Gartenzaun Connection. Doris Zielke. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Doris Zielke
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347099289
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die Jungspunde, die aus der Polizeiausbildung kamen, könnten noch so einiges von ihm lernen! So einiges! Er sah regelmäßig auf seiner alten Dienststelle am Kaspar-Aiblinger-Platz vorbei und bot seine Dienste an. Doch die arroganten Hanseln taten so, als kämen sie ohne ihn zurecht.

      „Die Arroganz der Jugend“, murmelte Herr Lohmeier, während er sein Büchlein weglegte, um seine schwarzen Socken gerade zu ziehen. Dann lief er zackig die Treppe hinunter zur Haustür. Zwei Drehungen des Hausschlüssels, um die 3-Punkt-Verriegelung mit zwei Schwenkhaken zu entriegeln, dann Tür öffnen, einen Schritt hinaus, tief einatmen, den Blick nach rechts und links schweifen, die zwei Treppenstufen hinunter und… War das Löwenzahn, der sich zwischen zwei Betonplatten, die den kurzen Weg durch den Vorgarten zum Bürgersteig säumten, breit machte? Herr Lohmeier runzelte die Stirn und beugte sich zu den kleinen Blättern hinunter. Tatsächlich! Grimmig sah er zu Frau Zwiebels Vorgarten hinüber. Um Streitigkeiten zu vermeiden hatte sich das Ehepaar Zwiebel die Gartenbereiche aufgeteilt. Im hinteren Teil führte Dieter Zwiebel ein rigides Regiment, um störendes Unkraut zu vernichten und die übrige Natur unter Kontrolle zu halten. Ganz im Gegensatz zum Vorgarten, den Frau Zwiebel als ihren Bereich betrachtete. Ein einziger Verhau(1), den seine Nachbarin da als Kräutergarten bezeichnete. Faulheit war das, nichts als Faulheit, den Garten so verwildern zu lassen! Da konnte Frau Zwiebel noch so oft betonen, dass sie Löwenzahnblätter in ihren Salat schnippelte, für ihn war Löwenzahn ein Feind, den es zu bekämpfen galt! Hunderte von Samen spie eine Blüte aus, sobald sich die gelben Blüten in runde Samenschleudern verwandelten. Hunderte Samen pro Blüte! Aber nicht mit ihm, nicht mit ihm!

      Gleich nach dem Frühstück würde er im Keller ein Kännchen mit Unkrautvernichtungsmittel ansetzen und dann Zentimeter um Zentimeter den Boden nach Feindesbefall überprüfen und vernichten!

      Zornig zerrte er den Bayerischen Boten aus dem Briefkasten.

      In der Küche grummelte und dampfte die Kaffeemaschine, schließlich war der Kaffee bereits seit mehr als einer halben Stunde durchgelaufen. Wie er es hasste, wenn er seinen Tagesablauf nicht einhalten konnte, weil so ein strunzfauler Zeitungsbote nicht rechtzeitig aus dem Bett kam!

      Er nippte an dem Kaffeebecher mit dem Emblem der Bayerischen Polizeigewerkschaft und schlug die Zeitung auf.

      Neuer Anschlag mit vergiftetem Schnupftabak

      Nach dem gewaltsamen Tod des Roland K., 62 Jahre, durch vergifteten Schnupftabak (der Bayerische Bote berichtete), gab es einen neuen Anschlag. Die Polizei warnt daher ausdrücklich vor dem Konsumieren von Schnupftabak, vor allem in größeren Mengen, bis der oder die Täter gefasst wurden.

      Derzeit tappt die SOKO Schnupftabak noch völlig im Dunklen, ob es sich bei den Tätern um militante Verfechter der bayerischen Urkultur oder um einen Erpresser der Schnupftabakindustrie handeln könnte. Wobei bis dato noch kein Erpresserschreiben eingegangen ist, der den zweiten Verdacht erhärten würde. Die Polizei wollte auch keine Spekulationen kommentieren, dass es sich um Anschläge von IS-Kämpfern handeln könnte, denen die bayerische Lebenskultur zuwider ist.

      Der neueste Fall von vergiftetem Schnupftabak traf die Stammtischbrüderschaft der ‚Schrägen Mühle‘. Die Gaststätte ist durch ihre exzellente Küche bekannt und kann auf solch eine Art von Werbung gerne verzichten, wie die Wirtin, Rosel Hupfler, mitteilte. Nach Aussagen einiger anderer Gäste, die sich zum Zeitpunkt, als sich erste Vergiftungserscheinungen bei den Stammtischbrüdern zeigten, im Lokal aufhielten, gerieten die Geschädigten wohl außer Rand und Band. Dank des herzhaften Eingreifens der Wirtin konnte der Herr Pfarrer daran gehindert werden, sich seiner Kleidung zu entledigen, während der Herr Oberstudienrat H. gackernd in der Hocke durch das Restaurant streifte und laut überlegte, wo er denn sein Ei legen sollte.

