Red Dirt Heart: Lodernde Erde. N.R. Walker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: N.R. Walker
Издательство: Bookwire
Серия: Red Dirt Heart
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238213
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und die Luft brannte nicht in den Lungen.

      Der Winter brachte seine eigenen Probleme mit sich, aber die kühleren Tage und kalten Nächte gefielen mir am besten. Besonders jetzt, da ich einen hochgewachsenen, texanischen Körper in meinem Bett hatte, um mich warmzuhalten…

      »Ach.« Ich seufzte. »Ich habe das Recht, auf ihn sauer zu sein.« Dann grollte ich. »Na ja, okay. Vielleicht auch nicht. Vielleicht habe ich überreagiert. Aber Kängurus sind eine Plage. Sie fressen unsere Ernte, wir schießen sie ab. So ist das nun mal. Und dann ist er nicht ins Bett gekommen. Er hat auf der Couch geschlafen… oder in einem Gästebett oder… ich weiß nicht einmal, wo er geschlafen hat, aber jedenfalls nicht bei mir. Und was soll das, bitte?«

      Ich seufzte dramatisch und zog die Zügel an, damit Shelby stehen blieb.

      »Na gut, vielleicht habe ich überreagiert. Aber das hat er auch.« Ich schnaubte. Oder knurrte. Oder so etwas. »Und was soll die Schmollerei? Nicht mit mir zu sprechen? Man ignoriert nicht einfach seinen…« Noch während ich die Worte aussprach, fiel mir ein, dass Travis heute Morgen versucht hatte, mit mir zu reden, und dass ich wohl eher ihn ignoriert hatte…

      Ich seufzte, lang und laut. »Wie zum Henker soll ich denn wissen, was ich tue? Ich habe keinen verdammten Schimmer! Ich hab keine Erfahrung mit diesem Mist. Ich weiß nicht, was man machen muss, damit eine Beziehung funktioniert.«

      Shelby verlagerte ihr Gewicht und zuckte mit den Ohren, was in Pferdesprache so viel hieß wie: Geh nach Hause und entschuldige dich, du Idiot.

      Ich zog kräftig am rechten Zügel und Shelby änderte die Richtung. »Ja, ja. Klaro. Schon unterwegs.«

      Möglich, dass ich fast den ganzen Rückweg vor mich hingrummelte.

      Ich ritt Shelby im Schritttempo zurück und war gerade dabei, sie abzusatteln, als Ma mich fand.

      Und damit meine ich: sie fand mich wie ein zorniger Piranha einen blutenden Schwimmer findet.

      Ich konnte ihr am Gesicht ablesen, dass sie stocksauer war. »Hey, was gibt's?«, sagte ich lahm.

      Ma drohte mir mit dem Zeigefinger. »Du bist ohne Wasser und Telefon losgeritten. Das war dumm, Charlie. Du weißt es verdammt noch mal besser. Du weißt es besser, seit du vier Jahre alt warst. Wenn du dich den ganzen verdammten Tag in der Wüste verstecken willst, dann mach das, aber du sagst jemandem Bescheid, wohin du gehst, und du nimmst die notwendigen Sachen mit.«

      Mann, sie war stocksauer. Ihr Zorn war ein wenig überraschend, dann fiel mir ein, dass sie sich nicht gut gefühlt hatte. »Es tut mir leid«, sagte ich zu ihr. »Und ich wollte mich nicht verstecken…«

      Sie hob eine Augenbraue. »Strafst du ihn mit Schweigen?«, fragte sie.

      »Er hat angefangen.«

      Japp, das sagte ich. Ich war offiziell wieder acht Jahre alt.

      Ma machte sich nicht einmal die Mühe, darauf zu antworten. Stattdessen schnaubte sie. »Charlie, ich liebe dich von Herzen.« Sie machte eine Pause und sah mich an. »Aber du musst endlich mal erwachsen werden.«

      Ich bin sicher, dass mir die Überraschung ins Gesicht geschrieben stand, denn sie seufzte schicksalsergeben. »Er hat sich Sorgen um dich gemacht.«

      »Ich brauchte etwas Zeit zum Nachdenken.«

      »Das habe ich ihm auch gesagt.«

      »Ich wollte nicht, dass sich jemand Sorgen macht. Ich hätte Bescheid sagen sollen, wohin ich reite. Du hast recht. Ich weiß es besser, als einfach so zu verschwinden. Tut mir leid.«

      Ma schwieg eine Weile. »Streite dich nicht über Kleinigkeiten, Liebes«, sagte sie schließlich sanfter. »Aber ich schlage vor, du gehst zu ihm, bevor eine große Sache daraus wird.«

      Ich nickte und wusste, was ich zu tun hatte. Ich nahm den Sattel vom Zaun herunter. »Ich bringe das eben weg, dann suche ich ihn.«

      Ich musste nicht weit gehen. Ich brachte Shelbys Sattel weg, dann trieb ich Travis im Haus auf. Er hängte gerade einen meiner alten Pullover an die Klinke der Wohnzimmertür. Als ich näher hinsah, guckte ein recht verdächtiger Känguruschwanz daraus hervor. Ach Mann, er benutzte einen Pullover als Beutel für das verdammte Kängurubaby und hängte ihn an der verfluchten Tür auf.

