Sechs utopische Thriller. Conrad Shepherd. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Conrad Shepherd
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745202267
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Informationen eine Superwaffe entwickelt wird. Etwas Hochmobiles und Hochintelligentes. Eine Endzeitwaffe, mit deren Hilfe die Chikoms die Welt übernehmen wollen.«

      Haan ließ keinen Moment die ständig wechselnde, holographische 3-D-Darstellung des Geländes unter der Maschine aus den Augen, die ihm der Computer des Bodenfolgeradars im Display präsentierte. An dessen unterem Rand flimmerten die Datenketten und machten Angaben über die Höhe. Natürlich war der Bordcomputer in der Lage, auf Autopilot umzuschalten und die drei Männer in der Vertidyne zu ihrem Ziel zu bringen. Doch Ray Haan zog es vor, die Kontrolle über den Flug keinen Augenblick aus der Hand zu geben. Sein Hoverjet war zwar eine ehemalige Militärmaschine, aber alle Bewaffnung war daraus entfernt worden, der Computer auf keine Kampfsituation programmiert. Für Haans Begriffe würde der Autopilot im Notfall nicht schnell genug reagieren; er übernahm deshalb bei solch gefährlichen Missionen wie dieser das Fliegen lieber selbst.

      Sie durchquerten den Talkessel, der von einem breiten, zugefrorenen Flusslauf durchschnitten wurde. An seinem Ende lag wieder weitgehend offenes Gelände unter dem Licht des Mondes.

      »Verdammt!«, rief Haan plötzlich alarmiert. »Wir bekommen Besuch!«

      Und dann ging alles rasend schnell.

      Die Vertidyne erwachte zu schrill heulendem Leben, als Haan irgendeine Taste drückte. Das Brummen der Motoren bekam einen mächtigeren Klang, und der Andruck presste die Männer in die Sitze.

      Conroy blickte nach draußen, ohne etwas zu sehen. Er wandte sich Tsamcho zu, der neben ihm saß und eine der beiden schweren AutoMags auf dem Schoß hatte, in dessen Magazin er Ersatzpatronen schob. Conroy griff nach seiner MDK und überprüfte sie. Allerdings, sagte er sich, wenn es wirklich ernst wurde, würde ihm die relativ kleine Handfeuerwaffe nicht viel helfen. Er steckte sie wieder weg und griff nach der zweiten AutoMag.

      »... aufschließen, Roter Drache Sieben. Halten Sie Kontakt...«

      »Verstanden, Blauer Drache Eins«, krächzte eine Stimme auf Neuchinesisch durch die Lautsprecher.

      Ray Haan hatte den Funkverkehr der sie verfolgenden Rotte auf seine Instrumentenkonsole gelegt.

      Eine andere Stimme: »Blauer Drache Eins... hier Führer Grün. Wir kommen euch zur Hilfe. Wir schließen die Vektoren sieben und acht.«

      »Verstanden, Führer Grün... nehmen wir ihn in die Zange... Diesmal kriegen wir diesen verfluchten Hund von Schmuggler...«

      Haan stieß ein Knurren aus; er stellte den Hoverjet auf die linke Kante und ging zum Sturzflug über, wartete drei Sekunden, dann zog er ihn wieder hoch, um den Sturz abzuflachen, kippte die Vertidyne auf die rechte Kante, schoss im Messerflug durch die enge Schlucht, in die er eingetaucht war. An ihrem Ende zog er in einer raschen Folge von Rollen wieder hoch.

      Die Verfolger fielen zurück.

      »Mit mir doch nicht«, knurrte Haan mit einem wilden Grinsen auf den Lippen. »Da müsst ihr euch schon wärmer anziehen, ihr Möchtegernpiloten.«

      »Ich dachte, es würde alles glattgehen«, stieß Conroy mit gepresster Stimme hervor. Die schnellen Fluglagenwechsel machten ihm mehr zu schaffen, als ihm lieb war.

      »Man kann sich ja mal irren, oder?«

      »Hoffen wir, dass dies Ihr letzter Irrtum war«, meinte Conroy in dem schwachen Versuch, zu scherzen.

