Sitten, Strolche & Strategen. J. J. Juhnke. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: J. J. Juhnke
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783968588216
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sowieso glaubten sie den Quatsch mit der Sündenbestrafung nicht. Und wenn mein Führungsoffizier die Striemen sieht dreht er durch und will alle "heidnischen Pfaffen" auf Scheiterhaufen sehen. Außerdem habe ich keine "extrem Gläubigen Peitsche" zur Hand. Wüsste nicht woher besorgen. Selbst Prediger Pahlke werde ich nicht fragen und von meinem nächtlichen Ausritt berichten. Mir reichten schon Eisen Erich und Stuka Riester in der Schule, als Repräsentanten von Anstand und Moral. Außerdem kannte ich bereits seinen Kommentar zu meiner misslichen Lage: >Brüder seit nüchtern und wachsam, denn euer Verführer, der Teufel, geht umher wie ein Löwe, sucht seine Opfer besonders gerne in Lotterbetten. Ja das Leben ist schon grausam, will nur Gier, Glück und Geld. Die höchsten Werte werden vergessen, ja abgeschafft und nun ist es auch dir passiert, mein Sohn<. Genau das hat er nämlich letztens zu Hans Dampf gesagt, als der verheiratete Bauunternehmer dieses junge Ding, welches er Sekretärin nannte, zum Richtfest mitbrachte. Danach nahm er sein Glas, prostete dem Begleiter einer sexy Erscheinung zu und sagte: >Halleluja, mein Sohn<. Worauf der Bauunternehmer antwortete: >Halleluja, mein Dichter! Müssen besondere Ereignisse immer eine Bedeutung haben, müssen wir immer nach Regeln suchen, die wir sowieso nicht einhalten können, mein lieber Pahlke? Da leiste ich mir, gelegentlich wenn die Sterne günstig stehen, eine kleine Erfrischung, in meinem von Arbeit und Verantwortung geprägten Alltag. Der Chefzauberer im Himmel wird das verstehen, schließlich hat er meine Ehefrau bereits zu Lebzeiten überlassen bekommen. Ich denke wir sind momentan quitt miteinander. Und mal unter uns reiferen Jahrgängen: Wenn es nach ihnen ginge würden sie doch auch die Kirche im Dorf lassen, ich meine, wem Schadet es, wenn ich ein Stück glücklicher bin und darum jemanden etwas davon abgebe, manchmal ist die Glückliche eben blond<. Meine Frau ist bereits eine Dauerleihgabe an die Kirche, dass wissen sie, ihr Chef und ich ganz genau. Täglich verwirklicht sie sich in den heiligen Hallen der Kirchengemeinde, die übrigens meine Firma, gleich nach dem großen Quatsch, errichtet hat. Qualitätsarbeit, wo ich draufzahlte, weil die Kirche so arm war. Ich bin halt ein christlicher Gemütsmensch, mit großem Herzen<. >Mir reicht schon der Anblick ihrer weiblichen Begleitung um ihr Herz schlagen zu hören, aber vielleicht ist es nur der berauschende Schwindel des verbotenen, < entgegnete Prediger Pahlke und schenkte Cognac nach. >Berauschend allemal, weil ich es mir nicht verbiete und die berauschenden Details sieht doch jeder. Gib es wenigstens zu, wenn du sie anschaust geht die Phantasie mit dir durch, was ich für normal halte, beim Anblick so einer fleischlichen Versuchung. So ein junges Ding will doch auch ihre Erfahrungen machen, bevor sie eine christliche Ehre eingeht, oder auch nicht. Das soll doch etwas Besonderes sein und gelingen. Da hat man als Praxis Anleiter und Ausbilder eine große Verantwortung. Ich habe beides, Erfahrung und Verantwortung. Da kann man mich doch nicht aus dem Spiel nehmen wollen. Das wäre geradezu unmenschlich und als Christdemokrat bin ich für die Verbesserung der menschlichen Bedürfnisse auf Erden. Da kann ich nicht selbst mit Inkonsequenz voran gehen, sozusagen nach rechts wollen und nach links abbiegen. Tugendhaftigkeit, bringt das Mädchen doch nirgendwo hin. Keuschheit und Frömmigkeit verweigern nur die Dankbarkeit an die göttliche Schöpfung, mein Bester. Außerdem kommt die Süße aus einem weltoffenen Stall und weiß genau was sie will. Tja, wenn man dann zusätzlich Eva heißt und so aussieht – ja, dann Gnade dir Gott, da kriegst die alten Knochen in die Wolken geschossen, stimmt´s alter Kostverächter. < Was ich sah waren zwei alte Freunde beim Meinungsaustausch, nicht mehr und nicht weniger. Aber das half mir jetzt auch nicht wirklich weiter. Ich konnte mit dem Chefdenker im Himmel keine Geschäfte machen, so wie es Hans Dampf möglicherweise gelingen wird. Dieser Zirkusnummer traute ich nicht über den Weg. Bei dem Image das dieser Liebhaber von schnittigen Mercedes S Klasse Modellen und schnitten Sekretärinnen Modellen sich in unseren Breiten erworben hatte, schloss ich eine Wiederholung im Himmel nicht 100prozentig aus. Vielleicht ist Gott auch nur ein Mensch, aber mächtiger! Wie ein Zirkusdirektor, wenn man so will. Ich bewunderte schon lange das Redetalent von Gentos Vater, als Bauunternehmer, als Bürgermeister und als Privatmann, die Dinge "richtig" zu stellen. So möchte ich auch später reden können, so spendabel und beliebt sein können und damit so erfolgreich durchkommen zu können. Zumindest hier auf Erden. Und ich glaubte: Selbst Pahlke dachte das der Kerl, trotz lockerer Lebensweise, am Endgericht Tage damit durch die Himmelstür kommen würde. Also, wenn Gott Humor besitzt und kein Pedant ist, dann vielleicht wirklich. Ich war geschockt, wie schnell der Hauch des Teufels mich erwischen konnte und wie clever der Bursche es anstellte. Jedenfalls war mir wieder klar geworden: Nicht gerade einfach sich den Weg ins Paradies zu verdienen und wer das behauptet hat nicht gelebt! Als erste Maßnahme hing ich das große B.B. Bild von der Wand in meinem Zimmer ab. Es heißt ja nicht umsonst: Wir begehren was wir sehen! Wenn Karin B. noch ledig ist, kommt die dran, entschied ich spontan. Ich schloss die Augen für einen traumlosen Schlaf. Denn was waren die letzten Stunden gewesen?

