Traumprotokolle. Christof Wackernagel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christof Wackernagel
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783866747807
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finden werden, einer zupft mir Dreck aus dem Ohr wie ein Arzt, was sogar ganz gut tut, ein anderer baut eine Knarre auseinander, was aber alles nichts mit uns zu tun hat, eine Kamera ist auch da und einer will, dass ich mit zum Grab seines Vaters gehe, was ich ablehne, bis er mir mit der Knarre am Kopf droht und ich gespielt entsetzt darauf einegehe; draußen haben sie einen modernen Sarg dabei, und ich denke, die werden ihn doch nicht exhumieren wollen –

      – bei einer Fete sehe ich eine riesige schwarze Spinne, mindestens fünfzig Zentimeter Durchmesser, die durch die Küche krabbelt; ich habe das Gefühl, dass sie nichts macht, aber mir graust trotzdem und ich renne, fliehe auf einen Stuhl, aber sie läuft mir nach und sondert dabei eine schwarze Flüssigkeit ab – wir machen ein Gruppenfoto, und die einen sind unterm Tisch, die anderen darüber, schwierig, das einzufangen, und dann funktioniert das blöde Blitzlicht nicht, aber ich muss wieder zum Drehen, mit der Bahn –

      – in einem der oberen Zimmer des Schlosses sind Herman und ich mit riesigen MP’s, meine eine neuere, seine ein uralter Bolzen, wie ein knorriger Ast, und er fragt bewundernd, woher ich meine habe, damit könne man eine halbe Stunde lang ununterbrochen schießen, was ich nicht glaube, aber dann wird unten eine Party gefeiert, ohne mich, aber meinetwegen, und ich bin stinksauer, grummle wütend in meinem Zimmer vor mich hin, bis ich runterrase, heulend vor Wut, durch die Räume rase, tobe, Türen schlage und wieder hochrase, wo ich mich gleichzeitig schäme, und auch Angst bekomme, denn sobald die Gäste weg sind, kommt einer und holt mich zum Familien- oder Kollektivrat, von dem klar ist, dass er Gericht hält über mich, aber ich kann dem nicht entrinnen, und in dem Souterrainraum sitzen sie auch bösen Blickes, der Boss auf seinem Schreibtischbett − das Bett ist die nach hinten ins Eck verlängerte Platte − und er fragt scheinheilig freundlich, ob ich Licht brauche, schon, als ich noch in der Tür stehe, ich verneine; ob ich wirklich kein Licht brauche, ich solle doch näher kommen und die Adlaten zerren mich vor den Tisch, während er fragt, ob just jemand Feuer habe, bedrohlich lauernd, und da sehe ich, dass eine ovale längliche Fläche auf seinem Unterarm brennt, auch andere Teile seines Körpers, sein Gesicht ist schmerzverzerrt, aber er löscht nicht, sondern sagt: »ich habe eine Paste für dich« {und da sehe ich, dass es die Paste ist, die auf seinem Arm brennt}, mit der ich bestraft werden soll, ich versuche mich zu wehren, panisch, weil ich nicht brennen will, aber sie schmieren sie drauf, ich schaffe es nicht, mich loszureißen und stelle mir vor, wie es wäre, wenn ich sie alle mit einer MP ummähen und fliehen könnte, zur Tür raus, die Treppe hoch, zur Tür raus und über das Geländer springen, und dahinter falle ich nicht, sondern fliege über die weite abschüssige Wiese, und als ich weiter unten lande, sehe ich nochmal das Schloss, das dezent renoviert ist, geschmackvoll mit getönten Fenstern, eine gelungene Verbindung von modern und alt, da höre ich, wie sie in den Gängen unter der Wiese rennend nach mir suchen, und ich fliehe weiter –

