– befinde mich im Erdgeschoss eines einstöckigen Hauses, es ist Nacht, ein Kind kommt auf Zehenspitzen von oben: es flieht vor seiner Bewachung, und ich verstecke es in den unteren Räumen und gehe hoch, da kommt eine Frau und rennt schreiend weg, als sie mich sieht; ein Mann ist auch dabei, traut sich aber auch nicht, etwas zu machen – ich gehe vors Haus, und es sieht so aus, als ob das Kind draußen an der Fassade runtergeklettert wäre – plötzlich kommen von allen Seiten Bullen und alle möglichen anderen Leute mit Knarren, auch Lucius und Annemarie, aber es passiert nichts, und ich sage: »gut, dass ich keine Knarre hatte, sonst hätte es geknallt«; ich habe eine Neun-Millimeter-Patrone in der Hand und zeige sie jemandem, der anerkennend sagt, dass das das dickste Kaliber sei; in dem ganzen Durcheinander kümmert sich eine junge Ärztin oder Krankenschwester um mich; ich verliebe mich in sie und sie lässt erkennen, dass sie auch in mich verliebt ist, aber viel zu viel Betrieb, als dass was laufen könnte – ich habe einen Ausschlag von dem jemand behauptet, das sei normal, und die Ärztin verspricht, etwas zu tun – ich will weg mit ihr, aber das geht nicht; es ist sogar so, dass sie weg muss und ich dableiben, weswegen ich sehr traurig bin, außerdem stellt sich heraus, dass sie verheiratet ist, der Mann ist eifersüchtig und gegen mich, was etwas tröstet, aber als sie geht, bin ich verzweifelt, denn es ist nicht zu machen: auf einem Parkplatz stehen viele LKW – es ist nicht klar, ob sie nur so dastehen, oder für einen Film –, ich steige in einen und will mit wegfahren; ein dicker großer Mann lenkt ihn, den ich bewundere, weil er so ein riesiges Ding beherrscht – wir fahren durch eine Kolonie, von der er sagt, dass sie ein Drogen-Rehabilitationszentrum sei, und jemand behauptet, das würde alles nichts nützen, aber ich behaupte das Gegenteil, und verweise auf Ebby –
– wir sitzen in einem Ein-Zimmer-Appartement, jemand hat einen Blumenstrauß in der Hand, Ebby sitzt in einem Schaukelstuhl; die Frau mit den Blumen tastet am Bund herum und wundert sich, da gerate ich in Panik, reiße ihr den Strauß weg und ich schmeiße ihn in die hintere Ecke des Raumes: Sprengstoff sei darin, aber Ebby glaubt es nicht, und kaum sind wir – ohne Ebby – im Bad, knallt es und Ebby schreit laut auf – passiert ist ihm nichts, aber eine dicke, auffällige Rauchwolke wabert zum Fenster hinaus, und wir befürchten, dass das falsche Aufmerksamkeit auf uns lenkt, weswegen ich rausgehe und vor einem Aufzug meine Mutter treffe, die gerade beschäftigt ist; wieder drinnen sind Miriam und Annette da und wollen von Gert wissen, was in dem Brief steht, aber er äußert sich nicht, druckst herum; sie wollen wissen, ob etwas zu dem Treffen der Antiimperialisten in Algerien drinsteht, von dem sie offenbar keine Ahnung haben – ich denke, so so, haben die also keine Infos –
– jemand hat mir hundertundvierzig Mark für Papier überwiesen und die Wächter drucksen herum, wer wohl der Absender sei, ich solle mal den Begleitbrief lesen: da ist es jemand von der IG Metall, und ich wundere mich, weil ich doch in der Druck und Papier war, aber freue mich riesig: ein eineinhalb Seiten langer, teils handgeschriebener Brief ist dabei, teils auf privatem, teils auf Gewerkschaftspapier, aber ich kann nur lesen, dass sie mir sagen, ich sei nicht vergessen, und mich mit Genosse anreden –
– sitze ich mit einer Frau, von der ich mich getrennt habe, in einem engen Raum und wir sind beide traurig darüber, aber dann einigen wir uns darauf, dass sie alle Ton- und Videobänder behält, und wir uns ein Mal im Monat sehen, und das erleichtert – auf der Straße herrscht ein fürchterliches Gedränge –
– Esther hat ihr letztes Geld ausgegeben, um kommen zu können, und wir freuen uns alle sehr; sie erzählt von ihrem Job, dass es immer so Spaß mache, mit Holger zusammen zu sein; ich weiß nicht, welchen sie meint, aber sie meint den, der es eigentlich nicht sein kann, worüber ich mich wundere, und dann fahren wir los; wir werden von jemandem mitgenommen, Julia sitzt neben mir und wir haben uns ewig nicht gesehen: es ist die Frage, ob erst jemand anders abgesetzt wird oder wir, der andere will zuerst, aber der Fahrer will erst uns; wir fahren durch winzige Gässchen, über die Apfel- und andere Obstbäume hängen, von denen ich etwas mitnehmen will, aber nicht kann, und ich dirigiere den Fahrer in die letzten Ecken, bis es Nacht ist, aber ich finde die Tür gleich, wie in Trance; wir sind müde, und Julia steht auf der anderen Straßenseite