Der lange Weg in die Freiheit! Deckname "Walpurgis". Dr. Helmut Bode. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dr. Helmut Bode
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Биографии и Мемуары
Год издания: 0
isbn: 9783347032132
Скачать книгу
Pharmaz. Zentrums, seiner Stellvertreterin, die gleichzeitig Parteisekretär ist, der Kaderleiterin, dem Abteilungsleiter und einer mir unterstellten Kollegin mit mir ein 1. Gespräch zu diesem Gesuch geführt. Diese Gespräche wiederholten sich in regelmäßigen Abständen. Sie hatten einen für mich demütigenden, diskriminierenden Charakter.

       Im Dez. 1984 wurde mir mitgeteilt, daß ich nicht mehr in der Lage sei, als sozialist. Leiter82 eines Kollektivs tätig zu sein und daß ich mit einer Umbesetzung rechnen müßte, wenn ich von meinem Gesuch nicht zurücktreten würde.

       Am 5.3.1985 teilte mir mein Abt.-Leiter mit, daß ich zum 11.3.1985 als „Mitarbeitender Apotheker“ in das FG Labordiagnostik in einem anderen Teil der Stadt umbesetzt werden sollte. Auf meine Frage nach dem Grund erhielt ich keine Antwort.

       Auf meinen Einspruch hin, daß mir lt. AGB für die Umbesetzung eine Frist von 3 Monaten zusteht, wurde mit mir am 12.3.1985 wiederum in einem Gespräch mitgeteilt, daß durch Änderung des Struktur- u. Stellenplanes der Abteilung AMH eine betriebliche Umsetzung zum 12.6.1985 notwendig wäre.

      Diese Begründung ist nicht zu akzeptieren, da es erstens bis heute keine 2. Planstelle für einen Apotheker im FG Labordiagnostik gibt. Zweitens wurde mit mir am 20.1.1984 eine Weiterbildungsvereinbarung für die Weiterbildung zum Fachapotheker für Arzneimitteltechnologie über vier Jahre abgeschlossen, um mich für den Posten des Leiters im Fachgebiet Augenarzneien zu qualifizieren. Dazu besuchte ich den 1. Teil des Lehrganges unter Leitung von Prof. Dr. ------ vom 6. – 10.2.1984 in Leipzig (Zum 2. Lehrgang im Oktober 1984 wurde ich jedoch nicht mehr delegiert). Drittens: Durch den regelmäßigen Kontakt, den ich in meiner Abteilung, in der ich arbeitete, hatte weiß ich, daß bis heute keine Strukturänderung stattgefunden hat. Die einzige personelle Umbesetzung, die stattfinden sollte, war ich. Meine Nachfolge als Fachgebietsleiter trat meine Stellvertreterin, ein Pharmazie-Ing., an, die dafür extra honoriert wurde. Ein 2. Pharmazie-Ing. wurde zusätzlich eingestellt.

       Es war also klar, daß ich auf Grund meines Gesuches strafversetzt werden sollte, zumal das FG Labordiagnostik mit dem größten Teil seiner Herstellung-, Versandt- und Lagerräume in den Kellerräumen einer Apotheke untergebracht ist, in denen beim Hochwasser der Elbe oft 2 x im Jahr das Wasser steht. Durch die extrem schlechten Arbeitsbedingungen herrscht in diesem Fachgebiet stets Arbeitskräftemangel.

       Ich war mit dem Arbeitsplatzwechsel nicht einverstanden. Meine Gründe, daß ich mich auf dem Gebiet der Herstellung von Augenarzneimitteln spezialisiert habe und in einer entsprechenden Arbeitsgruppe tätig bin, daß mein 2. Kind im September eingeschult wird und sicher meiner Unterstützung bedarf, daß ich einen längeren Arbeitsweg und schlechtere Arbeitsbedingungen habe und kein gutes Verhältnis zu der Kollegin, die meine Vorgesetzte werden soll und die ich aus vorhergehender Zusammenarbeit kenne, wurde nicht akzeptiert.

       Meine Bitte, mich als „Mitarbeitenden Apotheker“ mit entsprechend weniger Gehalt in meinem Fachgebiet zu belassen, wurde abgelehnt.

       Da ich aus der Erfahrung, die mein Mann mit der Technischen Hochschule Magdeburg gemacht hatte, wußte, daß mir gekündigt wird, wenn ich den Änderungsvertrag nicht annehme, unterschrieb ich am 25.3.1985 den mir vorgelegt Vertrag.

       In sehr deprimierten Zustand bat ich am 29.5.1985 wiederum schriftlich, mein Arbeitsrechtsverhältnis ruhen zu lassen oder es aufzuheben, um Abstand zu gewinnen. Ich benötige ihn, um von der leitenden Stellung in ein Unterstellungsverhältnis zu gehen.

       Beiden wurde in einem nachfolgenden Gespräch nicht stattgegeben.

       Auf meine nochmalige Bitte, mich als Mitarbeiterin in meinem bisherigen Tätigkeitsbereich zu belassen erhielt ich wieder eine abschlägige Antwort.

       Ich bat, mir einen anderen Ausweg zu zeigen. Darauf wurde mir als einzige Möglichkeit nach dem AGB die Kündigung genannt.

