Die große Begegnung. Herbert V Speer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Herbert V Speer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783935422840
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wenn sie höher stehen, dann sind es noch lange keine Medien und damit keine Werkzeuge unserer Welt.“

      Ich bat Ikarus um einen zusätzlichen Verstand, um mit einer solchen Aufgabe fertig zu werden. Außerdem konnte ich mir kein besseres Geschenk ausdenken, als einen Verstand, der alles klar erkennt und beurteilt. Ikarus hörte meine Gedanken ab und versprach mir, dafür zu sorgen, dass mein Wunsch in Erfüllung gehe.

      „Sei heute Nacht bei Gott zu Gast!“ Ich erschrak bei diesen Worten bis ins Innerste und dachte sogar an ein Sterben. „Gott hat dich eingeladen. Aber du wirst dich an nichts erinnern können, wenn du von deiner Astralreise zurück bist. Habe keine Angst, denn dein Körper wird von einem sehr starken Engel bewacht werden. Dieser Engel wird solange in deinem Körper Wohnung nehmen.“

      Dies war der Anfang zu einem Märchen aus 1001 Nacht. Ich hatte nie geglaubt, dass derartige übersinnliche Mitteilungen möglich sind. Doch später habe ich erfahren müssen, dass die unsichtbare Macht noch ganz andere Vorstöße in unser Leben unternimmt.

      Schwebende Tische und Weihrauchduft

      Der Leser wird begreifen, dass ich in dieser Nacht kein Auge zumachen konnte, ich war einfach zu aufgeregt. Diese merkwürdige Unterhaltung konnte ich nicht so einfach begreifen. Nachdem ich mit vielen qualvollen Gedanken schlaflos im Bett gelegen hatte, wagte ich erneut einen Kontakt mit der unsichtbaren Welt herzustellen. Sofort schrieb meine Hand: „Du sollst ruhig schlafen! Mache dir bitte keine Sorgen. Lege dich auf den Rücken und habe vor Gott keine Furcht, sondern nur Ehrfurcht. Gott ist die Endsumme aller Geduld. Er hat Zeit genug, auf deinen Schlaf zu warten.“

      Ich tat, wir mir befohlen war und legte mich auf den Rücken. Diese Lage im Bett hatte mir nie richtig behagt, denn ich schlief viel lieber auf der Seite, zumal ich auf dem Rücken liegend leicht in ein Schnarchen verfiel. Wieder lag ich stundenlang wach und dachte über alles ganz genau nach. Meine Gedanken liefen auf höchsten Touren und doch war ich plötzlich, wie vom Zauberschlag berührt, fest eingeschlafen.

      Ein leichter Schlag, der meinen ganzen Körper erschütterte, riss mich aus dem tiefen Schlafe. Es war noch finstere Nacht. Ich wunderte mich sehr, dass es mir doch gelungen war, einzuschlafen. Sofort überlegte ich fieberhaft, ob ich mich an irgendetwas erinnern könne, aber ich muss traumlos geschlafen haben. Es war nicht möglich, auch nur eine einzige Erinnerung zurückzurufen. Ich wusste nicht, was während meines Schlafens passiert war, noch was ich geträumt hatte.

      Da rief meine Frau aus dem Nebenzimmer im Tiefschlaf: „Du sollst jetzt schreiben!“ Fast gleichzeitig hörte ich das mir bereits bekannte Zeichen, das zweimalige scharfe Knacken in meinem Schreibtisch. Ich hob wieder meine Hand hoch und spürte im selben Augenblick auch schon die magische Gewalt, die meine Hand bewegte. Nun schrieb ich ins Dunkel: „Es ist vorüber. Du warst bei Gott zu Gast und wegen deines Wunsches hat er dir eine wunderbare Gabe verliehen. Bedanke dich morgen in der Kirche für diese großartige Gabe, die nur wenigen Menschen zuteil wird, denn heute Nacht ist ein Wunder geschehen.“

      Ich war sehr neugierig und dreist und ich wollte darum durchaus wissen, was für eine großartige Gabe ich hätte und welches Wunder geschehen sei? Doch leider erhielt ich darüber keine Auskunft. Das war alles sehr geheimnisvoll, sehr aufregend, sehr märchenhaft. Es war ein wundervoller Traum. Doch die Märchen aus 1001 Nacht kommen mir seitdem auch sehr verdächtig vor. Diese schönen orientalischen Erzählungen sind sicher ausgeschmückte Übertreibungen tatsächlicher okkulter Phänomene.

      Am nächsten Morgen fragte mich meine Frau, ob ich in der Nacht auch merkwürdige Geräusche gehört hätte? Ich wusste nicht, was sie damit meinte, abgesehen von den Klopfzeichen im Schreibtisch. Irgendetwas musste meiner Aufmerksamkeit entgangen sein, wahrscheinlich während meines Tiefschlafs oder während meiner Astralreise. Meine Frau beschrieb nun das Gehörte. Völlig unerklärlich hätte sie die klappernden Geräusche einer betätigten Schreibmaschine gehört, dazu hätte sich knarrend eine Walze gedreht und sehr laut Papier geraschelt, so, wie wenn man emsig eine Maschine betätigt. Auch meine Kinder hatten dieses Geräusch gehört, aber niemand hatte gewagt, der Ursache nachzuspüren. Ich besaß aber keine Schreibmaschine mehr, denn man hatte sie mir vor längerer Zeit gestohlen.

