Frozen Hearts: Arctic Wild. Annabeth Albert. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Annabeth Albert
Издательство: Bookwire
Серия: Frozen Hearts
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238206
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er sich bei einem Mineralwasser und mit ein wenig Flirten die Zeit vertrieben hatte, aber Reuben gab ihm das Gefühl, als hätte er sich während seiner Arbeitszeit vergnügt.

      »Ach nein. Besorgen wir dir etwas zu essen.« Allerdings erübrigte er doch ein Lächeln und ein kleines Winken für die anderen Touristen, nur um zu beweisen, dass er kein kompletter Arsch war, und sagte etwas lauter: »Tut mir leid. Das Geschäft ruft.« Das Duo winkte zurück und wandte sich wieder ihren Drinks zu.

      Reuben ging auf die distanzierte, aber respektvolle Art mit dem Kellner um, die Toby inzwischen von reichen Leuten kannte, und verweilte über der Weinkarte, ohne jedoch in unhöfliches Territorium abzurutschen. Toby blieb bei seinem Mineralwasser und bestellte den Burger, den er immer nahm, wenn er sich im Hotel mit Kunden traf. Er konnte seine Mahlzeiten vom Lohn absetzen, versuchte aber, es nicht allzu oft auszunutzen. Das Steak und das Kartoffelpüree mit Knoblauch würde er Reuben überlassen, der außerdem einen Rotwein mit einem Namen bestellte, den Toby nicht einmal versuchen würde auszusprechen.

      »Danke, dass du an Essen gedacht hast.« Reuben schnitt sein Fleisch in kleine, genau bemessene Stücke. »Die Optionen im Flugzeug ließen deutlich zu wünschen übrig.«

      »Deine Freunde haben dir aber gesagt, dass die meisten Mahlzeiten unterwegs ziemlich rustikal ausfallen werden, oder?« Toby wollte ihm keine Hoffnungen machen, dass alle seine Mahlzeiten so schick sein würden. »Alles kleine, ländliche Hütten und schlichtes, aber herzhaftes Essen. In manchen Hütten gibt es Wein oder Bier, aber die Auswahl ist normalerweise begrenzt.«

      »Ich komme schon klar.« Reuben winkte Tobys Sorgen ab. »Ich bin mit sehr einfacher Kost in Brooklyn aufgewachsen. Ich bin kein pingeliger Esser.«

      »Gut.« Toby holte die Papiere heraus, die Annie geschickt hatte, und warf einen Blick auf das Programm, bevor er es Reuben reichte. »Ich werde mich größtenteils daran halten, was ich für euch drei ausgearbeitet habe, aber du kannst mir sagen, wenn du irgendetwas nicht machen willst, dann können wir es abändern.«

      »Wunderbar. Ich bin sicher, Craig und deine Chefin haben einen guten Plan aufgestellt, aber ich hätte nichts gegen mehr Ruhepausen. Ich habe mehr als genug Beschäftigung für mich mitgebracht.«

      »An den meisten Stopps kann ich kein WLAN garantieren.« Es wäre nicht Tobys erster Kunde, der sich nicht von seiner Arbeit trennen konnte, und es war nie lustig, den limitierten Mobil- und Internetempfang zu erklären.

      »Das habe ich erwartet. Ich habe mir eine Menge Lektüre auf meinen Laptop heruntergeladen und der Akku hält lange.«

      »Das sollte in Ordnung sein. Die meisten Orte haben Strom.« Was Toby betraf, so sah er nicht ein, welchen Wert es haben sollte, einen Stapel Arbeit auf einen Urlaub mitzubringen, den man nur einmal im Leben machte. Und warum auf einen Laptop sehen statt in die Landschaft? Aber er nickte trotzdem. Er wusste es besser, als mit einem Kunden zu diskutieren. Wenn Reuben den ganzen Urlaub hindurch arbeiten wollte, dann sollte es so sein. »Wir brechen gleich morgen früh auf – sehr früh, weshalb wir das erste Treffen normalerweise auf den Abend davor legen. Aber du hattest eine lange Anreise. Willst du, dass ich den Flugplan etwas nach hinten verschiebe?«

      »Sei nicht albern.« Reubens durchdringender Blick hatte etwas Hartes an sich – ein Mann, der sich nicht verhätscheln ließ, was Toby respektieren konnte. Der Blick heizte ihn außerdem von innen auf, ein unerwarteter Funke der Erregung – Befehle bewirkten normalerweise nichts bei ihm, aber da er mitten in einer Dürreperiode war, konnten wahrscheinlich sogar ältere, vermutlich heterosexuelle Silberbären seinen Motor zum Summen bringen.

      »Tut mir leid.« Er wandte den Blick ab, da er seinen Gedankengang nicht verraten wollte – dieser Kerl würde sich bestimmt nicht darüber freuen, dass er Tobys Augenweide der Woche war.

      »Ich bin an lange Tage gewöhnt. Solange es Kaffee gibt, werde ich überhaupt keine Probleme haben.«

      »Es wird Zeit für einen Kaffee geben, bevor wir zum Wasserflugzeug gehen«, versicherte Toby ihm.