       Da ich keine andere Möglichkeit sah, aus dieser unwürdigen, demütigenden Situation herauszukommen, löste ich mein Arbeitsrechtsverhältnis durch Kündigung zum 30.6.1985.

       Ich erkläre hiermit an Eides Statt, daß die Kündigung zu diesem Zeitpunkt nicht in meinem Interesse lag.«

      Diese Aufzeichnungen waren für Rosemarie sicher ein erster, aber notwendiger Schritt, sich von dem Trauma des Verlustes ihrer Tätigkeit als Apothekerin in leitender Stellung zu lösen.

      Unsere Tochter benötigte ab September nächsten Jahres eine Lehrstelle. Da es ihr Wunsch war eine Töpferlehre zu beginnen, bewarb sie sich um eine Lehrstelle bei dem „VEB Keramische Erzeugnisse Ilsenburg (Harz)“, aber mit Schreiben vom 22. Juli wurde ihr mitgeteilt, dass sie keine Keramikfacharbeiter ausbilden. Bei weiterem Interesse könnte sie sich an die Berufsschule des „VEB Keramische Werke Haldensleben“ wenden.

      Aber zunächst verbrachten wir Vier in der Zeit vom 27. Juli bis 3. August unseren Urlaub in Sagard/Rügen im Haus der Großmutter eines Klassenkameraden unserer Tochter. Die Großmutter besaß ein Gut mit wohl mehr als 100 Hektar Land, welches zu diesem Zeitpunkt eine LPG bewirtschaftete. Zu diesem Gut gehörte eine große Villa mit Park, die die Großmutter aber nicht mehr bewohnte, und eine Kreidegrube, welche ein VEB weiter ausbeutete. In diesem Urlaub besuchten wir die Sehenswürdigkeiten von Rügen und, da das Wetter sehr schön war, badeten wir oft in der Ostsee.

      Unser Ziel war es, unseren Kindern noch so viel wie möglich, von dem Land und seiner Geschichte zu vermitteln, in dem wir groß geworden waren. Wir gingen davon aus, dass wir nach unserer Ausreise aus der DDR dieses Gebiet von Deutschland nicht mehr besuchen durften!

      Folglich verbrachten wir die restlichen Tage unseres Urlaubs mit Ausflügen in die Umgebung von Magdeburg. So befanden wir uns eines Tages auf der Rückfahrt von Egeln auf der F 81, als ich unser Auto verkehrsbedingt anhalten musste, aber der Fahrer eines große LKWs der Roten Armee dies fast zu spät bemerkte! Sein Fahrzeug kam nur kurz hinter uns zum Stehen, sodass ich im Rückspiegel nur einen Teil dieses riesigen Autos sah! Wir wären nicht die ersten Opfer gewesen, die von einem sowjetischen Militärfahrzeug überrollt wurden.

      So manchen Tag wohnten wir auch auf unserem Wochenendgrundstück in Wahlitz. Trotz Urlaub brachten wir uns Anfang August wieder einmal bei der Abt. Inneres des Rates der Stadt Magdeburg in Erinnerung, indem wir ihnen unser 9. Gesuch auf Übersiedlung zukommen ließen.

      Den Abschluss unseres Urlaubs bildete ein Aufenthalt in Berlin, den wir an einem Wochenende Mitte August dort verbrachten. Seit Monaten schon hatten wir uns für den Besuch des Fernsehturms angemeldet und erhielten schließlich für den 16. August die Möglichkeit, uns für eine Stunde im Turmrestaurant aufhalten zu dürfen. Wie wir schließlich oben im Restaurant ankamen, war der Turmbereich, in dem sich das Restaurant befand, eine dreiviertel Stunde lang von Nebel umgeben, sodass wir leider nur noch eine viertel Stunde die Aussicht genießen konnten!

      Unser nächster Weg führte uns in das Bodemuseum, womit wir für diesen Tag ziemlich ausgebucht waren. Übernachten konnten wir bei unseren Bekannten Marie und Hans-Joachim. Sie wohnten in der Nähe des Kollwitz-Platzes. Hier trafen wir auch unsere Freundin Anna. In den nächsten zwei Tagen zeigten uns unsere Bekannten einige Sehenswürdigkeiten von Berlin (Ost bzw. „Hauptstadt der DDR“). Im Programm war eine Fahrt mit dem Motorschiff über den Gr. Müggelsee, durch die Müggelspree zur Dame, entlang an der Regattastrecke in Grünau, weiter zum Langer See und zurück zum Ausgangspunkt. Am letzten Tag, bevor wir unsere Heimreise antraten, besuchten wir noch den Hugenotten- bzw. Französischen-Friedhof und den Dorotheenstädtischen Friedhof, die Grablege vieler berühmter Persönlichkeiten, dadurch historisch außerordentlich interessant. Auf der Rückfahrt nahmen wir unsere Freundin Anna mit.

      Am 22. August erhielt ich gegen Mittag in der Hochschule einen Anruf von unserer Tochter. Sie informierte mich, dass wir einen Brief erhalten hatten, in dem wir aufgefordert werden „Zur Klärung eines Sachverhaltes um 15 Uhr im Volkspolizei-Kreisamt Magdeburg, Abt. Kripo, zu erscheinen!“ Da wir, außer unserer Tochter, zu diesem Zeitpunkt in Wahlitz wohnten, holte ich von dort Rosemarie und unseren Sohn ab, um uns anschließend mit unserer Tochter