      – wir sind bei Oli in einem großen Gelände, alle sind schon im Bett, mindestens zu fünft im Raum, da kommen Angela und Andreas mit beiden Kindern und Andreas setzt sich breit auf ein Bett und reicht seinen Säugling herum; dabei sind aber auch die beiden Katzenhunde, die erst stoisch nebeneinander auf einer Truhe sitzen, dann aber mit ins Bett kommen, sich quer drüber legen, weswegen ich frage, was das soll, aber die Tiere sind sehr nett, können sprechen, und eines führt mich in die Vorhalle, wo gerade renoviert wird, wobei wir helfen wollen, also Nata und ich; es werden nämlich in zwei bis drei Reihen lange schmale Tücher von der mindestens fünf Meter hohen Decke gehängt, und ich sitze auf den langen Bänken der so lange geschlossenen Kneipe und habe Hunger und sehe so impertinent auf die Uhr einer neben mir sitzenden Frau, bis sie fragt, was los ist, und als ich ihr sage, dass ich warte, bis es endlich was zu essen gibt, lädt sie mich und eine weitere, neben uns sitzende Frau ins »Unicum« zum Essen ein, was im Saal daneben liegt und wo es tatsächlich leckeren Nudelauflauf gibt, aber ich muss zurück in den anderen Saal, unter dem Gerüst dicht über dem Wasser bis zur Treppe, die aus dem Wasser führt; inzwischen ist das Tücheraufhängen der Renovierung fast fertig, sieht schön aus, der Samt, die darauf gedruckten und gestickten Muster, und wie ich mit Nata auf der Treppe sitze, fragt sie, ob Mirjiam wohl sauer ist, dass wir nicht geholfen haben, uns für faul hält – ich bin fast nackt bei Wolfgang und plötzlich umfasst er mich und will was, ich sage: »nee, Wolfgang, läuft nicht«, und er lässt los, nickt okay, und wir lachen, aber schon etwas komisch, und dann wollen wir von dem hochgelegenen Turmzimmer runter und unten über die Grenze, aber kaum bin ich unten aus dem Aufzug und bei den Zöllnern, stelle ich fest, dass mein Ausweis noch in der Tasche der Frau, die mit mir war, ist, und die Tasche ist noch oben {das riesige Gelände, in das man nur von wenigen Stellen außen rein kann und wo dann doch einige Türen zu waren}, weswegen sie wieder hoch rennt, und ich helfe inzwischen dabei, eine riesige Matte auf das offene Dach eines Gebäudes zu plazieren, das aber einen Vorsprung hat den die Matte auch überdecken soll, was aber nicht klappt, weswegen wir die offene Luke extra vernageln wollen, wozu ich sie ausmessen will, was irgendwie nicht geht, ich kriege den Maßstab nicht richtig auseinander, und dann beginnt es auch noch zu regnen, und es muss alles eh noch viel mehr abgedeckt werden, weil es durch die Strohmatte regnet; höhnische Kommentare von allen Seiten, da kommt die Frau aus dem Turm mit dem Ausweis zurück und hat es jetzt sehr eilig; in der Kirche ist eine Solidaritätsveranstaltung mit Steckel und wir sind uns einig, dass solche Aktionen, die nur eine Person stützen sollen, »eine rechte Veranstaltung« sind, und entsprechend weihevoll wird da vor wenigen Zuschauern im abschüssigen Zuschauerraum geredet, bis klar wird, dass schon wieder der Spielplan geändert wird und heute abend Tänzer auftreten, die in den Raum strömen; ich gehe empört raus, »typisch«, eine Zumutung für das Publikum, und im Hof kommt eine Tänzerin entgegen, die lachend erzählt: »Sascha regt sich wahnsinnig auf«, aber da sieht man es durch die Fenster schon innen brennen, Panik bricht aus, und dann brennt es auch schon in den Gebäuden um den Hof, eine Tänzerin, die durch die Ausfahrt fliehen wollte, fängt sofort Feuer und kommt brennend zurück, ich rufe ihr zu, sie soll sich auf dem Boden wälzen, aber sie rennt ratlos und verwundert Hand- und Armbewegungen machend weiter und brennt immer; ich will auch durch die Ausfahrt, aber wie ich mich der glühenden Luft dahinter nähere, weiß ich, dass ich auch Feuer fangen werde, und renne wieder in den Hof – – ich will ein Auto in einer Werkstatt kaufen, aber der Typ, der sie macht, hat nur alte Karren anzubieten; ich sehe einen alten VW 411 mit amerikanisch verschnörkelter Vorderhaube, also mit silbern glänzenden Stangen und Firlefanz, aber da steigt gerade ein junger Typ ein und fährt davon, und der Mechaniker bietet ausgerechnet einen alten Kadett an, den er so herrichten werde, dass alles okay sei, aber ich frage mich, ob es wirklich okay ist, einen älteren Wagen als den bisherigen zu nehmen, und in der Dachwohnung sehen wir alle Schwarz-Weiß-Filme von Heiner und seiner ersten Frau mit deren erstem Kind, rührende Familienglückfilmchen, und ich frage den jungen Heiner, ob man die haben kann, aber er meint, die seien alle weg – »aber ihr habt sie doch auf Video überspielt?«, doch ich bekomme keine Antwort, das Kind muss ins Bett, die junge Mutter auch, und dann kommt die Vierjährige in roten Strapsen, um mir gute Nacht zu sagen, was sie tut, und dann besteht sie darauf, dass ich das Zimmer nicht betrete, in dem sie mit ihrer Mutter schläft, als ob ich mit ins Bett wollte, und dann finde ich Unmengen von Geld, Scheine und Münzen in Massen, Fünfhundert-Mark-Scheine, Fünf-Mark-Stücke, und ich stopfe mir die Taschen voll und verschenke an die nächstbesten Leute, fliege dann in die Lützenkirchenstraße und entdecke zum ersten Mal, dass ja die meisten Häuser von der Bahn noch Bauruinen sind, nur Betonstangen und ungefähre Grundrisse der Zimmer, und schon so alt, dass alles voller Grasflecken, Büsche und teilweise sogar Bäumchen ist, die aus dem Beton wachsen, und ich wundere mich, dass mir das nicht früher aufgefallen ist, und in/vor der Einfahrt von fünfundzwanzig kommt mir Taubertjohnson entgegen, den ich voll in meine Taschen greifen lasse, wo er einen Fünfhunderter und mehr rauszieht und ganz von den Socken ist, und als ich eben mal zwei Meter in die Luft steige, um ein Auto, einen alten Amischlitten, durchzulassen, sagt er: »du bist aber groß«, und Heiner macht mir starren Blickes auf, Erika kniet im dunklen Zimmer und scheint zu kotzen; ich renne hoch, da liegt Sabine in der Badewanne und ist stinksauer, Erika ist starr wie Eisen, alle seien eisern und kalt –

      – ich glaube nicht ganz, dass der schmale See, auf dem wir fahren, der Starnberger sein soll, wie der Mann behauptet, der neben uns sitzt, aber es könnte ein Seitenarm sein, und da biegen wir schon in den Hauptteil ein, wo der gewaltige See zum Teil von Bergen umstanden ist, eher Vierwaldstättersee-artig; unser Schiff, Dampfer, ist auch ganz schön