109th. Jessica Oheim. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jessica Oheim
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960741909
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wie wäre es, wenn du Anna ablöst, damit sie das Überwachungsvideo des Geldautomaten sichten kann?“

      Die Angesprochene nickte und fragte: „Haben wir denn schon einen Gerichtsbeschluss für die Kameravideos?“

      ***

      Eine Weile später legte ich Sophie den verlangten Beschluss auf den Tisch. „Gib ihn gleich Anna“, meinte meine Schwester. „Sie kümmert sich um die Videos.“

      Ich nahm das Dokument und brachte es Anna. „Hier ist der Gerichtsbeschluss für die Videos der Überwachungskameras.“

      „Das hat aber lange gedauert, wollte Richter James ein wenig plaudern?“, fragte sie lächelnd.

      Ich hatte mich mittlerweile an den Polizeihumor gewöhnt und verstand, dass diese Frage mit einem Dankeschön gleichzusetzen war. „War mir ein Vergnügen“, lachte ich und ging zurück zu Sophie. „Kann ich noch etwas für dich tun?“

      Sie nickte. „Ja, besorg uns einen Beschluss, damit wir die Finanzen und Telefondaten der Familie Togo einsehen können.“

      „In Ordnung“, erwiderte ich und wollte gerade zurück in mein Büro gehen, als Lena fragte: „Bist du denn mit den Akten und den Kartons endlich fertig?“

      „Ja, ich bin heute Morgen extra ein bisschen früher gekommen, um das alles zu schaffen. Jetzt stehe ich euch voll und ganz zur Verfügung.“ Dann drehte ich mich um und verschwand in meinem Büro.

      ***

      Sam erschien wieder im Büro und verkündete: „Wir haben Glück, Lea hat gerade Mittagspause.“

      „Jetzt schon?“, staunte Sophie und blickte auf ihre Uhr. Es war erst halb zwölf.

      Sam zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber sie will sich mit mir treffen. Allerdings muss ich dafür sofort los.“

      „Und was ist das Problem? Wir haben einen Fall zu lösen, da zählt jede Sekunde.“

      „In Ordnung. Ich melde mich, wenn ich auf dem Rückweg bin.“ Sophie nickte Sam zu, während dieser seine Jacke schnappte und zum Fahrstuhl lief.

      Die Teamleiterin stand auf und ging zu Lena, die damit beschäftigt war, nach Verbindungen zwischen Richard Tanner und Catherine Togo zu suchen. „Und schon etwas entdeckt?“, fragte sie.

      Lena schüttelte den Kopf. „Nein. Soweit ich das beurteilen kann, waren sie niemals zusammen in einem Team und haben auch nie im selben Revier gearbeitet.“

      „Gibt es andere Verbindungen, waren sie im gleichen Fitnessstudio oder fuhren sie mit demselben Zug?“

      Wieder schüttelte Lena den Kopf. „Nein. Die zwei dürften sich überhaupt nicht kennen, höchstens vom Einkaufen oder von einer kurzen Begegnung auf der Straße. Sie haben vermutlich noch nie miteinander gesprochen.“

      „Also gut, dann müssen wir etwas anderes finden. Wenn Jenny den Gerichtsbeschluss für die Finanzen und die Telefondaten hat, dann überprüfe bitte beides.“ Lena nickte und Sophie stellte sich vor die Pinnwand. „Es muss doch eine Verbindung geben“, dachte sie. Doch sosehr sie sich bemühte, sie konnte keine finden.

      „Hey Lea“, begrüßte Sam die Psychologin.

      „Oh, hi Sam“, erwiderte diese und sie umarmten sich herzlich. „Lass uns doch ein Stück laufen“, schlug Lea vor und hakte sich bei dem Polizisten ein. Gemeinsam spazierten sie ein Stück, bevor Lea fragte: „Ihr habt also einen neuen Fall?“

      Sam nickte. „Ja. Wir könnten deine Hilfe gebrauchen. Es handelt sich nämlich um einen Serienkiller. Könntest du ein Profil des Täters erstellen?“

      „Ja, natürlich. Dem 109. Revier helfe ich doch gerne. Also, worum geht es denn bei diesen Fällen genau?“

      Sam holte aus: „Ich fasse es mal kurz zusammen. Wir haben bisher zwei Opfer gefunden. Das erste war weiblich, das zweite männlich. Keine Gemeinsamkeiten außer der Todesursache und der Tatsache, dass jeweils ein Elternteil im Polizeidienst tätig ist.“

      „Was ist denn die genaue Todesursache?“, fragte Lea.

