Frozen Hearts: Arctic Wild. Annabeth Albert. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Annabeth Albert
Издательство: Bookwire
Серия: Frozen Hearts
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238206
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Narren zu verwandeln, der nicht einmal mit seinem eigenen Kind reden konnte. »Irgendwelche Ideen, was ich ihr aus Alaska mitbringen könnte?«

      Normalerweise war er nicht der Typ Vater, der Souvenirs mitbrachte, aber etwas an Tobys Ausdruck, als er gesagt hatte, dass er keine Fotos schoss, hatte ihm ein seltsam schlechtes Gewissen eingeflößt. Die Vorstellung, mit ihr über nichts reden zu können, hatte ihr Übriges getan. Vielleicht, wenn er sie mit einem Geschenk begrüßte…

      »Du meinst, ein Stofftier oder so?«, fragte Natalie beiläufig, aber er konnte auch Hohn aus ihrer Stimme heraushören. »Bitte bring keinen Staubfänger mit. Sie ist ohnehin zu alt für diesen Kram. Sorg einfach dafür, dass Geld auf ihrem Konto ist, dann kann sie sich im Camp kaufen, was sie will.«

      »Klar.« Reuben beendete den Anruf mehr als nur ein wenig beunruhigt. In letzter Zeit schien Natalie ihm ständig auf diese Art unter die Haut zu gehen und er hasste es. Vielleicht wäre es das Beste, das Buy-out-Paket anzunehmen, aber zum Teufel, die anderen Partner, die darüber nachdachten, waren gut zwanzig Jahre älter als er. Ersparnisse hin oder her, er hatte noch eine Menge nützliche Arbeitsjahre vor sich und nachdem er der Kanzlei zwei Jahrzehnte seines Lebens geschenkt hatte, war er einfach nicht bereit, sich von etwas zu verabschieden, in das er so viel von sich selbst hineingesteckt hatte. Wie auch immer, es war seine Entscheidung und nicht Natalies, also kehrte er zu seiner E-Mail zurück und versuchte, seine Mitte wiederzufinden.

      »Wir sind da.« Toby tippte ihm auf die Schulter, als der Bus hielt. »Lass mich dein Gepäck nehmen.«

      »Ich mach das schon.« Reuben war es gewohnt, dass andere ihn bedienten, aber manche Dinge tat er lieber selbst. Außerdem hatte seine größte Tasche Räder und es war nicht gerade mühsam, sie hinter sich herzuziehen.

      »Willst du eine kurze Tour oder eine Übersicht? Das ist der größte Flughafen der Welt für Wasserflugzeuge und viele unserer Kunden hören auf dem Weg zu unserer Startbahn gerne etwas über verschiedene Flugzeugtypen und sehen sich die Exemplare an.«

      »Nicht nötig.« Wenn er ehrlich war, machte es ihn etwas nervös, in dem kleinen Flugzeug abzuheben. Immer, wenn von Flugzeugabstürzen berichtet wurde, geschahen die üblicherweise mit privaten Maschinen wie diesen. Selbst Firmenjets machten ihn zappelig, ähnlich wie Gespräche mit Natalie. Und auch wenn es sicher war, er war kein kleiner Mann und hatte aufgehört, zweite Klasse zu fliegen, sobald er es sich hatte leisten können. In einer engen Sardinenbüchse mit Flügeln zu sitzen, entsprach nicht gerade seiner Auffassung von Spaß, aber das würde er Toby nicht erzählen. Außerdem hatte er noch anständigen Empfang und konnte im Gehen seine Nachrichten überfliegen.

      »Kein Problem. Normalerweise kommentiere ich schon etwas über das Headset, während wir fliegen, aber wenn es zu viel wird, sag einfach Bescheid.« Genau wie am gestrigen Abend klang Toby umgänglich und hatte den Ton eines Typen angeschlagen, der leicht zufriedenzustellen war, aber in seinen Augen blitzte kurz Ärger auf, bevor er wieder ein einladendes Lächeln aufsetzte.

      Reuben weigerte sich, ein schlechtes Gewissen zu bekommen, weil er ein schlechter Kunde war. Craig hatte ihm bereits geschrieben, dass er dem Reiseführer am Ende der Reise ein großzügiges Trinkgeld geben sollte, und das hätte er auch ohne die Erinnerung getan. Er war vielleicht mürrisch und pingelig, aber kein Arschloch. Und wenn er unnötiges Geplauder wie die Tour des Flughafens, die er nicht brauchte, ablehnen musste, dann würde er das tun und sich deswegen nicht schuldig fühlen. Sie machten kurz an einem kleinen Gebäude halt, damit Toby seinen Flugplan prüfen konnte, bevor sie zu den Flugzeugen weitergingen.

      Am Rand des großen Sees schaltete er widerwillig sein Handy aus und packte es weg, als Toby neben einem roten Flugzeug an einem kurzen Dock stehen blieb. Es war eins von vielen Flugzeugen, die an den Docks mit verschiedenen Nebengebäuden am Ufer standen.