      Ein erfüllter Wunschtraum, der zum Alptraum wurde. Doch dann träumte ich davon wie Brigitte und ich vom Baum der Erkenntnis essen würden, woraufhin ich auch das zweite Ich geschenkt bekam. So landete ich in die Träume und Zimmer der Mädchen und versuchte mich hilfreich zu verhalten. Aber, ganz ehrlich: Eher kann man alle Champagnerkorken auf der Titanic finden, als alle Mädchen, die von einem Liebhaber träumen. Dann kam der Morgen, ich wachte erfrischt auf. Meine, mit Sonne und Wasser befreundete, Nymphe war wirklich ausgeflogen. Zumindest körperlich war sie nicht mehr anwesend. Jetzt war auch ich mit ihr befreundet. Wahrscheinlich drehte sie gerade, irgendwo auf der Welt, einen Film und durfte nicht zu spät am Set erscheinen. Die Umgebung meines Bettes glich einem Schlachtfeld. Der volle Aschenbecher und ihre französischen Zigaretten waren verschwunden. Aber ihr Parfüm hing noch schwer in allem was ich fühlte. Nichts blieb von ihr haften, außer erfüllte Erinnerungen einer phantastischen Nacht. Ein zauberhafter Schwindel und trotzdem heiß, wie der Strahl aus einem Flammenwerfer. Ich wusste das meine Freunde diesen nächtlichen Höhenflug nicht wirklich nachvollziehen werden und ließ meine neue Freundin unerwähnt. Dann muss ich nichts erklären, nichts teilen und mich nicht überbieten lassen. Nur warten auf Biggi, oder lieber die hoffentlich ledige Karin Baal, das konnte ich nicht abstellen! Ja, die Welt kann seltsam und wunderbar sein, wenn auch manchmal außerhalb von Regeln der alten Steintafeln vom Berg Sinai.

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      Hafenstadtwelten

      Der Hafen kannte keine Ruhe und war in der Nacht hell erleuchtet. Lampen krönten die Spitzen der Ladekräne bei den festgemachten, schlafenden Riesen. Rote, grüne und weiße Lichter. Die Schiffe klebten nach langer Reise an den Mauern der Kajen. Überall in der Luft lagen Geräusche von Arbeit und Betrieb. Im Süden der Stadt lag der Fischereihafen. Eine andere Hafenwelt. Ständig rumpelten Traktoren mit Fischabfällen durch den Fischereihafen. Kreischende Möwen über ihnen und Räuchereien sendeten Düfte aus. Kam der Wind aus Südwesten verband sich oft damit der Durchzug von Nebelwänden. Man hört noch die Möwen und Nebelhörner der Schiffe, sieht aber die Hand vor Augen nicht mehr. Stadt und Hafen sind ineinander verwachsen. Mitten in der Stadt türmen sich zwischen den Häusern Schiffe auf. Fast eine ganze Weserseite der Stadt bestand aus Molen, Kajen, Kränen, Schuppen, Docks und Seeschiffen. Es gab Werftbetriebe mit ihren großen Trockendocks, militärischen Anlagen, die Passagierschiff Fahrgastanlage, auch Kaje der Tränen genannt, die weißen Bananendampfer und anderen Auffälligkeiten des Mikrokosmos Seehafen. Hinzu kam der milde Salzgeruch des Meeres, der Geruch von Teer und Farbe, von Schornsteinen und Küchen. Die Schlepper zogen das Schiff in die Fahrrinne hinaus und kamen zum Hafen zurück. Das Schiff nahm Abschied über seine kräftigen Sirenen und fuhr durch die Wesermündung ins Meer hinaus. Man sah irgendwann seine hohen Schornsteine am Horizont versinken. Wir hatten uns an das erscheinen und weiterziehen dieser Giganten gewöhnt. Schon aus der Ferne sah man die gewaltigen Schornsteine auf Hafen und Stadt zukommen. Geflaggt im schönsten Sonnenschein oder hell erleuchtet durch nächtliche Nebelschwaden. Auch wenn in 3 Schichten 7 Tage rund um die Uhr gearbeitet wurde, dauerte das end- und beladen eines Frachtschiffes 3 bis 5 Tage. In dieser Zeit hatte die Besatzung Freizeit. Das konnte 3 bis 5 Tage Landgang bedeuten. Auf manchen Schiffen war es dann auch verboten Alkohol und Frauen mit an Bord zu bringen. Männer, aus aller Herren Ländern, drängte es zu den Frauen in den nahen Bars und Absteigen und sie wirkten dabei wie ganz normale Seeteufel. An Bord träumen sie dann wieder von vertrunkenen Nächten, mit fremden Frauen, in ungemachten Betten und freuen sich schon auf das nächste Mal.