Wyatt Earp Staffel 10 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740955908
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Ranchhof des Schotten James Barring lag wieder still und verlassen da.

      Ein verzweifelter alter Mann hockte auf den Stufen zur Veranda und stierte vor sich hin.

      »Ich wußte es: Ich habe kein Glück! Und jetzt geht es dem endgültigen Untergang entgegen…«

      Barring meinte, daß er nicht noch einmal die Kraft haben würde, neu zu beginnen.

      Es war aus.

      Ein verblendeter Mann, der nur ein paar Meilen von ihm entfernt lebte, hatte ihm die Wahl der Frau, um die sie beide geworben, nach mehr als einem Vierteljahrhundert noch nicht vergeben können. So wenigstens glaubte Barring.

      Daß der Verbrecher Richard Skinner diese teuflische Glut geschürt hatte, wußte er nicht.

      *

      Der Reiter hatte ein tiefgebräuntes Gesicht, harte blaue Augen und perlschwarzes Haar. Da er im Schatten einer Bergkiefernlichtung ritt, hatte er den Hut, einen schwarzen Stetson, abgenommen und übers Sattelhorn gestülpt.

      Es war schwül an diesem Tag.

      Der Reiter trug ein graues Kattunhemd, das oben am Hals offen stand und trotz seines nicht eben hochmodischen Schnittes die breitschultrige, kraftvolle Gestalt des Mannes nicht zu verbergen vermochte. Über der schwarzen Hose saß der Waffengurt aus starkem Büffelleder, der an jeder Seite einen schweren fünfundvierziger Revolver hielt.

      Das Pferd, das er ritt, war ein hochbeiniger Schwarzfalbe von edelstem Blut.

      Der Mann kam aus Dillon und hatte den alten Overlandweg nach Südosten genommen, der ihn direkt auf die Barring Ranch zuführte.

      Mit finsterem Gesicht blickte der Schotte dem Fremden entgegen, der da in seinen Hof ritt.

      »Was wollen Sie?« empfing er ihn unfreundlicher, als es sonst seine Art war.

      Und was sonst auch nicht seine Art war: Er hatte sein Gewehr in der Hand.

      Der Fremde kam bis auf fünf Yard heran und stieg dann vom Pferd.

      »Ich wollte Sie fragen, Mister, ob Sie keinen Cowboy brauchen.«

      »Einen Cowboy?« Er verzog bitter das Gesicht. »Das ist ein böser Hohn, Mister. Ich habe erst vor ein paar Tagen vier Cowboys weggeschickt. No, da wird nichts draus.«

      »Kann ich dann wenigstens bei Ihnen übernachten?«

      Barring warf einen kurzen Blick in den blauen Himmel.

      »Übernachten? Meinetwegen.« Aber er verstand den Mann nicht. Es war gutes Wetter, weshalb übernachtete er nicht draußen in der Prärie?

      Der Fremde nahm sein Pferd, sattelte es ab und führte es in den Corral.

      Erst jetzt, als er das Tier quer über den ganzen Hof hinter sich her zog, sah sich Barring diesen Gaul genauer an.

      Damned! Welch ein Pferd! ging es durch den Kopf des geplagten Ranchers. Er mußte sich eingestehen, bisher noch kein so hervorragendes Tier in dieser Gegend gesehen zu haben.

      Wer mochte der Fremde sein? Ein Cowboy? Seiner Tracht nach zu schließen, mußte er ja ein Weidemann sein.

      Nachdem der Fremde sein Tier in einen leeren Corral gebracht hatte, sah Barring, daß er hinüber zum Holzplatz ging, der eine Axt nahm und alsbald damit auf schwere Wurzelholzstöcke einschlug.

      Barring ging ins Haus zurück. Ann stand hinter dem Küchenfenster.

