ANGESTRANDET. Rainer Teklenburg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rainer Teklenburg
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347113237
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hatte er sich zusammengesucht. Haitianer, Kubaner und ein Mestize aus Peru. Moderne Piraten, finstere Visagen, jeder Geisterbahn hätten sie alle Ehre gemacht. Niemals in den Hoheitsgewässern eines Staates auf Beute gehen, das war beschlossene Sache. Allerdings dieses eine Mal war die Beute zu fett gewesen, eine weiße Yacht unter amerikanischer Flagge, verlockend anzusehen.

       Scheiß, auf die Hoheitszone…

      Jetzt teilte Manni seine Zelle mit acht anderen Häftlingen. Diebe, Mörder, Raufbolde und Drogenschieber. Der Freibeuter der Meere kämpfte jetzt um seine Hängematte, da lag ein kolumbianischer Dealer drin und wollte nicht weichen.

      Patricia würde zu Besuch kommen, sie musste ihm Bares geben. Haitianer würden das Problem für ein paar Dollar für ihn regeln. Die hatten da so ihre Methoden. Das Gefängnis war keine fünfhundert Meter vom Strand entfernt und galt als eines der sichersten im ganzen Land. Zehn Blocks in Reih und Glied, weißgetüncht, die Zellen selbst waren nicht verschlossen. Wenn die Dämmerung einsetzt mussten die Häftlinge zurück in ihren Block. Wer bei Dunkelheit noch im Hof anzutreffen war, wurde erschossen, man wertete das als Fluchtversuch. Alle dreißig Schritte stand ein Wachturm, die Wärter waren mit Schnellfeuergewehren ausgerüstet und fackelten nicht lange, dem Schießbefehl nachzukommen. Das Gelände war von einem hohen Zaun umgeben, der ständig unter Strom stand. Von einer gelungenen Flucht war bisher noch nichts zu hören gewesen, darauf war der Direktor stolz und wollte es auch bleiben. Besuch wurde im Hof abgehalten, man konnte den ganzen Tag bleiben.

      Patricia saß ihrem Manni gegenüber.

      „Ich habe für dich gekocht“, sagte sie leise.

      „Hast du Kohle mitgebracht?“ wollte er wissen.

      „Si.“

      „Gib her.“ – Wortlos steckte er das Geld ein, packte Patricia an der Hand:

      Komm, wir gehen auf die Latrine."

      "Lass uns erst reden, essen.“

      "Später". –

      „Bitte Manni…“

      „Komm schon, oder soll ich's mir selber machen?“

      Er zerrte sie auf die Latrine, dreht sie um und schob ihren Rock nach oben.

      „Bitte, Manni, nicht.“

      Die Tränen kullern aus ihren blauen Augen.

      „Schnauze!“

      Neben dem Slip schob er ihr seinen Schwanz hinein. Es tat ihr weh, aber der Akt dauerte nur wenige Minuten und sie spürte seinen klebrigen Schleim an ihren Schenkeln herunterlaufen.

      Schmatzend saß er ihr nun gegenüber.

      „Wirklich gut, vom Kochen verstehst du etwas Kleines.“ Hilflos saß sie ihm gegenüber und die Tränen flossen noch immer. Weg der Stolz, weg die Amazone, weg die Kraft. Nur noch ein Bündel Elend. „Komm Kleines, sei nicht traurig. Die Zeit im Gefängnis geht auch vorüber. Ich werde uns ein großes weißes Schiff kaufen und wir werden Kinder haben! Alle karibischen Inseln werden wir erkunden, die großen und die kleinen Antillen und versprochen: keine krummen Sachen mehr.“ So erzählte er von der Zukunft, von Sonnenuntergängen erzählte er, von bunten verzauberten Fischen. Und er erzählte und erzählte. Erzählen, das konnte er. Die Tränen versiegten. Patricia ließ sich forttragen von seiner Phantasie. Sie konnte fühlen wie ihr Schiff die Wogen teilte, Delphine umkreisten das Boot und raunten: "Schöne Patricia, liebe, glückliche Patricia."

      Zuhause stand sie unter der Dusche, spülte das eklige und klebrige Sperma weg.

      "Glückliche Patricia", hörte sie die Delphine raunen:

      "Arme, dumme Patricia", raunten sie.

      ***

      "Mire la rubia."

