Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: G. K. Grasse
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия: Die Legende vom Hermunduren
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347036130
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guter, ein ehrlicher Vorschlag, der auch eine Antwort verdient… Magst du auch eine schlechte Botschaft bringen, wird dir der Fürst dennoch zuhören und dich für deinen Mut lohnen. Hier in diesem Gebiet herrscht seit einiger Zeit zwischen Chatten und Hermunduren Frieden. Jeder Mann beider Stämme würde dich bedenkenlos führen, deshalb werde auch ich es tun…“

      „Du willst mich führen, Alter?“

      „Ja, auch wenn es meine letzte Reise sein sollte… Ich bringe dich zu Fürst Swidger. Wir werden diese Nacht schlafen und Morgen stehst du vor dem Fürst der Mattios. Du hast mein Wort!“

      Am Morgen brachte der Jüngere sein Pferd und einen Gaul, der schon besserer Zeiten erlebt zu haben schien.

      Der Alte kroch förmlich auf den Rücken des Grauen und sie begannen einen, dem Alter des Pferdes und seines Begleiters, geschuldeten Ritt.

      „Werden wir auch bei diesem Tempo noch heute ans Ziel gelangen?“ fragte der Jüngere nach einiger Dauer ihrer eher schleichenden Vorwärtsbewegungen.

      „Aber ja! Wir werden zum rechten Augenblick am Ziel sein…“ Der Alte ließ sich weder durch Bitten, noch Schimpfen beirren.

      Die Sonne stieg hoch und wieder nieder, der Tag glitt in die Dämmerung, als sie einen größeren Hügel hinan stiegen und vor dessen Kuppe aufgefordert wurden, abzusitzen.

      Der Alte wandte sich um. „Bleib auf deinem Pferd, mein Junge!“

      „Gebt eure Waffen ab oder ihr bleibt draußen!“ herrschte den Alten ein Wächter der Siedlung an, die sich hinter einem hohen Pfahlwall verbarg.

      Der Alte beugte sich etwas vor, winkte dem Wächter näher zu kommen und verkündete: „Komm etwas näher mein Freund, ich kann nicht mehr so gut sehen und hören… Deshalb tritt an mich heran, damit ich dich erkenne und deine Bitten verstehe…“

      Der Wächter folgte dem Wusch des Alten und als dieser den Wächter in der Reichweite seiner Arme wusste, ergriff er den Kerl am Nacken und brüllte „Tor auf!“, was auch sofort geschah.

      Den Wächter mit sich schleifend, stürmte der sich plötzlich an bessere Zeiten erinnernde Klepper, mit dem Alten und dem im Nacken gepackten Wächter, durch das Tor.

      Der junge Chatte folgte im Schritt seines Pferdes.

      Der Alte stoppte seinen Gaul vor der Hütte am Tor, warf den Wächter vor die Füße eines jungen, großen und starken Mannes.

      „Peitsche ihn für seine Dummheit! Mich derart aufzufordern, mir zu drohen, den Zutritt zu verweigern, verdient wenigsten zehn prachtvolle Hiebe! Sich aber noch von mir Greifen lassen, verdoppelt die Anzahl!“ Der Alte sprühte vor Zorn und der große Anführer duckte sich, als wäre er eben geschlagen worden…

      „Warum stellst du solch einen Dummkopf ans Tor? Habe ich dir das beigebracht oder verkommt ihr hier zu einem wertlosen Haufen… Tor zu, ihr Faulpelze, wenn ihr nicht mehr die Stimme und Erscheinung eures Herrn erkennt, werde ich euch schleifen, dass euch das Wasser im Arsch kocht, eure Eier im Schweiß sieden und euch Hören und Sehen vergeht… Hole den Rest des Haufens vom Lager, lass die Kerle stehen, bis ich erneut hier auftauche oder du wirst dich in die Schinderei einordnen…“

      Die Wut des Alten traf den Anführer der Wache wie ein Schlag. Der Alte ritt einfach weiter. Er kümmerte sich nicht um das Durcheinander hinter sich.

      Der junge Chatte war erstaunt, überrascht, verblüfft und beunruhigt zu gleich. Dieser würdige, gelassene Alte wurde zu einer Bestie, als er die Nachlässigkeiten der Wache erkannte, die er einst selbst anführte.

      Sie ritten weiter bergan, trafen auf andere Chatten, auf Krieger, Weiber, Kinder und alle blieben stehen, verbeugten sich vor dem Alten und musterten dessen Begleiter eindringlich.

