ANGESTRANDET. Rainer Teklenburg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rainer Teklenburg
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347113237
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Carlo, das war ein voller Erfolg und muss begossen werden." "Gib her die Flasche, Angel". Mit einem Knall flog der Korken raus. Patricia, Dolores und Angel hielten ihm die leeren Gläser hin. „Wir trinken Bruderschaft, du musst die Mädels küssen“, lachte Angel. Der Kuss von Dolores brannte wie Feuer auf seinen Lippen, und den zärtlichen, samtweichen Kuss von Patricia spürte er noch lange danach. Carlo war verwirrt, zwei solche Weiber. Und Angel zählte die Dollarchen. Er hatte ein glückseliges Grinsen, als hätte man ihn geküsst und nicht seinen Freund. „"Wir werden den Goldschmied fest einstellen und eine Verkäuferin suchen. Ich habe ein gutes Gefühl, der Laden wird laufen.“

      "Cheers".

      Die Gläser klirrten……

      ***

      „Du wartest bis um zehn, dann sind die beiden schon betrunken und du kannst einen guten Preis aushandeln." Heute Abend sind sie im Le Pirat, du gehst dahin“, hatte Patricia zu Carlo gesagt, „ich habe ihnen schon von dir erzählt.“ Jetzt würde er sie also kennenlernen; es sollten ziemlich raue Gesellen sein.

      In den Bergen oberhalb des Valle de Flores entsprang einer der großen Flüsse der Insel, nicht weit der haitianischen Grenze, in einem wild zerklüfteten und schwer zugänglichen Gebiet. Nur wenige Einheimische lebten dort, weitab jeglicher Zivilisation und jeglichen Tourismus. Die Bauern züchteten Rinder und Gallos und bauten ein wenig Gemüse an. Ihre Haupteinnahmequelle waren die Gallos, die sie zu Kampfhähnen ausbildeten. Selbst die Haitianer kamen meist illegal über die Grenze, um diese Tiere zu erwerben, die in den Arenen des ganzen Landes bekannt und gefürchtet waren. Der Hahnenkampf ist hier so wichtig wie in den Staaten Basketball oder in Deutschland Fußball. Selbst das kleinste Dorf hat seine Arena, wo die wöchentlichen Turnierkämpfe stattfinden. Die Männer eines Dorfes waren fast immer komplett anwesend und die Dorfschönheiten genossen einen machofreien Tag. Diese Sonntage waren für den Rumhandel die wichtigsten Tage, kaum ein Zuschauer der nicht seine Flasche dabei hatte und während dieses Ereignisses auch leerte. Es wurde getrunken, gewettet, lauthals und fachkundig diskutiert. Selbst der ärmste Tagelöhner hatte ein paar Pesos in der Tasche, um sie auf „seinen Gallo“ zu setzen. So mancher brave Mann hatte dabei sich und seine Familie in den Ruin getrieben. Und doch, man nahm es leicht.

      Der Herr gab’s, der Herr nahm’s.

      Hier in den Bergen der Gallos wurden sie fündig, Pierre der Franzose und Niklas der Korse. Beide waren sie in der französischen Fremdenlegion bis sie die Schnauze voll hatten und zusammen abgehauen waren. Nach einem Einsatz im Tschad wurden sie nach Französisch Guyana versetzt um dort die französischen Raketenbasen zu bewachen. Sie flohen über Brasilien nach Kolumbien. Im Regenwald fingen sie an nach Smaragden zu suchen. Der dortigen Kokain-Mafia waren sie ein Dorn im Auge. Nach einer Schießerei mit ihnen waren sie wieder auf der Flucht. In Cartagena, an der kolumbianischen Karibikküste, stahlen sie ein Boot, segelten über Trinidad nach Grenada, weiter nach St. Lucia, Domenica, St. Marten, an Puerto Rico vorbei nach Haiti. Dort ließen sie das Boot zurück. Zu Fuß ging es durch die Berge nach Hispaniola, um sich dort bei den Bauern zu verstecken. Pierre und Niklas, sie galten als die Unzertrennlichen, sogar zwei Schwestern hatten sie sich zur Frau genommen und hatten inzwischen einen erheblichen Anteil an dem Bevölkerungszuwachs im Land.

      Direkt am Fluss hatten sie illegal ein Haus gebaut und beim Fischen stießen sie auf Gold. Alle paar Monate kamen sie von den Bergen, um in Puerto Plata ihren Fund zu verkaufen. Zwei wilde Gesellen, die schon so manches Abenteuer erlebt hatten und Carlo sollte sie nun kennenlernen.

      Er traf die beiden an der Bar, sie waren schon leicht angetrunken. Ungewaschen, mit einem Dreitagebart, in verwaschenen Jeans und abgewetzten Cowboystiefeln standen sie da, jeder seinen Revolver im Hosenbund.

