...denn ihrer ist das Himmelreich. Jost Müller-Bohn. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jost Müller-Bohn
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Учебная литература
Год издания: 0
isbn: 9783869548739
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      19.

       Januar

      „Gastfrei zu sein, vergesset nicht; denn dadurch haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt.“

      Hebräer 13,2

      „Ein froher Gast ist niemand zur Last“, sagen die Leute. Leider nehmen die meisten Menschen keine Gäste mehr auf. Sie schicken die Freunde in ein Hotel oder in ein Gasthaus. Hört nun die Geschichte von dem „Fremden Kind“. „In einem Häuschen am Eingang des Waldes lebte ein armer Tagelöhner, der sich mit Holzhauen mühsam sein Brot verdiente. Er hatte eine Frau und zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Die waren gehorsam und lieb zu den Eltern und halfen ihnen fleißig bei der Arbeit. Als die guten Leute nun eines Winterabends, da es draußen schneite und wehte, zusammensaßen und ein Stücklein Brot verzehrten, dafür Gott von ganzem Herzen dankten und der Vater noch aus den biblischen Geschichten vorlas, da pochte es leise ans Fenster und ein feines Stimmchen rief draußen: „O, lasst mich in eurer Haus. Ich bin ein armes Kind und habe nichts zu essen und kein Obdach und meine, vor Hunger und Frost umzukommen. O, lasst mich ein!“ Da sprangen die Kinder vom Tisch auf, öffneten die Tür und sagten: „Komm herein, armes Kind! Wir haben selber nicht viel, aber immer noch mehr als du und was wir haben, das wollen wir mit dir teilen. „ Das fremde Kind trat ein und wärmte sich die erstarrten Glieder am Ofen und die Kinder gaben ihm zu essen, was sie hatten, und sagten: „Du wirst müde sein. Komm, leg dich in unser Bettchen! Wir können auf der Bank schlafen.“ Da sagte das fremde Kind: „Dank es euch mein Vater im Himmel!“

      Sie führten den kleinen Gast in ihr Kämmerlein, legten ihn zu Bett, deckten ihn zu und dachten: O, wie gut haben wir es doch! Wir haben unsere warme Stube und unser Bettchen, das arme Kindchen aber gar nichts als den Himmel zum Dach und die Erde zum Lager. Als die Eltern nun zur Ruhe gingen, legten sich die Kinder auf die Bank beim Ofen und sagten zueinander: „Das fremde Kind wird sich freuen, dass es warm liegt. Gute Nacht.“ Die guten Kinder schliefen glücklich bis zur Morgendämmerung. Da erwachte die kleine Marie und weckte leise ihren Bruder, indem sie sprach: „Valentin, wach auf, wach auf! Höre doch die schöne Musik!“ Da rieb sich Valentin die Augen und lauschte. Es war ein wunderbares Klingen und Singen, das sich vor dem Haus vernehmen ließ, und wie mit Harfen begleitet, hallte es: „Wir grüßen dich mit Harfenschlag, o heilges Kind und Lobgesang. Du liegst in Ruh in dunkler Nacht; wir halten treu bei dir die Wacht. Wer dich aufnimmt, wird hoch entzückt; o, Heil dem Haus, das du beglückt!“ Das hörten die Kinder und es befiel sie eine freudige Angst; sie traten ans Fenster, um zu schauen, was draußen geschah. Im Osten sahen sie das Morgenrot glühen und vor dem Haus viele Engel stehen, die goldene Harfen in den Händen hatten und mit silbernen Kleidern angetan waren.“

      Liebe Kinder, das ist zwar nur eine Geschichte, aber wir wollen immer daran denken, dass wir Menschen gerne beherbergen; denn der Segen Gottes ruht auf allen Menschen, die anderen helfen und sie in ihr Haus aufnehmen.

      Jetzt wollen wir beten: Lieber Heiland, du hast viele tausend Engel auf diese Erde gesandt, damit sie uns immer begleiten und führen. „Komm, Herr Jesus, sei du unser Gast.“ Amen.

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      20.

       Januar

      „Du hast die Durstigen nicht getränkt mit Wasser und hast dem Hungrigen dein Brot versagt.“

      Hiob 22,7

      Hunger tut weh, sehr weh! Als ich ein kleiner Junge war, las die Mutti mir etwas aus einem Buch vor. Dieses Buch hieß: „Peter geht auf Hamsterfahrt.“ „Was ist denn eine Hamsterfahrt?“ fragte ich. „Ja“, sagte die Mutti, „Hamsterfahrten gab es nach dem ersten großen Weltkrieg. Die Menschen in der Stadt hatten nichts zu essen, darum fuhren sie in die Dörfer zu den Bauern und tauschten allerlei Sachen gegen Lebensmittel ein. Die Menschen hatten wohl Geld, konnten sich aber dafür in den Geschäften nichts kaufen.“