und wird plötzlich angeleuchtet – ich mache ein Interview mit einem älteren Herrn in einem leeren Zimmer, es dreht sich um medizinische Fragen, zum Schluss noch einige persönliche, und als wir rausgehen, wird es uns abgenommen, weswegen ich mich ärgere, dass ich nicht vorher daran gedacht hatte: sie sagen zwar, sie gäben es zurück, aber ich mache mir keine Hoffnungen und frage im Auto, auf Englisch, ob wir das Interview auf Video wiederholen könnten, was er brüsk ablehnt; ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich ihn auf Englisch angeredet habe, oder weil er keine Lust hat, dasselbe noch mal zu machen; er sieht aus wie Keith Harrison und lenkt dann doch ein, ist bereit, das Interview noch mal zu geben –
– arbeite in einem Büro, das in zwei nebeneinanderliegenden Hochhäusern liegt, zwischen denen man über zwei aneinander grenzende Balkons wechseln kann, zwischen denen aber ein großer Spalt klaft, über dem vereinzelt Bretter liegen – Geländer gibt es sowieso keines – meist muss man drüberspringen, und nachdem ich gerade wieder einmal darüber gesprungen bin und wieder ein ungutes Gefühl dabei hatte, kommt nach mir ein Lehrling in einem braunen langen Kittel, springt aber nicht, sackt deshalb direkt in den Spalt und stürzt in die Tiefe: ich bin entsetzt und habe ein leicht schlechtes Gewissen, ich schwöre, nie wieder darüber zu gehen, und wenn ich jedesmal mit dem Aufzug sämtliche Stockwerke runter, bis ins Parterre und drüben wieder hoch muss; ich setze mich trotzig in einem Vorraum von einem Klo auf den Boden und trauere, bis Linda Caroll kommt und mich tröstet; unten hält ein Mann einen Vortrag, der offensichtlich nichts mehr zu verlieren hat: er verschenkt Werkzeug, Waffen und Geld und am Ende des Vortrages lädt er ein, später wiederzukommen, und deutet dabei an, dass es noch mehr gibt – er wird aber gesucht, und so ist es gefährlich, Bullen sind auch in der Nähe, und auf einer Wiese, ähnlich wie im Englischen Garten, erwarte ich die anderen, aber wir haben uns missverstanden, oder verpasst – es ist eine schöne Sommerabend-Atmosphäre –
Ab 6. Juni 1983
− habe eine neue Freundin, die in einer luxuriösen Ladenlokal-Wohnung wohnt, in der gerade ein Anruf ankommt, dass ich zu einer Vernissage nach New York muss; wir sind traurig, dass wir uns trennen müssen, aber es soll ja nur kurz sein, da kommen ihre Eltern, und ihre Mutter macht mir Vorwürfe, dass ich von einem Tag auf den anderen die Frau gewechselt hätte, worüber ich empört bin, weil das nicht stimmt, aber es ist doppelt peinlich, weil alles gleichzeitig in einer Livesendung übertragen wird, und dann macht sie mir auch noch Vorwürfe, dass ich meine frisch gewonnene Frau sofort wieder verließe – die mich zwar verteidigt, was aber nichts nützt, und es wird langsam auch schon knapp, ihr Bruder kommt und hilft mir bei den Vorbereitungen, leiht mir was zum Anziehen und Geld in Form von silbernen Coupons; dann fahren wir mit ihm und seiner Freundin los, müssen aber noch einen kurzen Stopp im »Hilton« einlegen, wo ich kurz ein Zimmer gemietet habe und etwas esse, aber als ich zahlen will, kichert die Frau an der Rezeption genant und will kein Geld: »war ja nicht unser Bestes und nur kurz« – sie bietet mir noch einen Kaffee an, und als ich ihn runterstürze, hält sie mir verstohlen einen Zettel hin, dass es ein »besonderer« Kaffee sei, und ich frage mich, ob Kokain drinsein könnte, aber wieder im Auto bin ich traurig, dass ich meine neue Freundin verlassen muss, und sie auch – es ist ein heller Sonntag und vor dem »Hilton« sind Schutt- und Geröllhalden; ich sage, dass man wohl das beste Hotel nehmen muss, wenn man nicht zahlen will, aber dann müssen wir nochmal an einer kleinen flohmarktartigen Bude halten; die Zeit wird immer knapper, ich brauche von dort aber noch etwas für New York und schreie die lahmarschigen Verkäufer an, das Zeug endlich rauszurücken, wobei mich der Bruder unterstützt, bis ich es endlich habe und wieder ins Auto stürze; jetzt fährt meine Freundin; es ist ein Porsche und sie rast über die Autobahn, eigentlich ist es schon zu spät, der Check-in ist schon gelaufen, aber es klappt ja doch und dann bin ich auch schon drin: es ist ein Riesen-Jumbo mit längs- und seitlich quergestellten Sitzreihen, in denen ich noch den letzten Platz finde –
– Fritz Teufel getroffen und gesagt, dass ich es gut fand, dass er Rolf Heißler ein Kärtchen geschickt habe –
– lese das Gedicht eines Fünfzehnjährigen, finde es völligen Unsinn und kann es kaum entziffern, da hilft mir ein