      Als sie das Essen beinahe beendet hatten, nahm Reuben einen großen Schluck Wein. »Also, wie war das mit dem Papierkram? Ich sollte wirklich daran denken, meine E-Mails zu checken.«

      Der Mann musste erschöpft sein und dringend Schlaf benötigen, aber Toby hatte so eine Ahnung, dass er sich derart triviale Bedürfnisse nie eingestehen würde. Also konzentrierte sich Toby darauf, ihn die notwendigen Formulare unterzeichnen zu lassen. Genau wie jeder andere Anwalt, den Toby je getroffen hatte, nahm sich Reuben reichlich Zeit, die Paragrafen durchzulesen, und sein Stirnrunzeln vertiefte sich mit jeder Seite, bis er schließlich ein kräftiges Hmpf ausstieß.

      »Nicht deine Schuld, aber deine Chefin braucht bessere Standardklauseln.« Reuben schüttelte den Kopf.

      »Ich kann dich erst im Flugzeug mitnehmen, nachdem du unterschrieben hast.« Toby hatte sich schon mit Kunden herumgeschlagen, die gerne Abschnitte gestrichen oder neue dazugeschrieben hätten. Rette ihn jemand vor den Reichen und Kleinlichen.

      »Na gut. Schätze, ich lege mein Leben in deine Hände.« Reuben unterzeichnete und Tobys Inneres führte ein seltsames Tänzchen auf, als würde es diese Verantwortung und auch die Möglichkeit nicht wollen, diesen Mann zu enttäuschen.

      »Danke.« Toby schoss für Annie Handyfotos von den unterzeichneten Dokumenten und steckte sie wieder in seinen Ordner, damit sie die physische Kopie für ihre Akten hatte.

      »Also…« Reuben lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, scheinbar doch nicht so begierig darauf, in sein Zimmer zu kommen, wie Toby angenommen hatte. »Wie endet die Geschichte? Was hast du mit dem Bären angestellt?«

      Teufel aber auch. Reuben hatte diesen Teil von Tobys Geschichte gehört. Und normalerweise wäre es keine große Sache und er würde Reuben dasselbe dramatische Ende erzählen, das er für die jungen Touristen geplant hatte, aber etwas an diesem Kerl hielt ihn davon ab, zu lügen oder eine Show abzuziehen. Es war nicht der Anzug, die teuren Schuhe oder der Haarschnitt – Toby hatte schon vielen reichen Kunden Geschichten erzählt. Vielleicht war es Reubens intensives Starren, das verriet, dass er zuhörte, richtig zuhörte und nicht enttäuscht werden wollte. Oder die Spannung in seinem Kiefer, als würde er jede Lüge erkennen und entsprechend über ihn urteilen. Was auch immer es war, Toby war zur Abwechslung einmal nicht in Stimmung für seine übliche Angeberei.

      »Gar nichts«, gestand er die Wahrheit. »Ich habe die Touristen hinter mir warten lassen und wir haben dem Bären Platz gegeben, bis er davongetappt ist. Bären reizt man besser nicht. Wir hatten einen verspäteten Abflug, aber ich habe die Zeit in der Luft wieder wettgemacht und alle konnten ihren Heimflug noch erreichen.«

      Und sie hatten gutes Trinkgeld gegeben und sich darüber gefreut, so ein aufregendes Abenteuer und haarscharfen Kontakt mit der Natur gehabt zu haben, von dem sie ihren Freunden erzählen konnten. Es war ein langweiliges, vorhersehbares Ende, aber wenn er die Wahl hatte, hielt Toby lieber den Kunden am Leben, anstatt einen Moment des Ruhms zu erhaschen. Natürlich war er verdammt gut darin, diese Momente des Heldentums hinzuzufügen, wenn er jemanden abschleppte oder eine Gruppe eine gute Geschichte hören wollte. Aber Reuben musste nicht alle seine Tricks kennen.

      »Ich verstehe.« Auch darüber hob Reuben eine gezupfte Braue und seine zusammengekniffenen Augen verrieten, dass er wusste, dass Toby für sein vorheriges Publikum ein anderes Ende im Sinn gehabt hatte, aber er sagte nichts dazu, sondern sprach in lässigerem Ton weiter. »Ich habe nichts dagegen, der örtlichen Fauna ihren Raum zu lassen. Bin kein großer Fan von Tieren.«

      »Von allen Tieren? Keine Haustiere?«

      »Nein.« Er zuckte mit den Schultern, was ihre Breite betonte und wie sich der Stoff des teuren Anzugs um sie schmiegte. »Hatte eigentlich nie die Zeit oder das Bedürfnis dafür.«

      »Das ist zu schade.« Plötzlich sah Toby Reuben mit einer großen, alten Promenadenmischung vor sich, die alles mit Schlamm einsaute. Jepp. Dieses Bild passte überhaupt nicht zu diesem kultivierten Mann. Und warum das Toby ein wenig traurig stimmte, konnte er nicht genau sagen. Reuben trug keinen Ehering und die Vorstellung, dass er jeden Abend allein in ein stilles Haus zurückkam,