      „Du willst also unsere Nuggets kaufen, Kleiner.“

      Hast du genug Kohle, bei uns wird cash bezahlt?

      „Wenn du uns bescheißt, gibt's was in die Fresse.“

      Carlo musste grinsen, diese Sprache kannte er. Selbst auf der Straße aufgewachsen, war ihm dieser Jargon vertraut.

      „Kommt Jungs lasst uns erst mal was trinken, dann reden wir über's Geschäft.“

      „Du zahlst?“

      „Ja klar, alles auf mich!

      Camarero, 'ne Flasche Rum und 'nen Eiskübel, pronto.“

      Der Größere der beiden, Pierre, knallte einen Leinensack auf den Tresen, nicht ohne seinen Revolver daneben zu legen um auf jeden Fall alle Missverständnisse von vornherein auszuschließen. Dann schnürte er ihn auf, zum Vorschein kamen lauter Nuggets in verschiedenen Größen. Das waren die ersten Nuggets, die Carlo in seinem Leben zu sehen bekam.

      „Und?“

      „Was, und?“ gab Carlo die Frage der Männer zurück.

      „Mach ein Angebot!“

      „Sechs Dollar das Gramm“, sagte Carlo vorsichtig.

      Mit seinen eisgrauen Augen sah Pierre ihn an.

      „Sechs Dollar? Für sechs Dollar kannst du mal meinen Schwanz lutschen! Ich wusste gleich, dass es mit dem Wichser nichts wird!“

      „Langsam Jungs, langsam, lasst uns reden. Wir werden uns schon einig.“

      „Hör zu, Schwanzlutscher, wir haben andere Aufkäufer, weil es aber der erste Deal ist, geben wir dir eine Chance.“

      „Wir machen ein Wettschießen“, sagte Niklas, „wenn du gewinnst verkaufen wir an dich.“

      Während er das sagte gab er dem Revolver mit dem Finger einen Schubs, dieser drehte sich einige Male im Kreis und als er zum Stillstand kam zeigte der Lauf genau auf Carlo. So richtig wohl fühlte der sich nicht in seiner Haut und die Knie wurden ihm ein bisschen weich.

      „Das ist nichts für mich“, stellte er klar.

      „Okay, dann einen Faustkampf!“

      Carlo schüttelt den Kopf.

      „Ringkampf?“

      Jetzt nickte er. Ringkampf, davon verstand er etwas.

      Tische und Stühle werden zur Seite gerückt. Die Gäste der Bar bildeten einen Kreis um sie, Wetten wurden abgeschlossen. Zu Lambada und dem Gegröle der Zuschauer gingen Niklas und Carlo aufeinander los. Betrunken war der Korse und ungeübt, trotzdem wild und ungestüm sprang er Carlo an. Beide Arme legte er um ihn und versuchte seine Knie in seinen Unterleib zu stoßen. Einen Ringkampf hatte Carlo sich schon anders vorgestellt, aber ein Zurück gab es jetzt nicht mehr. Mit einer geschickten Drehung entzog er sich der Umklammerung, tauchte ab und riss seinem Gegner beide Beine weg. Niklas krachte schwer auf seinen Hinterkopf, bevor er noch reagieren konnte, drückte ihm der verdammte Gringo sein Knie auf den Kehlkopf um ihm die Luft zu nehmen.

      Mit einer weiteren Flasche Rum besiegelten die drei ihren Deal.

      „Nicht schlecht Motherfucker, hätte ich nicht gedacht, bist ein richtiger Schwanzlutscher.“

      Carlo steckte ihre Nuggets ein und sie seine Dollars. Sie lächelte ihn an, was gar nicht zu ihrer Sprache passte und irgendwie schienen sie zufrieden.

      Ungeduldig wartete Carlo mit dem Frühstück auf Patricia, begierig ihr vom gestrigen Abend zu erzählen. Das Gold lag auf dem Tisch.

      „Schau dir meine Beute an Kleines, sechs Dollar das Gramm, keinen einzigen Cent mehr!“

      „Sechs Dollar, Carlo? Fünf Dollar gilt hier schon als Wucher!“

      Carlo ließ sich auf den Sessel fallen.

      „Diese Gauner, aber irgendwie nicht unsympathisch.“ Sie hatten ihn aufs Kreuz gelegt. Carlito hatte noch viel zu lernen.

      ***

      Der Campo hatte einen feinen Sandstrand. Die nächste Bucht war in Cofresi und getrennt waren beide Strände durch einige hundert Meter Steilküste und Klippen. Am Ende von Cofresi auf einer kleinen Landzunge befand sich ein altes verfallenes Hotel mit einem riesigen Meerespool. Der Zugang des Geländes war bewacht,