      Könnt ihr das verstehen? - Nein? Ich habe es auch nicht verstanden, darum fragte ich: „Warum konnten die Menschen nichts kaufen? Wir bekommen doch alles für unser Geld.“ „Es gibt Zeiten“, antwortete die Mutter, „da haben die Geschäfte nichts zu verkaufen da. Wenn man dann nicht vor Hunger sterben will, muss man Hamstern fahren, das heißt betteln gehen, von Tür zu Tür und die Bauern fragen: „Haben Sie vielleicht etwas Brot, Fleisch, Käse oder Kartoffeln?“ „Das verstehe ich nicht“, habe ich gesagt. Meine Mutter erwiderte: „Als ich so klein war wie du jetzt, habe ich es auch nicht begreifen können, was Hunger leiden heißt. Erst als ich es dann nach dem Krieg selbst miterlebte, begriff ich es. Hoffentlich lernst du es nie kennen.“ Dann kam ein zweiter, großer Weltkrieg und danach gab es noch weniger zu essen. Die Menschen haben Kartoffelschalen gekocht und gegessen. Sie waren froh, irgendetwas zu bekommen, um ihren Magen zu füllen. So bin ich dann auch im strengen Winter, als es sehr, sehr kalt war, mit der Eisenbahn weit fort gefahren, um bei den Bauern Kartoffeln oder Korn zu erbetteln. Einmal wankte ich durch den scharfen Ostwind in ein Bauerngehöft. Der große Kettenhund bellte ganz grässlich und ich hatte große Angst, aber der Hunger war stärker. Zitternd kam ich in den Hausflur. Als ich endlich in die Küche hineingelassen wurde, war mir schon ganz schwindlig vor Hunger. Der Bauer kam und brachte den Hund mit. Der legte sich unter den Tisch. Jetzt holte der Bauer ein großes, frisches Brot, hm…, wie das duftete. Das Wasser lief mir im Mund zusammen. Dann schnitt der Bauer eine Scheibe Brot ab und bestrich sie mit Schmalz. Ich freute mich schon, endlich, endlich etwas zu essen zu bekommen. Dann schnitt der Bauer das Brot in kleine Stücke. Ich dachte: „Das braucht er doch gar nicht zu tun, ich habe ja noch gute Zähne, um zu kauen.“ Und dann passierte etwas Furchtbares. Der Bauer nahm das Brot und warf ein Brotstückchen nach dem anderen zu dem Hund hinunter unter den Tisch und sagte ganz höhnisch zu mir: „Komisch, der Hund frisst kein trockenes Brot, nur wenn Schmalz darauf gestrichen ist.“ Ich fing beinahe an zu weinen, denn der Bauer gab mir nicht ein Stückchen Brot, er schmiss alles dem Hund zu. „Ach“, dachte ich, „könntest du doch nur ein Hund sein und unter dem Tisch liegen und das schöne, schöne Brot essen.“ Ja, so kann es gehen. Gott wird diesen Bauer einst im Himmel fragen: „Warum hast du dem Jungen, der solch einen mächtigen Hunger hatte, nicht ein Stückchen Brot gegeben, du hartherziger Mann?“ Hoffentlich hat der Bauer noch über seine Sünde Buße getan und Vergebung bekommen.

      Nun wollen wir beten: Lieber Gott, wir wollen durch deine Gnade ein barmherziges Herz haben und allen Menschen, die irgendwo Hunger haben, etwas zu essen geben. Hilf du uns dabei. Amen.

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      21.

       Januar

      „Und er kehrte zurück zu dem Mann Gottes mit allen seinen Leuten. Und als er hinkam, trat er vor ihn und sprach: Siehe, nun weiß ich, dass kein Gott ist in allen Landen, außer in Israel.“

      2. Könige 5,15

      Die Oma mit der kleinen Brille hat ein großes Buch auf dem Schoß: die Bibel. Da liest sie die Geschichte von dem Feldhauptmann Naeman, wie er so krank war. Naeman war ein Ausländer, ein Syrer. Er hatte eine schwere Krankheit, nämlich Aussatz. Diese Krankheit war sehr ansteckend. Wenn er anderen Menschen nur die Hand gab, dann wurden sie auch sehr krank und mussten schließlich sterben. Deshalb durften die Aussätzigen nicht mehr in der Familie wohnen, sondern irgendwo in einer Höhle draußen vor der Stadt oder vor dem Dorf. Wenn jemand in ihre Nähe kam, schrien sie: „Aussätzig! Aussätzig!“

      Vielleicht war der Aussatz bei Naeman zuerst an einer ganz, ganz kleinen Stelle auf der Brust zu sehen. Aber sie wurde immer größer und der Aussatz verbreitete sich schon auf dem Bauch, an den Beinen, auf der Schulter und an den Armen. Noch wurde der Aussatz von der Uniform verdeckt, und man konnte ihn nicht sehen. Naeman wusste aber, bald würde er auch im Gesicht und an den Händen sein und dann würden es alle Leute sehen. Deshalb ging der Feldhauptmann zu seinem König und sagte ihm alles. Er erzählte ihm auch von seiner Dienstmagd, die aus Israel war. Sie habe ihm verraten, dass in Israel Propheten seien, die zu Gott beten, und er würde jede Krankheit heilen. Da schickte der