      »Die Kerle müssen vom Manövergebiet um den Thok Po gekommen sein. Wahrscheinlich war ihnen das ständige Im-Kreis-Fliegen zu langweilig. Die wollten ein bisschen Spaß haben. Den kriegen sie jetzt.«

      »... ist uns wieder entkommen, Grün Eins«, kam eine ferne Stimme aus dem Lautsprecher.

      »... einfach zu gut, dieser Hundesohn...«, eine andere Stimme.

      »... sollten wir in unserer Einheit haben!« Die dritte Stimme konnte ihre Bewunderung für die Flugkünste des Verfolgten nicht verhehlen.

      Eine scharfe Stimme brachte die Jägerpiloten zum Schweigen: »Achtung, Drachenrotte! Haltet Funkdisziplin! Taktikbeurteilungen könnt ihr am Ende der Jagd abgeben, Verstanden?«

      »Verstanden...«

      »Verstanden...«

      Die schwerbewaffneten Kampfhover der PPB-Miliz schlossen wieder auf, bildeten eine Krallenformation, die sich jeden Moment um ihr Opfer zu schließen drohte. Auf den Taktikkonsolen hingen die Daumen der Bordschützen nur Millimeter über den roten Druckschaltern, pressten sie nieder, als die winzigen Zielkreuze der Feuerleitautomaten über dem Symbol einrasteten, das die verfolgte Maschine symbolisierte.

      Aber da sank der Vertidyne des Waffenschmugglers in einer mit den Augen nicht verfolgbaren spiralförmigen Drehung schon wieder nach unten und aus der Umklammerung heraus.

      Die rosaroten Strahlbahnen der Plasmakanonen verpufften wirkungslos in der Nacht.

      Haan drückte den Bug des Vertidyne noch weiter nach unten und drehte langsam nach rechts und wieder zurück nach links. Dabei vollführte er eine wellenförmige Vorwärtsbewegung. Der Flug glich einem Höllenritt über der verkarsteten Hochebene, die sich im Licht des Vollmondes wie eine surrealistische Landschaft unter ihnen ausbreitete. Dann zog Haan den Hoverjet in einem Neunzig-Grad-Winkel tausend Meter höher, legte ihn gerade und raste nach Osten.

      »Genug gespielt«, ließ sich seine raue Stimme in der Kanzel vernehmen. »Mein Bedarf an Luftkämpfen ist gedeckt.«

      Er betätigte eine Reihe schneller Schaltungen.

      Aus den Flanken des Vertidyne schossen eine Reihe elektronischer Täuschkörper, deren Auswirkungen Conroy und Tsamcho im Funk mitbekamen

      »... Blauer Drache Eins – Blauer Drache Eins!«, knallte eine Stimme aus den Lautsprechern. »Habe Störungen auf meiner Taktikkonsole...«

      Eine andere Stimme, verblüfft und alarmiert: »Grüner Drache Sechs hier. Habe den Eindringling verloren... «

      »Abdrehen! Bleib mir vom Leib, Grüner Drache. Um Himmels Willen, abdrehe... aaaah!«

      Der Schrei brach unvermittelt ab.

      Hinter Haans Hover blühten die roten Blumen zweier verschmelzender Explosionen auf und machten kurzfristig die Nacht zum Tag. Eine glühende Trümmerwolke regnete wie ein bengalisches Feuerwerk auf die vereiste Ebene hinab.

      »Bei Konfuzius, was geschieht da...?« Die Stimme war voller Frustrationen. »Meine Maschine macht, was sie will. Ich...«

      Im Funk herrschte ein heilloses Durcheinander von Stimmen, Befehlen und Anordnungen, die niemand zu befolgen schien, weil jeder mit sich selbst und den verrücktspielenden Anzeigen zu tun hatte.

      Auf einem fernen Kanal kam die Stimme des Einsatzführers in der Jägerleitzentrale des Militärstützpunktes am Pass durch, und mit schneidendem Befehlston verschaffte er sich Gehör.

      »Abbrechen – Abbrechen! Schaltet eure Flugcomputer ab... fliegt manuell in die Basis zurück.«

      »Verstanden...«

      Minuten später war der nächtliche Himmel leergefegt von Verfolgern.

      Zu diesem Zeitpunkt befand sich Haans Vertidyne schon wieder weit im Osten; er hatte die Triebwerke auf leise geschaltet und glitt nahezu unhörbar über die mondbeschienene Ebene.

      10. Kapitel

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