Jon & Jenny. Arndt Mauer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Arndt Mauer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960742043
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werden lässt. Wie soll man sagen ... sie leuchtet gewissermaßen, schimmert in einer Weise, die wir uns nicht erklären können. Es kann eigentlich nicht an der Sonneneinstrahlung liegen. Vielmehr muss dieses Leuchten von selbst entstehen – was unbegreiflich wäre. Und das ist noch nicht alles ...“ Seine Augen wanderten unruhig in ihren Höhlen hin und her. Für eine Weile blieb er stumm und lehnte sich zurück. Dann lächelte Dr. Kolla seine Kinder an. „Ach wisst ihr“, sagte er in, wie es Jon vorkam, etwas bemüht entspanntem Tonfall, „für uns Forscher, die wir den ganzen Tag nur mit solchen Dingen zu tun haben, ist das eine große Geschichte. Aber so wild ist es eigentlich nicht. Es tut mir leid, wenn ich euch in Aufregung versetzt habe. Dabei hatten wir davon heute wirklich genug. Ich kann die Einzelheiten morgen noch erzählen, dich wird es ja sicher interessieren, Jonas, doch fürs Erste lassen wir es mal gut sein. Das ist einfach eine wissenschaftliche Entdeckung, da dreht es sich immer auch um Lorbeeren und Geld, deswegen ist es eine etwas verrückte Situation momentan. Ihr zwei geht jetzt aber ins Bett, und diesmal will ich keine Widerrede hören, okay?“ Er stand auf und zwinkerte den Zwillingen zu. „Na kommt, ich bringe euch zu eurem Zimmer.“

      Die Fragestunde war vorbei, alles weitere Bohren hätte keinen Zweck mehr, das war Jon klar. Er kaute auf seiner Lippe und grübelte noch einen Augenblick, bevor er aufstand, um seiner Schwester und seinem Vater zu folgen.

      Sie hatten das Licht vor einer Weile ausgemacht, aber Jenny wusste, dass ihr Bruder wach war. „Jonny? Denkst du darüber nach, was Papa uns erzählt hat? Dir war anzusehen, dass es dir keine Ruhe lässt.“

      Jon drehte sich in seinem Bett um und unterdrückte ein Gähnen. Er antwortete: „Ja. Er hat uns nicht alles verraten. Und ich meine nicht die wissenschaftlichen Details. Ich glaube, dass er eine grundlegende Information ausgelassen hat. Er macht sich über etwas Gedanken und wollte uns damit nicht auch noch belasten. Deswegen hat er doch erst gesagt, wir sollten es Tim und Adam nicht erzählen.“

      Jenny war davon nicht überzeugt. „Aber wenn er einfach so gestresst ist? Und die Geheimhaltung so wichtig ist, weil es um neue Erkenntnisse geht? Vielleicht siehst du ja nur Gespenster. Du irrer Professor.“

      Jons Stimme klang plötzlich wieder wach. „Eben: vielleicht. Vielleicht haben sie mit dem Teleskop aber auch etwas anderes entdeckt. Etwas, das ihnen Sorgen bereitet ...“

      *

      9

      Am nächsten Tag sahen die Zwillinge Dr. Kolla nur für ein paar Minuten. Er kam an ihren Frühstückstisch in der Kantine, fragte, ohne sich hinzusetzen, wie sie alle geschlafen hätten, berichtete, dass es noch nichts Neues von der Polizei gäbe und erklärte, dass er heute leider einen langen Arbeitstag vor sich habe. Bryan Daley werde sich daher um sie kümmern. Er wünschte ihnen viel Spaß und hastete davon.

      Jon war ein klein wenig enttäuscht, hoffte aber, dass sein Vater in den kommenden Tagen mehr Zeit für sie freischaufeln könne. Der Sommerlehrgang, das Camp und die Forschung waren schließlich nur der eine Grund, warum sie hier ihre Ferien verbrachten. Jenny und er hatten Dr. Kolla in den vergangenen Jahren nur selten zu Gesicht bekommen. Diese vier Wochen sollten auch dazu dienen, ein bisschen versäumte gemeinsame Zeit nachzuholen. Danach sah es im Augenblick eher nicht aus. Aber wenn so ein Ausnahmezustand im Camp herrschte ...

      Das erinnerte Jon an sein Praktikum, das am übernächsten Tag beginnen würde. Er bekam die Chance, die modernsten Labore der Welt zu sehen, einen Einblick in die Arbeit von internationalen Forschern zu bekommen und selbst einen bescheidenen Anteil zu ihrer Arbeit beizutragen!

      „Was grinst du so dümmlich vor dich hin?“, unterbrach Jenny seine Gedankenschwärmereien.

      Jon setzte zur Antwort an: „Ich habe ...“ Doch er entschied sich anders. „Von wegen dümmlich!“ Er griff eine Beere aus der Schale mit Müsli, die er quer über den Tisch in Richtung seiner Schwester warf. Die wich mit einer Drehung aus und bewaffnete sich ihrerseits mit einem Stückchen Apfel, das sie auf ihren Teller legte und hinüber schnippte. Tim und Adam sahen nicht lange tatenlos zu und beteiligten sich mit Haferflocken, Zuckerstücken und Rosinen an der Essensschlacht.