      Er ließ mich mit einer Art Schulterzucken stehen und als er an mir vorbeiging, murmelte er: »Ich muss mir die Hände waschen.« Ich folgte ihm den Korridor hinunter zum Badezimmer. Dann stand ich im Türrahmen, während er am Waschbecken zugange war.

      Als er fertig war, drehte er sich um, lehnte sich gegen den Waschtisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Haltung war genauso defensiv wie sein Tonfall. »Sag es einfach, Charlie.«

      Ich öffnete den Mund und… schloss ihn wieder. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. »Ich will nicht, dass du sauer auf mich bist.«

      »Aber ich kann sie trotzdem nicht behalten?«

      Ich wollte mich nicht schon wieder über ein Känguru streiten. Aber ich fand keine Worte. Ich schüttelte den Kopf. »Travis…«

      »Ist das jetzt Charlie, mein fester Freund, oder Charlie, mein Boss, mit dem ich gerade rede?«

      »Das ist nicht fair.«

      Er stieß sich vom Waschtisch ab und richtete sich auf. »Tja, ich frage dich nicht. Ich sage es dir. Ich gebe sie nicht weg. Sie ist vollkommen hilflos. Wenn ich sie einfach irgendwo aussetze, dann stirbt sie auf jeden Fall, und ich kann – ich werde – das nicht tun.«

      Ich hob die Hände und drückte sie gegen seine Brust, um ihn zu stoppen, als er versuchte, an mir vorbeizugehen. »Es geht nicht um das Känguru.«

      Er sah mich prüfend an. »Nicht? Warum bist du dann sauer auf mich? Du hast mich heute Morgen abblitzen lassen und bist einfach weggeritten, ohne jemandem zu sagen, wohin. George sagte, du wärst nicht zur Lagune unterwegs, weil du nach Norden geritten bist, nicht nach Osten.«

      Ich zuckte die Achseln. »Na ja, zuerst ging es um das Känguru, aber dann nicht mehr. Ich weiß nicht, warum. Ich brauchte nur etwas Zeit oder so.« Ich hatte nun meine Hände in sein Hemd gekrallt, damit er nicht wegkonnte. Oder ich. Ich war mir nicht sicher. »Aber ich bin zurückgekommen…«

      »Du bist zurückgekommen…«, wiederholte Travis auffordernd meinen unvollendeten Satz.

      »Shelby dachte, es wäre eine gute Idee.« Ich hätte mir am liebsten gegen die Stirn geschlagen, weil ich das laut ausgesprochen hatte, entschied mich aber, auf cool zu machen.

      »Tatsächlich?«

      »Ja, sie meinte, ich hätte wahrscheinlich überreagiert.« Ich ließ sein Hemd los, aber keiner von uns bewegte sich.

      »Sie ist ein kluges Pferd.«

      »Sie meinte, du hättest ebenfalls überreagiert.«

      Travis versuchte nun, nicht zu grinsen. »Meinte sie?«

      »Jepp. Aber sie meinte auch, dass der Ritt durch den Arthur Creek helfen würde, meinen Kopf klar zu kriegen, und dass ich wohl besser zurückkommen und mich entschuldigen sollte.«

      »Sie ist wirklich ein kluges Pferd.«

      Ich nickte und atmete tief ein. Dann sah ich zwischen uns auf den Boden. »Sie wollte wissen, warum du letzte Nacht nicht ins Bett gekommen bist…«

      Und da war er. Der wahre Grund.

      Travis strich mit seiner Hand über meine Brust zu meinem Hals, bevor er mein Kinn anhob, sodass ich ihn ansehen musste. »Ich hatte zu Abend gegessen und als ich dann Matilda fütterte, muss ich eingeschlafen sein. Charlie, es war keine Absicht. Es tut mir leid.«

      »Matilda?«

      »Das Junge.«

      »Du hast ihr einen Namen gegeben?«

      »Aber natürlich.«

      »Matilda?«

      »Ja.