Sorgen macht; an einem Becken will ich meinen Mund ausspülen, es bleibt aber eine klebrige Flüssigkeit darin, und im schwankenden Hochhaus des verrückten Verbrechers sind viele Leute in den kleinen Räumen, draußen ist inzwischen Nacht, zum Teil sind die Leute auch verrückt, laufen ziellos durcheinander, dreckige Klos, das ganze Haus schwankt bedenklich –

      – wir klettern eine Treppe neben einer betonierten Steilwand am Rande einer Innen−/AltStadt runter, zu einem Platz, auf dem Wohnwagen stehen, in deren einem Andrea ist, von der aus es aber runter in einen Keller geht, wo ein Typ ganz begeistert Beweise für Behauptungen in einem alten Buch sucht, von vielen Leuten umgeben, die alle wichtig sind – daneben ist ein Raum mit gelben und rosa Wänden, es wird gefilmt, die verschiedensten Ebenen vermischen sich, bis ich erkenne: es ist eine Blue-Box mit Gelb und Rosa –

      – vor einer Kneipe sitzend kommen Kinder zu mir und wollen mich küssen, küssen mich tatsächlich, aber dann stehe ich auf und sehe hinter einem Kirchturm einen Reiher und sage zu einer Passantin: »sehen Sie mal, da ist ein Reiher!«, aber sie widerspricht und weist mich darauf hin, dass es ein viel größeres Tier als ein Reiher ist, und es ist tatsächlich ein riesiges, schlankes langes Vogelvieh, fast schon so lang wie der Kirchturm, und wie ich noch genauer hinsehe, bemerke ich, dass es ja sogar ein noch größeres Tier ist, voll oben am Himmel fliegend, ein Pegasus, und in diesem Moment weiß ich, dass es ja keinen Pegassus gibt, es also eine Laserprojektion sein muss, und inzwischen ist fast die ganze sichtbare Fläche des fast dunklen Himmels von einem mehrfachen fußballfeldgroßen Rechteck erhellt, in dem der Pegasus mit einem schweinsartigen Tier kämpft und ich denke: »ist ja schon irre, was die Technik alles kann«, aber es interessiert ansonsten keinen, und dann kommen die Freunde von Reinhard, die in die Kneipe eingeladen wurden –

      – ich bin gefangen und versuche, abzuhauen, aber jedesmal kriegen sie mich wieder, beim zweiten Mal renne ich blöderweise in den Keller, wo es dann nicht mehr weiter geht, anstatt Parterre rauszurennen, und dann führen mich zwei Bullen erstmal ab, der eine hält seine Knarre direkt an meine Schläfe und mir wird etwas mulmig; ich frage, ob er seinen Finger um den Abzug gelegt oder nur seitlich am Abzug hat, falls er aus Versehen abdrückt, aber er knurrt nur wütend; wir sind im voll besetzten Aufzug und fahren runter, gehen dann in eine Fußgängerzone, wo ich immer die Knarre im Rücken spüre, aber dann mischen sich kostümierte Gestalten unter die Leute, die einen seltsamen Bann verbreiten, eine Art sanfter kollektiver Hypnose, aber die Bullen merken nichts davon, holen aus Briefkästen ihre Post, sie werden ahnungslos gemacht von den Gestalten, und der eine Bulle, der gerade seine Post durchsieht, ist sauer, weil er meinen Blick so interpretiert, als wollte ich in seine Post schauen, da kommt eine riesige Spielzeugeisenbahn in die Arkade gefahren, in der wir gehen, und die kostümierten Gestalten nähern sich unauffällig meinem, mit meiner Bewachung und ihrem Post-Lesen beschäftigten Bullen, überwältigen sie völlig un-auffällig, kein Mensch außer mir − und ich ahne, dass es eine Befreiungsaktion für mich ist − sieht, wie sie mit ein, zwei kräftigen Handkantenschlägen den Bullen die Knarren aus der Hand schlagen, und ihnen die Arme auf den Rücken drehen; die Bullen stehen wie unter einem Bann, und es ist wahnsinnig komisch, wie sie plötzlich in der Gewalt dieser Clowns sind, die sie abführen, ohne dass einer etwas merkt, und ein tamilenartiger Typ, der das Ganze zu leiten scheint, sich aber gar nicht um mich kümmert, meint, während er seine Hände zweimal aneinanderstreifend aufeinander schlägt, einmal in die eine, einmal in die andere Richtung: »rastumis duria lapp« und ich muss aufpassen, dass ich keinen Lachkrampf bekomme; er ist so befriedigt und es ist wie das Sortieren beim Ausländischen Kartengruß • wir sehen einen kegelförmigen, schneebedeckten Hügel in der Nacht und die anderen lassen sich in seiner Nähe nieder, während Nata, noch jemand und eine Frau und ich hochsteigen, und oben über den Gipfel runterlugen, Nata beugt sich leichtsinnig weit raus, und als ich sie warne, es nicht zu weit zu treiben, beugt sie sich noch weiter rüber und fällt tatsächlich runter, rollt, kugelt den Berg hinab, schlägt böse auf und bleibt etwas weiter liegen, während wir panisch runterlaufen, ich denke, oh Gott, jetzt wieder in den Knast und dann ohne sie – bin daraufhin im Knast, aber er ist offen, wann ich wieder raus kann, ich klettere außen zur nächsten Zelle hoch, wo ich acht Knackis nackt auf ihren Betten liegen sehe, jeder seinen dicken Schwanz in der Hand, aber ohne zu wixen, ganz statisch – und im Besuchsraum, während der Kontrolle, bekommt Nata Shit zugesteckt, »aber nur ein Krümel«, wie sie später sagt, und über riesige, Förderturm-artige Treppen gehe ich runter, manchmal fehlen Treppenstufen, damit keine Knackis fliehen können, und unten kann man direkt in den Besuchsraum, wo die Bebin steht und wartet –

      – ich bekomme von Jonas Streit einen neuen Tisch, einen runden, der bei ihm steht, und der auseinander und zusammen zu bauen ist; auseinander kriegen wir ihn, aber nicht mehr zusammen, dauernd sieht es so aus: Zeichnung oder so Zeichnung oder Zeichnung und ich frage mich, wieso wir das machen, wo ich doch gar keinen Tisch brauche, das Damaszener Tablett habe –

      – große Auflösung in der Kneipe, viele sind schon weg, ein Abschied nach dem anderen, da kommt Angelika Müller auf mich zu, aufgedunsen, kaum erkenntlich, ich küsse sie zart auf die Wange, aber sie schreckt zurück, scheu, als ob sie mich anstecken könnte, und während sie nach hinten geht, ihren Mantel holen, redet ein Bulle auf sie ein, sie soll Aussagen machen, aber sie will nicht, weicht aus, will weg, und er höhnt, man könne ja schon dieses Gespräch aufnehmen »gleich mit laufendem Band«, und als sie von rechts hinten mit dem Mantel zurückkommt, hypnotisiert er sie, so dass