      Die Maschine war sogar noch kleiner als Reuben erwartet hatte. Wenn Leticia und Craig gekommen wären, hätte es Raum für alle drei in der Kajüte gegeben, die sich direkt hinter dem Cockpit und Tobys Platz befand, aber nicht viel mehr. Es war eindeutig eng, selbst nach den mangelhaften Maßstäben kommerzieller Flugmaschinen. Er befolgte Tobys Anweisungen, wie er hinaufklettern sollte, nahm das Headset, das der ihm reichte, und versuchte, eine Position zu finden, in der er die Knie nicht bis zu den Ohren hochziehen musste. So viel zu der Hoffnung, er könnte auf dem Flug seinen Laptop auf dem Schoß halten – es gab keine ausklappbaren Tische oder anderen Raum für das Handgepäck, das Toby bereits hinter ihm verstaut hatte, bevor er es sich zurückholen konnte. Da sein Handy ausgeschaltet und der Laptop außer Reichweite war, saß er untätig da, während Toby um das Flugzeug herumging und dies und das überprüfte, bevor er ins Cockpit glitt und ins Headset sprach, um vermutlich mit dem Tower zu kommunizieren. Reuben war zugleich bereit für den Aufbruch und voller Furcht vor dem Abflug. Er war stolz darauf, ein vernünftiger, logisch denkender Mann zu sein, und versuchte, sich daran zu erinnern, wie viele Flugzeuge jeden Tag problemlos an diesem Ort kamen und gingen, aber sein Magen protestierte trotzdem beharrlich.

      »Alles in Ordnung?«, erklang Tobys Stimme knisternd über das Headset. »Es dauert noch ein paar Minuten, bevor wir das Okay bekommen, aber vor dem Fenster kannst du Flugzeuge beim Landen beobachten. Das Frühstück wird es an unserem ersten Stopp geben, einem See in der Nähe von Seward. Wir fliegen über die Kenai-Halbinsel und da wir heute klaren Himmel haben, sollten wir eine gute Sicht auf die Bergpässe und andere Merkmale haben.«

      »Gut, gut.« Reuben verkniff sich den Kommentar, dass er es einfach hinter sich bringen sollte. Er war wirklich nicht sicher, ob er es schaffen würde, etwas zu essen, nicht solange ihm die Galle in der Kehle brannte, aber darum würde er sich kümmern, nachdem sie den Flug überlebt hatten. Was sie sicherlich tun würden.

      Die Stimme seiner Mutter erklang in seinem Kopf und warnte ihn, nicht den Teufel an die Wand zu malen. Sie hatte ihn gelehrt, pragmatisch zu sein, sich nicht an negativen Emotionen festzuhalten, und er versuchte, diesem Rat zu folgen, während er einige Male tief durchatmete. Gott wusste, sie würde jetzt über ihn lachen und den Kopf schütteln, wie sie es immer getan hatte. Heute Morgen war er überhaupt nicht pragmatisch gewesen – und da alle angenommen hatten, dass er sich elend fühlen würde, war es ihm leichtgefallen, der düsteren Laune nachzugeben und genau das zu tun. Aber nicht länger. Er hatte sich an die Spitze seiner Berufsgruppe gekämpft, bis er Amelia so viel mehr geben konnte, als seine eigenen Eltern es gekonnt hatten. Er konnte auch einen kurzen Flug durchstehen, egal, wie klapprig die Maschine war.

      Obwohl er sich all das sagte, war da trotzdem ein Flattern in seinem Magen, als sie sich vom Dock entfernten und in die Schlange der Flugzeuge einreihten, die darauf warteten, über die flache Oberfläche des Sees zu rasen. Und selbst das Gefühl, langsam über das Wasser zu fahren, war anders als auf Asphalt – holpriger und weniger vorhersehbar.

      »Es geht los.« Tobys Stimme erklang in seinem Ohr und als sie beschleunigten, drückte Reuben die Arme auf die Armstützen, als könnte das helfen. Das Dröhnen des Flugzeugs war so viel lauter, als er erwartet hatte.

      Dann gab es einen Ruck, das Flugzeug neigte sich nach oben und als sie abhoben, blieb ein guter Teil von Reubens Beherrschung zurück. In so einer kleinen Maschine fühlte sich der Abflug so viel… persönlicher an – nur er und der Pilot und dünnes Metall, das sie vom Himmel trennte. Seine Atmung ging schneller und seine Finger gruben sich in das unnachgiebige Plastik. In diesem Moment hätte er eine Menge für die Ablenkung seiner Arbeit gegeben, denn das Verlangen, wieder auf vertrautem Boden zu stehen, war überwältigend. Überleben. Er musste nur diese Woche überleben, einen Weg zurück zu seinem pragmatischen Kern finden, dann konnte er wieder der Mensch sein, den er kannte, nicht dieses nervöse Wrack, das die Augen zugekniffen hatte und bereits die Landung herbeisehnte.

      ***

      Hm. Toby hatte nicht erwartet, dass der kühle, ruhige und beherrschte Geschäftsmann ein nervöser Flieger war, aber bei seinem letzten Blick auf Reuben vor dem Abflug hatte er deutlich unbehaglich ausgesehen – steife Haltung, blasses Gesicht, verschlossener Ausdruck. Normalerweise würde Toby versuchen, ihn zu beruhigen, aber Reuben hatte deutlich gemacht, dass er nichts für lockeres Geplauder übrighatte. Stattdessen musste Toby hoffen, dass der blaue Himmel und seine üblichen Erläuterungen über die Landschaft,