      Das Haus, vor dem sich der Alte von seinem Gaul gleiten ließ, in seiner bisherigen Lahmheit verweilend, war das Prächtigste. Starke Stämme lieferten das Holz der Stützen, Türme, Wände und auch für dessen Portal. Auf der obersten Stufe stand ein noch verhältnismäßig junger Mann.

      „Swidger, Herr, du wirst deiner Wache mehr Aufmerksamkeit schenken müssen… Die Wichte kennen mich nicht mehr, verweigerten mir den Zutritt und ließen mich, als ich den Kerl am Genick hatte, ohne Widerstand hinein…“

      „Lass ab, alter Freund! Du solltest erkennen, dass deine glorreiche Zeit vorbei ist. Übernimmst dich zu schnell… Ich werde mich deiner Bitte annehmen… Doch komm herein! Wer ist der Junge an deiner Seite? Dein Jüngster ist das nicht…“

      Der Alte schüttelte den Kopf.

      „Nein Herr, der Bursche wollte gestern allein und ohne Waffen meine Siedlung erobern…“ Der Mann lachte herzlich.

      „Du machst einen Scherz?“ Der Fürst machte einen freundlichen Eindruck. „Halt ihm zugute, dass er dich nicht kennt…“

      „Aber ja doch, junger Fürst, obwohl die Vorführung am Tor ihn eines Besseren belehrt haben dürfte…“

      „Nun komme endlich herein und bring den mutigen Krieger mit!“ bestimmte der Fürst und drehte sich um.

      Er schritt ihnen voran in einen prunkvollen großen Raum, klatschte zweimal in die Hände und rief: „Zwei Becher Met vom Besten und einen Becher guter Milch für den jungen starken Krieger…“

      Hurtige Hände und Füße brachten, was der Fürst verlangte.

      „Herr, was ist das?“ wagte der junge Chatte zu fragen.

      „Milch einer Kuh! Koste, es schmeckt, auch ich trinke gelegentlich davon…“

      „Herr, Wasser tut es auch, wenn es schon kein Met sein soll…“ Der junge Chatte zeigte Mut.

      „Knaben bekommen bei mir keinen Met! Die Meisten sind zu dumm, diese Ehre in Maßen zu würdigen und Dummköpfe gibt es ohnehin zu viele… “

      Die Hände klatschten erneut. „Ein Becher Wasser für unseren Jungmann!“ befahl er und erneut sprangen jüngere Frauen, seiner Forderung nachzukommen.

      Der Fürst beobachtete den jungen Chatten, als beide Becher vor ihm standen, er sah dessen zögern und dann den Griff nach der Milch.

      Dem ersten Schluck gebührte Vorsicht, der zweite zeigte Verwunderung und der Dritte brachte Bewunderung hervor. Der vierte Schluck fiel vorerst der Mäßigung zum Opfer.

      Der Alte trank in vollen Zügen, wischte sich seinen Mund ab und auch er musterte den Mitgebrachten.

      „Warum kommst du zu mir?“ fragte Swidger.

      „Der Junge hat eine Botschaft für dich!“

      „Nanu, ein Jungmann…“ verwunderte sich Swidger. „Was für eine Botschaft sollte dies sein…“

      „Mir nannte er sie nicht und ich bin auch nicht erpicht darauf, sie zu kennen, wenn nur deine Ohren die Kunde vernehmen sollten… Ich gehe mir etwas Spaß mit der Wache zu gönnen…, wenn du nicht dagegen sprichst…“

      „Nein, nein! Gönne dir, was du einst liebtest…“

      Der Alte verließ die Halle.

      Langsam schwenkte die ganze Aufmerksamkeit des Fürst auf den jungen Gast.

      „Du hast riesiges Glück, auf ihn getroffen zu sein…“ Mit dem Nicken des Kopfes in die Richtung der Tür zeigte der Fürst an, wen er meinte.

      „Herr, das sehe ich auch so… Er kam mir schwach vor, als ich auf ihn traf… doch am Tor…“

      „… werden sie zittern, bis er die Burg verlässt.“ Der Fürst lächelte.

      „Welche Botschaft bringst du und von wem?

      „Herr, der Mann, der mir die Botschaft auftrug, sagte, ich solle nur vor dir sprechen. Du würdest meine Worte verstehen…“

      „Dann sprich!“

      „Wir waren vier Jungmänner und ein Krieger zur