Frozen Hearts: Arctic Wild. Annabeth Albert. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Annabeth Albert
Издательство: Bookwire
Серия: Frozen Hearts
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238206
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aber das ist in der Wildnis. Buschflugzeuge und Nationalparks.«

      »Vor ein paar Stunden warst du noch ganz dafür«, erinnerte Reuben ihn.

      »Ja, war ich. Und ich bin immer noch sauer, weil ich es verpassen werde. Diese verdammte Henderson-Neuigkeit. Also tust du es?« Craig machte sich nicht die Mühe, den skeptischen Blick zu verbergen, mit dem er Reubens Anzug und sein Lederhandgepäck musterte.

      Es stimmte, Reuben war nicht unbedingt für Alaska gekleidet, aber er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und bedachte seinen Freund mit seinem besten, harten, starrenden Blick, der die Mitarbeiter im ersten Jahr normalerweise an ihre Schreibtische huschen ließ. »Natürlich.«

      Jetzt fühlte sich die Reise fast wie eine Frage des Stolzes an. Wenn Craig wirklich glaubte, dass er nicht damit fertigwurde, kneifen würde oder sonst irgendetwas Lächerliches, dann hatte er vergessen, wer Reuben war: einer der gefragtesten Firmenanwälte im Dreistaatenbereich, ein Macher mit einem Ruf, den er jetzt fünfundzwanzig Jahre lang gepflegt hatte. Partner in einer großen Kanzlei, der dafür bekannt war, jeden Job perfekt zu erledigen. Er scheute nicht vor Herausforderungen zurück. Klar, er würde fast alles lieber tun, als heute nach Anchorage zu fliegen, aber er war sehr wohl dazu imstande, es durchzuziehen und damit sowohl Vale glücklich zu machen – was ihm im momentanen Führungsdrama in der Kanzlei einen Verbündeten einbringen könnte –, als auch, sich vor Craig zu beweisen. Doppelter Gewinn.

      »Okay. Okay. Danke.« Craig lächelte zum ersten Mal, seit Reuben aufgetaucht war, aber es war ein vorsichtiges Grinsen, das seine übliche Selbstsicherheit vermissen ließ.

      Reuben klopfte ihm auf die Schulter. »Ich kümmere mich um das hier. Du kümmerst dich um deine Beziehung. Ich glaube daran, dass ihr das überstehen könnt.« Er versuchte, Überzeugung in seine Worte zu legen. Zugegeben, seine eigenen Beziehungen überlebten seine Karriere nur selten, aber er glaubte durchaus, dass Craig und Leticia gut füreinander waren. Wenn es zwei Leute gab, die das nie endende Dilemma der Work-Life-Balance überwinden konnten, dann diese beiden.

      »Ja. Und wer weiß, vielleicht wird das gut für dich sein. Eine schöne Auszeit allein. Sag mir, dass du keine Arbeit mitbringst.«

      »Nur für den Flug«, log Reuben. Da er eine Reihe langweiliger Abende vor sich haben würde, konnte er bestimmt einige Dokumente nachlesen, solange es Strom gab. Aber Craig würde nichts von diesem Plan halten.

      »Du solltest gesellig sein. Mit dem Reiseführer plaudern. Wandern. Spaß haben.«

      »Das Boarding für Fluggäste der ersten Klasse und Priority des Flugs 435 nach Seattle-Tacoma beginnt jetzt.«

      »Das wäre dann ich«, sagte Reuben, vor allem, um weiteren Lebenstipps von Craig zu entgehen. »Pass auf Leticia auf.«

      »Okay, mache ich. Ich schreibe dem Reiseführer und sage Bescheid, dass du allein kommst.«

      »Mach das.« Reuben zwang sich, zu lächeln und nicht das Gesicht zu verziehen, als er plötzlich erkannte, dass er und sein Touristenführer aufeinander angewiesen sein würden, ob es ihnen gefiel oder nicht. Wahrscheinlich war es ein ergrauter, alter Bergmann-Pilot, älter als Reuben und wie diese Kerle in der Realityshow, von der er, auf Dans Beharren hin, ein, zwei Folgen geschaut hatte. Vielleicht wäre er ein starker, aber schweigsamer – bitte, Gott, schweigsamer – Typ und würde Reuben in Ruhe seiner Lektüre überlassen. Ja. Das wäre perfekt. Wenn der Reiseführer für sich blieb und nicht viel von ihm erwartete, wäre diese ganze Sache vielleicht nicht so schlimm.

      ***

      »Also, der Bär ist genau vor uns, neben den Türen vom Flugzeug, und starrt uns nieder, aber wir müssen bald abheben, damit die Leute ihre Rückflüge erwischen. Und was glaubt ihr, was wir als Nächstes getan haben?« Toby riss absichtlich die Augen auf, lehnte sich vor und genoss, wie die zwei Gäste in der Hotelbar es ihm gleichtaten.