      „Zu hoher Blutverlust aufgrund zahlreicher Schnittwunden am ganzen Körper. Die Opfer müssen unfassbare Schmerzen erlitten haben.“

      „Ich verstehe. Es ist also etwas Persönliches.“

      „Etwas Persönliches?“

      Lea nickte. „Ja. Sonst hätte er seine Opfer zum Beispiel auch einfach erschießen können. Er wollte ihnen aber bewusst Schmerzen zufügen.“

      „Du sagtest er. Du vermutest also, dass es sich bei dem Täter um einen Mann handelt?“

      „Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Täter ein Mann ist. Derart brutale Morde werden normalerweise nicht von Frauen begangen.“ Sie machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: „Besteht denn die Möglichkeit, dass ich mir die bisherigen Ermittlungsergebnisse mal genauer ansehen kann? Ich meine, wenn ich euch auf dem Revier nicht im Weg stehe.“

      „Du stehst doch nie im Weg“, lachte Sam. „Ich denke, das dürfte kein Problem sein.“

      „Sehr schön.“ Lea blickte auf ihre Uhr. „Tut mir leid, aber ich muss schon wieder los. Soll ich nach meiner nächsten Sitzung zu euch aufs Revier kommen?“

      „Gerne“, freute sich Sam über das prompte Handeln der Psychologin. Lea verabschiedete sich von ihm und lief in die entgegengesetzte Richtung davon.

      Die beiden hatten sich schon immer sehr gut miteinander verstanden, und wenn es um Profile von Serienkillern ging, dann war Lea für das 109. Revier immer die erste Wahl. Sie würde diesen Fall entscheidend vorantreiben, da war Sam sich sicher.

      „Detective Parker, Mr und Mrs Togo sind jetzt im Konferenzsaal“, sagte Officer Carlson.

      Sophie nickte ihrem Kollegen zu und wandte sich dann an Lena. „Kommst du mit?“

      „Ich lasse dich das doch nicht alleine durchstehen“, erwiderte ihre Freundin und ging voran zum Konferenzsaal.

      „Danke“, meinte Sophie und folgte ihr.

      Nachdem sie sich vorgestellt und den Eltern des ermordeten Ryan die schlimme Nachricht so behutsam wie möglich überbracht hatten, begann Sophie die Befragung. „Mr und Mrs Togo, Ihr Verlust tut uns sehr leid“, setzte sie an.

      Die Eltern, die noch gar nicht wirklich fassen konnten, dass ihr Sohn tot sein sollte, blickten auf. In ihren Gesichtern spiegelte sich Trauer, aber auch Angst wider.

      „Wir müssen Ihnen ein paar Fragen über Ihren Sohn stellen, ist das in Ordnung?“

      „Wenn wir damit helfen können, seinen Mörder zu überführen, natürlich“, erwiderte Catherine Togo entschlossen.

      „Wann ist Ihr Sohn verschwunden?“, stellte Lena die erste Frage.

      „Gestern. Er kam nicht von der Schule nach Hause. Zuerst dachten wir, er wäre bei einem seiner Freunde, um uns aus dem Weg zu gehen. Doch als er um zehn Uhr abends immer noch nicht zu Hause war, machten wir uns Sorgen“, erklärte Garry Togo, während er einen Arm um seine Frau legte.

      „Aber dennoch haben Sie Ihren Sohn nicht als vermisst gemeldet“, stellte Lena fest. „Da drängt sich mir die Frage nach dem Warum auf.“

      „Weil ich, wie Sie sicher wissen, ebenfalls Polizistin bin. Mir war klar, dass die Polizei die Vermisstenanzeige erst aufnehmen würde, wenn er 24 Stunden verschwunden gewesen wäre.“

      Sophie nickte. Sie konnte gut verstehen, warum Catherine so aufgebracht war. Auch durch Wut konnte sich Trauer ausdrücken. Trotzdem wirkte das Ehepaar ziemlich gefasst. Der richtige Schmerz, der alles andere überdeckte, spielte sich im tiefsten Inneren der Eltern ab und würde mit voller Wucht zuschlagen, wenn sie das Geschehene realisierten.

      „Hatte