Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: G. K. Grasse
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия: Die Legende vom Hermunduren
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347036130
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irgend etwas merkwürdiges umschwirrte, fühlte der frühere Centurio bald.

      Sexinius erinnerte sich, dass Gerwin wieder sehr schnell den Rückweg zur Legion antrat.

      Deshalb, nun ständig auf ihr gemeinsames Vorhaben ausgerichtet, beobachtete er seinen zukünftigen Begleiter und war nicht auf dessen vollständige Verwandlung vorbereitet.

      Belletor entledigte sich seiner Uniform und übergab deren Teile, einschließlich der von ihm genutzten Parma, an die Wirtin der Taverne.

      Das dieser dabei recht geschickt vorging, gefiel Sexinius.

      Belletor sprach Eponia mit freundlichen Worten an, rühmte ihre Schönheit und wusste im Vorhinein, dass eine so gelobte Frau einer freundlichen Bitte wohl kaum widerstehen könnte. Eponia nahm die Kleidung und Ausrüstung entgegen, lächelte und damit war die Sache abgeschlossen.

      Allein ihr Lächeln war geneigt, so empfand es zumindest Sexinius, den Graukopf Viator um diese Frau zu beneiden…

      Aus dem eher unscheinbar wirkenden Legionär Belletor war ein Handelsreisender geworden, der mit seiner neuen Kleidung, lederner Bracae, dunkelblauer Tunica und Chlamys eine Wandlung vollzog.

      Zwei Dinge fielen Sexinius im Vorgang des Umkleidens auf.

      Das Erste war der am Körper des Legionärs verborgene Schmuck.

      Um den Hals des neuen Gefährten hingen zwei Ketten. Die Eine trug einen Ring, der dem früheren Centurio nicht gänzlich unbekannt erschien. Die zweite Kette war wohl etwas feiner gearbeitet. An ihr prangte ein kleines Eichenblatt als Anhänger. Mehr aber beeindruckte Sexinius der am linken Oberarm getragene Ring, der sich oberhalb des Oberarmmuskels auf die Haut presste.

      Belletor bemerkte den Blick und das Erstaunen.

      „Etwas Eitelkeit ist auch einem ansonsten armen Legionär wie mir sicher gestattet…“ grinste Belletor ihn an und glaubte damit die Angelegenheit als abgeschlossen.

      Zweifellos wäre dies auch so geblieben, begegnete Sexinius nicht schon einmal ein Ring wie der an der etwas gröberen Kette.

      „Mir gefällt dein Armreif und auch die Kette mit dem Eichenblatt erscheint mir sehr wertvoll… Den anderen Ring aber sah ich schon einmal bei anderen Legionären… Ich hatte selbst einen solchen Mann in meiner Centurie und kann mich gut seiner Ehrenhaftigkeit erinnern… Das allein wirft die Frage auf, wie du zum Ring der Evocati gekommen bist? In meiner Erinnerung hatten sich deine Worte eingegraben, dass du noch einige Tage zu dienen hättest… Verzeih meine Verwunderung und meine Neugier… “

      „Du kennst diese Art Ringe?“ Belletor bemerkte seinen Leichtsinn. Er stutzte ob seiner Unvorsichtigkeit und wurde sich dann bewusst, dass er diese Art Schmuck auf der gesamten Reise hätte kaum vor den Augen des Gefährten verbergen können. Er spielte auf Zeit, denn die Antwort musste weiterer Neugier vorbeugen und für endgültige Verhältnisse sorgen.

      „Mein Evocati trug solchen Ring… Er aber war stolz darauf und zeigte ihn am Finger… Zweifellos bist auch du stolz auf die dir verliehene Ehre, zumal du schon Evocati zu sein scheinst, während du noch dienst? Andererseits schmückte der Ring deinen Hals, aber unterhalb der Tunica…“ Sexinius sah Belletor damals lächelnd an und wartete auf eine Erklärung.

      „Woran liegt dir mehr, Sexinius?“ erwiderte Belletor.

      „Was meinst du?“ Der frühere Centurio reagierte verwirrt.

      „Ist es mein Vertrauen und meine Achtung, an der dir mehr liegt oder zwickt dich die Neugier?“ knurrte Belletor.

      „Ich ziehe Achtung und Vertrauen vor…“ blaffte Sexinius zurück. „… dennoch erscheint mir wichtig, dass diese Vorzüge keine einseitige Sache sind…“ führte er seine Antwort danach zu Ende.

      Sie starrten sich für einen Augenblick an. Die Fronten waren markiert.

      „Wie hältst du es mit Geheimnissen?“ Noch immer stand der Augenblick im Feuer einer Bewährung. Belletor spürte es. Er brauchte Zeit, sich eine gute Antwort zurechtlegen zu können und durfte dabei dennoch kein Wort über seine Geheimnisse verlauten lassen.