      »Wer ist der Mann, Vater?«

      »Ich weiß es nicht. Ich habe ihn nicht nach seinem Namen gefragt. Er wollte Arbeit.«

      »Und?«

      »Ich habe ihn abgewiesen.«

      »Aber weshalb denn?« fragte das Mädchen vorwurfsvoll. »Wie willst du die Riesenabreit denn allein bewältigen!«

      »Gar nicht! Ich kann sie nicht schaffen. Und mit noch einem Mann ist sie auch nicht zu bewältigen.«

      »Das kannst du doch nicht sagen. Vielleicht ist es ein guter Cowboy.«

      »Das hilft mir auch nichts. Ich bin ruiniert, völlig erledigt. Mich kann niemand mehr retten.«

      Das Mädchen suchte den Vater zu trösten. Ann hatte ja selbst eine bittere Enttäuschung erlebt. War doch Roger Elliot gegangen, ohne noch ein einziges Wort mit ihr zu wechseln! Und sie hatte geglaubt, daß er sie liebe.

      Sie konnte nicht ahnen, daß die Tatsache, daß ihr Vater Roger Elliot weggeschickt hatte, sie vor einer viel größeren, vielleicht nicht mehr gutzumachenden Enttäuschung bewahrt hatte.

      Der Mann draußen hackte schwere Wurzelstöcke durch, daß die Späne flogen.

      Die drei Menschen im Wohnhaus hörten ihn stundenlang arbeiten.

      »Das ist aber einer von der eisernen Sorte«, sagte June Barring, als sie mit dem Wäschekorb hereinkam. »Den könnten wir schon gebrauchen, John.«

      Der Rancher schüttelte den Kopf.

      »Ich kann niemanden mehr gebrauchen, niemanden!«

      Er war so niedergeschlagen, daß er einfach keinen Mut mehr zu fassen vermochte.

      »Diesmal hat Elliot mich geschafft!«

      Es wurde Abend.

      Der fremde Cowboy, dessen Name die Barrings nicht einmal kannten, hatte einen gewaltigen Stapel Holz gehackt. Er war nirgends zu sehen.

      »Wo ist er geblieben?« fragte June Barring ihre Tochter.

      Das Mädchen ging hinaus – und als es zurückkam, stand sogar ein Lachen in seinem Gesicht.

      »Er hat den linken Stallflügel ausgemistet; er muß für drei Männer gearbeitet haben.«

      »Nein«, meinte die Mutter.

      »Doch, und jetzt ist er auf der rechten Seite dran.«

      Nach einer Dreiviertelstunde kam der Cowboy mit einem grauen Hengst in den Hof, den er striegelte und dann wieder wegbrachte. Danach kam er mit Barrings Braunem.

      Als er auch das Tier gestriegelt hatte, stand Barring auf.

      »Er wird doch nicht den Schimmel auch…«

      Da kam er schon.

      Es begann schon zu dunklen, aber man konnte deutlich sehen, daß der Fremde den Schimmelhengst, diesen gefährlichen Keiler, dessen Abschaffung der Rancher schon mehrmals erwogen hatte, durch die Stalltür führte.

      Barring stürzte ans Fenster.

      »He, Mister, sind Sie des Teufels! Der Hengst ist wild und…«

      »Kann sein«, unterbrach ihn der Fremde, brachte das Tier unbekümmert in den Hof, schlang eine Kette in sein Doppelhalfter und band es an dem Eisenring fest.

      Dann machte er sich ans Striegeln.

      »John«, mahnte June Barring ihren Mann, »der Bursche ist völlig ahnungslos. Der Hengst wird ihn schlagen! Du mußt sofort hinaus.«

      Aber John Barring rührte sich nicht vom Fleck. Gebannt beobachtete er den Fremden.

      Damned, wie ging dieser Mann mit dem gefährlichen Keiler um, mit dem weißen Wildhengst, der bisher noch nach jedem ausgeschlagen hatte, der zu keiner nützlichen Arbeit auf der Ranch herangezogen werden konnte!

      Es konnte keinen Zweifel geben, dieser Fremde war ein Horseman, wie er im Buche stand. Die absolute Sicherheit, mit der er mit dem großen Pferd umging, bewies dies eindeutig.

      Als der Schimmel gestriegelt war, löste der Fremde die Kette, nahm einen Zügel und klemmte die beiden Karabinerhaken in die Trense.

      Dann schwang er sich zur Bestürzung der beiden Frauen auf den Rücken des Pferdes.

      »John!« schrie June Barring.

      Der Alte regte sich nicht. Brennend hingen seine Augen an dem Reiter,