      Handyaufnahmen sind leider nicht gesichert, da beim ersten Auftreten des allgemeinen Chaos der Wirt in seiner Kochschürze aus der Küche stürzte und alle Handys einsammelte, bis Polizei und Sanitäter vor Ort waren und die Lage wieder unter Kontrolle war.

      Unser Reporter versuchte sich vor Ort ein Bild der Situation zu machen, scheiterte aber abermals an der hübschen Wirtin, die ihn mit den Worten „mir samma hier diskret, entweder jetzt bestellst was, oder du schleichst di wieder!“, vor die Tür setzte.

      Die vom vergiftetem Schnupftabak derangierten Patienten liegen derzeit immer noch stationär in der nahe gelegenen städtischen Klinik und werden wohl, laut Aussage der behandelnden Ärzte, keine bleibenden Schäden zurückbehalten.

      Die Brüder Bachmeier, Erfinder des Schnupflers (wir berichteten) haben zur Ergreifung des oder der Täter eine Belohnung von 5.000 Euro ausgesetzt.

      Der Bayerische Bote wird weiter berichten.

      Herr Lohmeier griff zur Schere, um den Bericht auszuschneiden und zu archivieren.

      ***

      Sebastian Salzinger füllte Killer Futter in seinen Napf und stieg dann die Treppenstufen zum Speicher hinauf. Trotz der frühen Morgenstunde stand hier bereits die heiße Luft. Er schob eine Kiste beiseite, hinter der sich ein kleiner Safe befand. Der muskulöse Mann ging langsam in die Knie, dann tippte er die Zahlenkombination ein. Die Safetür öffnete sich langsam. Sebastian Salzinger atmete tief durch, dann nahm er eines der vielen Handys heraus. Ohne Eile schloss er den Safe wieder zu. Die Pistole, die im hinteren Winkel lag, würde er heute wohl nicht benötigen.

      ***

      Herr Zwiebel trat als erstes aus dem Haus, Herr Lohmeier stand bereits vor seiner Haustür bereit, um ihn abzupassen.

      „Grüß Gott, Herr Zwiebel, könnten sie bitte mal kurz zu mir rüberkommen?“

      „Guten Morgen, Herr Lohmeier, was gibt’s denn?“

      „Ich möchte ihnen nur kurz etwas zeigen.“

      Herr Zwiebel passierte die kurze Strecke zum Nachbargrundstück.

      „Da!“, zeigte Herr Lohmeier auf das blühend gelbe Köpfchen des verspäteten Löwenzahns. „Können sie nicht auf ihre Gattin einwirken, dass dieser, dieses…“, unbestimmt zeigte der ehemalige Polizist auf die wilde Blumenpracht im Vorgarten der Zwiebels, „ich meine, das kommt ja auch alles zu mir geflogen!“ In diesem Moment trat Frau Zwiebel aus dem Haus und sah die beiden Männer in seltener Zweisamkeit zusammenstehen, die augenblicklich verstummten und sie vorwurfsvoll ansahen.

      „Gibt’s was?“, fragte sie.

      Herr Lohmeier und ihr Gatte zeigten in einer synchronen Bewegung anklagend auf eine einsame Löwenzahnblüte, die zwischen zwei Betonplatten hervorleuchtete.

      7. Kapitel

      „Ich muss leider los“, Florian hüpfte von einem Bein auf das andere.

      „Kein Problem, fahr nur zu deinem Vorstellungsgespräch. Ich wünsche dir viel Glück und danke, dass du so ein guter Freund für mich bist.“

      Wenn das Vorstellungsgespräch klappte, würde Florian in Kürze für ein Theaterfestival über mehrere Wochen einen Job als Maskenbildner haben. Er gab ihr ein Küsschen auf die rechte Wange. „Mach ein paar Dummheiten, während ich weg bin“, riet er ihr, bevor er verschwand.

      Mit Florians Bemerkung, sie solle Dummheiten machen, spielte er auf eine vorangegangene Diskussion zwischen ihnen an, ob Karin das Haus von Tante Hildegard vor der offiziellen Freigabe betreten solle oder nicht. Ihre Koffer waren immer noch nicht nachgeliefert worden, die Kleidung ging ihr aus und was der verstörte Kater allein im Haus trieb, wenn er durch das offene Kellerfenster schlüpfte, konnte gewisse Ängste wecken.

      Florian vertrat ganz unbekümmert die Meinung, sie könne problemlos inoffiziell ins Haus, Streuner hätte schließlich gezeigt, dass sie durch das Kellerfenster rein und raus komme. Außerdem, wer weiß, was Streuner derzeit im Haus alles anstellt? Das Katzenklo läuft bestimmt schon über!, Florian war gut darin, anderen Leuten Flöhe ins Ohr zu setzen. Und überhaupt, es steht doch außer Frage, dass dir das Haus gehören wird, sobald der Behördenmarathon überstanden ist…

      Noch zögerte Karin. Sie konnte sicherlich tierischen Ärger bekommen, wenn