Red Dirt Heart: Lodernde Erde. N.R. Walker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: N.R. Walker
Издательство: Bookwire
Серия: Red Dirt Heart
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238213
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sagte ich sarkastisch. »Nicht nötig, dass du mir hilfst.«

      Er grinste hinter der Wasserflasche. »Ich habe die Eier getragen.«

      »Danke, Jungs«, sagte Ma, was wahrscheinlich eher ein Haltet die Klappe als ein Danke ausdrücken sollte. »Travis hat mir gerade erzählt, dass ihr zwei am Wochenende zusammen nach Alice fahrt.«

      Ich sah Travis an. »Oh, tun wir das?«

      Er trank den Rest seines Wassers aus, schloss den Kühlschrank und grinste einfach weiter sein Megawattgrinsen. »Japp. Morgen Früh geht's los.«

      Kapitel 4

      Ein gemeinsames Wochenende. Was könnte da schon schiefgehen?

      Ich ließ die Reisetasche in der Diele neben der Vordertür fallen und ging in die Küche. Es war noch vor dem Frühstück und Ma sah in der Tat aus, als wäre sie noch nicht lange auf. Aber es war Travis' Anblick, der mir den Atem raubte.

      Er saß am Küchentisch wie schon zweihundert Male zuvor. Aber dieses Mal hielt er das Känguru im Arm, als wäre es ein Baby, und gab ihm die Flasche. Travis hob den Kopf und schaute mich an, und ich konnte sehen, wie er – da er wusste, dass ich kein Fan des verdammten neuen Mitbewohners war – sich dagegen wappnete, dass ich etwas nicht sonderlich Freundliches sagen würde.

      Ich blickte von Travis' Augen zu den großen, braunen Augen des Kängurus, das die längsten Wimpern hatte, die ich jemals gesehen hatte, und sogar seine kleinen Hände an das Fläschchen gelegt hatte, das Travis hielt. Ich seufzte und jede Gegenwehr, die ich bezüglich des Kängurujungen in mir gehabt hatte, wich aus meinem Körper. »Musst du so niedlich sein? Ich versuche, sauer auf dich zu sein.«

      Travis lächelte schließlich, langsam und breit. »Sie ist niedlich, nicht wahr?«

      Ich ging hinüber und küsste ihn auf den Kopf. »Ich hab nicht von ihr gesprochen.«

      Travis lachte und Ma lächelte uns an. »Ich hab ihm gesagt, er kann eine von den Flaschen für verwaiste Kälber nehmen. Ist ein bisschen groß für die Kleine, aber besser als nichts«, sagte Ma. »Soll ich dir einen Becher Tee machen, mein Lieber?«

      »Wie wäre es, wenn du dich hinsetzt und ich uns beiden Tee koche?«, sagte ich. Draußen war es immer noch total dunkel und kalt, und als ich Ma ihre Tasse reichte, legte sie automatisch die Hände darum. Ich hatte gelernt, dass es besser war, sie nicht geradeheraus zu fragen, wie es ihr ging, denn normalerweise antwortete sie darauf, indem sie mir den Kopf abriss. Stattdessen schlich ich um den heißen Brei. »Ich leg noch was aufs Feuer, bevor ich gehe«, sagte ich. »Und neben dem Kamin ist jede Menge Holz. Ich habe Bacon gesagt, er soll ein Auge drauf haben. Wenn es zur Neige geht, dann bringt er dir neues Holz.«

      »Charlie, ich brauche keinen Babysitter«, fing sie an.

      »Und Trudy wird aufpassen, dass du nichts Schweres heben musst«, sagte ich. »Ich habe ihr gesagt, dass du zu stur dafür bist, um Hilfe zu bitten, und dass du behaupten würdest, sie wäre dir nur im Weg. Ich habe ihr gesagt, dass sie dir so viel im Weg sein soll wie möglich – wenn du also jemanden deswegen anbrüllen willst, dann brüll mich an, nicht sie.«

      Ma seufzte. »Charlie.«

      »Und ich habe Nara aufgetragen, sich um Matilda zu kümmern, während ich weg bin«, fügte Travis hinzu. »Sie kann sie tagsüber hier im Haus lassen und einfach alle paar Stunden zum Füttern herkommen. Aber nachts kann sie sie mit zu sich nehmen, dann ist das mit dem nächtlichen Füttern einfacher.«

      Ma sah uns beide an und begriff wahrscheinlich, dass es zwecklos war, mit uns beiden gleichzeitig zu streiten. Ich wusste aber auch verdammt genau, dass sie eine Sekunde, nachdem wir aus der Tür spazierten, sowieso machen würde, was sie wollte. Und sie sah an diesem Morgen schon besser aus. Aber wenigstens wusste sie, dass wir uns um sie kümmerten, und die anderen wussten, dass sie sie im Auge behalten sollten.