      Er hatte noch nicht herausgefunden, ob die zwei jungen Reisenden Geschwister, Freunde oder ein Paar waren, aber er liebte ein aufmerksames Publikum und sie boten hervorragende Ablenkung, während er darauf wartete, dass sein Kunde für diese Woche auftauchte. Kunde in der Einzahl, denn offenbar war eine der zwei anderen eine kraftvolle Superanwältin, die den Alaska-Urlaub in letzter Minute abgesagt hatte. Und da er wusste, wie sehr Anwälte es liebten, mit Leuten über jeden einzelnen Cent zu verhandeln, zweifelte er nicht daran, dass die anderen beiden eine Erstattung verlangen würden. Eine personalisierte private Tour mit dem Buschflugzeug war nicht billig und Toby hatte auf seinen Anteil an der Bezahlung von drei Touristen gezählt, nicht von einem. Einem, der noch dazu spät dran war.

      »Etwas zu trinken?«, fragte der Barkeeper einen gut gekleideten Mann, der sich der Bar näherte, als Toby gerade mit seiner Geschichte fortfahren wollte. Da der Kerl auf jeden Fall so aussah, als könnte er sich Tobys Dienste leisten, obwohl seine teuren Klamotten nicht gerade ins Hinterland passten, stand Toby von seinem Stuhl auf und entfernte sich von dem eifrigen Duo.

      »Noch nicht. Ich treffe mich mit jemandem.« Der Kerl hatte einen Ostküstenakzent mit einem Unterton, der verriet, dass er Gehorsam gewöhnt war. Er sah sich zerstreut um und direkt über Toby hinweg. Typisch. Tausend-Dollar-Anzug und trotzdem weniger Verstand als ein Rentier.

      »Mr. Graham?« Toby streckte die Hand aus. Er trug ein offizielles Barrett Tours-Poloshirt – das war seit dieser Saison neu, denn seine Chefin würde nie aufhören, sich Expansionspläne auszudenken – und eine saubere Jeans, aber neben der mühelosen Eleganz dieses Kerls fühlte er sich trotzdem eindeutig ungepflegt. Manche Leute würden den Kerl wohl einen Silberfuchs nennen – älter, vornehme Züge, sorgfältig gestutzter Bart und volles, mit silbernen Strähnen durchzogenes Haar – aber Silberbär wäre passender, wenn Toby sich die Größe, die breiten Schultern und den allgemein kräftigen Körperbau so ansah. Normalerweise waren Ältere nichts für Toby, aber er musste zugeben, dass der Kerl heiß war wie ein alternder Filmstar oder eben ein reicher Mann. »Ich bin Tobias Kooly, Ihr Reiseführer. Schön, dass Sie gut angekommen sind.«

      »Bitte nenn mich Reuben.« Er schüttelte Tobys Hand – guter, fester Griff, große Hand und Selbstsicherheit, die Toby mit einem Mann assoziierte, der Dinge erledigt bekam. »Das soll ein Urlaub sein. In meinem Büro kann ich wieder zu Mr. Graham werden. Und da wir nur zu zweit sind, können wir ebenso gut locker miteinander umgehen.«

      »Verstanden. Meine Freunde nennen mich meistens Toby. Und apropos Freunde, es tut mir leid, dass deine nicht kommen konnten. Mann, den Urlaub absagen, um im Büro zu bleiben… das kann ich mir gar nicht vorstellen. Aber typisch Anwalt, oder?«

      Reuben blinzelte langsam, eine Geste, die Toby sofort sagte, dass er es vermasselt hatte. »Ich bin auch Anwalt. Und ja, so etwas passiert nun einmal. Eigentlich viel zu oft. Bei dem Deal, für den Leticia zu Hause geblieben ist, stehen Millionen – möglicherweise Milliarden – auf dem Spiel.«

      »Oh, tut mir leid.« Verdammt noch mal. Eigentlich war Toby niemand, der ständig in Fettnäpfchen trat, aber in diesem Fall hatte er ganz offensichtlich den falschen Ton angeschlagen. Nicht der Start, auf den er gehofft hatte. »Ich wollte nicht respektlos sein. Und ich dachte, meine Chefin hätte gesagt, du wärst Veranstaltungsplaner.«

      »Nein, das ist Leticias Mann.« Reubens Seufzer gab Toby das Gefühl, als hätte er bei Annies Beschreibung der Kunden nicht gut genug aufgepasst. »Und gut, dass du deine Chefin erwähnt hast, denn ich nehme an, du hast ein paar Formulare für mich? Verzichtserklärungen und so? Das können wir genauso gut gleich hinter uns bringen.«

      »Habe ich.« Toby nahm seinen Ordner von der Theke. Der Kerl klang, als würde Toby ihm eine Darmspiegelung statt eines einwöchigen Vergnügens anbieten, was bedeutete, dass Toby härter arbeiten musste als sonst, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. »Aber du bist wahrscheinlich am Verhungern. Nehmen wir uns einen Tisch. Hier ist es Zeit fürs Abendessen, aber du bist ein paar Stunden voraus. Normalerweise empfehlen wir den Leuten, einen Tag oder so früher zu kommen, damit sie sich an die andere Zeitzone gewöhnen können.«

      »So viel Zeit hatten wir nicht.« Reuben folgte Toby zu einem nahen Tisch, warf jedoch einen Blick über die Schulter zu den anderen