Gartenzaun Connection. Doris Zielke. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Doris Zielke
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347099289
Скачать книгу
dich um Streuner kümmern musst (aber das muss ich wahrscheinlich gar nicht erwähnen, das machst du sowieso, falls ich vor dem Kater sterben sollte).

       Ein Wunsch wäre, dass du das Haus als Zufluchtsort behältst. (Aber wenn du dich anders entscheidest, werde ich keine Blitze vom Himmel schicken.)

      Mein Mäuschen, ich segne dich und wünsche dir ein erfülltes, glückliches Leben.

       Deine T. Hildegard

      5. Kapitel

      Gegen Mittag des nächsten Tages erwachte Karin mit einem gewaltigen Brummschädel und entschloss sich, nach einer ausgiebigen Dusche und einer Kanne Kaffee, sich erst einmal um Streuner zu kümmern. Das erschien ihr sinnvoller, als mit dicker Zunge im Nachlassgericht anzurufen oder beim Notar einen Termin auszumachen.

      Sollte die St.-Benedikt-Straße tatsächlich ihr neues Zuhause werden? Mit Herrn Lohmeier, Ehepaar Zwiebel und diesem Glatzkopf als Nachbarn? Sie schob die Gedanken beiseite und betrat durch das kleine Gartentor Tante Hildegards Grundstück. Oder ihres. Aber irgendwie fühlte es sich ganz falsch an, es war, als würde gleich die Haustür aufgehen und eine freudestrahlende Tante Hildegard sie begrüßen. Doch die Haustür blieb zu, deutlich stach ihr, das von der Polizei angebrachte Siegel, ins Auge. Karin schluckte. „Streuner, Streuner“, rief sie lockend, „wo bist du Streuner?“

      Immer noch etwas unschlüssig stand Karin vor den zwei Stufen, die zur Haustür führten. Blumenrabatte trennten den Weg zwischen Haus und Garage, die links direkt an das Haus anschloss, während rechts am Haus vorbei ein schmales Rasenstück hinter das Haus führte. Anstelle eines festen Gartenzauns trennte eine dichte Lorbeerhecke das Grundstück zum Nachbarhaus, in welches dieser Typ eingezogen war, den Florian so phantastisch fand. Na ja, wenn er wirklich so dubios war, wie ihre Tante angedeutet hatte, konnte man sich ja aus dem Weg gehen.

      „Streuner, Streuner“, lockte sie, „wo ist denn mein liebes Kätzchen?“ Langsam durchschritt sie den dahinter liegenden Garten. In den Gemüsebeeten ließen sowohl die Tomatenpflanzen wie auch die Bohnenranken ihre Blätter hängen. Karin sah sich suchend um und fand die große Gießkanne, die sie schnell unter dem außen angebrachten Wasserhahn hielt und auffüllte. Wo war nur der Kater?

      Während sie sich über die gefüllte Gießkanne beugte, hörte sie hinter sich plötzlich ein wildes Fauchen und Gekläffe. Sie drehte sich um und wäre fast mit einem fauchenden Streuner zusammengestoßen, der blitzschnell in einem offenen Kellerfenster verschwand. Ein Schäferhund kam laut bellend auf sie zugesprungen, hielt kurz vor ihr an und knurrte leise mit gebleckten Zähnen.

      Karin erstarrte und wagte nicht, sich zu bewegen. Woher kam plötzlich dieser Hund? War er gefährlich? Hatte er Tollwut? Wie kam sie hier weg, bevor die Bestie sie angriff? Konnte sie sich bewegen, oder wurde sie dann gleich zerfleischt? Wer konnte sie aus dieser Situation retten?

      Der Schäferhund stand wenige Schritte abwartend vor ihr.

      „Killer, hast des Katzenvieh immer noch net dawischt?!“ Ein Glatzkopf im Unterhemd mit tätowierten Bizeps, die wirklich beachtlich waren, wie es Karin ganz kurz durch den Kopf schoss, lugte über die Gartenhecke. „Wer san denn Sie?“

      „Karin. Karin Müller. Die Nichte von Frau Müller. Ich, äh, ich, also ich habe, also ich werde das Haus erben.“ Immer noch stand Karin stocksteif da.

      Doch der Typ beachtete sie nicht weiter, sondern gab dem Schäferhund mit einem kurzen „Hier her!“ einen Befehl, den dieses Vieh auch schlagartig befolgte und wieder durch die Hecke verschwand.

      Karins Wut kochte wegen des erlittenen Schreckens schlagartig hoch. „Ich wäre ihnen sehr verbunden, wenn ihr Hund zukünftig nicht mehr meine Katze jagen würde.“, schnaubte sie.

      Der Glatzkopf war zwischenzeitlich kurz hinter der Hecke abgetaucht, wahrscheinlich tätschelte er Killer gerade mitfühlend das Köpfchen. „Hä, was gibt’s?“, klang es halb abwesend hinter den Büschen hervor.

      „Ich fordere Sie auf, dass ihr Hund meine Katze in Frieden lässt. Streuner ist auch so schon genug verstört, nachdem sie meine Tante tot aufgefunden hat.“

      Der Glatzkopf erschien wieder über der Hecke. „Tierpsychologin, was?“, grinste er frech.