      Irgendwann zog Tim aus einer Seitentasche seiner Hose eine kleine Steinschleuder. „Wetten, du kannst keine Rosine mit dem Mund fangen, wenn ich sie nach oben schieße?“ Er zielte spielerisch auf Adam.

      Der versuchte, sie Tim zu entwenden. „Hey, dass du mit so etwas einreisen durftest ... Gib die mir, gib sie doch mal her!“ Stattdessen traf ihn die Rosine an der Stirn und blieb dort kleben.

      In ihr Gelächter schnitt eine Stimme. „Hey, mit Essen spielt man nicht, das wisst ihr doch bestimmt!“ Bryan Daley stand am Tisch und hatte die Arme in die Seiten gestemmt. Allerdings grinste er dabei schief, was jede Strenge zunichtemachte. Dennoch hörten die vier Freunde auf und bemühten sich, halbwegs Ordnung in das Müslichaos zu bringen.

      Währenddessen zog Daley sich einen Stuhl vom Nachbartisch heran. Er deutete auf Jon und sagte: „Also, wie ich gehört habe, hat Jonas heute noch frei. Ich dachte mir, dass wir vielleicht zusammen ein bisschen durch die Gegend fahren, damit ihr die kennenlernt. Und wenn danach Zeit übrig bleibt, können wir noch was anderes unternehmen. Was haltet ihr davon?“

      Alle nickten und Adam gab dazu einen unverständlichen Laut von sich. Im nächsten Moment schluckte er die Cornflakes hinunter, die ihn an einer deutlichen Aussprache gehindert hatten. Bevor er sich wiederholen konnte, erklärte Jenny: „Das sollte Ja, super heißen. Es dauert eine Weile, bis man ihn versteht.“

      Adam verdrehte die Augen. „Probier du mal, mit komplett vollem Mund zu reden! Das ist nicht so einfach, wie es aussieht ...“

      Die ersten paar Minuten fühlten sich komisch an. Ein Druck in der Magengegend. Jenny schaute aus dem Fenster auf die trockenstaubige Landschaft. Als sie sie das letzte Mal aus einem Auto heraus gesehen hatte, waren sie und Jon schon ohne ihr Wissen Entführungsopfer gewesen. Natürlich hatte der Schrecken nur kurz angedauert. Dennoch blitzten die Erinnerungen ständig dämonenhaft auf. Das Tageslicht dämpfte sie jedoch. Diese sonnenüberflutete Weite hatte nichts Gefährliches an sich. Jenny genoss die Freiheit der Landschaft und war gespannt, was sie alles zu sehen bekommen würden.

      Adam hatte da offenbar eine andere Meinung. Nachdem er eine Weile stumm aus dem Fenster gestarrt hatte, blickte er etwas unsicher erst nach hinten zu Jon, Tim und Jenny und dann zu Bryan Daley. „Leute, ich will ja nichts schlechtreden, aber ich überlege gerade, was wir in den nächsten Wochen überhaupt machen sollen“, sagte er auf Deutsch.

      Als Daley ihn fragend ansah, übersetzte Adam seine Bedenken. Auf Englisch fuhr er fort: „Es ist ja so, wenn Benjonmin Franklin seinen Lehrgang macht und Tim sich mit den ganzen einheimischen Insekten beschäftigt, bleiben Jenny und ich übrig. Mit was können wir uns beschäftigen?“ Verlegen grinste er Jenny an: „Nicht, dass ich nicht gerne Zeit mit dir verbringen würde, das natürlich schon ...“

      Als wäre es plötzlich noch wärmer geworden, fächerte er sich mit seinem Hemd Luft zu. Jenny winkte ab. „Du faselst mal wieder Unsinn, Adam. Erstens muss Jonny nicht den ganzen Tag arbeiten oder lernen oder was auch immer, zweitens wird Tim auf keinen Fall nur bei irgendwelchen Viechern rumhängen und drittens wird’s schon Sachen geben, die wir machen können. Meinte Papa jedenfalls. Wenn er nicht Quatsch geredet hat.“ Sie beugte sich nach vorne und fragte auf Englisch: „Mr Daley, unser Vater hat etwas von Freizeitaktivitäten erzählt. Was genau hat er denn gemeint?“

      „Wisst ihr was, nennt mich doch einfach Bryan, okay? So alt bin ich ja auch noch nicht“, lächelte Daley flüchtig über die Schulter.

      Für einen Wissenschaftler war er in Jennys Augen recht jung, sie schätzte sein Alter auf sechsundzwanzig, siebenundzwanzig Jahre, allerdings war er natürlich nur Assistent. Und als solcher musste er wohl dafür herhalten, die Kinder des berühmten Dr. Kolla herumzukutschieren. Jenny fragte sich plötzlich, ob Bryan genervt deswegen war. Aber er machte einen fröhlichen Eindruck und schien genauso viel Spaß an dem Ausflug zu haben wie sie.

      Erneut wandte er seinen Blick