      »Ich fühle mich besser«, sagte sie und betrachtete ihre unberührte Tasse Tee.

      »Gut«, sagte ich. »Dann übertreib es nicht, und es wird dir auch besser gehen.«

      Sie lächelte, aber es war ein Reicht es nun bald?-Lächeln. Dann wechselte sie das Thema. »Also… Trudy und Bacon, hm?«

      »Tja.« Ich nickte. Dann fiel mir etwas ein. Ich warf Travis einen scharfen Blick zu. »Und du wusstest es und hast mir nichts gesagt?«

      Travis wollte gerade antworten, als zu seinem Glück Matilda anfing, mit ihrem Fläschchen herumzumachen. »Na, sieh einer an«, sagte er, hielt die Flasche hoch und ignorierte mich komplett. »Du warst aber ein hungriges Mädchen heute Morgen«, sagte er zu Matilda in so einem Baby-Singsang.

      Er stand auf, wobei er das Känguru immer noch wie ein Baby im Arm hielt, trug die Flasche zur Spüle und murmelte dann etwas über ihren Beutel, der hergerichtet werden müsste, als er zur Tür hinausging.

      Ich starrte die nun leere Türöffnung an, dann blickte ich zurück zu Ma. »Gebt ihr euch gegenseitig Tipps, wie man es vermeidet, auf Fragen zu antworten? Das habt ihr nämlich beide wirklich drauf.«

      Ma lachte und stand auf. »Du machst dich jetzt besser fertig, damit ihr losfahren könnt.«

      »Du hast es schon wieder getan.«

      Ma klopfte mir auf die Schulter. »Macht euch ein schönes Wochenende, Charlie. Entspann dich mal ein bisschen und hab Spaß.« Sie nahm meine nicht ganz geleerte Teetasse. »Oh, Charlie«, sagte sie, als wäre ihr soeben etwas eingefallen. Sie öffnete den Kühlschrank und reichte mir eine Tüte. »Die sind für unterwegs zum Frühstück.«

      Ich sah in die Tüte und fand einige meiner Lieblingspasteten mit Eiern und Schinken aus Mas Frühstückssortiment. »Oh, lecker!« Ich küsste ihre Wange. »Danke, Ma.«

      »Und auf dem Tresen steht eine Thermoskanne mit Kaffee für Travis.« Sie gab mir die Isolierkanne. »Du weißt ja, wie gern er das Zeug zum Frühstück trinkt.«

      Ich lächelte sie an. »Ja, weiß ich.« Ich stand da, ein wenig unsicher darüber, ein ganzes Wochenende wegzufahren. »Du hast meine Handynummer und ich hab George gesagt, er soll anrufen, wenn ich gebraucht werde. Egal aus welchem Grund, okay? Es macht mir nichts aus.«

      Sie ignorierte mich schon wieder und zog Behälter mit Speck aus dem Kühlschrank. »Jetzt mach, dass du aus meiner Küche kommst. Ich muss mich ums Frühstück kümmern.«

      * * *

      »Ich kann nicht glauben, dass ich das mache«, sagte ich und sah zu Travis hinüber. Ich saß am Steuer und wir fuhren auf dem Highway Richtung Alice. Die Sonne ging gerade auf und wir waren bereits seit einer Stunde unterwegs.

      Trav lehnte sich in der Sitzbank des alten Pick-ups zurück und streckte seine Beine, so gut es ging. »Dir steht mal ein freies Wochenende zu.«

      »Ich hätte genauso gut alles online oder über das Telefon bestellen können«, fügte ich hinzu.

      »Ja, hättest du«, entgegnete er schlicht. »Und ich weiß, dass du vollauf zufrieden damit wärst, für den Rest deines Lebens jeden einzelnen Tag auf Sutton Station zu verbringen, aber ich brauch mal für ein Wochenende Tapetenwechsel.«

      »Was?« Ich drehte mich ruckartig zu ihm um. »Warum hast du nicht schon früher etwas gesagt? Wenn du es leid bist, auf der Farm zu sein, dann hättest du mir das sagen sollen.«

      Travis schnaubte und lächelte sein Das ist nicht der Punkt-Lächeln. Er schüttelte den Kopf über mich. »Ich bin es nicht leid, auf der Farm zu sein. Aber ein Wochenende alle sechs Monate ist ja wohl nicht zu viel verlangt.«

      »Oh.«

      »Ich will ausgehen und etwas trinken – mit dir. Und essen gehen – mit dir. Und ich will was von Micky-Dee essen –«

      Ich unterbrach ihn: »Du willst was essen?«

      »Micky-Dee«, erklärte er. »Du weißt schon, McDonald's.«

      »Macca?«