      Karin schnappte empört nach Luft, doch bevor sie auch noch einen Ton sagen konnte, drehte sich der Prolet um und rief über die Schultern „na dann, auf a guade Nachbarschaft!“ und verschwand im Nebenhaus.

      6. Kapitel

      Ein Tag begann für Herrn Lohmeier wie immer exakt um fünf Uhr mit dem metallischen Läuten seines Weckers. Die Bettdecke mit Schmackes zur Seite geschleudert, der Körper in Sitzposition gebracht, während seine Füße direkt in die um neunzig Grad zum Bett stehenden Pantoffeln schlüpften. Dieser geschmeidige Ablauf verlangte jahrelange Übung und Disziplin. Dafür hatte der Sechzigjährige einen Körper, um den ihn so ein lascher Zwanzigjähriger beneiden konnte.

      Damit das auch so blieb, riss Herr Lohmeier das Schlafzimmerfenster weit auf. Im Sommer brachte ihm dies allerdings nicht die gewünschte Erfrischung an eiskalter Morgenluft und er verlegte seine Frühgymnastik daher auf die Terrasse, die noch im Dämmerlicht lag. Dies geschah um Fünfuhrzwölf, nachdem ein Blick über die Straße nichts Verdächtiges ergeben hatte, er seinen Wecker aufgezogen, das Bett aufgeschüttelt, und die mit Kaffeepulver und Kaffeefilter vorbereitet Kaffeemaschine in Betrieb gesetzt hatte.

      Für die fünfzig Liegestütze brauchte er nicht mehr als drei Minuten, wie er befriedigend feststellte. Nach seiner morgendlichen Ertüchtigung des Körpers umrundete Herr Lohmeier sein Haus und stellte schon von weitem fest, dass diese Lusche von Zeitungsausträger seine zum wiederholten Male vorgetragene Beschwerde ignoriert hatte, seine Tour so zu verändern, dass der Bayerische Bote exakt um Fünfuhrzwanzig aus seinem Briefkasten ragte. Na, der konnte jetzt mit einem Beschwerdebrief rechnen, der sich gewaschen hatte!

      Da Frühstück und Zeitung nun einmal zusammengehörten, begab er sich ins Bad. Immer noch schwer erzürnt stellte er sich vor, wie er dieses Weichei von Zeitungsboten packen und unter die Dusche stellte, damit das eiskalte Wasser ihm die nötige Vitalität verschaffe, zukünftig seine Tageszeitung pünktlich einzuwerfen.

      Luschen, alles Luschen heutzutage, dachte er, während er sich einen kurzen bewundernden Blick in den Spiegel erlaubt. Kein Gramm Fett zu viel, er nickte sich selbst knapp zu, mehr Eitelkeit gestand er sich nicht ein.

      Behände, mit einigen Drehungen aus dem JuJutsu, erreichte er erneut das Schlafzimmer und schlüpfte in seine am Vortag zurechtgelegte Kleidung. Sein waches Ohr nahm das leise Klappern von Briefkastendeckeln wahr. Er sah auf die Uhr, bereits Fünfuhrvierzig, dass der Zeitungsbote sich überhaupt noch traute, aufzutauchen!

      „Na warte, Bürschchen, gleich kannst du was erleben“, murmelte Herr Lohmeier, beugte sich aus dem Schlafzimmerfenster, zuckte jedoch sofort zurück. Vor dem Nebenhaus parkte soeben ein fünfer BMW, ein Typ mit gegeeltem Haar und Sonnenbrille stieg aus, sah sich um. Herr Lohmeier presst seinen Oberkörper seitlich an den Fensterrahmen. Warum trug einer um, ein kurzer Blick auf seine Uhr, um Fünfuhrzweiundvierzig eine Sonnenbrille? Was wollte der bei den Zwiebels, die sich normalerweise nicht vor acht Uhr im Haus bewegten?

      Eine Hand tastete Richtung Fernglas. Damit der BMW-Typ ihn nicht erkennen konnte, ging er in die Hocke, legte sich das Daunenkissen vom Bett über seinen Kopf und schlich so wieder zum Fenster. Von außen sah es so aus, als würde er sein Bettzeug lüften. Aus einer Lücke zwischen Fenstersims und Kissen schob er vorsichtig das Fernglas durch und stellte es scharf. Ein Münchner Kennzeichen. Immer dubioser!

      Er konnte von seinem Platz aus Zwiebels Hauseingang nicht sehen, doch er hörte leise Stimmen. Dann kam der geschniegelte junge Mann zurück, stieg in seinen BMW, fuhr davon. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass das Ganze hatte nicht länger als zwei Minuten gedauert hatte.

      Wo war sein schwarzes Büchlein? Er zückte seinen Bleistift, den er vor dem Schlafengehen so gespitzt hatte, dass er ihn auch als Waffe gebrauchen konnte. Ferngläser lagen überall an den strategisch wichtigen Punkten im Haus verteilt,