      Sexinius, mit Unverständnis zum Sinn der Frage geschlagen, antwortete und baute selbst die Brücke, über die Belletor bedenkenlos schreiten konnte.

      „Meine Geheimnisse sind eines Freundes würdig… Geheimnisse, die mir nicht allein gehören, bedürfen der Zustimmung der Anderen…“ hörte Belletor und verstand.

      „Dann gehen wir davon aus, dass die Antwort auf deine Fragen erst erfolgt, wenn ich Andere um Rat ersuchen konnte…“ Belletors Miene zeigte Freundlichkeit.

      Damit war dieser Teil der Überraschung, daraus folgender Neugier und Zweifel, vorerst zerstreut. Belletor begriff, dass der Gefährte seine Worte im Kopf behalten würde und erkannte auch die Antwort, die eines Freundes würdig war. Dennoch wusste er, dass Sexinius ständig auf Aufklärung lauern würde…

      Die zweite Verwunderung befiel Sexinius, als er die ledernen Armbänder an den Unterarmen des neuen Gefährten bemerkte. Diese Armbänder trugen zwei spitze, schlanke Dolche. Gleiche Armbänder kannte er von Gerwin. Bisher waren ihm diese beiden Waffen, unter der Tunica und ihren langen Ärmeln, entgangen.

      „Ich sehe, auch du bevorzugst spitze Dolche?“ fragte er Belletor. „Gerwin trägt seine Dolche ebenso wie du…“

      Der Angesprochene nickte nur. Dann entschloss er sich jedoch, eine Erklärung anzufügen. „Was meinst du, wo ich dies sah? Ich lies mir die Armbänder nach seinen Mustern anfertigen… Ich dachte mir, als Handlungsreisender mit einem Gladius zu viel Aufmerksamkeit zu erregen…“

      „Du verlangst aber nicht von mir, mich gleichartig zu kleiden? Denn dies, mein Freund, ist mir nicht möglich. Ich trage, was ich besitze, auf meiner Haut!“

      Belletor schüttelte den Kopf. „Es spielt keine Rolle, wie du dich kleidest… Wir sollten lediglich unser gemeinsames Auftreten in Tavernen und den Siedlungen, durch die wir reiten werden, festlegen…“

      „Was schwebt dir vor?“ Sexinius lauerte.

      „Wenn du in mir den Händler erkennst, käme für dich die Rolle meines Schutzes in Frage…“ Belletor blieb zögerlich und wartete ab, wie Sexinius dessen Unterordnung annehmen würde.

      „Das erscheint mir sinnvoll…, zumindest, wenn wir nicht unter uns der gleichen Gepflogenheit folgen…“ hörte er ehrliche Worte.

      „Dann machen wir das so!“ bestimmte der Evocati.

      Die letzte Verwunderung suchte Sexinius heim, als Belletor seinen Hörnersattel in die Hütte schleppte und sorgfältig die Nähte des Leders auftrennte. Neugierig sah er dem Gefährten zu.

      Es waren die hinteren Hörner, die Belletor bearbeitete. Nachdem die Nähte offen waren, erkannte Sexinius im oberen Teil der Hörner kleine, eingelassene Holzkapseln.

      Belletor entnahm die Kapseln und öffnete deren lederne Verschnürung, klappte zwei Hälften auseinander und zwängte die zusammengerollte Erste ihrer schriftlichen Botschaften, in die Holzkapsel. Ebenso verfuhr er mit dem anderen Schriftstück und dem zweiten Sattelhorn. Dann vernähte er, in geduldigen Stichen, seine Hörner, begutachtete seine Bemühungen, holte sich vom Feuer erkalteten Ruß und bearbeitete die Nähte und die Sattelhörner. Als er fertig war, verwies er Sexinius auf sein Machwerk und fragte ihn, ob dieser etwas sah, was er selbst nicht wahrzunehmen vermochte.

      Sexinius untersuchte den Sattel und fand nichts zu beanstanden.

      „Damit weißt du, wo die Botschaften verborgen sind und kennst die Bedeutung meines Sattels.“ Der Gefährte deutete auf den Sattel. „Sollte mir also etwas Widersinniges geschehen, findest du die Botschaften! Darüber hinaus findest du noch etwas. Trennst du die Naht des vorderen Bocks links auf, findest du eine Beschreibung des Ortes, zu dem diese Botschaften gelangen sollten. Der Ort und der Mann, für den die Botschaften bestimmt sind, ist dort beschrieben.“

      „Sollen die Botschaften nicht zum Kaiser?“ Sexinius