      Peng Peng zeigte mit dem Finger auf Patricia, die unten an der Terrasse von Carlo vorbeilief. Sie hatte einen kleinen Rucksack auf dem Rücken, Taucherbrille und Flossen ragten oben heraus. Sie trug kurze Shorts. Ihre wohlgeformten Beine endeten in weißen Segelschuhen. Sie war auf dem Weg zum Meerpool, ohne Carlo abzuholen. Es war das erste Mal, dass sie ohne ihn ging und es machte ihn wütend und traurig zugleich.

      Tiene un lindo culo, la rubia (hat einen schönen Arsch, die Blonde).

      "Man, Peng Peng, du hast eine Ausdrucksweise, ich will nicht, dass du so von ihr sprichst.“

      Der Kleine beugte sich über die Brüstung um ihr noch einen letzten Blick hinterher zuwerfen.

      „Die hätte ich gerne mal in meiner Hängematte“, sprach er das aus, was er dachte.

      Carlo packte den Bengel im Genick und schüttelte ihn durch wie eine nasse Katze.

      „Lass los, du tust mir weh“, schrie der lachend.

      Eigentlich hatte der Kleine Recht, la Rubia hatte einen süßen Po und mit ihr in der Hängematte könnte es sich Carlo auch gut vorstellen. Wenn sie in meiner Nähe ist, denkt er, würde ich sie am liebsten in die Arme nehmen, eine Berührung von ihr ist wie das Streicheln der Sonne auf meiner Haut…

       Wie ich diesen Kerl hasse. Wie heißt er doch gleich? Manni, Manni heißt der Mistkerl.

      „Ich kriege noch 'nen Dollar.“

      Peng Peng hatte brav aufgegessen, was Carlo ihm gekocht hatte.

      „Einen Dollar? Du hast deine Preise um hundert Prozent erhöht?“

      Er grinst ihn an, die Schneidezähne fehlten. Nächste Woche geht er mit ihm zum Zahnarzt, ob er will oder nicht, dachte Carlo.

      „Hombre, du hast ein größeres Auto da habe ich mehr zu waschen.“

      Da hatte er Recht, der Kleine. Der Pick Up war dahin, der Motor hatte sich verabschiedet.

      Ich habe mir einen Jeep gekauft, dachte Carlo bei sich. Jeden Tag kam der Junge um seinen Wagen zu waschen ob er es wollte oder nicht. Es ist ihm egal. Noch bevor er aus dem Bett kam, war der Kleine schon fertig mit seiner Arbeit und frühstückte dann mit ihm zusammen und wenn Patricia da war, frühstückten sie zu dritt

      „Du bist zu weich Carlito“ hatte Angel gesagt,

      „Du wirst die kleine Scheißhausfliege nicht mehr los.“ Aber Patricia mochte ihn, obwohl er rotzfrech war, dieser Bengel. Carlo mochte ihn ebenfalls, weil er ein Kämpfer war, ein Krieger sozusagen. Ach was, mögen und gerne haben, ins Herz hatte er ihn geschlossen.

      Zwischen Costambar und Cofresi hauste er in einer alten Ruine. Er hatte ihn dort einmal besucht. Stolz hatte der Kleine ihm sein Reich gezeigt. Carlo war geschockt, aber als er in sein glückliches Gesicht sah, wollte er ihn auf keinen Fall kränken.

      „Nicht schlecht“ tat er anerkennend.

      „Nicht schlecht? Hombre, das ist ein Paradies. Hier die Hängematte, echt Baumwolle. Den Tisch habe ich selbst gemacht und den Ölkocher habe ich einem Touristen abgezockt.“

      Er rannte hinaus und kam mit einem Transistorradio zurück.

      „Musik Hombre! Musik!“

      Dann hatte er auf seinem Kocher Kaffee für beide gemacht.

      „Wo sind deine Eltern?“

      „Ich habe keine.“

      „Na, jeder hat Eltern, zumindest eine Mutter“, bohrte Carlo.

      „Ich nicht!“ kam die schroffe Antwort.

      „Rede keinen Scheiß. Wo kommst du her?“

      „Hombre, hier! Von genau hier!“

      Carlo hatte nicht weiter gefragt, der Kleine wollte offensichtlich nicht drüber reden. Er war selber ein Straßenkind und wusste wie das ist. Man schämte sich, wenn man keine Familie hatte, wie ein Krüppel, der sich schämt ein Krüppel zu sein.

      „Okay, hier hast du deinen Dollar. Keinen Peso mehr!“ Er schnappte sich seinen