      Doch immer wieder hat man mit den Zweifeln zu kämpfen. Das alles passt zu wenig in unsere Erfahrung. Ich überlegte nach allen Richtungen, in wieweit eine Selbsttäuschung in Frage käme. Im Schlafzimmer befand sich ein Rauchtisch, auf dessen Marmorplatte ein Kruzifix lag. Es war ein kleines in Metall gefasstes Kreuz aus Oberammergau. Wenn ich dieses Kreuz mit der Christusfigur bewegte, so konnte ich damit klappern, ähnlich einer Schreibmaschine. Nach meiner Meinung konnten nur auf diese Weise jene merkwürdigen Geräusche erzeugt worden sein. Aber woher kam das Papierrascheln oder das Schnarren der Walze? Sollten diese Geräusche bereits ankündigen, dass die andere, größere Welt bei der Arbeit war, um sich hier durchzusetzen? Was wissen wir über einen echten Spuk? Dass ich es noch mit echtem Spuk zu tun bekommen sollte, stand außer Zweifel. Diese Tatsache hätte mich im Mittelalter unweigerlich auf den Scheiterhaufen gebracht, zumal leichte Gegenstände durch die Luft sausten, ohne dass sie vorher berührt wurden. Auch war es keine Seltenheit, dass sich Tische frei in die Luft erhoben und mit lauten Krachen zu Boden fielen. Als wir daraufhin in später Abendstunde dringend baten, auf die Mieter unter uns Rücksicht zu nehmen, sauste der schwere Tisch bis auf einen Zentimeter zu Boden, bremste haarscharf und setzte sich dann völlig geräuschlos auf die Dielen. Viele Wunder mögen in der Welt geschehen, ohne dass wir Kunde davon erhalten. Wie viele Wunder werden totgeschwiegen. Welche Presse will sich dafür hergeben, wenn die Wissenschaft den Kopf schüttelt?

      Einmal erhob sich ein leichteres Tischchen, schwebte hoch und flog zur Tür, dort klopfte es dreimal an, weil es hinauswollte. Wir öffneten im Beisein von Zeugen diese Tür. Das Tischchen schwebte frei in der Luft in etwa 60 bis 70cm Höhe, stellte sich am geöffneten Fenster in den Mondschein und kam auf dieselbe Weise wieder zurück. Es ist jammerschade, dass nicht die ganze Menschheit Zeuge war.

      Wie mir befohlen, ging ich in die Kirche, um mich für etwas zu bedanken, von dem ich nicht wusste, was es sei. Gleich am nächsten Abend wiederholte sich der Besuch des Gottesboten. Wieder schrieb jener Ikarus auf diese Zeichensprache, dass ich abermals zu Gott als Gast geladen sei. Dann meldete sich ein neuer Schreiber mit den Worten: „Ich bin der Gemeinde-Schutzengel der Lindenkirche und ich heiße Judith. Lieber Herbert, ich danke dir sehr, dass du bei mir in der Kirche warst und dich für die von Gott verliehene Gabe bedankt hast.“ Ich hatte nicht im geringsten an diesen Engel gedacht, noch einen Namen für ihn ersonnen. Seine plötzliche Ankunft und Mitteilung kam völlig überraschend. Bis jetzt ging alles noch sehr friedlich zu. Nur stand ich unter dem Eindruck, dass eine gewaltige übersinnliche Macht auf mich einen völligen Beschlag gelegt hatte.

      Ich leistete mir aber einen geheimen Eid, dass ich dieser Macht bedingungslos gehorchen wollte, selbst wenn es den Einsatz meines Lebens bedeuten sollte. Diesmal wagte ich es den Engel zu fragen, wie ich mir den Gott vorzustellen hätte, da ich mich später an nichts mehr erinnern konnte? Der Engel Judith gab mir eine sehr sonderbare Antwort: „Du wirst dich gewiss sehr wundern, wenn ich dir eine wahre Antwort darauf gebe. Aber du hast mich gefragt, so gib Acht. Gott ist wie eine Bienenkönigin, sie gebiert unaufhörlich neue Seelen, und alle Seelen dienen ihr, außer den Drohnen, die von Zeit zu Zeit aus dem Stock entfernt werden müssen. Doch das Antlitz Gottes ist unbeschreiblich an Schönheit. Es ist tausendmal schöner als die schönste Frau, die je auf Erden gelebt hat. Wenn du in das Angesicht Gottes schaust, so bist du in Liebe zu Gott verfallen, du sehnst dich immer wieder in seine Nähe zurück.“

      Als Ikarus und der Engel Judith in dieser Nacht von mir gingen, machte ich eine kaum fassbare Entdeckung. Zuerst glaubte ich voller Schrecken, dass irgendein elektrisches Kabel durchgebrannt sei, dass nun in einer Ecke schmorte. Dann aber merkte ich, dass dieser brenzlige Geruch sich zunehmend verstärkte und schließlich stellte ich voller Überraschung fest, dass es sich um einen herrlichen, intensiven Weihrauchgeruch handelte, der mit vielen feinen Nuancen versehen war.

      Ich konnte diesen heiligen Geruch direkt mit meiner Nase einatmen. Es bestand nicht der geringste Unterschied zwischen einer Halluzination oder einer materiellen Wirklichkeit. Es war mir bewusst, dass